10000 Miles for Mr. President (eBook)
312 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-2864-7 (ISBN)
Geboren 1968 in Sachsen, hat in Bayern seine zweite Heimat gefunden. Verheiratet mit Angelika Schweiger, lebt ein einfaches Leben: jeden Tag genießen, als wenn es kein Morgen mehr gäbe. Das Radfahren und das Reisen, so oft wie es geht, zu verwirklichen.
Kapitel 1
Vorbereitungen
Natürlich gab es einige familieninterne Vorgespräche, um nicht zu sagen, mehr oder weniger hitzige Diskussionen, als ich mit diesem meinem Lebenstraum um die Ecke kam und ein wenig eisig waren die Gesichtszüge meiner Frau, als ich ihr von meinem Vorhaben erzählte und dass sie – wenn sie nicht mitfahren möchte - wohl ein paar Wochen ohne mich auskomme müsse.
Denn mein geliebtes Frauchen hatte mir allerdings schon seit längerem signalisiert, dass es nicht unbedingt ihr Traum sei, täglich stundenlang im Fahrradsattel zu sitzen und das über Wochen oder gar Monate, nur um Strecken mit 100km oder mehr „abzuradeln“. Dafür habe ich vollstes Verständnis und ich denke, mir und auch keinem anderen steht es zu, seinen Partner zu so etwas zu zwingen.
Sie mag das Radfahren zwar auch, aber eher spielerisch, auf kürzeren Strecken und nicht als extreme sportliche Herausforderung. In dieser Hinsicht hat sie ein ganz anderes Steckenpferd und zwar das Linedance. Das ist ihre Leidenschaft und Passion und dafür büffelt sie gerade im Moment, um den Trainerschein zu erlangen und vielleicht eigene Kurse zu geben, die sie jetzt schon vertretungsweise übernimmt.
Ausserdem hat sie in den letzten Jahren verschiedenste Verpflichtungen innerhalb der Familie übernommen, speziell die der Enkelbetreuung oder jetzt der Pflege ihrer Mutter, die es uns nicht unbedingt leichter machen, über einen längeren Zeitraum nicht anwesend zu sein.
Der ursprünglich gehegte Plan für uns als Vorruheständler, während der Wintermonate Deutschland in Richtung wärmere Regionen zu verlassen, war offensichtlich nur mein Plan. Oder die Vorstellungen vom Lebensabend haben sich etwas verschoben.
Aber es ist, wie es ist und so werden wir zwar gemeinsam die ersten gut drei Wochen meiner geplanten Mammuttour absolvieren, den Rest fahre ich dann alleine.
Man ist als Ehepaar zwar stets auf demselben Gleis unterwegs, nur manchmal halt in verschiedene Richtungen. Die große Kunst ist es, zum gegebenen Zeitpunkt wieder am richtigen Bahnhof umzusteigen und den Zug zurück zu nehmen.
Das erste Segment der großen Tour, die Strecke an der Ostküste, von Miami, Florida Richtung Boston, Massachusetts über eine Länge von gut 2000km werden wir als Teststrecke und quasi zum Einrollen benutzen, um zu sehen, wie alles läuft und um gegebenenfalls noch Korrekturen vornehmen zu können.
Meine Frau hat sich nach mehrmonatigem Schwanken nun doch bereiterklärt, diese Strecke gemeinsam mit mir zu absolvieren und mich auf dem Fahrrad zu begleiten.
Dafür liebe ich sie umso mehr, denn ich weiss, dass es für sie sehr anstrengend wird. Schliesslich sind wir beide in einem Alter, in dem manch andere von früh bis spät nur noch am Küchenfenster sitzen und sich die Nase am Glas plattdrücken.
Die Planungen für diese epische Unternehmung begannen bei mir im Kopf bereits im Jugendalter, manifestierten sich jedoch so richtig erst nach der letzten längeren Radtour durch die Vereinigten Staaten. Das war im Jahre 2019 und führte uns von Seattle, Washington nach San Diego in Kalifornien. Bis sich allerdings konkrete Pläne entwickelten, dauerte es noch eine geraume Zeit, die auch noch durch die Corona-Pandemie verlängert wurde. Aufgrund der Pandemie waren auch wir fast 4 Jahre nicht mehr in den Vereinigten Staaten - zu groß die Sorge um Leib und Leben. Anfangs wusste ja überhaupt niemand, wie man damit umgehen soll.
Manche Zungen orakelten zudem, dass wir nie wieder amerikanischen Boden betreten würden - was zum Glück nicht eintraf, denn im Jahre 2023 wagten wir erstmals nach der Pandemie wieder den Sprung über den Atlantik.
Die Möglichkeit, ab da wieder uneingeschränkt verreisen zu dürfen, machte mir Mut und so begann ich Stück für Stück, den aberwitzigen Plan für diese große Tour auszuarbeiten.
Ich hatte ursprünglich geplant, unsere Fahrräder aus Deutschland mitzunehmen, aber da wir diese Tour diesmal beide mit einem E-Bike absolvieren wollten, scheiterte das Ganze mal wieder am Versenden der Akkus, die als Gefahrgut höchster (und gefährlichster) Kategorie eingestuft werden. Die Vorschriften dahingehend sind derart streng, dass es mich immer wieder wundert, wie es überhaupt erlaubt wird, damit in aller Öffentlichkeit herumzufahren.
