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Das Buch der Geister & Spukhäuser -  Stephen King,  Laura Purcell,  M. R. James,  Algernon Blackwood

Das Buch der Geister & Spukhäuser (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
608 Seiten
Festa Verlag
978-3-98676-182-0 (ISBN)
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Alte und neue Spukhaus- und Geistergeschichten von den großen Autoren des Unheimlichen. Lesen auf eigene Gefahr! Robert Arthur: Glauben Sie an Gespenster? Charles Birkin: Ist da jemand? Algernon Blackwood: Angriff auf die Seele Rhoda Broughton: Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit A. M. Burrage: Smee Nancy A. Collins: Da ist jemand in der Küche Mary Elizabeth Counselman: Der Geist des Schrot-Turms Walter de la Mare: Der Quinkunx Henry James: Spuk in Bly Manor - Die Schlinge wird enger M. R. James: Der Schatz des Abtes Thomas Stephen King: Zimmer 1408 Marghanita Laski: Der Turm H. P. Lovecraft: Träume im Hexenhaus Laura Purcell: Kriechender Efeu Mary E. Wilkins Freeman: Das verlassene Gespenst Carlos Ruiz Zafón: »Wir leben in einer Zeit mit einem dunklen Herzen, die reif ist für das Dunkle und Schauerliche ...« Sarah Perry: »Gothic ist kein Genre. Gothic ist eher ein Gefühl und offenbar nur schwer zu beschreiben.« Das Hardcover mit Leseband ist mit einer Bronzefolie veredelt. Format 22 x 14,5 cm.

Alte und neue Spukhaus- und Geistergeschichten von den großen Autoren des Unheimlichen. Lesen auf eigene Gefahr! Carlos Ruiz Zafón: »Wir leben in einer Zeit mit einem dunklen Herzen, die reif ist für das Dunkle und Schauerliche ...« Sarah Perry: »Gothic ist kein Genre. Gothic ist eher ein Gefühl und offenbar nur schwer zu beschreiben.«

Henry James

Spuk in Bly Manor –
Die Schlinge wird enger

Die Geschichte hatte uns einigermaßen in Atem gehalten, während wir am Kaminfeuer saßen, aber außer der offensichtlichen Bemerkung, dass sie schaurig sei, wie es eine Gruselgeschichte an Heiligabend in einem alten Haus nun einmal sein muss, erinnere ich mich an keinen Kommentar, bis jemand anmerkte, dass dies der einzige Fall sei, den er kenne, in dem ein Kind eine solche Heimsuchung erfahren habe. Ich möchte erwähnen, dass es sich um eine Erscheinung in einem ebensolchen alten Hause wie jenem handelte, in dem wir uns zu diesem Anlass versammelt hatten: eine Erscheinung der schrecklichen Art, die einem kleinen Jungen, der mit seiner Mutter im Zimmer schlief, widerfuhr. Der wiederum weckte sie in seinem Schrecken auf; aber er weckte sie nicht, damit sie ihm den Schrecken nehmen und ihn wieder in den Schlaf wiegen konnte, sondern es geschah, dass sie selbst, bevor ihr dies gelungen war, denselben Anblick ertragen musste, der ihn so erschüttert hatte. Diese Beobachtung entlockte Douglas, wenngleich nicht sofort, sondern später am Abend, eine Bemerkung, die die interessante Folge hatte, auf die ich aufmerksam machen möchte. Jemand anderes erzählte eine nicht besonders wirkungsvolle Geschichte, und ich sah ihm an, dass er nicht mehr bei der Sache war. Dies nahm ich als Zeichen dafür, dass er selbst auch etwas vorzuweisen hatte und dass wir lediglich warten mussten. Wir warteten in der Tat bis zwei Nächte später; aber am selben Abend, bevor wir uns zerstreuten, brachte er hervor, was ihm durch den Kopf ging.

»Was Griffins Geist angeht, oder was auch immer die Erscheinung gewesen sein soll, stimme ich durchaus zu, dass es der Erzählung eine besondere Note verleiht, dass sie zunächst einem kleinen Jungen in so zartem Alter erscheint. Aber es ist nicht das erste Vorkommnis dieser charmant erzählten Art, von dem ich weiß, bei dem es um ein Kind geht. Wenn das Kind den Effekt so vorzüglich verstärkt, gleichsam die Schraube um eine weitere Drehung anzieht, was sagt ihr dann zu zwei Kindern?«

»Wir sagen natürlich«, rief jemand, »dass sie zwei Drehungen wert sind! Zwei Kinder sind doppelt so schlimm. Und wir wollen von ihnen hören.«

Ich sehe vor mir, wie Douglas vor dem Kamin stand, dem er nun seinen Rücken präsentierte, und mit den Händen in den Taschen auf seinen Gesprächspartner hinabblickte. »Niemand außer mir hat die Geschichte bisher gehört. Sie ist einfach zu schreckenerregend.« Daraufhin wurde natürlich von mehreren Stimmen erklärt, dass dies die Sache umso teurer und begehrter machte, und unser Freund bereitete mit stiller Kunst seinen Triumph vor, indem er seinen Blick über unsere Köpfe hinweg wandte und fortfuhr: »Es ist jenseits von allen anderen Geschichten. Nichts, was ich kenne, kommt da heran.«

»Was den blanken Horror angeht?«, erinnere ich mich gefragt zu haben.

Er schien sagen zu wollen, dass es nicht so einfach sei, dass er wirklich nicht wusste, wie er es beschreiben sollte. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen und verzog das Gesicht zu einer leicht schmerzhaften Grimasse. »Was das fürchterlich Furchtbare angeht!«

»Oh, wie köstlich!«, rief eine der Frauen.

Er beachtete sie nicht, sondern blickte mich an, aber so, als ob er nicht mich, sondern das sähe, wovon er gerade sprach. »Was die grundlegende, unheimliche Grässlichkeit und den Schrecken und den Schmerz angeht.«

»Na dann«, sagte ich, »setz dich einfach wieder hin und fang an zu erzählen.«

Er drehte sich zum Feuer um, gab einem Holzscheit einen Tritt und beobachtete es einen Augenblick. Dann, als er sich uns wieder zuwandte: »Ich kann nicht einfach anfangen. Ich muss in die Stadt schicken lassen.« Es gab ein einstimmiges Aufstöhnen und viele Vorwürfe, woraufhin er in seiner nachdenklichen Art erklärte: »Die Geschichte ist niedergeschrieben. Sie liegt in einer verschlossenen Schublade; sie ist seit Jahren nicht herausgenommen worden. Ich könnte meinem Butler eine Notiz schreiben und den Schlüssel beifügen; er könnte das gesamte Päckchen schicken, wie er es vorfindet.« Vor allem an mich gewandt schien er dies vorzuschlagen – es schien fast, als würde er um Hilfe bitten, um nicht länger zu zögern: Er hatte eine dicke Eisschicht durchbrochen, die sich in vielen Wintern gebildet hatte; er hatte seine Gründe für sein langes Schweigen gehabt. Die anderen ärgerten sich über den Aufschub, aber es waren gerade seine Skrupel, die mich reizten. Ich beschwor ihn, die Notiz gleich zu schreiben, mit der ersten Post zu senden und mit uns ein baldiges Vorlesen zu vereinbaren; dann fragte ich ihn, ob das besagte Erlebnis sein eigenes gewesen sei. Darauf antwortete er prompt. »O nein, Gott sei Dank nicht!«

»Und sind die Aufzeichnungen von dir? Du hast das alles niedergeschrieben?«

»Von mir ist nur der Eindruck. Den habe ich hier hereingenommen«, er tippte sich ans Herz. »Und nie wieder vergessen.«

»Dann ist dein Manuskript …?«

»Es ist in alter, verblasster Tinte und in schönster Handschrift verfasst.« Er stieß wieder ins Feuer. »Von einer Frau. Sie ist seit 20 Jahren tot. Sie hat mir jene Seiten geschickt, bevor sie starb.« Jetzt hörten alle zu, und natürlich gab es jemanden, der spitzbübisch nachhakte oder zumindest die naheliegende Schlussfolgerung zog. Aber wenn er die Anspielung ohne ein Lächeln aufnahm, so auch ohne jede Irritation. »Sie war eine sehr charmante Person, aber zehn Jahre älter als ich. Sie war die Erzieherin meiner Schwester«, sagte er leise. »Sie war die sympathischste Frau, die ich je in dieser Position kennengelernt habe; sie wäre auch jeder anderen Stellung würdig gewesen. Es ist lange her, und diese Episode liegt noch länger zurück. Ich war am Trinity College und fand sie zu Hause vor, als ich im zweiten Sommer herunterkam. Ich war in jenem Jahr viel dort – es war ein wirklich schöner Sommer –, und wenn sie freihatte, teilten wir einige Spaziergänge und Gespräche im Garten. Gespräche, bei denen sie mir als ausnehmend klug und nett auffiel. O ja, ihr braucht nicht zu grinsen: Ich mochte sie sehr und bin bis heute froh, dass sie mich wohl auch mochte. Wenn sie es nicht getan hätte, hätte sie es mir nicht anvertraut. Sie hatte es nie jemandem erzählt. Das brauchte sie mir gar nicht zu sagen, denn ich wusste, dass sie es nicht getan hatte. Ich war mir sicher; ich konnte es ihr ansehen. Wenn ihr die Geschichte hört, werdet ihr leicht beurteilen können, warum.«

