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Das eigenwillige Kind - Bedürfnis und Erziehung in nachmythischer Zeit -  Ehrenhard Skiera

Das eigenwillige Kind - Bedürfnis und Erziehung in nachmythischer Zeit (eBook)

Grundzüge einer responsiven Pädagogik
eBook Download: PDF
2022 | 1. Auflage
364 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-6878-8 (ISBN)
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Von Beginn seines Daseins an artikuliert das Kind einen unbedingten Lebensanspruch. Wie kann Erziehung diesem Anspruch ohne die Berufung auf eine »Höhere Macht« oder eine ideale Ordnung gerecht werden? Der Text gibt Denkanstöße bezüglich der »ewigen« Frage nach dem in sich widerspruchsvollen Verhältnis von Kind und Erzieherperson bzw. von Individuum und Gemeinschaft/Gesellschaft. In der nachmythischen Zeit muss das zu erziehende Kind, soll es nicht zum bloßen Objekt fremder Ambitionen gemacht werden, als relevanter Mitgestalter seines Bildungsprozesses anerkannt und einbezogen werden. Denn die Möglichkeit einer Erziehung, die sich mit Entschiedenheit an universellen Werten orientiert, ist letztlich auf die freie Zustimmung des Kindes und des später erwachsenen Menschen angewiesen.

Ehrenhard Skiera, geb. 1947, bis 2012 Professor für Pädagogik an der Europa-Universität Flensburg, Dr. phil (1981 Universität Gießen), Dr. h.c. (1990 Universität Jyväskylä, Finnland), 2015 Verleihung der Comenius-Medaille durch 'Nationales Pädagogisches Museum und J.A. Comenius-Bibliothek' Prag, seit 2016 Honorarprofessor an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest, Fakultät für Pädagogik und Psychologie.

