Dr. Stefan Frank Großband 29 (eBook)
640 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6488-9 (ISBN)
10 spannende Arztromane lesen, nur 7 bezahlen!
Dr. Stefan Frank - dieser Name bürgt für Arztromane der Sonderklasse: authentischer Praxis-Alltag, dramatische Operationen, Menschenschicksale um Liebe, Leid und Hoffnung. Dabei ist Dr. Stefan Frank nicht nur praktizierender Arzt und Geburtshelfer, sondern vor allem ein sozial engagierter Mensch. Mit großem Einfühlungsvermögen stellt er die Interessen und Bedürfnisse seiner Patienten stets höher als seine eigenen Wünsche - und das schon seit Jahrzehnten!
Eine eigene TV-Serie, über 2000 veröffentlichte Romane und Taschenbücher in über 11 Sprachen und eine Gesamtauflage von weit über 85 Millionen verkauften Exemplaren sprechen für sich:
Dr. Stefan Frank - Hier sind Sie in guten Händen!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 2480 bis 2489 und umfasst ca. 640 Seiten.
Zehn Geschichten, zehn Schicksale, zehn Happy Ends - und pure Lesefreude!
Jetzt herunterladen und sofort eintauchen in die Welt des Dr. Stefan Frank.
Der Blick aus dem Fenster war deprimierend und schön zugleich.
Deprimierend, weil das Fenster zu einem Raum im Souterrain gehörte – zu einem Stockwerk also, dass sich noch unter dem Erdgeschoss befand – und deshalb fast auf Bodenhöhe abschloss.
Wenn man vom Schreibtisch aus zu dem kleinen Fenster hinüberschaute, sah man praktisch direkt in Augenhöhe auf den Rasen, wo die Wurzeln einiger alter Bäume an manchen Stellen machtvoll durch den Boden gebrochen waren.
Wenn man hingegen in den Himmel schauen wollte, musste man entweder den Kopf fast auf die Schreibtischplatte legen oder ganz nahe an die kleine lukenartige Öffnung herantreten.
Erfreulich hingegen war, dass einige Meter weiter zur Straße hin die Osterglocken schon seit Tagen in voller Blüte standen und damit endgültig den Sieg des Frühlings über den Winter verkündeten; über diesen endlos grauen, kalten Winter, der Romys Stimmung in den letzten Wochen auf eine harte Probe gestellt hatte.
Denn auch wenn sie eigentlich kein Typ war, dessen Befindlichkeit in starkem Maße vom Wetter abhing, so war ihr das fehlende Tageslicht in der letzten Zeit doch arg aufs Gemüt geschlagen. Zumal es ja morgens noch lange Zeit dunkel oder zumindest dämmrig gewesen war, wenn sie in der Frühe ihre Wohnung verlassen musste, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Grünwald zu ihrer Arbeitsstelle zu fahren.
Erst in den letzten beiden Wochen nach der Zeitumstellung hatte die Sonne schon beim Verlassen ihres Hauses freundliche Strahlen auf sie herabgesandt, was Romy freilich nichts mehr nutzte, sobald sie die Tür zu ihrer Arbeitsstätte aufgeschlossen hatte. Denn in diesem Gemäuer war Tageslicht eine Rarität.
Romy Auer arbeitete in der Bereichsbibliothek des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin. Diese Einrichtung verfügte über etwa fünfundzwanzigtausend Bücher, dazu über fast vierzigtausend Sonderdrucke von alten medizinischen Abbildungen. Außerdem wurden hier die laufenden Ausgaben von mehr als dreißig medizinischen Zeitschriften gesammelt.
Was nach einem großen Bestand klang, war nicht wirklich viel – gemessen an der Hauptbibliothek der Universität, die über mehrere Millionen Bücher und weitere Medien wie CDs und Zeitschriften verfügte. Deshalb war Romy die einzige Bibliotheksmitarbeiterin hier am Institut.
Vor knapp einem Jahr war sie von einer kleinen Zweigstelle der Stadtbibliothek hierher gewechselt, wo man ihr statt einer halben Stelle eine ganze angeboten hatte.