Also beschlossen wir irgendwann, zwei passende Fahrräder direkt vor Ort in den USA zu erwerben und da die Auswahl bei weitem nicht so üppig ist wie hierzulande, entschieden wir uns jeweils für ein Aventon, Modell Level 2.
Fahrräder von deutschen Marken wie Haibike oder Bulls gibt es zwar auch, aber die haben annähernd den Preis eines Mittelklassewagens aus den 70ern oder sind schlichtweg ungeeignet. Für ein solches Fahrrad mit Beschränkung auf 25km/h und einem mageren 500-Watt-Akku mehr als 7000 Dollar hinzublättern, empfinde ich - gelinde gesagt - als Unverschämtheit. Und das Prädikat „Made in Germany“ ist schon lange kein Qualitätssiegel mehr, denn in Punkto Fahrräder weiss inzwischen fast jeder, dass die aus irgendwelchen Fabriken in Vietnam kommen.
Unsere Aventon-Fahrräder werden zwar auch in Vietnam zusammengebaut, kosteten allerdings knapp 1700 Dollar das Stück, inklusive jeweils einem Ersatzakku und dem Zusammenbau durch den Händler „Cycling Forza“ in Coral Springs, Florida - welcher, entgegen der allzu oft an den Tag gelegten amerikanischen Oberflächlichkeit, äusserst freundlich, geduldig und hilfsbereit war.
In diesem Zusammenhang möchten wir uns noch einmal ganz ganz herzlich bei Edward Lai, dem Inhaber von „Cycling Forza“ für seine Unterstützung, die weit über das normale Level hinaus reichte, bedanken.
Ob dieser Dank und meine Meinung über Cycling Forza über die gesamte Tour hinweg gleich bleibt, wird sich spätestens nach den ersten Hilferufen unsererseits herausstellen.
Das einzige, was mir diesbezüglich und angesichts des schlanken Preises ein bisschen Sorgen bereitete, war, dass der Hersteller an der Qualität gespart hat und die Räder bei der ersten rasanten Abfahrt auseinander brechen.
Und sollte dieser oder ein ähnlicher Fall eintreten, muss man geduldig nach Alternativen suchen, flexibel bleiben und zuversichtlich.
Denn das Ziel ist mal wieder der Weg - die Umrundung meines gelobten Landes. Ob ich sie am Ende tatsächlich auf dem Fahrrad durchführe oder laufend oder schwimmend oder vielleicht doch ein Auto brauche, weiss jetzt noch niemand. Auf jeden Fall werde ich versuchen, die 16000km auf jede erdenkliche Fortbewegungsart - und, wenn möglich, aus eigener Kraft - zu bewältigen.
Ansonsten war die Planung überschaubar, vieles schon ein bisschen Routine, wobei der Fokus bei uns natürlich immer primär darauf liegt, dass die Kosten nicht explodieren.
Die Beantragung des sogenannten B2- Visums war für mich neu, aber bei der diesjährigen Planung inbegriffen, sollte jedoch lediglich eine Vorsichtsmaßnahme sein, da ich nicht wusste, ob die 90 Tage, die einem mit der Einreise in die USA mittels ESTA erlaubt werden, zum Absolvieren dieser langen Tour ausreichen.
Es braucht nur einer dieser fiesen rothäutigen und gehörnten Pannenteufel in den Great Plains hinter einem ausgetrockneten Kreosotbusch zu lauern und es auf die Elektronik oder die Antriebseinheit des Fahrrades abgesehen zu haben und bis man es sich versieht, wird das Zeitfenster sehr, sehr klein oder schließt sich gänzlich.
Denn ich habe schon des öfteren gehört und gelesen, dass man bitterböse bestraft wird, wenn man länger als es das jeweilige Visum erlaubt, in den USA verweilt. Selbst schwere Erkrankungen sind da keine Ausrede - die Strafen gehen so weit, dass eine Einreise zu einem späteren Zeitpunkt, auch Jahre danach, verweigert werden kann.
Da sind die Beamten der Homeland-Security gnadenlos. Und ich muss zugeben, ich habe volles Verständnis dafür - denn man kann so ein riesiges Land nicht vernünftig regieren, wenn man zu lasch ist oder nur halbherzig an bestimmte Dinge - wie die Einreise von Besuchern/Ausländern - herangeht.
Im Zuge der Beantragung des B2-Visums, das übrigens 10 Jahre gültig ist und zu einem durchgehenden Aufenthalt von bis zu 180 Tagen im Jahre berechtigt, gehörte auch das Interview in der Botschaft - in meinem Fall in München - und die Vorlage diverser Dokumente, die erklären und belegen, dass man nach dem jeweiligen Aufenthalt wieder in sein Heimatland zurückkehrt.
Dazu gehört auch eine Erklärung in Briefform über den Grund der Reise und ein paar Angaben bezüglich der Rückkehr.
Ich hatte mich mit folgendem Text auf das Interview vorbereitet:
„Ich liebe den nordamerikanischen Kontinent seit ich
denken kann.
Mich faszinieren die atemberaubenden Landschaften
mit ihren vielen Nationalparks und Naturschönheiten
genauso wie die Städte entlang der Küsten, die eine
unvergleichliche Entwicklung vollbracht haben und
immer wieder erkennt man Gemeinsamkeiten...
Erscheint lt. Verlag | 25.9.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber |
ISBN-10 | 3-7597-2864-2 / 3759728642 |
ISBN-13 | 978-3-7597-2864-7 / 9783759728647 |
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