Henker, Huren, Handelsherren
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-94140-1 (ISBN)
- Titel ist leider vergriffen;
keine Neuauflage - Artikel merken
Das Buch gibt konkrete und leicht umsetzbare Anleitungen nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen und das gesamte soziale Umfeld, und es berücksichtigt dabei die Entwicklung und Veränderung des ADS/ADHS von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter.
Kay Peter Jankrift lädt ein zu einer unvergesslichen Begegnung mit reichen Goldschmieden wie zerlumpten Bettlern, unheimlichen Scharfrichtern und weiteren mittelalterlichen Zeitgenossen. Ein spannender Spaziergang durch den städtischen Alltag von der Zeit des Schwarzen Todes bis zum Beginn der Reformation am Beispiel der Stadt Augsburg.
Das Gerücht verbreitete sich in Windeseile: Der städtische Wundarzt Ulrich Prunning habe einem Müllerssohn ohne Not das Bein amputiert, raunte man. Die üble Nachrede traf den Augsburger Heilkundigen bis ins Mark. In diesem Herbst des Jahres 1453 hatte er sich gerade um die lukrative Anstellung eines Stadtwundarztes in München bemüht. Plötzlich waren die ausgezeichneten Referenzschreiben das Papier nicht wert, auf dem sie standen. Prunning musste umgehend handeln, um seine Unschuld zu beweisen. Er hegte den Verdacht, dass ein missgünstiger Konkurrent die Verleumdungen gestreut hatte und verklagte den Bader Hans Speyser vor dem Rat. Im Februar 1454 begann der Prozess ...
Dieser Rechtsstreit ist nur eine von vielen wahren Begebenheiten aus dem Alltag einer spätmittelalterlichen Stadt, von denen Kay Peter Jankrift erzählt. Im Spiegel der alten Handschriften werden die Menschen wieder lebendig, die den Gestank der Gossen und die Wohlgerüche von Bienenwachskerzen kannten, den Lärm bunten Markttreibens und die Stille bei der Bestattung von Pesttoten, die Grauen des Krieges und die Freuden ausgelassener Feste.
Kay Peter Jankrift, geboren 1966, studierte Geschichte, Semitische Philologie und Islamwissenschaft an den Universitäten Münster und Tel Aviv. Als Privatdozent lehrt er Mittelalterliche Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Vorwort
ZUR EINFÜRUNG: STREIFZÜGE DURCH EINE MITTELALTERLICHE STADT
Eine Frage der Quellen
Die schönste Stadt der Provinz Raetien
Die Spitzen des Eisbergs
Am Anfang stand das Recht
DIE ERBEN ROMS
Ein Sarg aus Blei und "Sieben Kindlein"
Sechshundert Jahre nach der Sintflut ...
DER TRIUMPH DES TODES
Schlechte Nachrichten und üble Gerüchte
Blutiger Sabbat
Die Seuche, die nicht stattfand
Leiden wie Christus
DER KLANG DER STURMGLOCKE Feuer in der Stadt
Ein Zechgelage mit Folgen
Mordbrand und böser Spuk. Ein Feuerteufel geht um
Feuerstrahl mit Blitz und Donner
Flammen auf dem Wasserturm
Das große Wasser zu Augsburg
DIE MACHT DER ZÜNFTE Der Rat und die zwölf Apostel
Kriegerische Aufrüstung mit Folgen
Des Morgens auf dem Perlach
Im Namen des Geschäfts
EINE STADT IM KRIEG Pulverdampf unter neuem Banner
Waffenbrüder
BURKHARD ZINK (1396-1474/75) DAS LEBEN EINES AUGSBURGER FERNHANDELSKAUFMANNS IM 15. JAHRHUNDERT Bilder aus Kindertagen
Ein langer Weg
Folgenschwere Entscheidung
Ein Scholar auf Wanderschaft
Von der Schule auf den Marktplatz
Auf Freiersfüßen
Ein spätmittelalterlicher Schreiber bei der Arbeit
Ein aufstrebender Kaufmann und seine Familie
Der Handelsherr
IN DUNKLEN KELLERN ODER AUGSBURG BEI NACHT.
