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Der Einfluss von Sprachkompetenzen auf politische Partizipationsmöglichkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland

Buch | Softcover
92 Seiten
2015
Diplomica Verlag
978-3-95934-836-2 (ISBN)
CHF 62,95 inkl. MwSt
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Die Bundesrepublik Deutschland ist eines der bedeutendsten Einwanderungsländer Europas. Dabei spielt in den Diskursen die Binnenmigration keine so starke Rolle wie die internationale Migration, zu der Arbeitsmigration, (Spät-) Aussiedlung, Migration von Flüchtlingen und Asylsuchenden sowie transnationale Migration gezählt werden, denn Ursachen, Motive und soziale Folgen internationaler Migration sind heikle Themen, die Diskussionsbedarf erzeugen.
Obwohl ein Daueraufenthalt für bestimmte MigrantInnengruppen gestattet ist, gehört Diskriminierung weiterhin zum Alltag im Schul- und Bildungssystem sowie u.a. auch auf dem Arbeitsmarkt. Die soziale Ungleichheit im Schulsystem entsteht primär aufgrund der vorherrschenden mehrsprachigen Verhältnisse unter SchülerInnen mit Migrationshintergrund. Indem die eigentlich aus pädagogischer Perspektive nützliche und wertvolle Mehrsprachigkeit in den meisten Schulen keine Achtung und Förderung bekommt, wird sie vielen SchülerInnen mit Migrationshintergrund zum Verhängnis, die eine andere Muttersprache als Deutsch haben. Durch die Benachteiligung dieser SchülerInnen in der schulischen Ausbildung wird auch ihre spätere berufliche Platzierung beeinflusst. Zu weiteren negativen Auswirkungen einer Nichtförderung der Erstsprache von SchülerInnen mit Migrationshintergrund in den Schulen gehört vor allem auch ihre geringe politische Partizipation im Aufnahmeland.
Die vorliegende Studie behandelt im Schwerpunkt die Frage, wie Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland stärker an politischen Lernprozessen beteiligt werden können, damit sie einen Einblick in die politischen Strukturen der BRD gewinnen und erlernen, wie, wo und in welcher Form sie ihre eigenen sozialen und politischen Interessen vertreten können. Dazu wird vorliegende Literatur mit spezifischen Fragestellungen beleuchtet und bewertet.

Textprobe:
Kapitel 4.1 Politische Bildung und Sprache:
4.1 Bilingualität - Die Bedeutung der Erstsprache für die Entwicklung zweitsprachlicher Kompetenzen:
In diesem Abschnitt wird es aus politischer Perspektive um die Bedeutung des Beherrschens der Landes- und der Muttersprache für MigrantInnen gehen, wobei diese in zwei Sprachgruppen unterteilt werden: zum einen solche, die Deutsch als eine Fremdsprache erlernt haben (und in dieser Arbeit nur am Rande erwähnt werden), und zum anderen diejenigen, die bilingual sind und sowohl das Deutsche wie auch ihre Muttersprache vom Kleinkindalter an erlernt haben. MigrantInnen, die sowohl ihre Erstsprache beherrschen als auch von ihrer Erstsprache aus die Zweitsprache erlernt haben, werden bezüglich der politischen Partizipation den Schwerpunkt dieses Kapitels bilden.
Im Grunde genommen haben sowohl Deutsche, die Deutsch als Muttersprache beherrschen wie auch die "Deutsch-als-Fremdsprachler" und ebenso Bilinguale dasselbe Problem: Die politische Sprache hat sich zu einer sogenannten Subsprache entwickelt und ist nicht immer einfach zu verstehen. Auf die Problematik der Subsprache Politik wird im nächsten Kapitel eingegangen; an dieser Stelle soll es um die Bedeutung des Beherrschens der Erstsprache bei Bilingualität für politische Partizipation und somit für staatsbürgerliche Kompetenz gehen. Unter dem Begriff "Sprache" wird die menschliche Fähigkeit verstanden, mit der sich Menschen wechselseitig über individuelle Erfahrungen, Erkenntnisse sowie über die Umwelt mit Hilfe von Zeichen austauschen.
Schon im 18. Jahrhundert gingen Sprachtheoretiker wie Wilhelm von Humboldt oder auch Étienne Bonnot de Condillac davon aus, "dass Sprache das Denken formt, die Wahrnehmung von Wirklichkeit beeinflusst und die Möglichkeiten des Ausdrucks vorgibt." Diesbezüglich schreibt Jutta Hergenhan, es gebe zwei Sprachschulen hinsichtlich der Sprache als Denkmuster, nämlich eine universalistische und eine relativistische. Dass sprachliche Strukturen den Menschen eingeboren seien und es deswegen keine Unterschiede hinsichtlich der Möglichkeiten sprachlichen Ausdrucks gebe, sei die Version der universalistischen Sprachschule. Nach der relativistischen Sprachschule hingegen prägten gesellschaftliche Strukturen die Möglichkeiten sprachlichen Ausdrucks: "[...] mit der Sprache [wird] eine gewisse Sicht der Welt vermittelt, welche die Gesamtheit der Vorstellungen enthält, die die jeweilige Gemeinschaft ausgebildet hat." Auch die relativistische Whorf-Sapir-Hypothese spricht gegen ein universelles Denken und macht die Erstsprache für die menschliche Wahrnehmung der Welt verantwortlich; man nehme die Welt so wahr, wie sie in der Erstsprache strukturiert und dargestellt sei, denn unterschiedliche Grammatiken würden zu verschiedenen Beobachtungen und unterschiedlichen Weltansichten führen. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Sprache und Denken einerseits und zwischen sprachlicher und kultureller Kompetenz andererseits, denn wir denken in sprachlichen Zeichen, also in "sprachlich kodierten Begriffen, Bildern und Vorstellungen", die "wiederum Teil eines ganz bestimmten geschichtlich gewachsenen kulturellen Kontextes" sind...

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 159 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Habermas, Jürgen • Integration • Migranten • Migration / Migrant • Sprachkompetenz • Teilhabe • Zweitsprache
ISBN-10 3-95934-836-3 / 3959348363
ISBN-13 978-3-95934-836-2 / 9783959348362
Zustand Neuware
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