»Weil die Sache so furchterregend war?«

Er fixierte mich immer noch. »Ihr werdet es gleich verstehen«, wiederholte er. »Du wirst es verstehen.«

Ich fixierte ihn ebenso nachdrücklich. »Ich verstehe. Sie war verliebt.«

Da lachte er zum ersten Mal. »Du bist scharfsinnig. Ja, sie war verliebt. Das heißt, sie war es gewesen. Das kam deutlich zutage: Sie konnte ihre Geschichte nicht erzählen, ohne dass es zum Vorschein kam. Ich sah es ihr an, und sie sah mir an, dass ich es gesehen hatte; aber keiner von uns sprach darüber. Ich erinnere mich an die Zeit und den Ort: die Ecke des Rasens, den Schatten der großen Buchen und den langen, heißen Sommernachmittag. Es war ganz und gar keine Szenerie, die zum Erschaudern einlud; aber oh …!« Er gab seinen Platz vor dem Feuer auf und ließ sich in seinen Sessel zurückfallen.

»Du wirst das Paket also am Donnerstagmorgen erhalten?«, erkundigte ich mich.

»Wahrscheinlich nicht vor der zweiten Post.«

»Nun denn, nach dem Essen …«

»Ihr erwartet mich dann alle hier?« Er schaute uns wieder an. »Geht denn niemand vorher?« Da schwang beinahe ein Ton der Hoffnung mit.

»Alle werden bleiben!«

»Ich bleibe« und »Ich auch!« riefen die Damen, deren Abreise eigentlich bereits feststand. Mrs. Griffin jedoch äußerte das Bedürfnis, ein wenig mehr Licht ins Dunkel zu bringen. »In wen war sie denn verliebt?«

»Die Geschichte wird es zeigen«, antwortete ich.

»Oh, ich kann es kaum erwarten, die Geschichte zu hören!«

»Die Geschichte wird es nicht zeigen«, widersprach Douglas, »jedenfalls nicht auf eindeutig ausbuchstabierte, vulgäre Weise.«

»Dann ist es schade darum. Das ist die einzige Art und Weise, wie ich es je begreifen werde.«

»Wirst du es uns nicht enthüllen, Douglas?«, erkundigte sich jemand anderes.

Er sprang wieder auf. »Ja doch, morgen. Jetzt muss ich zu Bett gehen. Gute Nacht.« Er griff schnell nach einem Kerzenhalter und ließ uns gelinde verwirrt zurück. Von unserem Ende der großen braun getäfelten Halle hörten wir seine Schritte auf der Treppe, woraufhin Mrs. Griffin das Wort ergriff. »Nun, wenn ich auch nicht weiß, in wen sie verliebt war, weiß ich doch, wer er war.«

»Sie war zehn Jahre älter«, sagte ihr Mann.

»Raison de plus – in diesem Alter! Aber es ist doch ganz niedlich und nett, seine lange Zurückhaltung.«

»40 Jahre!«, warf Griffin ein.

»Mit diesem Ausbruch tritt endlich alles zutage.«

»Der Ausbruch«, erwiderte ich, »wird den Donnerstagabend zu einem gewaltigen Ereignis machen«, und alle stimmten mir so sehr zu, dass wir angesichts dieses Ereignisses jede Aufmerksamkeit für alles andere verloren. Die letzte Geschichte, so unvollständig sie auch sein mochte, da sie wie der bloße Anfang einer Serie schien, war erzählt worden; wir gaben uns die Hand, »kerzenhalterten« einander, wie jemand sagte, und gingen zu Bett.

Am...

Erscheint lt. Verlag 22.11.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-98676-182-9 / 3986761829
ISBN-13 978-3-98676-182-0 / 9783986761820
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