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Der Weg des Shaolin - Steve DeMasco

Der Weg des Shaolin

Überlebens-Geheimnisse eines Shaolin-Großmeisters

(Autor)

Buch | Softcover
288 Seiten
2006
Goldmann Verlag
978-3-442-21774-8 (ISBN)
CHF 16,80 inkl. MwSt
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Überlebensregeln für jede Lebenslage – nicht nur für den körperlichen Kampf.


DeMascos schwierige Jugend in Harlem nahm durch die Begegnung mit Shaolin eine überaus produktive Wende. Er zeigt, wie wir uns mit Hilfe dieser asiatischen Kampfkunst ruhig und kraftvoll behaupten können – körperlich wie mental. Chinesische Weisheiten und Konfuzius-Legenden lassen den Zauber des alten China wieder aufleben.


• Steve DeMasco durfte als erster Ausländer zwei Jahre im chinesischen Shaolin-Kloster praktizieren.


Steve DeMasco, Inhaber des Schwarzen Gürtels (10. = höchster Grad) im Shaolin Kung Fu, wurde in New York im chinesischen Original-Shaolin-Kloster ausgebildet. Heute widmet er sein Leben der Hilfe für Strafgefangene, Teenager, missbrauchte Frauen und ander

Man darf wohl sagen, dass ich nicht den besten Start ins Leben hatte. Ich wurde 1953 im New Yorker Stadtteil Spanish Harlem geboren, und dort lebte ich auch bis zu meinem neunten Lebensjahr. Meine Eltern waren Concetta und Al DeMasco. Meine Mutter, die aus irgendeinem Grund immer nur »Carol« gerufen wurde, hatte zwei Holzbeine und an einer Hand nur vier Finger, was teils auf Geburtsfehler, teils aber auch auf Misshandlungen durch ihre unglückliche Mutter zurückzuführen war. Carol war bis zu ihrem Tod vor etlichen Jahren meine Inspiration und mein Lebensantrieb. Al, mein Vater, war psychotisch und gewalttätig. Er hat mich als Kind wiederholt geschlagen und vergewaltigt, bis meine Mutter 1962 einen anderen Mann heiratete und wir nach Brockton in Massachusetts zogen. Al verschwand aus meinem Leben, als ich sechzehn war. Nach einem so ungünstigen Anfang - mit Glück entging ich dem Schicksal, einfach nur in die Armutsstatistik des Gettolebens einzugehen - konnte es nicht ausbleiben, dass ich im Laufe der Jahre so manches an Veränderungen vorzunehmen hatte. Vor ungefähr fünfunddreißig Jahren, als ich zum ersten Mal von der Shaolin-Philosophie und den mit ihr verbundenen Kampfkünsten hörte, die wir unter der Bezeichnung Kung-Fu kennen, ahnte ich noch nicht, dass sie mein Leben völlig umkrempeln würde - aber genau das tat sie. Shaolin, eine vor fünfzehnhundert Jahren von einer besonderen Gruppe Menschen in China geschaffene geheimnisvolle Praxis, hat mich gerettet. Wenn das Leben vollkommen im Gleichgewicht sein soll, so die Überzeugung dieser Menschen, muss man im spirituellen wie im körperlichen Sinne verwirklicht sein und zwischen Aggression und Friedfertigkeit einen Ausgleich finden. Dieses Gleichgewicht wird durch eine Lebensweise geschaffen, die zu gleichen Teilen aus Kung-Fu, Naturheilkunde, mitfühlendem Handeln in der Welt außerhalb der Klostermauern und intensivem Studium des Buddhismus besteht. Ihr ganzes Leben war dem Bemühen gewidmet, zu den Wurzeln all der Probleme vorzudringen, mit denen Menschen aller Rassen und Schichten nach wie vor zu kämpfen haben. Es waren die kämpfenden Shaolin-Mönche, deren Tradition heute noch lebendig ist. Es wird allgemein angenommen, dass die meisten modernen Kampfkünste ihren Ursprung im Shaolin (chinesisch für »Hain«) haben. Das ursprüngliche Shaolin-Kloster entstand um das vierte Jahrhundert unserer Zeitrechnung in der nordchinesischen Provinz