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Esther - von Gott geführt -  Noor van Haaften

Esther - von Gott geführt (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
142 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-769-9 (ISBN)
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Das Buch Esther berichtet von einer sehr bedeutungsvollen Phase in der Geschichte des Volkes Gottes und von ganz unterschiedlichen Menschen: solchen, die nach Macht streben und dabei rücksichtslos vorgehen, und solchen, deren Bescheidenheit beeindruckend und wohltuend ist. Vor allem aber ist dieses biblische Buch ein starkes Zeugnis für das Wirken Gottes, obwohl er kein einziges Mal erwähnt wird und auch selbst nicht spricht oder sich anders offenbart. Genau diese Tatsache macht das Buch Esther für uns heute so interessant. Denn auch in unserem Leben gibt es immer wieder Zeiten, in denen wir das Gefühl haben, dass Gott abwesend ist und unsere Gebete nicht hört. Zeiten, in denen wir meinen, unseren Umständen hilflos ausgeliefert zu sein. Lassen Sie sich von der alten Geschichte Esthers mitnehmen und überraschen! Entdecken Sie, dass unser Gott weder schlummert noch schläft und dass er seine Kinder nie aus den Augen verliert. Der Gott der Bibel ist der unsichtbare Regisseur, der die Fäden unseres Lebens fest in seinen Händen hat. Er kann sogar politische Umstände beeinflussen und scheinbar aussichtslose Situationen zum Guten wenden.

Eleonore (Noor) van Haaften studierte Heilpädagogik an der Uni Utrecht und absolvierte an der britischen Missionsschule All Nations Christian College ein weiteres Studium. Sie war einige Jahre in der christlichen Studentenarbeit in Österreich tätig und arbeitete dann als Redakteurin und Moderatorin beim niederländischen Rundfunk- und Fernsehsender EO. Seit 2002 beschäftigt sie sich hauptsächlich mit Vortragsreisen in Europa und dem Schreiben von Büchern und Artikeln.

1. Die Feste in der Burg Susa und die Verwerfung der Königin Vasti

»Den Reichen in der jetzigen Welt gebiete, nicht hochmütig zu sein, auch nicht ihre Hoffnung auf die Unbeständigkeit des Reichtums zu setzen, sondern auf den lebendigen Gott, der uns alles reichlich zum Genuss darreicht.«

Der Apostel Paulus in 1. Timotheus 6,17

»Der Wein macht zum Spötter, das starke Getränk macht wild, und keiner, der sich damit berauscht, wird weise.«

Sprüche 20,1

»Der König ist zu fürchten wie ein brüllender Löwe; wer sich seinen Zorn zuzieht, verwirkt sein Leben.«

Sprüche 20,2

ESTHER 1

Die ersten Verse in Esther 1 bringen uns in die Königsburg Susa im Persischen Reich. Es ist das Jahr 482 v. Chr. König Ahasveros regiert seit drei Jahren über das Persische Reich, das sich von Indien (bzw. dem Gebiet des Indus, dem heutigen Pakistan) bis nach Äthiopien (dem heutigen Nordsudan) erstreckt und in 127 Provinzen eingeteilt ist. Die Bevölkerung setzt sich aus verschiedenen Völkern zusammen, die ihre eigene Kultur, Sprache und Schriftart haben. Die jüdischen Einwohner, die eine Minorität im Reich bilden, sind die Nachkommen von a) den Juden, die 722 v. Chr. aus dem Nordreich Samarien in das damalige Assyrische Reich verschleppt wurden, und b) den Juden, die von Nebukadnezar 597 und 587 v. Chr. aus dem Südreich Juda in das damalige Babylonische Reich deportiert wurden. Ihre Sprache ist Hebräisch. Die vorherrschende Reichssprache in Persien ist Aramäisch.