Anfangs hatte sie sich sehr über den Wechsel gefreut, natürlich auch des Geldes wegen, da man von einer halben Stelle in München ja kaum leben konnte – schon gar nicht im schönen Grünwald. Aber das war nicht der einzige Grund gewesen.
Die Aussicht auf interessante Diskussionen mit den Studenten, Doktoranden und vielleicht sogar Professoren über die ethischen Aspekte der Medizin hatte sie ebenfalls gereizt, denn dieses Thema interessierte sie sehr.
Allerdings hatten die letzten Wochen und Monate sie dann doch herb enttäuscht, denn bei Weitem nicht alles hatte sich als so rosig entpuppt, wie Romy es sich in der ersten Phase ihrer Begeisterung ausgemalt hatte.
Angefangen bei der düsteren Stimmung, die das alte Gemäuer aufgrund der kleinen Fenster verbreitete, herrschte im gesamten Institut ein eher rauer Ton, auch wenn Romy hier unten davon zunächst gar nicht so viel mitbekommen hatte. Ja, eingangs war ihr nicht einmal aufgefallen, dass vor allem die Doktoranden, die sich hier Bücher für ihre Dissertationen ausliehen, häufig recht wortkarg wirkten.
Als sie aber dann den Leiter des Instituts, Prof. Dr. Hans Georg Hockenholtz, auf der ersten Mitarbeiterversammlung erlebt hatte, war sie fast vom Glauben abgefallen. War dieser cholerische und unbeherrschte Mann wirklich jener nette, ältere Herr, der sie beim Vorstellungsgespräch – wenn auch ein bisschen von oben herab – stolz über die große Bedeutung des Instituts aufgeklärt hatte?
Leider hatte es Romy im Anschluss an dieses Gespräch versäumt, sich ihren zukünftigen Arbeitsplatz schon mal im Voraus zeigen zu lassen – ein verhängnisvoller Fehler, den sie sicher nie wieder begehen würde. Sehr wahrscheinlich hätte sie dann nämlich ihren Stellenwechsel noch einmal überdacht.
So aber saß sie nun seit gut einem Dreivierteljahr in diesem dunklen Loch – in der „Gruft“, wie sie ihren Arbeitsplatz inzwischen nannte.
Worunter sie am allermeisten litt, war die Tatsache, dass sie hier unten fast den ganzen Tag lang völlig allein war und so gut wie keinen Kontakt zu den übrigen Institutsmitarbeitern hatte, die in den beiden Etagen über der Bibliothek ihre Dienstzimmer hatten. Die Zahl der täglichen Buchentleihungen hielt sich nämlich sehr in Grenzen.
Dabei war Romy eigentlich eine sehr kontaktfreudige Person. Klein und zierlich, mit brünetten Haaren, die sie meist zu einem wippenden Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, und wachen blauen Augen, war sie normalerweise ein Ausbund an Lebenslust.
Durch ihre Lebhaftigkeit wirkte die Sechsundzwanzigjährige manchmal fast noch ein bisschen mädchenhaft.
In den düsteren Gemäuern hier schien ihr allerdings schon ein gehöriger Teil dieser lebhaften Ausstrahlung abhandengekommen zu sein.
Gerade schloss sie mit einer müden Handbewegung den Haupteingang auf. Sofort schlug ihr wieder der muffige, kellerartige Geruch entgegen. Schnell betätigte sie den Lichtschalter. Einige Augenblicke später flammte fahles Neonlicht auf, welches den tristen Gang, von dem die einzelnen Räume abgingen, nicht ganz ausleuchtete.
Romy trat in ihr Arbeitszimmer und schaltete auch hier das Licht und gleichzeitig den Computer ein. Als Nächstes öffnete sie das kleine Fenster.
Munteres Vogelgezwitscher drang in den Raum. Mehrere Meisen stritten sich in den alten Bäumen lautstark um winzige Krumen. Ein rostrotes Eichhörnchen sprang über den Rasen und huschte dann geschwind einen Baumstamm hinauf.
