Ich will nach Wimbledon (eBook)
172 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7412-2951-0 (ISBN)
Stephan Medem, wurde 1960 in Luzern, Schweiz geboren, studierte Sport und Psychologie in den USA und lebt glücklich verheiratet mit seiner Frau Michaela in Bamberg. Er ist Tennis Welt- und Europameister, hat mehrere Jahre auf der ATP-Tour, in der Schweizer Nationalmannschaft und in der Deutschen Bundesliga gespielt. Danach hat er auf der WTA-Tour etliche Top-Fifty Spielerinnen, unter anderem die aktuelle Bundestrainerin und Chefin des Porsche Tennis Teams Barbara Rittner, als Coach betreut. Als GPTCA-ATP-certified-A-level Coach gehört er mit Leuten wie Federer-Berater Severin Lüthi oder Patrick Mouratoglou, dem Erfolgstrainer von Serena Williams, zur absoluten Tennis- Coaching Elite. Heute arbeitet Stephan Medem als Trainer, Coach und Speaker in den Sparten Tennis, Sport und Mentale Stärke mit Menschen, die das Optimum aus ihrem Leistungspotential schöpfen wollen. Zielt 'Ich WILL nach Wimbledon!' eher auf die Eltern von Tennisspieler ab, so liegt der Fokus seines ersten Buches, dem Jugendroman 'playGIRL', ganz klar bei den Teenagern. Falls Ihr mehr über Stephan Medem und seine Arbeit erfahren wollt oder Kontakt zu ihm aufnehmen möchtet, so könnt Ihr das gerne über www.head-man.com bzw. steph@head-man.com tun.
DAS WARM-UP: EINSPIELZEIT
Tennisprofi?
Sicherlich ist es sehr viel einfacher, wenn euer Kind irgendwann daherkommt und verkündet: »Papa, ich will Arzt werden!«, »Mama ich will Pilot werden!« oder »Hey, Leute, ich will Lehrer für Englisch und Sport werden!« In der Regel sind die Kids zu diesem Zeitpunkt schon etwas älter und kennen sich selbst und ihre Fähigkeiten und Vorlieben schon etwas differenzierter.
Mit ein paar Klicks am Computer habt ihr sofort die wichtigen Fakten. Braucht mein Kind ein Abi? Wenn ja, gibt es einen NC? Wie lange dauert das Studium bzw. die Ausbildung? Wo kann studiert werden? Was sind die ungefähren Kosten? Zack, allgemein zugängliche Information und in null Komma nichts abrufbar.
Selbst wenn dein Kind noch keinen richtigen Plan hat. Ein Gang zum Berufsberater und dieser wird in der Lage sein, für dein Kind das optimale Betätigungsfeld, zurechtgeschneidert auf dessen Neigungen, Vorlieben und Begabungen, zu bestimmen.
Mit der Fragestellung »Wie wird mein Kind Tennisprofi?«, nun, da spuckt das Internet wenig Brauchbares heraus und unser guter Berufsberater wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit überfordert sein und resigniert seinen Kopf schütteln.
Im Gegensatz zu den gängigen Berufen gibt es für einen Tennisprofi keinen gängigen, allgemein gültigen Ausbildungsweg.
Dass wir im klassischen Sinne von einer »Ausbildung« reden müssen, ist klar. Aber wie lange diese Ausbildung dauert? In welchem Alter sie begonnen wird? Wo sie zu absolvieren ist? Was sie kostet? Ob diese Ausbildung für mein Kind überhaupt wünschenswert und sinnvoll ist?
Ihr seht, wenn wir den Wunsch eures Kindes wirklich ernst nehmen und ihn nicht als kleine »Modeerscheinung« deklarieren können, dann müssen wir uns einige Fragen stellen, um Lösungen zu finden.
Warum ausgerechnet Tennis?
Der eine oder andere von euch wird sich bei der Lektüre dieses Buches vielleicht immer wieder einmal denken, dass die Meinung von diesem Stephan Medem ja schon verdammt PRO/ Tennis-gefärbt ist.
