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Berlin: Die Goldenen Zwanziger - Sammelband 1 (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
327 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-6025-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Berlin: Die Goldenen Zwanziger - Sammelband 1 -  Thomas Ostwald
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In den sogenannten 'Goldenen Zwanzigern' ist die kriminelle Szene in Berlin kaum noch zu überschauen. Die Ringvereine bestimmen das Geschehen, und einer der Größten ist da Bruno Kinsky, smart, gutaussehend und immer zur Stelle, wenn es um große Geschäfte geht. Dabei hat er ein Händchen für große Shows, betreibt ein beliebtes Varieté und angesagte Szenelokale. ´Sein bester Freund ist Ernst Gennat, Chef der Berliner Kriminalpolizei, dem er so manchen Tipp gibt. Und als Vorsitzender eines Ringvereins arbeitet er hervorragend mit allen anderen Kiezgrößen zusammen, besonders mit Muskel-Adolf, der unbestrittenen Nummer 1 der Berliner Unterwelt. Hier erzählt er selbst seine Erlebnisse in der aufstrebenden Großstadt Berlin...

Unter dem Pseudonym Tomos Forrest wie auch unter seinem Klarnamen hat der Autor zahlreiche historische Romane, Krimis und auch neue Erzählungen um Karl Mays Winnetou, Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef veröffentlicht. Allein seine Reihe 'Schwert und Schild - Sir Morgan' umfasst mehr als 50 Romane. Dieses Werk fällt nun ein wenig aus dem Rahmen seines Schaffens, gilt es doch, skurrile Dinge und Merkwürdigkeiten in seiner Heimatstadt Braunschweig aufzuzeigen, die er im Laufe seiner langen Tätigkeit als Gästeführer aufgestöbert und beschrieben hat. So entsteht ein ganz anderer Stadtführer, der den Leser auf unterhaltsame Weise dazu anregt, sich einmal unter anderen Gesichtspunkten durch die Stadt zu bewegen.

Unter dem Pseudonym Tomos Forrest wie auch unter seinem Klarnamen hat der Autor zahlreiche historische Romane, Krimis und auch neue Erzählungen um Karl Mays Winnetou, Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef veröffentlicht. Allein seine Reihe "Schwert und Schild - Sir Morgan" umfasst mehr als 50 Romane. Dieses Werk fällt nun ein wenig aus dem Rahmen seines Schaffens, gilt es doch, skurrile Dinge und Merkwürdigkeiten in seiner Heimatstadt Braunschweig aufzuzeigen, die er im Laufe seiner langen Tätigkeit als Gästeführer aufgestöbert und beschrieben hat. So entsteht ein ganz anderer Stadtführer, der den Leser auf unterhaltsame Weise dazu anregt, sich einmal unter anderen Gesichtspunkten durch die Stadt zu bewegen.

„Wie kam es eigentlich zu dem Auftritt eines Reporters in Begleitung von Fotografen?“, erkundigte er sich.

Ich zuckte die Schultern und erwiderte mit Unschuldsmiene: „Das kann ich auch nicht genau sagen. Aber apropos – sollten wir nicht einmal den Herrn Kommissar zu unserem Gespräch einladen?“ Das war natürlich dreist von mir, und ich wusste, was ich riskierte. Aber ich wusste auch, dass Wenzel niemals zugeben würde, in welcher Umgebung wir ihn angetroffen hatten.

„Natürlich, Bruno! Aber unglücklicherweise hat sich der Kommissar krank gemeldet!“

„Ach herrje, was hat der Ärmste denn? Ich tippe mal auf eine gefährliche Erkältung, oder ist er nur leicht verschnupft?“

Mein Freund verstand meine Ironie, aber er reagierte nicht darauf, sondern antwortete sachlich: „Kommissar Wenzel ist bei einer reinen Routineermittlung in einem Treppenhaus ausgerutscht und ist mehrere Stufen heruntergefallen. Zum Glück ist nichts gebrochen, aber er wird ein paar Tage dienstunfähig sein.“

„Tja, da war er vermutlich wieder einmal zu übereifrig, der Gute!“, erwiderte ich grinsend. „Sehr schade, denn so können wir ihn ja gar nicht zu seiner Beziehung zu Neunfinger befragen.“

Ernst Gennat zog die Augenbrauen hoch.

„Wir ohnehin nicht, denn du wirst sicher nicht dabei sein, wenn wir jemand verhören, der es offenbar auf dich abgesehen hat, mein Lieber. Aber vielleicht interessiert es dich, dass man besagten Neunfinger, also den Schwerkriminellen Friedrich Karlson, mit einer Schussverletzung in ein Krankenhaus gebracht hat.“

„In der Tat? Wurde er schwer verletzt?“

„Nein, es war wohl ein glatter Durchschuss in der Schulter. Aber nach seiner Wundversorgung ist er schon wieder flüchtig. Man hat ihn zusammen mit einem zweiten Verletzten eingeliefert, und der hat den Beamten abgelenkt, während Karlson flüchtete.“

Ich schüttelte entsetzt den Kopf.