Inhalt 8
Prolog: Eigenwille, Normativität und pädagogische Verantwortung 16
1 Einführung: Von der mythisch-dogmatisch bestimmten zur rational-pragmatisch begründeten Erziehung 23
1.1 Das Eigene und das Andere. Pädagogische Imperative und die Bildung einer persönlichen Identität 24
1.2 Erziehung im Spannungsfeld von Anpassungsforderung und Widerstand 29
1.3 Rational-funktionales (profanes) und mythisches (heiliges) Wissen 32
1.4 Über die ursprüngliche Verschränkung der beiden Sphären des Wissens und deren analytische Unterscheidung 34
1.5 Über die „Urgründe“ des Erzieherischen 36
1.6 Epistemologischer und erziehungsphilosophischer Hintergrund der Studie. Plädoyer für eine reflexiv-selbstkritische Aufklärung 38
1.7 Gang der Darstellung. Argumentativer Zusammenhang 43
2 Homo resistens – Vom Ursprung der Erziehung in der Widerständigkeit des Kindes und deren sozio-dynamische Folgen 48
2.1 Urszenen und Folgeszenen der Erziehung, oder: Wo bleibt die Freiheit bei dem Zwange? 49
2.2 Epistemologische Anmerkung zum Sehen, Erleben und Verstehen von Szenen 63
2.3 Zusammenfassung 66
3 Erziehungs- und Schulleid in lebensnahen Zeugnissen der Geschichte und die antithetischen Bilder einer menschenfreundlichen Erziehung 68
3.1 Schule in der Antike – Die Rute als Zuchtmittel und erste Zweifel hinsichtlich ihres Nutzens 70
3.2 Aurelius Augustinus (354–430) – Schulklage und die Idee des natürlichen Lernens 72
3.3 Erasmus von Rotterdam (1469–1536) – Psychogramm des Lehrers und die Umrisse einer menschenfreundlichen Schule 73
3.4 Johann Amos Comenius (1592–1670) – Die Schule als Werkstätte der Menschlichkeit und Ort freudigen Lernens 77
3.5 Zusammenfassung und Ausblick – Bausteine einer responsiven Pädagogik (I) 85
3.6 Exkurs: Von der dunklen zur schwarzen Pädagogik. Erziehungsgeschichte als Schreckensgeschichte? 89
4 Erziehung in der Botmäßigkeit Gottes und anderer überzeitlicher Instanzen des Absoluten 98
4.1 Einleitung: Das Grandiose Erkenntnissubjekt, sein Machtanspruch und die tetraedische Struktur einer Erziehung normativ-absoluter Prägung 98
4.2 Über die Gewalttätigkeit Gottes und die Gewaltförmigkeit der Erziehung 103
4.3 Willensfreiheit unter den Maßgaben der „Leitsterne“ und „Bindegewalten von oben“ – Otto Willmann als Beispiel einer christlich-idealistischen Kulturpädagogik 110
4.4 Das idealistische Verfahren der Bildung moralischer Begriffe als neoplatonistische Dialektik und seine aktuelle Bedeutung. Eine epistemologische Zwischenbemerkung im Anschluss an Otto Willmann 120
4.5 Erziehung und säkularisierte Transzendenz. Ersatzgrößen Gottes in der Pädagogik des 20. und 21. Jahrhunderts 129
4.6 Fazit I: Das eigenwillige Kind als Opfer des Unbedingten im Milieu einer theoretisch und pädagogisch prästabilierten Harmonie 171
4.7 Fazit II: Konstruktive Aspekte der Reformpädagogik als profane Nebenprodukte der Suche nach dem Unbedingten. Bausteine einer responsiven Erziehung und Schule (II) 179
5 Erziehung, Dialog und Diskurs. Epistemologische und pragmatische Ansatzpunkte einer responsiven Erziehung und pädagogischen Ethik 184
5.1 Auf der Suche nach dem „ethischen Algorithmus“ in der Pädagogik 185
5.2 Normative Letztbegründungen in der Diskursethik, ihr „Transzendentaler Schatten“ und seine Transformation in einen sozio-magischen Realismus 196
5.3 Die Grunderfahrung des Widerstands gegen Fremdverfügung als Ausgangspunkt der Pädagogik in nachmythischer Zeit 206
6 Theoretische Zugänge und Grundbegriffe einer responsiven Pädagogik 209
6.1 Erziehung, Lebenssinn und kommunaler Friede unter den Bedingungen kultureller Vielfalt. Eine sozio-poetische Modellskizze 211
6.2 Der Kampf des Kindes um emotional fundierte Anerkennung und die pädagogische Bedeutung der freundlichen Geste. Über Ursprung und Qualität der Selbst-, Sozial- und Weltbeziehung des Menschen 219
6.3 Eigenwille und „wahres Selbst“. Auf der Suche nach dem Ursprung der spontanen Geste und die Frage nach der Kontinuität der eigenen „Lebenslinie“ (im Anschluss an Donald W. Winnicott) 230
6.4 Pädagogische Autorität, Verantwortung und reflexive Intuition. Über Erziehung „ohne Gottes Hilfe“ 242
6.5 Bedürfnis und Interesse – Um die Zustimmung des Kindes werben. Impulse aus psychodynamischen Persönlichkeitstheorien 252
6.6 Bedürfnis und Gewissen. Über den Zusammenhang von Bedürfnisbefriedigung und sozio-moralischer Entwicklung 264
6.7 Erfahrungsbezüge, Kriterien und epistemologische Aspekte einer Theorie der seelischen Grundbedürfnisse in pädagogischer Hinsicht 275
7 Der Lebensanspruch des Kindes und die Antwort der pädagogischen Welt – Die seelischen Grundbedürfnisse und ihre Berücksichtigung in Erziehung, Unterricht und Schule 288
7.1 Das Kind/der Mensch hat ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit 288
7.2 Das Kind/der Mensch hat ein Bedürfnis nach Anerkennung (durch den Anderen) 290
7.3 Das Kind/der Mensch hat ein Bedürfnis nach neuen Erfahrungen 293
7.4 Das Kind/der Mensch hat ein Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit (Urheberschaft) 296
7.5 Das Kind/der Mensch hat ein Bedürfnis nach Selbst-und Mitverantwortung 299
7.6 Das Kind/der Mensch hat ein Bedürfnis nach ästhetischer Wahrnehmung 301
7.7 Das Kind/der Mensch hat ein Bedürfnis nach spontanem Ausdruck seiner inneren Befindlichkeit (oder seiner Innenwelt) 303
7.8 Exkurs: Zur Bedeutung des emotionalen und kognitiven Selbstausdrucks („self-expression“ – im Anschluss an Velibor B. Kova?) 306
8 Über die emotionale Tiefendimension der Erziehung – Ansätze zur Integration tiefenpsychologisch orientierter Selbsterfahrung in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern 313
8.1 Das emotionale Selbst – eine vernachlässigte Größe in der schulischen Erziehung und in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern 314
8.2 Zur psychologischen Tiefenstruktur pädagogischer Interaktionen – historische und systematische Aspekte unter besonderer Berücksichtigung der Übertragungsbeziehung 316
8.3 Psychodynamische Ansätze der Selbsterfahrung und -reflexion in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung 320
8.4 Zusammenfassung, Diskussion, Fazit – Perspektiven einer tiefenpsychologisch orientierten pädagogischen Forschung und Ausbildung 332
9 Resümee: Über die Geburt und den Werdegang des „eigenwilligen Kindes“ und das Offene der Erziehung in nachmythischer Zeit 335
Epilog: Eigenwille und solidarisches Bewusstsein im Horizont von Mythos und Vernunft 347
Danksagung 354
Literaturverzeichnis 356
Filme 365

Erscheint lt. Verlag 19.1.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-7799-6878-9 / 3779968789
ISBN-13 978-3-7799-6878-8 / 9783779968788
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