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Traditionelle und kritische Theorie. [Great Papers Philosophie] (eBook)

Horkheimer, Max - philosophische Texte; Analyse und historische Einordnung - 14019

(Autor)

Frieder Vogelmann (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
152 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-961874-6 (ISBN)

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Traditionelle und kritische Theorie. [Great Papers Philosophie] -  Max Horkheimer
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Kritische Theorie soll die Gesellschaft emanzipieren, statt sie wie herkömmliche Forschung nur zu erfassen. Die Grundzüge dieser engagierten Wissenschaft skizzierte Horkheimer erstmals in seinem berühmten Aufsatz von 1937 in der 'Zeitschrift für Sozialforschung'. Das Nachwort hilft, die schwierigen Konsequenzen dieser einfachen Idee nachzuvollziehen. Außerdem wird die wichtigste Kritik an Horkheimers Argumenten sowie deren Weiterentwicklung in der Frankfurter Schule aufgezeigt und das Fortleben des so wichtigen, epochemachenden Textes bis heute nachgezeichnet. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Max Horkheimer, 1895-1973, war Sozialphilosoph und ein führender Kopf der Frankfurter Schule. Der Herausgeber Frieder Vogelmann, geb. 1981, ist Vertretungsprofessor mit dem Schwerpunkt theoretische Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Max Horkheimer, 1895–1973, war Sozialphilosoph und ein führender Kopf der Frankfurter Schule. Der Herausgeber Frieder Vogelmann, geb. 1981, ist Vertretungsprofessor mit dem Schwerpunkt theoretische Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Traditionelle und kritische Theorie

Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen

Literaturhinweise
Kritische Theorie: Die Idee einer emanzipatorischen Wissenschaft
1 Max Horkheimer, das Institut für Sozialforschung und seine Zeitschrift
2 Was ist traditionelle Theorie?
3 Wissenschaft als Ideologie
4 "Es gibt nun ein menschliches Verhalten …"
5 Unmittelbare Reaktionen
6 Philosophie oder Sozialforschung?
7 Kritik der kritischen Theorie
8 Unabgegoltenes

Anmerkungen


Poincaré: Henri Poincaré (18541912) war Mathematiker und theoretischer Physiker. In der Wissenschaftstheorie begründete er den Konventionalismus, dem zufolge die fundamentalen Prinzipien der Wissenschaft nicht empirisch belegt werden können, sondern Festlegungen der Gemeinschaft der relevanten Wissenschaftler*innen sind. Insofern bleiben wissenschaftliche Theorien hypothetisch. Vgl. auch Horkheimer 2009a [1937], S. 120.

deduzierten Sätzen: logisch abgeleiteten Sätzen.

Descartes: René Descartes (15961650) gilt als Begründer der neuzeitlichen Philosophie. In seinem Discours de la méthode (Bericht über die Methode) stellt Descartes vier Regeln für das wissenschaftliche Denken vor: »Die erste Vorschrift besagte, niemals irgendeine Sache als wahr zu akzeptieren, die ich nicht evidentermaßen als solche erkenne; dies bedeutet, sorgfältig Übereilung und Voreingenommenheit zu vermeiden und in meinen Urteilen nicht mehr zu umfassen als das, was sich so klar und so deutlich meinem Geist vorstellt, dass ich keine Möglichkeit hätte, daran zu zweifeln. Die zweite besagte, jede der Schwierigkeiten, die ich untersuchen würde, in so viele Teile zu zerlegen, wie es möglich und wie es erforderlich ist, um sie leichter zu lösen. Die dritte besagte, meine Gedanken mit Ordnung zu führen, indem ich mit den am einfachsten und am leichtesten zu erkennenden Dingen beginne, um nach und nach, gleichsam stufenweise, bis zu der Erkenntnis der am meisten zusammengesetzten aufzusteigen, und indem ich selbst dort Ordnung unterstelle, wo nicht natürlicherweise das eine dem anderen vorausgeht. Und die letzte besagte, überall so vollständige Aufzählungen und so allgemeine Übersichten herzustellen, dass ich versichert wäre, nichts wegzulassen.« (Descartes 2019 [1637], S. 39, 41.)