„Unglaublich, was sich diese Kerle alles erlauben!“

Gennat stieß erneut eine dicke Rauchwolke aus, dann deutete er mit der Zigarre auf mich.

„Wann lieferst du mir die Beweise?“

„Neunfinger oder Wenzel – wovon sprechen wir gerade?“

„Bruno, versuche nicht, mich hinters Licht zu führen! Ich durchschaue dich!“

„Gut!“, erwiderte ich und erhob mich. „Dann will ich mal sehen, was sich machen lässt. Vielleicht brauche ich die Hilfe von Muskel-Adolf. Möglicherweise ist auch mein spezieller Freund Alfons Zwillinger mit von der Partie.“

„Tu, was du nicht lassen kannst. Aber gib uns keinen Anlass, dich festnehmen zu müssen. Es wäre schade, wenn du wieder für einige Zeit aus dem Verkehr gezogen wirst. Bislang war ich mit dir sehr zufrieden, aber der letzte Fall liegt nun schon wieder Monate zurück!“

„Ist das nicht ein gutes Zeichen für unser geliebtes Berlin, Ernst? Es geht doch offenbar erheblich zivilisierter zu als noch im vergangenen Jahr!“, feixte ich.

„Nun aber raus hier, Bruno, ich habe zu tun!“

„Ich melde mich, Ernst!“, erwiderte ich fröhlich, warf noch einen Blick auf die Krümel, die vor dem mächtigen Polizisten verstreut auf dem Tisch lagen, nahm meinen Hut vom Haken und war aus dem Zimmer, bevor er es sich anders überlegte.

 

15.

 

Am Abend dieses Tages hatte ich mich mit einem meiner wichtigsten Informanten verabredet. Theobald Winter arbeitete im Büro des Stadtbaurats Martin Winkler, hatte stets das Ohr weit offen, wenn man dort über Grundstücke und Neubauten sprach und versorgte mich regelmäßig mit seinem Wissen.

Aufgrund seines nervösen Augenzwinkerns hatte er den Spitznamen „Twinkie“ bekommen, abgeleitet von dem englischen Wort für zwinkern, twinkle. Das wusste er zwar, aber einmal kann man sich schlecht gegen solche Namen wehren, zum anderen hielt sich niemand daran, wenn er mal wieder empört nach Luft schnappte, nachdem ihn jemand ‚Twinkie‘ gerufen hatte. Nun also saßen wir bei einem Getränk in einer ruhigen Nische des Lokals, das mir Twinkie genannt hatte. Viel Betrieb herrschte hier nicht, aber dazu war es wohl vermutlich auch noch viel zu früh am Abend. Ich beobachtete den nervösen Stadtmann, wie er sich bemühte, eine Kirsche aus seinem Cocktail zu angeln. Immer wieder rollte sie von dem kleinen Holzstäbchen herunter, und als es mir zu dumm wurde, griff ich mit zwei Fingern in sein breites Glas, nahm die Kirsche heraus und hielt sie ihm hin.

„Aber…“, stotterte Twinkie, und ich nickte ihm zu.

„Nimm schon, sonst wird das heute Abend nichts mehr, Twinkie. Und dann komm endlich mit deinen Neuigkeiten herüber, ich kann nicht den ganzen Abend mit dir hier vertrödeln. Geschäftstermine, weißt du?“

Er reagierte zunächst nicht, und ich legte die Kirsche neben sein Glas, zog mein Taschentuch heraus und säuberte mir die Finger.

„Ja, also…“, begann Twinkie schließlich erneut und sah mich dabei verlegen an.

Sein Augenlid zuckte mehrfach, und ich grinste ihn an, als ich sagte: „Twinkie, dein zuckendes Auge macht mich schon verrückt genug. Jetzt fang nicht auch noch an, zu stottern! Schreibe es auf oder ruf mich im Büro an, wenn du morgen wieder vernünftig sprechen kannst!“ - „Nein, so doch nicht, Bruno!“, beeilte er sich jetzt plötzlich. „Es ist nur… wenn ich dir jetzt ein Geheimnis anvertraue, darfst du unter keinen Umständen meinen Namen damit in Verbindung bringen, versprichst du mir das?“

Ich blickte gelangweilt zur kleinen Bühne, auf dem sich jetzt ein schmieriger Typ um das Publikum bemühte, indem er uralte Witze erzählte.

