BWL, VWL und Finanzwissenschaften in der mündlichen Steuerberaterprüfung (eBook)
408 Seiten
Schäffer-Poeschel Verlag
978-3-7910-6387-4 (ISBN)
Dipl.-Kaufmann Dipl.-Volkswirt Dr. Stephan Bannas, Gründer und Gesellschafter der Steuerlehrgänge Dr. Bannas GmbH sowie des Berliner Seminars für Steuerrecht, Prüfungs- und Treuhandwesen.
Stephan Bannas Dipl.-Kaufmann Dipl.-Volkswirt Dr. Stephan Bannas, Gründer und Gesellschafter der Steuerlehrgänge Dr. Bannas GmbH sowie des Berliner Seminars für Steuerrecht, Prüfungs- und Treuhandwesen. Andreas Wellmann Dipl.-Kaufmann Andreas Wellmann, Geschäftsführer und Gesellschafter der Steuerlehrgänge Dr. Bannas GmbH sowie des Berliner Seminars für Steuerrecht, Prüfungs- und Treuhandwesen.
2.3 Der Ablauf der mündlichen Prüfung
2.3.1 Der zeitliche Ablauf
Die Prüfung besteht, wie oben schon dargelegt, aus zwei unterschiedlichen Teilen:
-
dem Kurzvortrag, d. h. einer Rede von fünf bis zehn Minuten Dauer, wobei die Verordnung keine konkreten Angaben macht, sondern in § 26 Abs. 3 Satz 1 DVStB nur von einem »kurzen Vortrag« spricht;
-
dem Prüfungsdialog in Form eines Frage-Antwort-Spiels, das aus sechs Prüfungsabschnitten besteht (vgl. § 26 Abs. 3 DVSt).
Nach allen Kurzvorträgen einer Prüfungsgruppe berät die Prüfungskommission die Noten. Einige Kommissionen beurteilen direkt nach jedem einzelnen Kurzvortrag. Nach den Kurzvorträgen und der Beratung über deren Ergebnisse beginnt der Prüfungsdialog, wobei in der Regel je Prüfungsabschnitt sich nur ein Prüfer mit den Kandidaten beschäftigt. Die Beurteilung erfolgt am Ende aller Prüfungsabschnitte. Auch hier gibt es die Ausnahme, dass einige Kommissionen nach jedem bzw. jedem zweiten Prüfungsabschnitt ein internes Beurteilungsgespräch führen.
Ein möglicher Zeitablauf der Prüfung in Bundesländern mit gleichzeitiger Ladung aller Kandidaten kann wie das folgende Beispiel »Lange Prüfung« aussehen, wobei dann in der Regel fünf bis sechs Kandidaten gleichzeitig geladen werden. Einige Bundesländer sind zu einer kürzeren Form der Prüfung übergegangen, wobei dann nur drei bis vier Kandidaten geladen werden.
Im Zehn-Fünfzehn-Minuten-Takt werden die Prüflinge zur halbstündigen Vorbereitung auf den mündlichen Vortrag in einen Vorbereitungsraum geleitet. Es gibt ein Blatt mit drei Themen zur Auswahl, die für alle Kandidaten einer Prüfungsgruppe identisch sind. Man entscheidet sich zügig für eines der Themen. Am Ende der halben Stunde Vorbereitungszeit wird man vom Vorbereitungs- in den Prüfungsraum gebracht. Der Vorsitzende begrüßt den Prüfling und bietet an, den Vortrag stehend oder sitzend zu halten. Jeder Prüfling ist mit den sechs Prüfern nun allein. Nach dem letzten Vortrag ist ca. eine Viertelstunde Pause.
Dann beginnt der erste Prüfungsabschnitt für die gesamte Prüfungsgruppe. Der Vorsitzende stellt alle Prüfer mit Namen vor und erklärt dabei, welche Prüfungsgebiete der jeweilige Prüfer abhandeln wird, welcher Prüfer beginnt, wer dann weitermacht, wer zum Schluss prüft und wann die Pausen sind. Nach der Frage an die Prüflinge, ob sie mit dem Ablauf einverstanden sind, geht’s los.
| Lange Prüfung | Kurze Prüfung |
Uhrzeit der Ladung | 8.30 | ab 7.30 |
Identitätsprüfung, Verteilung der Vortragsthemen Beginn der Vorbereitung der Kurzvorträge | 9.00 | 7.45 |
Ende der Vorbereitung der Kurzvorträge | 9.30 | 8.15 |
Begrüßung des 1. Kandidaten durch die Kommission, danach Beginn des ersten Kurzvortrags | 9.45 | 8.20 |
Ende des letzten Kurzvortrags | 10.30 | 9.00 |
Kurze Pause für die Kandidaten, in der die Kommission sich über die Benotung der Kurzvorträge einigt |
|
|
Beginn der ersten beiden Abschnitte des Prüfungsdialogs | 10.45 | 9.10 |
Pause | 12.00 | 10.00 |
Beginn des dritten und vierten Abschnitts des Prüfungsdialogs | 12.15 | 10.10 |
Pause | 13.30 | 11.00 |
Beginn des fünften und sechsten Abschnitts des Prüfungsdialogs | 14.30 | 11.10 |
Ende der mündlichen Prüfung für die Kandidaten – Pause | 15.45 | 12.00 |
Verkündung der Ergebnisse nach Beratung | offen | offen |
Denken Sie daran: Jeder Prüfungsabschnitt zählt neu und wird einzeln bewertet. Sie müssen daher jeden der Prüfungsabschnitte als neue Chance betrachten, besonders dann, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie beim Kurzvortrag und den ersten Prüfungsabschnitten eher schlecht waren. Sie sollten also niemals aufgeben, jeder Prüfungsabschnitt und der Kurzvortrag zählen immer nur 1/7, Sie können sich immer verbessern.
In der Regel werden nach der Prüfung zunächst nur die Kandidaten einzeln zur Kommission gebeten, die nicht bestanden haben. Nur diese haben auch einen Anspruch auf die Bekanntgabe von Einzelnoten. Anschließend werden alle Prüflinge, die bestanden haben, gemeinsam zur Kommission gebeten. Noten werden, wie gesagt, erfahrungsgemäß nicht mitgeteilt. Einzelne Kommissionen teilen aber Einzelnoten der Prüfungsabschnitte mit oder informieren, ob man sich in der mündlichen Prüfung insgesamt gegenüber der schriftlichen Prüfung verbessert oder verschlechtert hat.
Tipps: Wenn Sie einen Termin am frühen Morgen haben und eine weite Anreise, übernachten Sie auf jeden Fall am Prüfungsort. Zum einen beginnt der Prüfungstag mit weit weniger Stress und zum anderen vermeiden Sie ein mögliches Zuspätkommen, was direkt das Nicht-Bestehen der Prüfung zur Konsequenz hat. Und nehmen Sie sich für die Pausen etwas zu Essen und zu Trinken mit. Nicht an allen Prüfungsorten können Sie etwas kaufen.
2.3.2 Die Prüfungssituation
In den Klausuren war die Aufgabenstellung vorgegeben, aber dennoch war eine eigene Schwerpunktsetzung in der Stoffbehandlung und das Überspielen von Wissenslücken und Zeitmangel möglich. Eine vergleichbare Situation finden Sie in der mündlichen Prüfung nur beim Kurzvortrag vor. Die Prüflinge können unter drei Themen aus unterschiedlichen Gebieten wählen und innerhalb des gewählten Themas selbständig Schwerpunkte setzen. Dafür steht auch eine Vorbereitungszeit zur Verfügung, die eigenständig eingeteilt werden kann.
