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Stille Stärken: Introvertiert & beruflich erfolgreich -  Ingeborg Kuca

Stille Stärken: Introvertiert & beruflich erfolgreich (eBook)

Das Geheimnis der Silent Muscles für Introvertierte, Führungskräfte und Teams.
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99152-868-5 (ISBN)
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Introvertierte Menschen sind leise und erscheinen schwach. Dieser allzu weitverbreitete Irrglaube hat mich veranlasst, dieses Buch zu schreiben. Es soll das große Potenzial deutlich machen, das in introvertierten Menschen schlummert und sie dabei unterstützen, dieses Potenzial zu entdecken und zu entfalten. Und es soll mit dem Glauben aufräumen, dass beruflicher Erfolg extrovertierten Menschen vorbehalten ist. Paulina zeigt, wie man als introvertierter Mensch beruflich erfolgreich und stark sein kann. Mithilfe ihrer silent muscles lernt sie ihre Qualitäten kennen und entfaltet ihr ganzes Potenzial. Doch bis dahin ist es ein steiniger Weg. Ein Buch für alle Introvertierten, die einen neuen Schritt wagen und ihre beruflichen Träume verwirklichen wollen.

Ingeborg Kuca, geboren 1968 in Niederösterreich, ist selbstständige Unternehmensberaterin mit dem Schwerpunkt Talentmanagement. Insbesondere unterstützt sie introvertierte Menschen dabei, ihr Potenzial vollständig zu entfalten und Führungskräfte darin, die Potenziale ihrer introvertierten Mitarbeiter zu erkennen und zu fördern. Vor ihrer Selbstständigkeit war Kuca viele Jahre lang im Controlling und als Führungskraft in einem Konzern tätig. Nebenbei studierte sie berufsbegleitend Beratungswissenschaften an der SFU Wien. Im Laufe ihrer Karriere beobachtete sie, wie unterschiedliche Persönlichkeiten auf unterschiedliche Weise zum Unternehmenserfolg beitragen können und welche Vorteile diverse Teams mit sich bringen. Sie begann, sich intensiv mit der Nutzung von Talenten und Potenzialen introvertierter Menschen auseinanderzusetzen und weitete das Verständnis von Diversität in Teams auf die Kombination von lauten und leisen Persönlichkeiten aus.

1

Paulina legt die zitternden Finger ihrer linken Hand auf den Türgriff. Mit der rechten Hand umklammert sie ihre Unterlagen und den Laptop. Hinter der Tür kann sie schallendes Gelächter hören. Instinktiv drückt sie den Laptop noch näher an sich, als könnte sie sich daran festhalten. Noch immer liegen ihre Finger auf der Türklinke. Ein paar Minuten noch, dann wird ihr größter Albtraum Wirklichkeit. Wie konnte sie sich nur dazu hinreißen lassen? Sie, Paulina, einen Vortrag halten. Ach, wäre nur dieser Tag schon vorbei. „Ob ich noch schnell umdrehen kann?“ In Gedanken geht sie noch einmal den Vortrag durch. Wie oft hatte sie sich die Rede schon vorgesagt? Achtzig Mal? Hundert Mal? Hatte sie jemals schon ihr Herz so laut und intensiv pochen gehört? Mit ihrer mittlerweile schweißnassen rechten Hand umklammert sie den Laptop noch fester. Die Unterlagen aus Papier beginnen sich bereits zu wellen. „Auch das noch. Jetzt kann jeder sehen, wie nervös ich bin.“ Unentschlossen steht sie vor der Tür, die linke Hand liegt immer noch auf dem Türgriff. „Wie lange stehe ich da eigentlich schon? Sicher warten drinnen schon alle auf mich.“ Paulina beginnt, innerlich mit sich zu schimpfen: „Jetzt stell dich nicht so an, Paulina! Es ist ja nur ein kurzer Vortrag.“ Aber auch das hilft ihr jetzt nicht. Wo soll sie nur den Mut hernehmen, um die Türklinke hinunterzudrücken? Plötzlich hört sie hinter sich die tiefe Stimme ihres Chefs. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ihr Gesicht färbt sich ganz langsam rot. Ihr Herz schlägt immer lauter und schneller. Stocksteif steht sie vor der Tür, nimmt all ihren Mut zusammen und drückt die Türklinke hinunter. Geschafft. „Warum, um alles in der Welt, öffnet sich die Tür nicht?“ Jetzt erst vernimmt sie das klimpernde Geräusch eines Schlüsselbundes. Ihr Chef steht neben ihr und sieht sie an. Hat er wirklich einen mitleidigen Blick? Herrje, warum kann es eigentlich niemand verstehen, dass es ihr wirklich, wirklich schwerfällt, vor anderen Menschen zu reden? Viel zu schnell findet ihr Chef den passenden Schlüssel und sperrt die Tür auf, die sich lautlos öffnet. Doch Paulina bleibt vor der offenen Tür stehen, als wären ihre Beine im Boden fest verwurzelt. Ihr Chef hat den Raum schon betreten und sieht Paulina fragend an. Wie in Trance bewegt sie sich im Zeitlupentempo vorwärts, bedacht auf jeden einzelnen Schritt. Die Wurzeln an den Füßen haben sich in Gummibänder verwandelt, und Paulinas Knie drohen nachzugeben und einzuknicken. Zwei Schritte noch, dann ist sie bei ihrem Platz. Sie fixiert mit den Augen den Boden. „Nur nicht aufschauen“, denkt sie sich. Wahrscheinlich warten schon alle ungeduldig darauf, dass sie endlich loslegt. Sie hebt ihren Blick und schaut in die Gesichter ihrer Kollegen1, die vor ihr aufgefädelt sitzen.