VON KETZERN, GEISTERN, SANKT GALLUSLEUTEN UND DEM "MEISTER DER HOHEN WERKE" Feste feiern oder Vergnügungen jenseits des Alltags
Meister der hohen Werke. Der Scharfrichter bei der Arbeit
Der Scharfrichter - ein stättischer Bediensteter
zwischenöffentlichkeit und Tabuisierung
Mit Schwert und Galgenstrick. Panoptikum des Schreckens
Zwischen Kleinkriminalität und Elend - die Sankt Gallusleute
Vonägypten undäthiopien an den Lech
Heinrich der Ketzermeister, ein Inquisitor in Augsburg
Geisterreiter und eine Totenmesse
MITTEN IM LEBEN VOM TOD UMGEBEN Tote in der Welt der Lebenden
Das Gro ß e Sterben. Die Pest in Augsburg
Flöhe, Beulen und blutiger Husten
Hoffen auf die Barmherzigkeit des Herrn
Eine Stadt in Angst
Die Pest im Hause Zink
Die Kranken im Brechhaus
In Stra ß en voller Unrat
Brunnen und ihre Meister "Elende, unschuldige Kinder" Selbstmörder und Delinquenten
Gottesacker, Ort der Toten und ein Kirchhof, der keiner ist
EHEWEIBER, KUPPLERINNEN UND "HÜBSCHE FRAUEN"
SEXUALITÄT IN DER SPÄTMITTELALTERLICHEN STADT
Die Angst des Joehlin Schoenmann oder Eine gefährliche Intrige und ihr unschuldiges Opfer
Das Nachspiel
Erpressung macht Schule
Zwischen "schönen Frauen" und "Arschverkäuferinnen"
Die "Franzosen" in Augsburg
Wider alle Sitten. Sexualdelikte in der spätmittelalterlichen Stadt
Die stumme Sünde wider die Natur
Szenen einer Ehe oder Gehörnte Ehemänner, Eifersuchtsdramen und prunkvolle Hochzeiten
MIT URINGLAS UND SALBENTOPF Ein medizinischer Markt im späten Mittelalter
Wolf von Augsburg. Ein jüdischer Heilkundiger am Ende des 14. Jahrhunderts
Der Spiegel der Seele
NEUE ZEITEN Grabsteine im Glockenturm
Das gedruckte Wort des Herrn "Da hinab" oder Ein Reformator auf der Flucht
ANMERKUNGEN
AUSWAHLBIBLIOGRAPHIE
ZEITTAFEL
LISTE DER AUGSBURGER BISCH?E
BILDNACHWEIS DER FARBTAFELN
ORTSREGISTER
IN DUNKLEN KELLERN ODER AUGSBURG BEI NACHT. VON KETZERN, GEISTERN, SANKT GALLUSLEUTEN UND DEM "MEISTER DER HOHEN WERKE"
Die Dunkelheit war über die Stadt hereingebrochen. Die Handwerker beendeten ihren langen Arbeitstag. Im Fackel- und Kerzenschein erwachte ein anderes Augsburg. Zerlumpte Bettler, Betrüger und Beutelschneider versuchten, Nachtschwärmer um ihr Geld zu erleichtern. Hübsche Fräulein lockten in dunklen Gassen ihre Kundschaft an. Fröhliche Zecher amüsierten sich beim Karten- und Würfelspiel in einer der zahlreichen Schankstuben am Perlach. Dabei saß die Hand oft locker am Dolch. Wenn zu viel Bier und Wein geflossen waren, floß danach mitunter Blut. Gerade dann, wenn plötzlich gezinkte Würfel auf dem Tisch lagen. Oft wurde die Nachtruhe in der Innenstadt durch laute Betrunkene oder Streitereien gestört. Es war die Stunde der Unterwelt und der Geister. Man raunte, Ketzer versammelten sich in dunklen Kellern. Viele, die am Abend auf die eine oder andere Weise die städtische Ordnung übertreten hatten, machten am Morgen danach unliebsame Bekanntschaft mit dem Henker. Gerade bei besonderen Anlässen, Festen und Feierlichkeiten, zu denen viele Auswärtige nach Augsburg kamen, bot sich Bettlern, Gaunern, Taschenspielern und Dieben ein reiches Betätigungsfeld. So beim großen Schützenfest des Jahres 1509.