Ein Staatsbankett für die Führungskräfte Persiens (V. 1-4)

In den ersten vier Versen in Esther 1 sind wir Zeugen eines ausgelassenen Hoffestes in der Königsburg Susa. Diese Burg war ein befestigter Palastkomplex, der sich auf einem Hügel (der Akropolis der Stadt) befand. Das Königsschloss erhob sich innerhalb des Palastviertels noch einmal zu besonderer Höhe. Es war ein imponierendes Bauwerk von König Darius dem Großen, das von seinem Sohn Ahasveros erweitert wurde. Das Bauprojekt muss äußerst kostspielig gewesen sein, aber das Ergebnis war phänomenal. Aus Geschichtsbüchern und durch archäologische Funde sind uns erstaunliche Dinge bekannt. Man hat zum Beispiel unter den Schwellen der Zugänge zu dem Säulengang im Palasthof Inschriften von Darius gefunden, die beschreiben, welche Holzsorten, kostbaren Materialien und welcher Stein beim Bau verwendet wurden.13 Es werden sechzehn Regionen des Reiches erwähnt, aus denen das Baumaterial und die Arbeiter stammten. Aus zusätzlichen acht Ländern wurden Fachleute bestellt, um die speziellen Werke auszuführen. Die gewöhnlichen Arbeiter aus Babylonien legten die Fundamente, während u. a. Syrer und Ionier das Bauholz aus dem Libanon nach Babylon und von da aus nach Susa transportierten.14 Kurz gesagt: Die Königsburg war ein Meisterwerk.

Nun hat König Ahasveros in dieser Burg »für alle seine Fürsten und Knechte, für die Gewaltigen von Persien und Medien, für die Edlen und Obersten seiner Provinzen« ein Staatsbankett organisiert, das 180 Tage dauern soll. Es kann sein, dass der König nicht alle Geladenen, die in Vers 3 aufgelistet werden, auf einmal bei sich in der Burg Susa gehabt hat, weil diese Menschen nicht einfach so sechs Monate lang ihre Posten verlassen konnten. Wahrscheinlicher ist, dass die Gäste rotiert haben, was eine Beratung in einem etwas kleineren Rahmen ermöglichte.

Ein Treffen von Führungskräften des Persischen Reiches war zu dieser Zeit dringend angesagt, weil König Ahasveros vorhatte, Griechenland einzunehmen. Er hatte zu dieser Zeit schon einiges hinter sich. In den ersten Jahren seiner Herrschaft war er in mehrere Kämpfe verwickelt gewesen. Zwei Jahre lang hatte in Ägypten, einer Provinz Persiens, ein Aufstand gegen die Perser getobt, den die Athener unterstützt hatten. 484 v. Chr. hatte Ahasveros diesen Aufstand niedergeschlagen und Ägypten zurückerobert. Darüber hinaus hatte es 484 und 482 v. Chr. in Persien Aufstände der Babylonier gegeben, die ihre Unabhängigkeit zurückgewinnen wollten. Auch hier hatte Ahasveros gesiegt und aus Babylonien war eine Provinz Persiens geworden.15

Die Siege hatten die Position des Königs zwar gestärkt, dennoch hing Ahasveros noch immer die Schmach eines verlorenen Feldzugs gegen Griechenland nach. Sein Vater König Darius hatte nämlich 490 v. Chr. den Versuch unternommen, Griechenland zu erobern, aber sein Heer hatte bei Marathon eine schwere Niederlage einstecken müssen. Ahasveros war fest entschlossen, seinen Vater zu rächen und Griechenland, das sich zu dieser Zeit als eine neue Großmacht abzuzeichnen begann, nachträglich zu besiegen und es seinem Reich einzuverleiben. Es wäre ein strategisch kluger Schachzug, weil Griechenland als Pforte nach Europa dienen konnte.

Auffallend ist, dass der griechische Historiker und Geschichtsschreiber Herodot über eine Staatsversammlung berichtet, die in Susa stattfand, nachdem Ägypten besiegt worden war. Bei dieser Versammlung ging es um die Planung der Invasion in Griechenland. Es ist sehr gut möglich, dass das 180-tägige Hoffest, von dem in Esther 1 die Rede ist, diese Staatsversammlung gewesen ist. Es war Ahasveros wichtig, den Reichtum und die Herrlichkeit seines Königreiches und die kostbare Pracht seiner Majestät zur Schau zu stellen, um die Führungskräfte seines Reiches zu beeindrucken und zum Kampf gegen Griechenland zu inspirieren und zu motivieren. Das Festmahl in der Burg Susa ist nicht nur ein Mutmacher gewesen, sondern auch eine Art Siegesfeier im Voraus. Ein Bibelausleger sagt: »Der Weltherrscher Xerxes tritt in voller Größe vor uns. Unermesslich seine Macht, sein Vermögen. Seine Feinde sind bezwungen, seine Getreuen lassen sich imponieren.«16 Es sollte den Geladenen des Königs – darunter die Aristokratie des Persischen Reiches, Höflinge, prominente Amtsträger und die Führungskräfte des Persischen Heeres – bewusst machen, wie groß und mächtig Persien war. Es dürfte kein Problem für sie sein, Griechenland einzunehmen.