Hunan, vom Kaiser ausschließlich für religiöse Zwecke bestimmt. In den Kriegswirren des achtzehnten Jahrhunderts wurde es niedergebrannt, wiederaufgebaut und erneut verwüstet. Aus erhalten gebliebenen Teilen des letzten Tempels entstand das in der Nähe von Deng Feng gelegene Kloster schließlich in der Gestalt, in der wir es heute kennen. Nach Ansicht der Experten entstand das Kung-Fu hier etwa tausend Jahre nach der Lebenszeit des Buddha, das heißt im sechsten Jahrhundert, als der indische Mönch Bodhidharma (in China Ta Mo, in Japan Daruma genannt; sein Name setzt sich aus den Sanskritwörtern Bodhi, »erleuchteter Geist«, und Dharma, »große Ordnung« oder »Lehre«, zusammen) ins Kloster kam und die Mönche in einer nicht auf das Töten ausgerichteten Form der Selbstverteidigung unterwies. Sie hatten Gelübde der Friedfertigkeit abgelegt und konnten folglich nicht töten, wenn sie angegriffen wurden - was in diesen schweren und gewalttätigen Zeiten fortgesetzter politischer Machtkämpfe recht häufig vorkam. Das im Kloster Shaolin gelehrte Kung-Fu war eine Art »Meditation in Bewegung« und ermöglichte es den Mönchen, sich gegen Eindringlinge zu verteidigen, ohne ihre Gelübde zu brechen. Von dieser Zeit an kannte man sie als »die kämpfenden Shaolin-Mönche«. Shaolin ist vom Chan (japanisch Zen), der in China entstandenen eigentümlichen Verschmelzung von Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus (auch Daoismus geschrieben), geprägt und verlangt ein Bewusstsein vom Wesen dessen, was einen Kämpfer und Krieger ausmacht. Den kämpfenden Shaolin-Mönchen wurde das am höchsten entwickelte Kung-Fu in ganz Asien zugeschrieben, und das, obwohl sie die meiste Zeit nicht kämpften. In diesem Kung-Fu liegt ein scheinbares Paradox: Man schult sich im Töten, aber wirklich gut ist nur der, dem in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass Gewaltanwendung ausschließlich zum Schutz des Lebens anderer erlaubt ist. Heute leben überall in China Tausende buddhistische Mönche. Sie sehen einander in ihrer schlichten Kleidung und mit kahl geschorenen Köpfen ziemlich ähnlich. Aber die äußerliche Gleichheit darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nur noch einen einzigen Shaolin-Tempel gibt, in dem nur wenige Männer leben - gerade mal fünfzig von fast einer Milliarde Chinesen. Diese Männer verfügen über besondere Fertigkeiten, die ich fünfunddreißig Jahre lang zu erlernen versucht habe, um sie an meine Schüler weiterzugeben, darunter jugendliche Straftäter, verurteilte Mörder, misshandelte Frauen, Vollzeitmütter, frustrierte Teenager und erfolgreiche Geschäftsleute. Und jetzt möchte ich das Gelernte an Sie weitergeben. In den über dreißig Jahren, die ich als Verhaltenstrainer mit Männern, Frauen, Kindern und Familien zu tun hatte, habe ich einiges an Kämpfen gesehen und auch selbst zu bestehen gehabt. Auf die eine oder andere Weise kämpfen wir ja alle, um Tag für Tag über die Runden zu kommen. Manchmal ist das morgendliche Aufwachen schon ein Kampf, wenn draußen alles trüb und grau ist; und wenn wir uns elend fühlen und deprimiert sind, suchen wir händeringend nach etwas, das unsere Stimmung aufhellen könnte. Ich nenne das »Kopfkrieg«, weil wir mit dem Kopf gegen das Ungreifbare im Leben anzugehen versuchen: Depression, Selbstbezogenheit, Hass, Wut, Habgier, Egoismus und so ungefähr alles, was es an negativen Tendenzen, Regungen und Aktionen gibt, die uns ein Ungenügen am Leben empfinden lassen und uns mitunter tiefer verletzen, als wir bewusst merken. In