FESTE FEIERN ODER VERGNÜGUNGEN JENSEITS DES ALLTAGS
Ob aus Straßburg oder Mainz, Basel oder Freiburg im Breisgau, von überall her strömten die Schützen in diesem Sommer des Jahres 1509 nach Augsburg, um sich in verschiedenen Wettkämpfen zu messen. Fast 600 Wettbewerber und zahllose besondere Gäste waren in die Stadt gekommen, darunter auch Herzog Wilhelm von Bayern.
Kurz vor Weihnachten, am 21.Dezember 1508, war das Wettschießen ausgelobt worden. Am 5. Juli 1509 begann das Ereignis mit der feierlichen Eröffnung am Rathaus. Alle Armbrustschützen hatten sich dort versammelt, um der Wahl der Schiedsrichter beizuwohnen. Vor dem Rathaus waren vier Tische mit dem kostbaren silbernen Ratsgeschirr aufgebaut worden. Man schenkte an die Honoratioren schweren Malvasier aus und reichte Konfekt. Im Beisein der Ratsvertreter hielt der Stadtschreiber Dr. Conrad Peutinger die Eröffnungsrede und erläuterte den Wahlmodus. Der ansonsten so gelehrte Mann verstand indes nur wenig von der Kunst des Armbrustschießens und machte bei seinen Erklärungen einen Fehler, der die zahlreichen Vertreter aus den bayerischen Städten sehr verstimmte. Es hätte nicht viel gefehlt, und alle wären erzürnt wieder abgereist. Das Festgremium sollte aus 13 Schützen bestehen, von denen vier aus Augsburg stammen sollten. Peutinger erklärte, neun weitere Mitglieder seien aus dem Kreis der auswärtigen Schützen zu wählen. Dabei waren die Fürsten, Städte und Stände zu berücksichtigen. Er versäumte allerdings, einen Vertreter aus Bayern zu benennen, was zu der Verstimmung führte. Schließlich fungierte der Herzog höchstpersönlich in dem Gremium, und der Streit war geschlichtet.
Bevor am 7. Juli der erste Schuß abgegeben wurde, verköstigte man die Wettkampfteilnehmer mit allem, was das Herz begehrt. Die Schützen hatten ihr Lager in der Rosenau aufgeschlagen. Der Rat hatte dort so viele Zelte errichten lassen, daß es nach den Worten Clemens Senders von ferne aussah wie eine Stadt. Zugleich waren in der kühlen Erde Vorratskeller angelegt worden. Rote und weiße Weine aus Frankreich wurden darin ebenso gelagert wie Bier, Käse und Brot. Für die Dauer des gesamten Schützenfestes wurde den Teilnehmern hiervon ausgeschenkt und verteilt, soviel und wann immer sie wollten. Um die Mittagszeit wurden Tische aufgestellt, um die Speisen und Getränke in geselliger Runde gemeinsam einzunehmen.
Am 11. Juli wurde das Fest mit einem Pferderennen fortgesetzt. Insgesamt 22 Pferde gingen an den Start. Die Teilnahmegebühr an dem Wettkampf betrug 1 Gulden. Den ersten dreien winkte der Gewinn von Kleinodien. Der Augsburger Hans Baunga
Sprache | deutsch |
---|---|
Maße | 160 x 232 mm |
Gewicht | 560 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Mittelalter |
Schlagworte | Alltag • Augsburg • Geschichte • Mittelalter • Populärwissenschaft • Stadt • Stadtgeschichte |
ISBN-10 | 3-608-94140-1 / 3608941401 |
ISBN-13 | 978-3-608-94140-1 / 9783608941401 |
Zustand | Neuware |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich