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Referenz Allgemein- und Viszeralchirurgie: Pankreas (eBook)

Robert Grützmann (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
Thieme (Verlag)
978-3-13-242460-9 (ISBN)

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Referenz Allgemein- und Viszeralchirurgie: Pankreas -
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<p><strong>Expertenwissen klar, präzise, sicher</strong></p> <p>Ein Nachschlagewerk, das die Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse umfassend behandelt und dabei übersichtlich bleibt? Referenz Allgemein- und Viszeralchirurgie: Pankreas beweist, dass dies möglich ist. Gut verständlich und klar strukturiert werden die Erkrankungen des Pankreas, die empfohlenen diagnostischen Vorgehensweisen sowie deren mögliche Therapieoptionen, insbesondere die operativen Verfahren, im Detail beschrieben. Zahlreiche Tipps und Tricks helfen, auch in schwierigen Situationen zurecht zu kommen.</p> <p>Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.</p>

1 Entzündliche Erkrankungen


1.1 Akute Pankreatitis


J. Rosendahl, M. Damm, P. Michl

1.1.1 Steckbrief


Die akute Pankreatitis (AP) gehört zu den häufigsten gastroenterologischen Erkrankungen mit stationärer Behandlung. Hauptursachen sind ein schädlicher Alkoholmissbrauch, Gallensteine und eine Hypertriglyzeridämie. Andere Ursachen sind selten. Beim größten Teil der Patienten verläuft die Erkrankung mild mit niedriger Letalität. Liegen infizierte Nekrosen vor, steigt die Letalität auf bis zu 70% an. Zu den therapeutischen Maßnahmen zählt die frühe Volumengabe. Eine prophylaktische Gabe von Antibiotika wird nicht empfohlen. Bei einer Choledocholithiasis muss im Verlauf eine endoskopische retrograde Cholangiografie (ERC) erfolgen ▶ [3]. Liegt eine Cholangitis vor, muss die ERC innerhalb von 24h durchgeführt werden. Interventionen von Nekrosen sollten spät und wenig invasiv erfolgen. Die komplizierte AP sollte in spezialisierten Zentren behandelt werden.

1.1.2 Aktuelles


  • Zahlreiche laufende Studien adressieren wichtige Fragen der Therapie der akuten Pankreatitis, sodass sich in den nächsten Jahren möglicherweise die Therapiealgorithmen ändern.

  • Bei Patienten mit einer zu erwartenden schweren akuten Pankreatitis kann die Ernährung bis zu 96h pausiert werden. Nach diesem Zeitraum sollte enteral und gegebenenfalls zusätzlich parenteral ernährt werden ▶ [1].

  • Eine randomisierte Studie bei akuter biliärer Pankreatitis zeigte, dass die frühe ERC keine Verbesserung des klinischen Verlaufs erbrachte. Liegt jedoch eine Cholangitis vor, muss eine ERC innerhalb von 24h erfolgen.

1.1.3 Synonyme


Acute Pancreatitis, akute Bauchspeicheldrüsenentzündung.

1.1.4 Keywords


Pankreatitis, biliär, alkoholisch, Nekrose, Nekrosektomie, ERCP, Endosonografie, Computertomografie, Magnetresonanztomografie.

1.1.5 Definition


Akute Entzündung des Pankreas, die typischerweise mit epigastrisch lokalisierten Oberbauchbeschwerden sowie fakultativ mit Erbrechen und einem paralytischen Ileus einhergeht. Die Diagnose kann gestellt werden, wenn 2 der folgenden Kriterien vorliegen:

  • Es besteht eine typische Klinik.

  • Die Lipase im Serum liegt > 3-fach über der Norm.

  • Die Bildgebung zeigt Zeichen der akuten Pankreatitis.

1.1.6 Epidemiologie


  • Die altersadjustierte Inzidenz der akuten Pankreatitis lag in der Region Lüneburg bei 16/100000 für Männer und 10,2/100000 für Frauen.

  • In Skandinavien wird die Inzidenz mit 30–35/100000 Fälle angegeben. Hier sind mehr männliche Patienten betroffen.

1.1.6.1 Häufigkeit

Bei den Krankenhausfallzahlen in Deutschland lag die Pankreatitis 2016 bei 65 von 100000 Fällen.

1.1.6.2 Altersgipfel

Die Erkrankung weist einen Altersgipfel zwischen der 2. und 3. Dekade und einen weiteren zwischen der 5. und 6. Dekade auf.

1.1.6.3 Geschlechtsverteilung

Bei frühem Krankheitsbeginn überwiegen Männer, wohingegen bei spätem Krankheitsbeginn Frauen häufiger betroffen sind. Die Genese beim frühen Beginn der Erkrankung ist häufiger ein schädlicher Alkoholkonsum, zum späteren Zeitpunkt das Gallensteinleiden mit konsekutiver Choledocholithiasis.

