Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Vom eigenen Vermögen der Natur (eBook)

Frühe Schriften zur Heilmittellehre

(Autor)

Gunhild Pörksen (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
112 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-560816-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vom eigenen Vermögen der Natur -  Paracelsus
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
(CHF 14,65)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Paracelsus (1493-1541) gehört zu den wirkungsvollsten Gestalten der Medizin: als Merkstein zwischen Mittelalter und Neuzeit, als Grenzgänger zwischen Magie und Wissenschaft, als Begründer der Chemie (»Iatrochemie«) aus dem Geiste der Alchemie, als Naturarzt und Feind der gelehrigen »Spekulierärzte«. Diese Auswahl früher Schriften zur Heilmittellehre wurde von Gunhild Pörksen getroffen und übertragen, um sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Paracelsus (1493-1541) gehört zu den wirkungsvollsten Gestalten der Medizin: als Merkstein zwischen Mittelalter und Neuzeit, als Grenzgänger zwischen Magie und Wissenschaft, als Begründer der Chemie (»Iatrochemie«) aus dem Geiste der Alchemie, als Naturarzt und Feind der gelehrigen »Spekulierärzte«.

Paracelsus (1493–1541) gehört zu den wirkungsvollsten Gestalten der Medizin: als Merkstein zwischen Mittelalter und Neuzeit, als Grenzgänger zwischen Magie und Wissenschaft, als Begründer der Chemie (»Iatrochemie«) aus dem Geiste der Alchemie, als Naturarzt und Feind der gelehrigen »Spekulierärzte«. Gunhild Pörksen, geb. 1943, lebt und arbeitet in Freiburg. Publizistisch tätig. Vielseitige Zeitschriften- und Buchveröffentlichungen zu Paracelsus, u. a. ›Vom eigenen Vermögen der Natur. Frühe Schriften zur Heilmittellehre‹ und ›Der andere Arzt. Das Buch Paragranum‹. Gunhild Pörksen, geb. 1943, lebt und arbeitet in Freiburg. Publizistisch tätig. Vielseitige Zeitschriften- und Buchveröffentlichungen zu Paracelsus, u. a. ›Vom eigenen Vermögen der Natur. Frühe Schriften zur Heilmittellehre‹ und ›Der andere Arzt. Das Buch Paragranum‹.

Von den Blättern der schwarzen Nieswurz (Christrose)


Wenn die Blätter der schwarzen Nieswurz im Schatten durch den Ostwind getrocknet werden, wenn sie danach zu Pulver gestoßen und mit soviel reinem feinem Zucker vermischt werden, wie die Blätter schwer sind, dann ist das die Zubereitung, wie sie schon von den ersten philosophi unter den Ärzten gebraucht worden ist. Also merkt euch den Prozeß, wie er eben beschrieben worden ist. Diese frühen, allerersten philosophi haben sich großer Gesundheit erfreut und haben ein langes Leben in fröhlicher Gesundheit erreicht. Um zu diesem Ziel zu kommen, haben sie die Arznei aus der schwarzen Nieswurz gebraucht, dazu aber ein ordentliches und maßvolles Regiment geführt, wie es einem jeden ansteht, der zu seinem vorherbestimmten Ende kommen will. Sie haben nämlich nach dem 60. Lebensjahr angefangen, dieses Kraut zu gebrauchen (d.h. so wie wir die Jahre heute rechnen, mit 365 Tagen etc.), und haben es gebraucht bis zum Ende ihres Lebens. Die Folge war, daß sie ohne Krankheit durchgekommen sind und mit gesundem Leib ihr Ende erreicht haben. In ihnen ist weder Geschwür noch Abszeß gefunden worden, nicht an Lunge, Leber, Milz oder sonstwo, auch kein Fluß, der zu Entzündungen und offenen Schäden geführt hätte, wie wolf (krebsiges Geschwür), krebs (fressendes Geschwür), ölschenkel (wässrige Geschwulst) und dgl. Auch im Leib ist kein Fluß entstanden, der zum plötzlichen Tod hätte führen können oder zum Schlag, zur Gicht in Füßen und Händen oder zu andern ähnlichen Leiden in Hüften oder in Gelenken, wie sie sich – kalt oder warm – so häufig bei Alten herausstellen. Sie haben auch kein Fieber gehabt, weder die ständigen, noch die Drei-Tage- oder Vier-Tage-Fieber. Auch ist kein Fäulnisherd in ihnen gewachsen, wodurch dann der Atem gestunken hätte, oder wo Würmer gewachsen wären.

Und wenn ich das alles erzählen sollte, so könnte ich auf vielen Blättern Papiers nicht seine Tugend beschreiben. Nun aber sind im Lauf der Zeit die Humoralärzte aufgestanden, die die natürlichen Geheimnisse nicht achten, sondern nur ihre eigene unbegründete, nicht auf der Erkenntnis der natürlichen wahren Eigenschaften fußende Theorie. Die haben das Purgieren, Klistieren, Syrupsieren etc. ausgedacht und haben sich anheischig gemacht, an einem Tag so viel zu tun wie diese Blätter in 20 oder 30 Jahren. Dadurch nun ist dieses Kraut in Mißachtung gekommen und ist aus dem Sinn geschlagen, und alle Gedanken haben sich auf das Klistieren, Purgieren etc. gerichtet. Aber ich bin selbst Zeuge gewesen, wie dieses Kraut von vielen Personen angewendet worden ist, die ganz voller Flüsse, Rotz, voller Aufschwemmungen und Aufgedunsenheit gewesen sind, die das Kraut gebraucht haben gemäß der alten ordnung, und die sich in ihrer ganzen Natur dermaßen erneuert haben und in eine solche Gesundheit gekommen sind, daß das den Humoralärzten unmöglich gewesen wäre und unvorstellbar! Denn sie beweisen nichts mit den Werken, sondern nur mit der Zunge.

Und man hat also jeden Morgen täglich bis zum 70. Lebensjahr ½ quintlein (1 q = 4,3 g) eingenommen, danach vom 70. bis zum 80. Jahr jeden 2. Tag ½ quintlein, vom 80. bis zum Ende jeden 6. Tag ein ganzes quintlein. Es sollen sich die oben erwähnten Ärzte nicht wundern, daß die Natur mehr ist als ihre Kunst. Was ist den natürlichen Kräften gleich? Wer die nicht kennt, versteht sich auf keine Kunst. Mehr Tugend und Kraft ist in diesem Kraut, als alle Schriftsteller, die auf den Hohen Schulen gelesen werden, jemals in Bezug auf das lange Leben geschrieben haben. Darum hab ich keine Lust gehabt, den Alten diesen Passus zum langen Leben vorzuenthalten.

Von der schwarzen Nieswurz


Von der Wurzel des schwarzen helleborus sollt ihr wissen, daß sie Macht hat, 4 Krankheiten zu vertreiben, nämlich die Fallsucht, das Podagra, den Schlag und die Wassersucht. Merkt euch das gut, denn sehr schwer sind diese Krankheiten, vortrefflich ist aber auch die Tugend der Wurzel. Erstens sollt ihr wissen und verstehn, daß die Fallsucht, wenn sie von den Gliedern ins Haupt steigt, durch die Wurzel genommen werden kann je nach dem Grad, den sie beide, Wurzel und Krankheit, gegeneinander haben. Ebenso wird die Gicht genommen, in welchen Gliedern sie auch sei, oben oder unten am Leib; obgleich auch das eine schwere Krankheit ist, so ist die Wurzel gleich stark in ihren Kräften. Desgleichen für den Schlag, d.h. wenn einen der Schlag getroffen hat und man an der Seite lahm ist, so schafft die Wurzel diejenige materia, die lahm gemacht hat, hinweg, und bringt dadurch wieder Leben in das lahme Glied. Gleicherweise bei der Wassersucht, da leert sie den Brunnen und die Bäche aus, die in einem fließen und die Wassersucht bewirken; also das, was dort entsteht, wird hinweggeschafft.

Diese 4 Tugenden hat diese Wurzel in sich; darum ist es nötig, sie in Bezug auf die 4 Krankheiten genauer zu erklären, als ich es bis jetzt getan habe.

Erklärung der Wurzel, wie sie bei jeder dieser Krankheiten gegeben werden soll


Zur Fallsucht

Diese Wurzel soll bei abnehmendem Mond, im Zeichen der Waage, das für diese Krankheit am zuträglichsten ist, ausgegraben werden; sie soll im Planeten Venus getrocknet werden, im Schatten des Nordwindes, das ist vom Süden her. Nun ist es der Alten Brauch gewesen, alle Arznei ursprünglich roh einzunehmen, ohne Zusatz. So soll zunächst ihr Vorgehen von mir beschrieben werden: nämlich 3 Tage, ehe die Krankheit ausbricht, soll der Kranke purgiert (reinigen, abführen) werden. Für junge Leute in Milch, für alte in Wein gesotten, ein halbes lot (1 l = 17,5 g) in einen Trunk getan und 3 Mal eingenommen, d.h. bis zum Tag des Anfalls; und das oftmals wiederholt. So haben es die Alten gebraucht.

