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Heldenstoff (eBook)

Inspirierende Geschichten von Olympiasiegern, Weltmeistern und Sportikonen
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
224 Seiten
Meyer & Meyer (Verlag)
978-3-8403-3781-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Heldenstoff -  Axel Rabenstein
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Sport begeistert - durch packende Duelle, sportliche Höchstleistungen und Rekorde. Aber was genau ist das Geheimrezept für den Erfolg jener Athleten, die uns inspirieren, weil sie neue Maßstäbe setzen? In seinem Buch Heldenstoff nimmt Axel Rabenstein den Leser mit auf eine faszinierende Reise - mit exklusiven Zitaten, Geschichten und Geheimtipps aus der Sportwelt. Gemeinsam haben die in dieser einzigartigen Sammlung zu Wort kommenden Athleten 535 Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gewonnen, 89 Weltrekorde aufgestellt sowie unzählige Höchstleistungen erbracht. In den Gesprächen mit Axel Rabenstein verraten sie, wie sie es an die Spitze schafften, was sie im Laufe ihrer Karrieren bewegt hat und wie jeder von uns zum Helden werden kann. Heldenstoff erzählt die Geschichten des Weltklassesprinters Usain Bolt, vom Ironman®-Sieger Jan Frodeno, von Biathletin Laura Dahlmeier, den Skifahrern Felix Neureuther und Marcel Hirscher, sowie vielen weiteren.

Axel Rabenstein ist selbst begeisterter Hobbysportler - er betreibt Triathlon, Windsurfen, Wellenreiten, Snowboarden und mehrere Kampfsportarten. Nach einem Volontariat an der Axel Springer Journalistenschule hat er als Parlamentskorrespondent für Außen- und Sicherheits- politik aus Berlin und weltweiten Krisengebieten berichtet. Seit 2004 ist er als freier Journalist und kreativer Textdesigner tätig. Für die Recherche und Realisierung der 70 Interviews investierte er rund 1.500 Stunden und 12 Jahre harte Arbeit.

Axel Rabenstein ist selbst begeisterter Hobbysportler – er betreibt Triathlon, Windsurfen, Wellenreiten, Snowboarden und mehrere Kampfsportarten. Nach einem Volontariat an der Axel Springer Journalistenschule hat er als Parlamentskorrespondent für Außen- und Sicherheits- politik aus Berlin und weltweiten Krisengebieten berichtet. Seit 2004 ist er als freier Journalist und kreativer Textdesigner tätig. Für die Recherche und Realisierung der 70 Interviews investierte er rund 1.500 Stunden und 12 Jahre harte Arbeit.

1


NEULAND – DAS VERLASSEN DER KOMFORTZONE


1.1 AUFBRUCH IN EINE NEUE WELT


Mit Anton Krupicka, Kilian Jornet, Rebecca Rusch, Matt Hunter

Wir könnten es so bequem haben. Ausgestreckt auf dem Sofa, ein Kissen unter dem Kopf, die Füße unter einer Decke; vielleicht nehmen wir uns ein Buch zur Hand, vielleicht läuft der Fernseher. Das ist schön. Es ist angenehm. Und dennoch wird die verspürte Behaglichkeit nicht von langer Dauer sein. Früher oder später werden wir uns, trotz des Komforts, merklich unwohl fühlen.

Dabei spielt es keine Rolle, wie lange es dauert, bis wir uns unwohl fühlen. Entscheidend ist die Tatsache, dass wir uns unwohl fühlen werden. Es geht nicht um einen schmerzenden Rücken, einen verspannten Nacken. Es geht darum, dass wir Langeweile empfinden werden. Unsere Seele wird nach Nahrung rufen. Wir können noch eine Weile mit unserem Telefon spielen oder in einer Zeitschrift blättern. Es wird uns Aufschub bringen. Aber keine Befriedigung. Wir möchten etwas erleben, und wir möchten es aus der Tiefe unserer Seele am eigenen Leib erleben.

Um das zu tun, müssen wir aufstehen und unsere Komfortzone verlassen. Nur dort draußen, außerhalb unserer Komfortzone, werden wir das wahre Leben finden und uns wirklich lebendig fühlen.

Wenn du mehrere Stunden am Stück rennst, hat plötzlich jeder Moment die Intensität, für immer bei dir zu sein.

Der US-amerikanische Ultraläufer Anton „Tony“ Krupicka hat das Verlassen der Komfortzone zu seiner Paradedisziplin gemacht. Nicht selten läuft er 100 Kilometer oder länger am Stück. Ausrüstungsgegenstände wie Pulsmesser, iPod® oder GPS-Uhr lässt er gerne zu Hause. Er läuft los. Und rennt, soweit er kann.

Auf die Frage, warum er sich so etwas antue, warum er seinen Körper solchen Strapazen aussetze, antwortet er wie folgt: „Wenn du mehrere Stunden am Stück rennst, auf dem Rad sitzt oder auf einen Gipfel kletterst, dann erfährst du besonders klare Momente. Die eigene Existenz wird auf eine Art Selbsterhaltungstrieb reduziert. Irgendwann ist alles in seine Einzelteile zerlegt, wirkt elementar. Plötzlich hat jeder Moment die Intensität und das Potenzial, für immer bei dir zu sein.“

Anton ist seit mehr als zehn Jahren Profi. Er sagt zwar, er könne noch immer nicht glauben, dass er dafür bezahlt werde, nach Lust und Laune durch die Berge zu rennen, aber das hat durchaus seine Berechtigung: Im Auftrag mehrerer Outdoorbrands ist der Mann mit charakteristischem Rauschebart ein gern gesehener Markenbotschafter. Zudem ist er erfolgreicher Wettkämpfer.

Bis heute gewann er einige der härtesten Ultraläufe der Welt, u. a. das Miwok Trail Race über 100 Kilometer in Kalifornien, den Rocky Raccoon in Texas und den Leadville 100 Trail in Colorado über jeweils 160 Kilometer. Was hat er davon?

„Schwere Beine. Authentische Emotionen. Und das Bewusstsein, mich einer schier unüberwindbaren Herausforderung gestellt zu haben, die ich dank meiner Standhaftigkeit meistern konnte. Das ist erfüllend. Ich denke, dass Ultraläufer deshalb lange Läufe bestreiten, weil sie die Dinge gerne mit sich selbst ausmachen.“

Dass er gerne läuft, zeigte sich beim kleinen Tony, der in der Weite Nebraskas aufwuchs, bereits früh. Seinen ersten Marathon absolvierte er im Alter von 12 Jahren. Warum das? – „Für mich war es das Beste, was ich tun konnte. Ich war wie besessen davon, mich besonderen physischen Herausforderungen zu stellen. Nachdem ich im Training einige Male mehr als 30 Kilometer gelaufen war, wusste ich, dass ich bereit dafür bin. Dieselbe Motivation trieb mich dann auf noch längere Strecken und Ultramarathons.“

Hatten seine Eltern nichts dagegen, dass er als Teenager einen Marathon lief? – „Die nächste Teerstraße war meilenweit entfernt“, erinnert sich Tony, „ich war den ganzen Tag draußen, habe Bisonknochen gesammelt und Hütten gebaut. Mit neun Jahren bekam ich meine erste Axt geschenkt. Ich war ein hochaktives Kind und erinnere mich, dass meine Eltern mal auf mich eingeredet haben, ich solle nicht immer so ‚Kamikaze’ unterwegs sein. Am Ende war es absolut okay für sie, dass meine Energie in meine immer länger werdenden Läufe floss.“

Für uns sollen an dieser Stelle zwei Dinge von Bedeutung sein: dass Anton Krupicka den Drang nach Bewegung in sich hatte; und dass er umso mehr Lebensenergie aus seinen Läufen zu gewinnen scheint, je mehr Energie er in seine Läufe investiert.

Als Kind waren ein paar Tage in einer Stadt wie ein Trip in eine andere Welt für mich.

Ein sportlicher Weggefährte von Tony Krupicka ist der Spanier Kilian Jornet Burgada, der von vielen Experten als bester Ausdauerathlet der Welt bezeichnet wird. Dreimal gewann er den Ultra-Trail du Mont Blanc über 168 Kilometer und 9.000 Höhenmeter, er ist siebenfacher Gesamtsieger des Skyrunning Weltcups, dreifacher Gesamtsieger des Ultrarunning- Weltcups sowie siebenfacher Weltmeister im Skibergsteigen.

Er hält zahlreiche Rekorde bei Speedbegehungen, niemand stieg schneller auf Matterhorn, Montblanc, Aconcagua und Denali (früher Mount McKinley). Im Jahr 2017 bestieg er in Rekordzeit den Mount Everest, vom Basislager auf 5.100 Meter Höhe bis zum Gipfel in 8.848 Meter Höhe benötigte er 26 Stunden; alleine und in einem Zug, ohne Fixseile und künstlichen Sauerstoff.