1.1.6.4 Prädisponierende Faktoren

  • schädlicher Alkohol- oder Nikotinkonsum

  • Gallensteine

  • Hypertriglyzeridämie, z.B. bei Lipoproteinlipase-Mangel

  • iatrogen, z.B. Post-ERCP-Pankreatitis

  • Trauma

  • Medikamente

  • Virusinfektionen

Merke

Die Hypertriglyzeridämie darf als Ätiologie nicht vergessen werden.

1.1.7 Ätiologie und Pathogenese


  • Die Ätiologie der akuten Pankreatitis ist in über 80% der Fälle alkoholisch oder biliär. Andere Ursachen (z.B. Hypertriglyzeridämie, Medikamente, Virusinfektionen) sind seltener. Im Kindesalter ist der häufigste Auslöser ein stumpfes Bauchtrauma. In seltenen Fällen ist ein Pankreaskarzinom oder eine zystische Pankreasläsion (z.B. intraduktale papilläre muzinöse Neoplasie, IPMN) ursächlich.

  • Die Pathogenese der Erkrankung ist nicht vollständig verstanden. Ursächlich scheint eine frühzeitige intrapankreatische Aktivierung von Verdauungsenzymen zu sein, welche dann verschiedene Entzündungsmechanismen initiiert.

Merke

Ein Pankreaskarzinom als Ursache der akuten Pankreatitis muss bei ungeklärter Ätiologie ausgeschlossen werden.

1.1.8 Klassifikation und Risikostratifizierung


Die akute Pankreatitis wird nach der revidierten Atlanta-Klassifikation in die milde, moderat-schwere und schwere Verlaufsform unterteilt ( ▶ Tab. 1.1 ) ▶ [2]. Für die Risikostratifizierung bei Krankheitsbeginn liegen keine zuverlässigen Tests vor. Lediglich die vermutete milde Verlaufsform kann mit dem Harmless Acute Pancreatitis Score (www.mdcalc.com/harmless-acute-pancreatitis-score-haps) mit hoher Spezifizität (98%) vorhergesagt werden.

Merke

Der schwere Verlauf der akuten Pankreatitis kann nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden.

Tab. 1.1 Schweregradklassifikation der akuten Pankreatitis (Quelle: Beyer G, Mayerle J. Akute Pankreatitis. In: Riemann J, Fischbach W, Galle P et al., Hrsg. Referenz Gastroenterologie. Stuttgart: Thieme; 2019).

revidierte Atlanta-Klassifikation

determinantenbasierte Klassifikation

milde akute Pankreatitis

kein Organversagen

keine lokalen oder systemische Komplikationen

kein Organversagen

und

keine (peri-)pankreatischen Nekrosen

mittelschwere akute Pankreatitis

transientes Organversagen mit Resolution nach spätestens 48 h

lokale oder systemische Komplikationen ohne persistierendes Organversagen

transientes Organversagen mit Resolution nach spätestens 48 h

und/oder

sterile (peri-)pankreatische Nekrosen

schwere akute Pankreatitis

persistierendes Organversagen

Einzelorganversagen

Multiorganversagen

persistierendes Organversagen

oder

infizierte (peri-)pankreatische Nekrosen

kritische akute Pankreatitis

persistierendes Organversagen

und

infizierte (peri-)pankreatische Nekrosen

1.1.9 Symptomatik


Stärkste Oberbauchbeschwerden, häufig mit Punctum maximum epigastrisch. Teilweise gürtelförmig ausstrahlend und in den Rücken ziehend. Fakultativ Erbrechen, Ileus.

1.1.10 Diagnostik


Für die Diagnostik der akuten Pankreatitis sind eine typische Klinik, eine typische Laborkonstellation (Lipase über 3-fach der Norm erhöht) und/oder eine typische Bildgebung notwendig.

1.1.10.1 Diagnostisches Vorgehen

  • Umfangreiche Anamnese, bei der die aktuellen Beschwerden und möglichen Risikofaktoren abgefragt werden (z.B. Alkohol-, Nikotinkonsum, bekanntes Gallensteinleiden, Hypertriglyzeridämie, Medikamente, Autoimmunerkrankungen, Familienanamnese) ▶ [6].

  • ...

Erscheint lt. Verlag 12.1.2022
Reihe/Serie Referenz
Referenz
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete
Schlagworte Bauchspeicheldrüse • Bauchspeicheldrüsenchirurgie • Bauchspeicheldrüsenentzündung • Bauchspeicheldrüsenkrebs • Bauchspeicheldrüsenoperation • Pankreaschirurgie • Pankreaskarzinom • Pankreasresektion • Pankreatitis
ISBN-10 3-13-242460-9 / 3132424609
ISBN-13 978-3-13-242460-9 / 9783132424609
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