Mill: John Stuart Mill (18061873) ist heute vor allem für seine politische Philosophie und seine Moralphilosophie bekannt, wurde aber 1843 zunächst mit seiner Schrift A System of Logic, Ratiocinative and Inductive (System der deduktiven und induktiven Logik) berühmt. Induktive Schlüsse gehen nach Mill vom Besonderen (z. B. einer oder mehrerer Beobachtungen) auf das Allgemeine (etwa eine generelle Regel). Mill bestimmt vier Methoden, um solche induktiven Schlüsse richtig zu ziehen: 1. die Methode der Übereinstimmung, 2. die Methode der Unterschiede, 3. die vereinigte Methode der Übereinstimmung und des Unterschieds sowie 4. die Methode der begleitenden Veränderung. Zur Bedeutung für die Wissenschaftstheorie vgl. Carrier 2006, S. 2735.

Husserls Logischen Untersuchungen: Edmund Husserl (18591938) konzipiert in seinen Logischen Untersuchungen (der erste Teil erschien 1900, der zweite 1901) Logik als formale Wissenschaft, die entschieden mit dem Psychologismus bricht, der Logik (auch) als die Gesetze der realen, psychologischen Denkvorgänge versteht.

Enqueten: Untersuchungen.

Spencer: Herbert Spencer (18201903), englischer Philosoph und Soziologe, den Horkheimer dem Positivismus (s. 16,8) zuordnet. Vgl. Horkheimer 2009a [1937], S. 114.

Unterscheidungen … Weber: Alle drei von Horkheimer referierten Begriffspaare betreffen den Charakter des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ferdinand Tönnies (18551936) unterscheidet in Gemeinschaft und Gesellschaft (1887) die durch geteilte »Gesinnung« und enge Vertrautheit ausgezeichnete Gemeinschaft von der Gesellschaft, in der die Individuen meist nur formal aufeinander bezogen sind, z. B. durch Verträge. Ähnlich gelagert, wenn auch komplexer, ist Émile Durkheims (18581917) Differenzierung zwischen verschiedenen Gesellschaftstypen nach mechanischer und organischer Solidarität in Über soziale Arbeitsteilung (1893). In funktional differenzierten Gesellschaften herrscht demnach überwiegend organische Solidarität; in »segmentären« Gesellschaften ohne komplexe soziale Arbeitsteilung überwiegt mechanische Solidarität. Alfred Weber (18681958, Bruder von Max Weber) unterscheidet in Kulturgeschichte als Kultursoziologie (1935) den Gesellschaftsprozess, in dem es um die Herstellung staatlicher und gesellschaftlicher Ordnung geht, vom Zivilisationsprozess, der vor allem den wissenschaftlichen und ökonomischen Fortschritt betrifft, und von der Kultur, in der die menschliche Kreativität in Kunst und Religion verwirklicht wird.

abgeschlossene Induktionen: Horkheimer meint den erfolgreichen Schluss von einzelnen Beobachtungen auf das ihnen zugrunde liegende Prinzip (s. 7,16).

In der Kontroverse … Meyer … Weber: Max Weber (18641920), einer der Begründer der Soziologie in Deutschland, setzte sich intensiv mit der Forschung des Althistorikers Eduard Meyer (18551930) auseinander. Die von Horkheimer angesprochene Kontroverse betrifft die unterschiedliche Logik historischer Erklärungen; Weber (1982 [1922]) kritisiert vor allem Meyers Zur Theorie und Methodik der Geschichte (1902).

v. Kries … Merkel, Liefmann und Radbruch: Horkheimer bezieht sich auf Webers (1982 [1922], bes. S. 269) Überlegungen zum Begriff der »objektiven Möglichkeiten« des Physiologen Johannes Adolf von Kries (18531928) und seinen Gebrauch durch die Juristen Adolf Merkel (18361896) und Gustav Radbruch (18781949) sowie den Ökonomen Robert Liefmann (18741941).

außerszientivischen: außerhalb der Wissenschaft liegenden.

innerszientivischer: innerhalb der Wissenschaft liegender.