„Es geht um den Rosa Flamingo, Bruno!“, raunte Twinkie jetzt und warf einen nervösen Blick über die Schulter. Dieser Name interessierte mich schon, denn dieses kleine Varieté war in den letzten Monaten ziemlich heruntergekommen und ich spürte Lust, alles für wenig Geld zu erwerben, um daraus eine Goldgrube zu machen. Die Lage war einmalig günstig, denn der Flamingo befand sich nur knapp fünfzig Meter vom Kakadu entfernt. Wenn auch bei weitem nicht so ausgedehnt wie sein gefiederter Nachbar, so konnte man doch aus dem Etablissement etwas machen – wenn man ein wenig Kleingeld und ein geschicktes Händchen besaß. Über beides konnte ich verfügen, und ich hatte meine Finger bereits ausgestreckt, als ich erfuhr, dass die Immobilie nicht nur hoch verschuldet war, sondern zudem einem Amerikaner gehörte, der sich derzeit auf einer Geschäftsreise durch Europa befand. Wenn Twinkie jetzt so geheimnisvoll tat, konnten sich für mich neue Chancen ergeben. Also nahm ich mein Zigarrenetui aus der Jackentasche, schnitt eine der wunderbar duftenden Havannas zurecht, entzündete sie und stieß den Rauch aus. Twinkie blickte mit sehnsuchtsvollen Augen auf meine Hand, aber ich tat, als würde ich das nicht bemerken. Wer nicht lieferte, bekam auch keine Belohnung.

Aber das schien doch zu wirken.

„Dein besonderer Freund Neunfinger hat seine Finger darauf, Bruno.“

„So?“, antwortete ich nur kurz, obwohl ich bekennen muss, dass mich diese Nachricht fast vom Stuhl gerissen hätte. Ausgerechnet dieser Mensch musste mir erneut in die Quere kommen. Und konnte es denn sein, dass er schon nicht mehr in U-Haft saß? Dass er schon wieder Zeit hatte, mir erneut in die Suppe zu spucken? Es war schließlich kein Geheimnis, dass ich Kontakt mit Kentucky-Jones aufgenommen hatte, wie man Jeremias M. Taylor gewöhnlich in unseren Kreisen nannte. Klar, war sein geschäftliches Interesse an Groß-Berlin der Grund gewesen, hier ein paar Häuser aufzukaufen. Aber er hatte sich wohl zu viel vorgenommen und derzeit, wie ich wusste, Schwierigkeiten bei seinen Geschäften in Neapel. Aus diesem Grund schien mir der Zeitpunkt für ein Kaufangebot genau richtig zu sein.

„Ja, glaube es mir. Heute hat mein Chef mit Taut gesprochen. Du weißt doch, wer Taut ist, oder? Jedenfalls wollen die beiden in der Nähe vom Kakadu, in der Joachimsthaler, einen prächtigen Neubau hinstellen. Dabei sprachen sie so laut im Nebenraum über die erforderlichen Ankäufe der alten Häuser, dass ich jedes Wort verstand.“ - „Und Neunfinger? Hat er bereits alles abgeschlossen?“ Twinkie nickte heftig, und sein Augenlid flatterte dabei bedenklich.

„So ist es, Bruno. Der Name Friedrich Karlson fiel mehrfach, und als Taut meinte, dass der doch wohl nur den Preis hochtreiben wolle, verneinte das Winkler heftig. Er hätte von dem Mann eine klare Abfuhr bekommen.“

Twinkie schwieg, griff zu seinem Cocktailglas, setzte es an die Lippen und leerte es in einem Zug.

Ich dachte nach.

Bruno Taut war der Architekt, der zusammen mit dem Stadtbaurat Martin Winkler 1925 begonnen hatte, ein völlig neues Wohnviertel in Britz, dem Bezirk von Neukölln, zu gestalten. Da war Geld vorhanden, und wenn diese beiden… ich musste wissen, was Neunfinger wirklich beabsichtigte.

Kurz entschlossen erhob ich mich und gab dem Kellner ein Zeichen. Rasch eilte er heran, ich drückte ihm einen Geldschein in die Hand und sagte: „Der Herr möchte noch etwas bestellen, der Rest ist für Sie.“ - „Oh, besten Dank, Herr…“, sagte der Mann nach einem raschen Blick auf den Schein. - „Aber, Bruno, so schnell willst du los?“

„Danke für deinen Tipp, Twinkie!“, erwiderte ich nur, war schon in meiner Limousine und startete, während Twinkie voller Vergnügen seinen nächsten Cocktail bestellte.

*

Ich hatte mein Bier längst ausgetrunken und mich nicht weiter zu Kerlen ausgelassen, die sich um acht Uhr des Abends einen rosafarbenen Cocktail mit dem Namen Cosmopolitan bestellten.

Eine knappe Viertelstunde später hielt ich den Mercedes vor dem Flamingo an,...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Kriminalpolizei • Ringvereine • Theater • Varieté • Verbrechen • Weltklassekünstler • Zwanziger Jahre
ISBN-10 3-7598-6025-7 / 3759860257
ISBN-13 978-3-7598-6025-5 / 9783759860255
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