meinen jungen Jahren hatte ich viele Kämpfe auf den Straßen zu bestehen, um mich mehr schlecht als recht gegen aggressive Raufbolde zu wehren. Später kämpfte ich als ein Boxer, mit allen Wassern dieses Sports gewaschen, bis ich schließlich durch das Shaolin-Kung-Fu eine ganz andere Art zu kämpfen erlernte - alles in allem eine Menge Kampf. Die Mönche kämpften jedoch nicht um Preisgelder oder zum Vergnügen, sondern um die Welt von ihren Übeln zu befreien. Sie erlernten die Kunst der Selbstverteidigung, um anderen beistehen und helfen zu können. Alle Schulen des Buddhismus haben die gleichen Zielsetzungen, aber die Shaolin-Mönche stellten einen Sonderfall dar, weil sie Kämpfer waren. Und wir sind es auch. Wenn ich mit Jugendlichen oder Erwachsenen zu tun habe, die mit persönlichen Problemen oder schwierigen Situationen ringen, und wir irgendwo nicht weiterkommen, weil sie mir nicht glauben, dass Shaolin tatsächlich ihr Leben verändern kann, stelle ich immer die gleiche Frage: »Wie fühlst du dich?« Die Antwort lautet meistens: »Beschissen.« »Dann versuch es einmal so zu sehen«, schlage ich vor. »Was du bisher versucht hast, hat dir offensichtlich nichts eingebracht, sonst stündest du nicht da, wo du stehst. Solange dir nichts anderes einfällt, hast du bei dem hier nichts zu verlieren und eine Menge zu gewinnen. Ich weiß ganz gut, wie du dich fühlst, ich war selbst oft an diesem Punkt, und das, was ich dir hier zu vermitteln versuche, hat mir jedes Mal geholfen. Ich kann dir versprechen, dass dieser Weg auch für dich etwas bewirken wird, wenn du ihm folgst und ihn nicht verlässt.« Shaolin-Mönche leben nach drei Grundprinzipien, die »Schätze« genannt werden. CHAN (japanisch Zen) ist das Herz des Kung-Fu. Es bedeutet, dass man ständig vom gegenwärtig Gegebenen oder vom »Hier und Jetzt« aus lebt. Chan besitzt eine praktische Ausrichtung: Es lehrt uns, in der Gegenwart zu leben, sowie die Notwendigkeit, die Dinge und Situationen von allen Seiten und nicht allein aus unserer persönlichen Perspektive zu betrachten. GESUNDHEIT im inneren wie im äußeren Sinne bedeutet, dass wir den Körper in bestmöglicher Verfassung halten und im Einklang mit seinen Bedürfnissen leben. Um den Körper zu heilen und seine inneren Organe, aber auch Muskeln und Skelett funktionsfähig zu halten, werden medizinische Anwendungen mit Übungen des Qigong (»innere Energie«) kombiniert. Die so genannten Formen - tanzartige Bewegungsabläufe, die den charakteristischen Bewegungen und Verhaltensweisen von Tieren nachempfunden sind - beinhalten die Bewegungen selbst, eine äußere Stärkung des Körpers und die Pflege der inneren Organe. Zusammen mit medizinischen Maßnahmen und Energiearbeit wird so die Gesundheit gesichert. SELBSTVERTEIDIGUNG. Die Mönche glauben, dass der Körper jederzeit im Gleichgewicht gehalten werden muss. Deshalb nutzen sie das Selbstverteidigungstraining und die darin fingierten Kampfsituationen, um den eigenen inneren Dämonen und Anhaftungen zu begegnen und das, was sie als Ursprung aller Unwissenheit sehen - Angst und Gier -, mit der Wurzel auszureißen. Dieses Buch handelt von den Grundsätzen des Überlebens und stellt auf der Basis der Shaolin-Philosophie eine Art Lebensführer dar, mit dessen Hilfe man Veränderungen des eigenen Lebens bewirken kann. Shaolin-Mönche leben nach anderen Regeln als alle übrigen Menschen, und das hat seinen Grund. Bevor sie kämpfende Mönche wurden, hatten sie im Grunde die gleichen Probleme wie jeder andere: Mit ihrer Gesundheit stand es