Positivisten: Der Positivismus ist eine Position in der Wissenschaftstheorie, die fordert, alles Wissen auf »positiv gegebene«, d. h. sinnlich wahrnehmbare Tatsachen zurückzuführen. Ursprünglich vertreten von Auguste Comte (17981857) und Herbert Spencer (s. 9,3), meint Horkheimer mit Positivisten insbesondere die Philosophen des Wiener Kreises wie Rudolf Carnap (18911970) oder Otto Neurath (18821945), zählt aber auch Bertrand Russell (18721970) oder Ludwig Wittgenstein (18891951) dazu. Die ausführlichste Auseinandersetzung findet sich in Horkheimer 2009a [1937]. Zur Gegnerschaft der Frankfurter Tradition der kritischen Theorie gegenüber dem Positivismus und zum teilweise überdehnten Gebrauch dieser Bezeichnung vgl. Dahms 1998 [1994] und Wellmer 1969.

Pragmatisten: Der Pragmatismus ist eine amerikanische Strömung der Philosophie, die die praktische Relevanz theoretischer Begriffe und Unterscheidungen betont. Die drei bekanntesten Pragmatisten sind Charles Sanders Peirce (18391914), William James (18421910) und John Dewey (18591952). Horkheimer setzt sich wiederholt mit ihnen auseinander, besonders in Horkheimer 1988 [1947], S. 6072 und S. 88102. Heute wird das Verhältnis von Frankfurter kritischer Theorie und Pragmatismus meist positiver gedeutet; vgl. dazu Särkelä 2021.

suprasoziales: über dem Sozialen sich befindendes.

Neukantianismus Marburger Prägung: Die Marburger Schule wurde vom Philosophen Hermann Cohen (18421918) begründet und vertrat eine auf Logik und die transzendentale Methode (d. h. die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit) zentrierte Auslegung der Philosophie von Immanuel Kant (17241804). Prominente Mitglieder waren Paul Natorp (18541924) und, jedenfalls bis etwa 1920, Ernst Cassirer (18741945). Vgl. dazu Friedman 2004 [2000], S. 3749.

Infinitesimalrechnung: die Differential- und Integralrechnung mit unendlich kleinen (infinitesimalen) bzw. unendlich großen (infiniten) Zahlen.

Hypostasierung des Logos: Horkheimer wirft der Marburger Schule (s. 18,22) vor, die Vernunft (Logos) zugleich zu verdinglichen (hypostasieren) und als verwirklicht anzunehmen, obwohl die Gesellschaft alles andere als vernünftig ist. Bestenfalls sei dies also eine Vorwegnahme, wie die Gesellschaft einzurichten wäre. Das jedoch kann für Horkheimer nicht von der Naturwissenschaft bestimmt werden, die für die Marburger Schule das Modell der Vernunft darstellt.

Resultante: Ergebnis.

Monaden … kein metaphysischer Zufall: In Gottfried Wilhelm Leibniz’ (16461716) Monadologie stellen Monaden...

Erscheint lt. Verlag 7.5.2021
Reihe/Serie Great Papers Philosophie
Great Papers Philosophie
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie
Schlagworte Analyse • Bücher Philosophie • Dialektik der Aufklärung • Erläuterung • Ethik • ethik texte • Ethik-Unterricht • Frankfurter Schule • gelb • gelbe bücher • great papers • Klassenlektüre • Kritische Theorie • Lektüre • Max Horkheimer Philosophie • Philosophie • philosophie oberstufe • philosophie texte • Philosophie-Unterricht • philosophische Bücher • Reclam Hefte • Reclams Universal Bibliothek • Schullektüre • Textanalyse • Theodor Adorno • Zeitschrift für Sozialforschung
ISBN-10 3-15-961874-9 / 3159618749
ISBN-13 978-3-15-961874-6 / 9783159618746
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