Dies alles stimmt überein mit den Worten eines Engels an Daniel. Er prophezeite, dass der fünfte König Persiens (das war König Ahasveros!) »größeren Reichtum erwerben wird als alle anderen, und wenn er sich in seinem Reichtum stark fühlt, wird er alles gegen das griechische Reich aufbieten.«17 Seinen großen Reichtum und seine Macht hatte Ahasveros übrigens den Eroberungen seines Vaters im Osten und Westen zu verdanken.

Was bei dem Hoffest gesprochen oder geredet wurde, erfahren wir nicht. Wir können uns aber vorstellen, dass es den Gästen an nichts gemangelt hat. Es gibt Gemälde mit Abbildungen von mittelalterlichen Festessen, bei denen das Fett quasi vom Tisch tropft und die Gäste satt und offensichtlich benebelt sind. So etwa stelle ich mir die 180 Tage dauernde Feier am persischen Hof vor. Ein Gelage von sechs Monaten! Für die Gäste war das Fest phänomenal, für das Hofpersonal muss es eher eine Tortur gewesen sein. Die Hofköche und ihre Helfer hatten wahrscheinlich Blasen an den Händen, um die vielen Gäste mit allerhand Leckereien zu verwöhnen. Sie haben verschwitzt und mit hochroten Köpfen Brot gebacken, Gemüse gewaschen und geschnitten, Fleisch gehackt, gewürzt und gebraten und Soßen vorbereitet, während ihre niedriger gestellten Kollegen pausenlos abgewaschen haben. Im Festsaal hat sich die Bedienung die Beine wundgelaufen, um alle Gäste auf Abruf zu bedienen. Das Personal wird nicht nur erschöpft, sondern auch nervös gewesen sein. Ahasveros war verwöhnt und launisch. Er konnte wegen einer Kleinigkeit in Wut ausbrechen. Und bei diesem Fest stand ja einiges auf dem Spiel. Die Geladenen sollten von allem, was ihnen präsentiert wurde – und ganz besonders von ihrem König –, tief beeindruckt sein. Wenn Ahasveros bewies, dass er Regie am Hof führte und alles fest in seinen Händen hatte, dass sein Personal in extrem herausfordernden Umständen reibungslos funktionierte, konnte man erwarten, dass es ihm auch gelingen würde, sein Heer anzuführen und zu außerordentlichen Taten anzuspornen. Wir verstehen nun auch, warum die Weigerung von Königin Vasti, auf Befehl ihres Gatten bei einem nächsten Fest zu erscheinen, ein so harter Knochen für den König war. Er wurde ja in aller Öffentlichkeit von ihr gedemütigt. Das bringt uns zu den zwei weiteren Festen am Hof.

Zwei neue Feste (V. 5-9)

Nach dem 180-tägigen Hoffest findet ein Festmahl von sieben Tagen für das Volk in der Burg Susa statt, wozu »die Großen und die Kleinen« eingeladen sind (V. 5). König Ahasveros will offensichtlich nicht nur die Edlen und Obersten seines Reiches beeindrucken und inspirieren, sondern auch die Sympathie seines Volkes gewinnen, das zum königlichen Palastviertel gehört (»die Kleinen« bzw. die niedrigere Schicht der königlichen Dienerschaft). Dieses Fest findet statt »im Hof des Gartens«, der sich im Palastpark befindet und von einer dicken Mauer umgeben ist. Dieser Hof ist extrem luxuriös ausgestattet. Wir lesen von Säulen aus weißem Marmor, an denen silberne Ringe befestigt sind, um die Vorhänge aus feinen Stoffen zu tragen, und von goldenen und silbernen Ruhelagern, die auf einem Steinpflaster aus grünem und weißem Marmor, Perlmutt und dunklem Marmor stehen. Die Getränke werden in unterschiedlichen goldenen Gefäßen angeboten und jeder Gast darf selbst entscheiden, ob und wie viel er trinken will. Das Letztere ist übrigens außergewöhnlich gewesen, da es in Persien Brauch war, dass Gäste des Königs trinken...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
ISBN-10 3-96362-769-7 / 3963627697
ISBN-13 978-3-96362-769-9 / 9783963627699
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