Völlig anders ist die Situation beim Prüfungsdialog, einem regelrechten Frage-Antwort-Spiel. Der Prüfer stellt Fragen, erwartet Antworten ohne lange Überlegung, kann jedes Ausweichen sofort unterbinden und hat die Möglichkeit, durch Hinterfragen von Antworten genau zu erkennen, ob der Stoff wirklich beherrscht wird. In dieser Situation spielen Geistesgegenwart und Konzentrationsfähigkeit oft eine größere Rolle für den Erfolg als Fachwissen. Gerne werden die Fragen von den Prüfern in Form einfacher und kurzer Sachverhalte gestellt. Hierauf sollte man sich in der Vorbereitung entsprechend einstellen, da den meisten Kandidaten hier die Beantwortung schwerer fällt als bei reinen Wissensfragen.
Der Prüfungsdialog ist in erster Linie eine Frage der guten Nerven und der Konzentration. Unzulänglich beantwortete Fragen werden fast immer an andere Prüflinge weitergereicht und auch bei richtigen Antworten kann das ohne Weiteres geschehen, um die anderen Teilnehmer zu testen. Mit ausreichender Routine und etwas Raffinesse kann man es aber auch schaffen, auf Fragen so geschickt zu antworten, dass teilweise Wissenslücken nicht bemerkt werden, dass man das Prüfungsgespräch in Richtungen lenkt, in denen man sich sicher fühlt. Unklug ist (aus Nervosität kann das passieren) von sich aus Themen anzuschneiden, in denen man sich nicht gut auskennt. Das kommt leider öfter vor; dahinter steht die Tendenz, dass das, was man weiß, oft unterbewertet, als selbstverständlich hinnimmt, sozusagen »nicht der Rede wert findet«, während der eigentliche »Stein der Weisen« da zu liegen scheint, wo man unsicher ist. Lassen Sie sich nicht beirren, Sie wissen viel und dürfen das in der Prüfung auch ausbreiten und erzählen, sie brauchen sich nicht für so viel Selbstdarstellung zu schämen. Im Übrigen kann man dieses Sich-selbst-aus-der-Reserve-locken in Arbeitsgemeinschaften sehr gut üben.
Bei den Antworten gibt es die sog. Definitionsfalle, die man unbedingt vermeiden sollte. Sie funktioniert so: Der Prüfer stellt eine Frage »Was ist dieses oder jenes…« und man beginnt seine Antwort mit »Dieses oder jenes ist …« und versucht sich darin, die Sache zu definieren. Daran können Sie nur scheitern, eine fachlich exakte Definition gelingt nur sehr guten Kandidaten und das auch nur, wenn sie in keiner Stresssituation sind. Besser ist, die Frage aufzugreifen und in Ihrer Antwort sozusagen Luft zu holen und den Antwortgang geschickt zu beginnen. Also etwa: »Bei diesem und jenem geht es um die Frage, wie (oder ob) …«. Im Fußball würde man sagen: Besser, man gibt sich selbst eine Vorlage, als den Ball direkt exakt zurückgeben zu wollen.
Wichtig ist, permanent zuzuhören. Sehr häufig werden Fragen weitergegeben und es macht einen sehr schlechten Eindruck, wenn Sie sich die Frage wiederholen lassen müssen. Bitte auf keinen Fall die Antwort des Vorredners negativ bewerten, unkollegiales Verhalten wird fast ausschließlich negativ betrachtet. Wenn man wirklich nichts weiß, sollte man damit beginnen, die Frage so unzutreffend zu wiederholen, dass daraus ein neues Thema entstehen kann. Auf keinen Fall darf man auf eine Frage einfach stumm bleiben. Auch die an sich formal immer richtige Juristenantwort »das kommt darauf...
Erscheint lt. Verlag | 2.8.2024 |
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Reihe/Serie | Die Steuerberaterprüfung |
Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Recht / Steuern ► Steuern / Steuerrecht |
Schlagworte | Grundlagen Betriebswirtschaftslehre • Grundlagen Finanzwissenschaften • Grundlagen Volkswirtschaftslehre • Mündliche Steuerberaterprüfung • prüfungsablauf • Prüfungsvorbereitung • Steuerberaterprüfung |
ISBN-10 | 3-7910-6387-1 / 3791063871 |
ISBN-13 | 978-3-7910-6387-4 / 9783791063874 |
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