nicht immer zum Besten, sie waren nicht in Form, sie konnten sich nicht auf ihre Religion konzentrieren, sie waren deprimiert und fühlten sich ungeliebt. Kurzum, auch ihr Leben konnte manchmal zum Davonlaufen sein. Um nicht mehr ihren unguten Gefühlen ausgeliefert zu sein, nahmen sie sich ein paar Veränderungen vor. Sie führten einen Tagesablauf ein, der sie innerlich so verändern sollte, dass sie fähig wurden, Veränderungen in der Welt außerhalb der Klostermauern zu bewirken - Veränderungen, die die Welt vom Leiden befreien sollten. Damit setzten sie eine der zentralen Anschauungen des Buddhismus um, die besagt, dass wir alle von gleicher Natur sind und man folglich das eigene Leben nur verbessern kann, wenn man anderen hilft. Als Bodhidharma schließlich vom Berg herabkam und den Mönchen sagte, er werde sie lehren zu kämpfen, da dachten sie, es werde von da an darum gehen, wie sie sich in Form bringen und gegen Feinde zur Wehr setzen könnten, aber so war es nicht. Erst einmal mussten sie sich von ihren Meistern im Tempel weiter in die Lehre des Buddhismus einführen lassen und andere für das Überleben wichtige Künste erlernen: wie man zum Beispiel mit Kräutern heilen und sich draußen in der Wildnis ernähren kann. Erst später ging es um die Kampfformen des Kung-Fu, die sie so berühmt machen sollten. Wenn die Mönche schließlich für alles, was ihnen an inneren oder äußeren Herausforderungen begegnen mochte, wohl gerüstet waren, wurden sie auf spirituelle Wanderschaft geschickt, um in allen Situationen des Lebens erproben zu können, was sie im begrenzten Rahmen des Klosters gelernt hatten. Wie also kann Shaolin Ihnen dazu verhelfen, Ihr Leben zu ändern? Worin unterscheidet es sich von anderen Methoden? Erst einmal nehmen Sie vielleicht an, in den »Lektionen« dieses Buches werde es vor allem um Kampf gehen, schließlich ist Shaolin eng mit den Kampfkünsten verbunden. Aber das ist nicht der Fall. Während die Shaolin-Mönche sich mit Kampftechniken fit und in der richtigen inneren Ausrichtung hielten, werden wir uns die Situationen des Alltags zunutze machen, denn wir haben ja im Alltag etwas mehr zu tun, als bloß aufzuwachen, zu essen, zu beten und zu üben. Unsere Lebenswirklichkeit ist im Vergleich geradezu aberwitzig hektisch - Beruf, Beziehungen, die eigene Vergangenheit aufarbeiten und so weiter. Wir brauchen heute vielleicht andere Fertigkeiten als die Mönche damals in ihren Tempeln und auf der Wanderschaft, aber die Prinzipien des Shaolin sind heute so gültig wie damals: Um nicht nur von einem Tag zum nächsten irgendwie »durchzukommen«, sondern wahrhaft zu leben, müssen wir uns auf Veränderungen einstellen und ein paar unserer »persönlichen Regeln« brechen - zwei der schwierigsten Dinge, die sich ein Mensch überhaupt vornehmen kann. Persönliche Regeln sind Verhaltensweisen, auf die wir konditioniert wurden und die uns unglücklich machen, weil sie uns in untauglichen Mustern festhalten. Sie haben den gleichen Suchtcharakter wie Alkohol und Drogensucht und müssen durchbrochen werden.

Reihe/Serie Arkana ; 21774
Übersetzer Jochen Lehner
Sprache deutsch
Maße 135 x 206 mm
Gewicht 335 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Östliche Weisheit / Alte Kulturen
Schlagworte China, Kampfsport • Kung Fu • Lebensthemen • Lebensthemen / Lebensbewältigung • Shaolin • Survival • Survival / Überleben • Überleben
ISBN-10 3-442-21774-1 / 3442217741
ISBN-13 978-3-442-21774-8 / 9783442217748
Zustand Neuware
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