„Paulina, du bist dran.“ Ihr Chef hat scheinbar bereits die einleitenden Worte gesprochen. Vielleicht geht ja alles ganz schnell vorbei, wenn sie die Augen schließen würde. Sie ballt die linke Hand zur Faust und drückt damit fest gegen ihre rechte Hand. Dadurch bohren sich ihre Fingernägel immer tiefer in die Handinnenfläche. Krampfhaft sucht sie nach Worten. Wo ist nun der erste Satz, den sie so oft geübt hatte? Mit hochrotem Kopf und weichen Knien schafft sie es endlich, den Mund ein wenig zu öffnen und … Wieso kommen da keine Worte heraus? Alles bleibt im Hals hängen. Paulinas Gesicht färbt sich noch eine Nuance röter, und Hitze steigt innerlich auf – beginnend von den Beinen, über den Rumpf bis in den Kopf. Paulina fühlt sich, als würde sie sich in einem Feuer befinden. Immer noch will es kein Wort aus ihrer Kehle zu ihren Lippen schaffen. Was ist das jetzt wieder? Wieso sind da plötzlich zwei Scheinwerfer? Was soll das denn? Hat sie es nicht eh schon schwer genug? Wer kommt auf so eine absurde Idee und schaltet so früh am Morgen die Scheinwerfer ein? Und warum gibt es im Besprechungszimmer überhaupt Scheinwerfer? Die hatte sie noch nie zuvor gesehen. Das Licht blendet Paulina so stark, dass sie die Augen zu ganz schmalen Schlitzen zusammenkneift – so kann sie den Vortrag schon gar nicht halten. Sie kann kaum etwas sehen, weil sie von dem Licht so sehr geblendet wird. Und wieso stinkt es hier plötzlich nach verbranntem Gummi? Was ist das für ein Geräusch? Es hört sich an wie … „Oh mein Gott … nein … ein Auto!“ Paulina kreischt und versucht verzweifelt, sich zu bewegen und wegzulaufen. Aber es geht nicht. Mit weit aufgerissenen Augen steht sie da, völlig erstarrt zur Salzsäule. Vor ihr ein Auto, das auf sie zusteuert. Paulina schließt die Augen. Jetzt geben ihre Knie endgültig nach und knicken ein.