Das muss ich so sicher auch gelten lassen und werde niemals widersprechen.
Ich spiele seit über 50 Jahren Tennis, als Trainer und Coach arbeite ich weitere 30 Jahre. Sicher könnte ich mein Geld auch mit einer anderen Tätigkeit, vielleicht sogar leichter verdienen.
Ich weiß nicht, wie viele Millionen Tennisbälle ich in meinem Leben geschlagen habe und wie viele Kilometer Saiten ich bis jetzt verschlissen habe: Aber eines weiß ich genau:
Ich bin ein Tennisenthusiast, ein Freak, ich liebe diesen Sport und sämtliche Facetten davon.
Und des Weiteren weiß ich auch, dass keine andere Sportart den Charakter unseres Nachwuchses so positiv beeinflussen kann wie Tennis!
So bitter das für den einen oder anderen von euch klingen mag: Nicht nur Tennis ist ein Einzelsport, sondern das ganze Leben ist ein Einzelsport!
»We come alone, we go alone!
Und wenn du in der Zeit dazwischen auf ein paar Menschen triffst, die dich, so wie du bist, akzeptieren und lieben, dich einen möglichst langen Teil dieses Trips ,called life‘ begleiten und dir helfen, das an Potenzial aus dir herauszuholen, was du verdienst: Das ist Glück!«
Unabhängig, mit wie viel Erfolg die Tennislaufbahn deines Sprosses belohnt werden mag: Der Tennissport prägt nicht nur die positive Entwicklung deines Kindes nachhaltig, er produziert Leadertypen!
Eigenschaften wie
– Ziele definieren,
– Disziplin,
– Prioritäten setzen,
– Arbeitsmoral,
– Mut und Zuversicht,
– Leistungsbereitschaft,
– Zeitmanagement,
– Anpassungsfähigkeit/Flexibilität,
– Stressmanagement,
– Umgang mit Gegnern,
– Verarbeitung von Sieg und Niederlage,
– Wille,
– Fairplay,
– Problemlösungen erarbeiten,
– Wahrscheinlichkeiten erahnen,
– Wiederholungsmuster erkennen,
– Entschlossenheit,
– Opferbereitschaft,
– Zielstrebigkeit,
– Konzentration,
– Fokussierung,
– Ausdauer/Beharrlichkeit,
– Selbstkontrolle,
– positive Selbstwahrnehmung,
– Selbstvertrauen,
– Selbstwertgefühl
werden auf dem Tennisplatz schon im Kinder- und Jugendalter spielerisch erlernt!
Was ist Tennis oder kennst du den Unterschied zu anderen Sportarten?
Gut, wir alle wissen, dass man mit einem Schläger eine kleine Filzkugel über ein 91,4 Zentimeter hohes Netz schlägt. Schön, wenn man das schafft, noch besser, wenn das Ding auch noch innerhalb der gegnerischen Linien reinfällt.
Wir eröffnen das Spiel mit einem Aufschlag, kontern, wenn wir es schaffen, mit einem Rückschlag, und dann geht’s in einen Ballwechsel, da werden Vorhand und Rückhand Topspin, Slice oder Drive ausgetauscht, bis einer der beiden Kontrahenten einen Fehler macht oder einfach nicht mehr rankommt an die Kugel.
Die ganz Mutigen versuchen ihr Glück auch gerne mal vorne am Netz und suchen den Punktgewinn mit einem Volley.
Auch die Zählweise ist ziemlich verkorkst. 15, 30, 40, Einstand und Vorteil, Satz und Match sind nicht unbedingt nachvollziehbar einem wirklich gesunden Hirn entsprungen.
Trotzdem … wir haben uns damit abgefunden und leben ganz gut damit.
Wirklich interessant ist jedoch die Frage »Was unterscheidet Tennis von den anderen sportlichen Disziplinen?«.
Bei meinen »HEAD-MAN Mentalworkshops« stelle ich diese Frage immer im ersten Teil meines Programms.