Direkt vor dem Fenster reckten sich ein paar zarte Löwenzahnblätter in die Höhe. Auch einige Brennnesseln waren schon gut zu erkennen und sogar die typischen runden Blätter des Gundermanns.
Endlich begann mit dem Frühling auch wieder die Heilpflanzensaison, und zwar genau mit jenen stärkenden und blutreinigenden Kräutern, die Mensch und Tier nach dem langen und kräftezehrenden Winter am meisten brauchten.
Wie klug die Natur doch war, wie weise sie für all ihre Geschöpfe sorgte! Romy lächelte versonnen und wandte sich dann dem Computer zu.
Heute stand wieder einmal das sogenannte Ansigeln auf dem Plan. Dabei musste der Buchbestand der Institutsbibliothek in den großen digitalen Katalog des Universitätsverbundes eingepflegt werden.
So arbeitete sie einige Zeit fort. Niemand störte sie, denn das Sommersemester hatte gerade angefangen, und überall liefen Eingangsveranstaltungen, die die meisten Studenten nicht versäumen wollten, weil hier die Modalitäten des Notenerwerbs für das kommende Semester geklärt und die Literaturlisten ausgegeben wurden.
Genau aus diesem Grund erwartete Romy heute in der Vorlesungspause einen kleinen Ansturm auf die Bibliothek, wie er allerdings nur zu Beginn eines jeden Semesters und auch nur kurzfristig auftrat.
Sie hatte von den Dozenten die Literaturlisten für deren Seminare natürlich schon einige Zeit zuvor erhalten und in der letzten Woche die sogenannten „Handapparate“ eingerichtet – besondere Regalreihen in der Nähe des Bibliothekseingangs, in denen die entsprechenden Bücher aufgestellt waren.
Die Bücher aus den Handapparaten durften nicht ausgeliehen werden, man konnte mit ihnen nur in der Bibliothek arbeiten. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass zumindest ein Exemplar des entsprechenden Titels auch wirklich immer vorhanden war.
Die meisten Studenten allerdings mochten die düsteren Räume der Institutsbibliothek ebenso wenig, sie liehen sich das entsprechende Buch lieber in der Hauptbibliothek aus.
Romy konnte dieses Verhalten gut nachvollziehen, aber es führte eben leider dazu, dass sie jeden Tag stundenlang allein hier herumsaß. Gerade am Nachtmittag blieb die Bibliothek meist menschenleer – vor allem jetzt, wo endlich der Frühling Einzug gehalten hatte.
Im Grunde, dachte Romy, fühlte sich dieser Arbeitsplatz an wie eine Einzelzelle im Gefängnis.
Lustlos wandte sie sich wieder ihrem Computer zu und nahm das nächste Buch vom Stapel.
***
Zur gleichen Zeit standen Hildegard und Alwin Breitenbach, jeweils ein Ohr an die Wand gepresst, in ihren ausgetretenen Filzschlappen auf dem weichen Teppich ihres Wohnzimmers und horchten angestrengt hinüber in die Nachbarwohnung.
Beiden zitterten vor Anstrengung die Knie, denn längeres Stehen in einer so angespannten Haltung waren sie in ihrem Alter nicht mehr gewohnt. Schließlich hatte jeder von ihnen schon die Achtzig überschritten.
„Hörst du es auch?“, fragte Hildegard und sah ihren Mann an.
„Pssst, sei doch mal ruhig!“, erwiderte Alwin Breitenbach und lauschte erneut nach drüben. „Ich hör nix“, sagte er schließlich.
„Doch!“, widersprach seine Frau und presste ihr Ohr noch einmal gegen die Wand. „Da ist was Komisches. So was Langgezogenes. Das bilde ich mir nicht ein. Haben Wigands neuerdings ein Kätzchen?“
Ratlos sahen sich die...
Erscheint lt. Verlag | 1.10.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
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ISBN-10 | 3-7517-6488-7 / 3751764887 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6488-9 / 9783751764889 |
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