Natürlich ist Kilian Jornet Profi und als solcher beruflich unterwegs. Extreme Begehungen und erfolgreiche Wettkämpfe sind sein Job. Er tut es, weil seine Sponsoren ihn für den erbrachten Imagegewinn bezahlen. Er tut es aber auch, weil er es gerne tut. Weil es ihn glücklich macht, weil es ihn erfüllt. Wer Kilian getroffen hat, wird spüren, dass ihm Zufriedenheit und Ausgeglichenheit innewohnen, und das nicht nur, weil sein Ruhepuls bei 34 Schlägen in der Minute liegt.

„Ich genieße das Gefühl sportlicher Anstrengung sehr. Es tut gut, seine eigene Leistungsfähigkeit zu spüren. Außerdem weiß ich, dass ich meine Ziele ohne Anstrengung nicht erreichen werde. Wer sich dauerhaft in der Komfortzone aufhält, wird nichts Neues entdecken. Das Verausgaben macht mich besser. Es verschafft mir neue Möglichkeiten, zeigt mir Wege und bringt mich an Orte, die vorher nicht erreichbar für mich waren. Orte, an denen ich etwas erlebe, was ich bis dahin nicht kannte, nicht gespürt oder nicht gesehen habe.“

Wie Tony Krupicka konnte sich Kilians Liebe zur Aktivität früh entfalten, während seiner Kindheit, die er in den katalanischen Pyrenäen verbrachte, wo sein Vater eine Berghütte bewirtschaftete. „Ich bewegte mich jeden Tag dort draußen in der Natur. Im Schnee zu spielen oder durch die Wälder zu streunen, war für mich so normal wie zu essen und zu schlafen. Als Kind waren ein paar Tage in einer Stadt wie ein Trip in eine andere Welt für mich.“

Die Frage ist nun: Konnte sich bei Kilian ein besonderer Bewegungsdrang entwickeln, weil er dort draußen in den Bergen aufwuchs?

Oder hat eine Kindheit ohne TV und Computerspiele dazu beigetragen, dass sein natürlicher Bewegungsdrang in erster Linie nicht verkümmerte?

Viele Menschen sind gelangweilt, weil sie immer das Gleiche tun.

Nicht jeder Mensch ist von Geburt an in gleicher Weise sportlich. Nicht jeder hat die körperlichen Voraussetzungen, um später einmal auf einen Achttausender zu rennen. Aber jedes Kind verfügt über eine ureigene Neugier; es will spielen, lernen, entdecken.

„Als Kind suchen wir das Abenteuer. Dann werden wir erwachsen, wir gehen zur Arbeit, haben viel zu tun, wir sind gestresst, und irgendwann hören wir auf, das Neue zu suchen.“

Das sagte mir Rebecca Rusch, eine US-amerikanische Mountainbikerin, die ich am Rande des Leadville-100-Rennens in Colorado traf, das sie viermal in Serie gewann, zuletzt im Alter von 44 Jahren, was in der Szene für Aufsehen sorgte. Ich erinnere mich daran, dass Rebecca eine unaufdringliche, aber trotzdem zu jeder Zeit spürbare, ansteckende Lebensfreude ausstrahlte, dem sich ihr Umfeld kaum entziehen konnte.

„Viele Menschen sind gelangweilt, weil sie immer das Gleiche tun. Als Kind geht man mit dem Rad auf Entdeckungstour durch die Nachbarschaft, nur zwei Straßen weiter erscheint einem die Umgebung wie eine andere Welt. Wenn man sich diese Abenteuerlust erhält, dann bleibt auch die Lebensfreude. Ich denke, dass man diese Energie von Natur aus hat. Man darf sie nur nicht verlieren.“

Als Kind verlassen wir fortlaufend die Komfortzone, brechen voller Neugier auf in eine neue Welt, holen uns dabei die Kraft, die Entschlossenheit, das Selbstbewusstsein und das Vertrauen...

Erscheint lt. Verlag 19.7.2021
Verlagsort Aachen
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Allgemeines / Lexika
Schlagworte außergewöhnliche sportler • fasznierende geschichten • Felix Neureuther • Franziska van Almsick • Jan Frodeno • Lindsay Vonn • Ole Einar Bjorndalen • Olympiasieger • Reinhold Messner • Shaun White • Usain Bolt • Weltmeister
ISBN-10 3-8403-3781-X / 384033781X
ISBN-13 978-3-8403-3781-9 / 9783840337819
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