Meine Teilnehmer sind in der Regel Tennisspieler aus allen Alters- und Leistungsstufen. Jugendranglistenspieler, Senioren, WTA-Tour-Einsteiger oder Mannschaftsfreizeitspieler, alles ist schon dabei gewesen.
Natürlich ist auch die Fraktion der interessierten Eltern sowie fortbildungswilligen Trainerkollegen vertreten, wobei Letztere, wer mag Böses unterstellen, immer sehr arg in der Minderheit ist …
Erstens gelingt es mir mit der Frage »Was unterscheidet Tennis von anderen Sportarten?« immer ganz easy, meine Zuhörer in einen Dialog und Arbeitsprozess zu integrieren und damit das »Eis zu brechen«.
Zweitens, und das erstaunt dann doch den einen oder anderen Teilnehmer, kommen in diesem Prozess einige Tatsachen zu Tage, die für uns, als Spieler, Eltern und Trainer neu und sehr wichtig für das Verständnis unseres geliebten Sports sind.
An dieser Stelle möchte ich euch diese Punkte kurz umschreiben. Ich bin davon überzeugt, dass ihr mit der Kenntnis dieser »anderen« Facetten Tennis noch besser verstehen könnt.
Keine Mannschaft
Viele Menschen sind Teamplayer. Sie brauchen den Rückhalt von Mannschaftskollegen, stehen nicht wirklich gerne und komfortabel alleine auf »der Bühne«.
Der Ausgang eines Spieles ist einzig und alleine von den eigenen Fähigkeiten abhängig. Die Schuld für eine Niederlage kann niemals einem Mitspieler in die Schuhe geschoben werden.
»Ich bin meines eigenen Glückes Schmied!« Ein Tennisspieler braucht Führungsqualitäten!
Kein Zeitlimit
Ein Fußballspiel dauert zweimal 45 Minuten, eine Basketballpartie viermal 20 Minuten. Selbst die Dauer eines Marathons oder 10.000-Meter-Laufes ist relativ genau im Voraus abzusehen.
Beim Tennis ist die Dauer des Spieles immer unbestimmt.
Im extrem kürzesten Fall kann ein Match, auch auf ATP- oder WTA-Niveau, in unter einer Stunde beendet sein. Beim anderen Extrem können Partien, z.B. bei Grand-Slam-Herren-Turnieren, auch einmal die Fünfstundenmarke knacken.
Bezüglich der Vorbereitung (Ernährung!) sowie der Durchführung (Stressmanagement, Regeneration, mentale Stärke, Ausdauer, Konzentration) eine außergewöhnliche Belastung.
Auch die Dauer eines Turniereinsatzes ist nicht kalkulierbar.
Erste Runde verlieren = ein Match, Teilnahme am Finale eines mit 128 Teilnehmern bestückten Grand-Slam- oder großen ITF/TE-Events = 7 Matches.
Face to Face
Wie bei anderen Zweikampfdisziplinen (z.B. Boxen) steht man dem Gegner fast immer »Face to Face« gegenüber.
Nonverbale Kommunikation wie Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Emotionen spielen eine sehr entscheidende Rolle.
Hast du gewusst, dass wir auch im normalen, alltäglichen Leben 70 Prozent der Signale unseres Gegenübers NICHT durch dessen Worte wahrnehmen?
In einer Kampfsituation, und davon müssen wir auf dem Tennisplatz sprechen, ist der Anteil noch höher.
Die Qualität dieser Signale kann den Verlauf eines Matches entscheiden.
Hängende Schultern, weinerlicher Gesichtsausdruck oder resignative Handbewegungen nach verlorenen Punkten, Wutausbrüche und Gefluche werden einen Gegner immer zusätzlich stärken und motivieren.
Im Umkehrschluss werden selbstbewusstes Auftreten, positive Körperspannung,...
Erscheint lt. Verlag | 4.7.2016 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport |
ISBN-10 | 3-7412-2951-2 / 3741229512 |
ISBN-13 | 978-3-7412-2951-0 / 9783741229510 |
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