*****

Alle fünf Mitarbeiter des Außendienstes sitzen im Besprechungszimmer. Drei von ihnen hämmern eifrig in ihre Laptops und versuchen noch eilig, einige Mails abzuschicken, bevor Paulinas Vortrag beginnt. Die anderen beiden unterhalten sich über ihren letzten Urlaub. Es ist mittlerweile 8.15 Uhr, und langsam macht sich Unruhe breit. Seit fünfzehn Minuten sollte Paulina hier über das neue Kundenmanagementsystem sprechen. Wo bleibt sie nur? Das ist ja so gar nicht ihre Art, ihre Kollegen warten zu lassen. Alle fünf haben sich heute Morgen Zeit genommen, damit Paulina ihnen das neue Tool vorstellen kann. Und jetzt kommt sie einfach nicht. Hat sie kalte Füße bekommen? Mittlerweile sind von vier Kollegen Unmutsäußerungen zu hören: „Was glaubt die eigentlich, wer sie ist? Uns herbestellen und dann nicht kommen.“ „Ich habe extra einen Kundentermin verschoben.“ „Uns einfach so warten zu lassen, eine Frechheit.“ „Die hat sicher die Hose voll und traut sich nicht.“ Ein Mitarbeiter meint grinsend: „Vielleicht hat sie die letzte Zeitumstellung nicht mitbekommen.“ Die vier lachen schallend. Nur ein Kollege beteiligt sich nicht an diesen Äußerungen. Er weiß, dass man sich auf Paulina verlassen kann und dass sie ihre Termine penibel genau einhält. Sie kann nur aufgehalten worden sein. Da betritt Hubert, ihr Chef, den Raum. Die Kollegen blicken ihn an und wollen ihrem Unmut freien Lauf lassen. Doch bevor sie ein Wort sagen können, fällt ihnen Huberts Gesichtsausdruck auf: Er ist bleich, auf seiner Stirn zeichnen sich tiefe Falten ab. „Guten Morgen.“ Huberts sonst so sonore, tiefe, feste Stimme klingt, als wäre ein Reibeisen in seiner Kehle. Er räuspert sich und eröffnet dann mit gepresster Stimme: „Paulina hatte heute Morgen einen Unfall.“

*****

Erleichtert öffnet Paulina ihre Wohnungstür. Keine Präsentation, keine Kollegen, kein Chef, kein Krankenhaus … einfach nur sie in ihren eigenen vier Wänden. Paulina nimmt einen tiefen Atemzug. Sie kann die Stille förmlich riechen und atmet gierig mehr und mehr davon ein. Der heutige Tag war wirklich sehr aufregend und vor allem sehr kräfteraubend. Der bohrende Schmerz in ihrem Kopf ist auch immer noch da. Schnell befreit sie sich von ihren Schuhen und schlüpft in ihre bequemen, viel zu großen Flamingo-Hauspantoffeln, die ihr im wahrsten Sinne des Wortes von den Füßen fallen, wenn sie versucht, damit zu gehen. Also schlurft sie. Dabei entsteht durch die Gummisohle ein schmatzendes Geräusch. Mit den schmatzenden Flamingo-Schuhen schafft sie es gerade noch bis auf die Couch. Das Sofa ist für sie eine wahre Energietankstelle. Hier kann sie die Ruhe genießen und ihre Batterien nach einem hektischen Tag wieder aufladen. Meist liest sie – am liebsten Krimis – und taucht dabei regelrecht in die spannenden Geschichten ein. Sie kann sich voll und ganz in die Akteure der Bücher hineinversetzen. Doch heute verzichtet sie auf das Lesen, da sie sich mit diesen unangenehmen und bohrenden Schmerzen nicht voll und ganz auf die Geschichte einlassen kann. Also greift sie kurzerhand nach ihrem Laptop und durchforstet ihr E-Mail-Postfach. Jede Menge Werbemails und Newsletter erscheinen auf dem Display. Plötzlich springt ihr eine Betreffzeile ins Auge. Sie hat eine Kontaktanfrage über ihr soziales Netzwerk. Neugierig beginnt sie, das E-Mail zu lesen. Mit einem Mal ist Paulina putzmunter, die Kopfschmerzen sind wie weggeblasen, und sie setzt sich kerzengerade auf die Couch. Das gibt es doch nicht! Babsi, ihre ehemalige Studienkollegin, hat ihr geschrieben. Wie lange ist das jetzt her? Fünf Jahre, sechs Jahre oder … Paulina rechnet nach und erschrickt. Zehn Jahre ist her! Zehn Jahre sind seit ihrem Studienabschluss vergangen.

*****

Paulina betritt das Café. Sie blickt sich um und steuert mit einem Lächeln auf den Lippen auf einen Tisch in der Ecke zu. Wohlige Wärme durchströmt sie bei dem Gedanken, ihre alte Studienfreundin wiederzusehen. Zehn lange Jahre haben sie sich nicht gesehen. Paulina und Babsi verband eine innige Freundschaft. Vielleicht deshalb, weil sie die beiden stillsten Studentinnen an der Uni waren. Welche großen Träume und Zukunftsvisionen sie hatten! Was Babsi wohl heute beruflich...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft
ISBN-10 3-99152-868-1 / 3991528681
ISBN-13 978-3-99152-868-5 / 9783991528685
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