Zum Podagra

Gleichermaßen ist es auch beim Podagra zu verstehen: wie beim vorherigen Prozeß soll 3 Tage vor dem gewöhnlichen Einsetzen des Gichtanfalls purgiert werden, drei Tage nacheinander. Wenn das geschieht, so wirkt das nicht anders: der podagrische Fluß wird aus dem ganzen Leib hinweggenommen, so daß in der Stunde des Anfalls ganz wenig zu spüren ist. Nun ist der alten philosophi Methode gewesen, daß sie sich dermaßen oft purgiert und es dahin gebracht haben, daß alles Podagrische hinausgeschafft worden ist, auch das, was verfestigt und verhärtet war. Das hat alles seine Zeit gebraucht. Als aber die Humoralen aufgestanden sind, haben die mit ihrer Kunst innerhalb einer Stunde mehr tun wollen als die Natur in einem Jahr, und als das geglaubt wurde, da war der Arzneikunst der Boden entzogen.

Zum Schlag

Dasselbe ist auch beim Schlag zu beobachten: wenn er alt und verfestigt ist, soll man purgieren wie oben beschrieben, dann ist die Kraft der Wurzel dermaßen, daß sie den Ursprung der Krankheit aufsucht und ist solcher Natur, daß sie kein Körnlein im ganzen Leib ausläßt, das sie nicht durchdringe. Auch Hippokrates sagt, daß für die letzten Krankheiten, d.h. für die sog. »fixen« Krankheiten, derartige Arzneien gesucht werden sollen, Arzneien nämlich, die so stark sind wie die Krankheit.

Denn es ist so: der Schlag ist eine der stärksten Krankheiten, aber ebenso ist diese Wurzel entsprechend stark im Grad als Gegenmittel. Daraus folgt, daß Gleiches Seinesgleichen findet, deshalb ist immer Starkes gegen Starkes zu richten. Wer das Gewicht der Krankheit und des Heilmittels nicht kennt, daß nämlich Pfund gleich Pfund ist und mehr wiegt als das Lot, der wird keine solchen Kranken heilen. Deshalb soll die Arznei entsprechend der Person, der Krankheit und den Umständen gewählt werden.

Zur Wassersucht

Es ist bekannt, daß im Menschen ein Brunnen aufsteigt, aus dem Wasser kommt und zwar so viel, daß es denjenigen, die es nicht gesehen haben, unglaublich erscheint, so, als ob Moses mit einer Rute in die Leber geschlagen hätte und als liefe nichts heraus als Wasser, fort und fort. Vielleicht ist es auch nicht anders, nur daß Gott mit der Rute schlägt wie einst Moses. Da aber Gott gnädig ist, so gibt er auch die Arznei dagegen. Nämlich die, daß ein Mal pro Woche mit der Wurzel purgiert werden soll, dann nimmt sie hinweg, was dazukommt, so daß kein »Überfluß« entstehen kann. Insofern ist die Nieswurz etwas gegen Wassersucht, weil sie das Wasser nicht überhandnehmen läßt, sondern es hinausschafft. Davon kann der Arzt sehr wohl Gebrauch machen und kann, nach Beobachtung der Krankheit, weniger oder mehr purgieren, wie es die Notwendigkeit erheischt. Damit ist wiederum die Grundlage gewiesen, so wie sie der Tugend dieser Wurzel entspricht.

Von anderen Krankheiten, die zu den oben genannten gehören, gegen die diese Wurzel gut ist

Wenn die Fallsucht oder die Gicht oder der Schlag oder die Wassersucht in einem Menschen liegen, so ziehen die Hauptkrankheiten Augenweh, Ohrenweh und Zahnweh nach sich und zwar mit vielerlei Anzeichen, nicht nur auf eine Art. Wo eine solche Krankheit wie die oben erwähnten ausbrechen will, gibt es solche Vorzeichen und noch eine Fülle anderer. Denn wenn ein Schaden kommen will, kommt er nicht allein, sondern gleich zuhauf – und so ist es bei allen Krankheiten. Wenn nun der Arzt merken und...

Erscheint lt. Verlag 15.12.2015
Nachwort Heinz Schott
Übersetzer Gunhild Pörksen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Schulbuch / Wörterbuch Lexikon / Chroniken
Technik
Schlagworte Arcana • Arznei • Christrose • Distel • Eberwurz • Flohknöterich • Heilkraft • Heilmittellehre • Honig • Humoralpathologie • Koralle • Naturphilosophie • Nieswurz • Sachbuch • Salz
ISBN-10 3-10-560816-8 / 3105608168
ISBN-13 978-3-10-560816-6 / 9783105608166
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 838 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich