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Sisters in Blood - Der Schwur (eBook)

Roman. Eine packende Neuerzählung der berühmten isländischen Saga von Gunnhild und Erik
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
559 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-6131-4 (ISBN)

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Sisters in Blood - Der Schwur -  Genevieve Gornichec
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Historischer Roman trifft Nordische Mythologie - eine packende Neuerzählung der berühmten isländischen Saga von Gunnhild und Erik

»Eine von euch verdunkelt die Zukunft der anderen. Auf Gedeih und Verderb sind eure Schicksale miteinander verwoben.« Die Weissagung trifft die Familien von Gunnhild, Oddny und Signy bis ins Mark. Was auch immer sie sich für ihre Töchter gewünscht haben, ist auf einmal unerreichbar. Trotzig schwören die drei Mädchen, einander ihr Leben lang beizustehen. Jahre später wird Signy von Wikingern verschleppt. Fest entschlossen, sie zu befreien, wendet sich Oddny an Gunnhild, die ihre Heimat verlassen hat, um Seherin zu werden. Um Signy zu retten, wagt Gunnhild alles. Sie lässt sich sogar auf eine Verbindung mit Erik Haraldsson ein, dem Sohn des Königs, dem der Ruf vorauseilt, ein Brudermörder zu sein ...


Ein eindrucksvoller Roman über die Leben zweier Frauen - die eine auf der Suche nach ihrer Schwester, die andere dazu bestimmt, Königin von Norwegen zu werden



<p><strong>Genevieve Gornichec</strong> machte an der Ohio State University einen Abschluss in Geschichte und kam dabei den Wikingern so nahe, wie es möglich war. Ihr Studium der nordischen Mythen und isländischen Sagas inspirierte sie zu ihren Romanen, die auf TikTok gefeiert und in den USA zu Bestsellern wurden. Sie lebt in Cleveland.</p>

2


Nach dem Ritual ging Gunnhild ihrer Mutter, so weit es eben möglich war, aus dem Weg, musste aber dennoch während des Fests bei ihrer Familie sitzen. Derweil brodelte die Furcht in ihrer Magengrube. Glücklicherweise waren Ozur und Solveig als Gastgeber und Gastgeberin bald viel zu sehr beschäftigt, um auf sie zu achten. Die Dienstmägde und Leibeigenen warfen ihr mitleidige Blicke zu, wann immer sie mit Krügen voller Bier und Tabletts, auf denen bergeweise Rauchfleisch und Fladenbrote lagen, an ihr vorübergingen. Die einzige andere Person, die es noch wagte, sie anzusehen, war ein Freund ihres Vaters, ein alter Bauer, dessen Kinder ihn bloß Mummelgreis Skuli nannten und der zusammen mit seinen zänkischen Frauen und den ungebärdigen Kindern eine Sitzgruppe weiter saß.

Gunnhild ignorierte ihn demonstrativ. Vor dem Ritual hatte sie ihn dabei erwischt, wie er sie anzüglich gemustert hatte, doch nun warf er ihr verstohlene, furchtsame Blicke zu; als wäre sie eine Schlange und im Begriff, ihn zu beißen. Sie wusste nicht recht, welche Art Blick ihr mehr Sorgen bereiten sollte.

Ihre älteren Brüder hingegen – angeberische junge Männer, so rothaarig wie sie und ihre Mutter – hatten entweder die Bedeutung der Prophezeiung nicht erfasst oder waren ihren Problemen gegenüber so desinteressiert wie immer, denn sie kamen zu ihr, um sie zu ärgern, als wäre noch alles beim Alten.

»Warum siehst du so traurig aus, Klein-Gunna?«, fragte Alf, als er sich mit einem Horn voller Bier auf den Platz an ihrer Seite fallen ließ.

Eyvind setzte sich auf der anderen Seite neben sie, ebenfalls mit einem randvollen Trinkhorn. »Ja, du weißt aber, dass das hier eine Feier ist, nicht wahr, kleine Schwester?«

»Was feiern wir denn?«, fragte Gunnhild und stocherte in ihrem Eintopf herum, der inzwischen eher aussah wie Haferbrei. Sie hatte keinen Bissen davon gegessen und stattdessen ihre Nervosität an dem verkochten Wurzelgemüse ausgelassen. »Die freudigen Schicksale aller mit Ausnahme von mir?«

»Ach, du weißt doch, wie Seherinnen sein können.« Eyvind wedelte mit seinem Horn. »So vage.«

»Ich bin sicher, niemand denkt sich was dabei«, fügte Alf hinzu.

Eyvind trank einen tiefen Schluck von seinem Bier. »Kopf hoch! So schlimm ist das nicht.«

»Doch, ist es. Mutter ist wütend auf mich«, sagte Gunnhild missmutig.

Die Zwillinge wechselten über ihren Kopf hinweg einen Blick, während sie schweigend eine weitere Rübe zermatschte. Die zwei konnten das einfach nicht verstehen. Alf und Eyvind, die jüngsten ihrer älteren Geschwister, waren immer noch zehn Winter älter als sie und spielten in ihrem Leben kaum eine Rolle. Sie waren losgezogen, um sich einen Namen als Räuber zu machen, kaum dass sie alt genug waren. Gunnhild hatte gehofft, die Ankunft ihrer einzigen Brüder samt der Beute eines Sommers würde ihre Mutter milde stimmen, aber da hatte sie sich schmerzlich geirrt.

»Ach, nun komm schon«, sagte Alf. »Denkst du wirklich, dass sie so wütend ist, nur weil du dich in das Ritual gedrängt hast? Wir haben ihr ständig den Gehorsam verweigert, als wir so alt waren wie du.«

Gunnhild beäugte ihn. »Sie hat euch erzählt, dass sie mir verboten hat, mir mein Schicksal prophezeien zu lassen?«

»Wir haben es vermutet«, sagte Alf schulterzuckend. »Vor allem nach dem letzten Mal.«

Gunnhild richtete sich auf ihrem Platz auf und sah Eyvind an – der betrunkener wirkte und darum vielleicht nachgiebiger war als sein Bruder. »Was soll das heißen, ›nach dem letzten Mal‹?«

»Das letzte Mal, als eine Seherin hergekommen ist«, lallte Eyvind. »Erinnerst du dich nicht?«

»Da war ich gerade mal drei Winter alt«, sagte Gunnhild und wirbelte zu Alf herum. »Was hat die Letzte über mich gesagt?«

Wieder wechselten die Zwillinge einen Blick. Eyvind schüttelte den Kopf, leerte theatralisch sein Horn, sprang auf und rief: »Mehr Bier!«

»Mach dir keine Gedanken, Gunna«, sagte Alf hastig. »Wir hätten das gar nicht ansprechen sollen.«

Gunnhild schäumte, als die zwei sich auf die Suche nach der nächsten Dienstmagd machten, um ihre Hörner nachfüllen zu lassen. Als sie sich in der Hoffnung erhob, ihnen doch noch mehr Informationen abbetteln zu können, tauchte Oddny neben ihr auf. Einen dicken Schal um die Schultern gewickelt, flüsterte sie: »Komm – die Jungs haben draußen ein Feuer entfacht.«

Die Mädchen schlichen sich aus dem von Lärm erfüllten Saal und gingen hinaus zu einem kleinen Lagerfeuer, das von dunklen Schemen umgeben war. Als sie näher kamen, erkannte Gunnhild Vestein, den Bruder der beiden Mädchen, und ein paar andere Kinder aus der Umgebung, die auf Decken oder Fellen hockten.

Gunnhild und Oddny kauerten sich neben Signy und lauschten einem der Jungs, der sich für einen Skalden hielt und ein Gedicht über Walhall rezitierte: wo jene, die im Kampf gefallen waren, weiterkämpfen und feiern bis Ragnarök, der letzten großen Schlacht der Götter gegen ihre Feinde. Die anderen Kinder lauschten aufmerksam, obgleich sie das Gedicht zweifellos schon einige Male zuvor gehört hatten. Bald wären sie alt genug, um selbst an den Raubzügen teilzunehmen und nach Ruhm zu streben. Viele von ihnen würden nicht zurückkehren; Gunnhilds Brüder gehörten zu den wenigen Glücklichen, die auf dem besten Wege waren, zu erfahrenen und erfolgreichen Räubern aufzusteigen, was sie zu Legenden unter den Kindern Halogalands machen würde. Kinder, von denen die meisten nur an einer Handvoll Raubzügen teilnehmen und sich dann, sofern sie überlebten, als Bauern niederlassen und ein friedliches Leben führen würden, solange kein örtlicher Herse wie Gunnhilds Vater sie im Namen des Königs zu den Waffen rief.

Gunnhild ertappte sich dabei, in Gedanken abzuschweifen, während das Gedicht vorgetragen wurde. Ragnarök war – ebenso wie ihr eigenes Schicksal und das ihrer Freunde, den Worten der Seherin zufolge – ein abstraktes Problem. Eine in der Zukunft liegende Herausforderung. Was ihre Mutter sich als Strafe für sie ausdenken würde, war erheblich unmittelbarer und konkreter. Was würde Solveig mit ihr machen, wenn die Gäste erst fort waren und sie sich nicht mehr wie ein anständiger Mensch benehmen musste?

Der Winter war lang, die Möglichkeiten endlos.

Geplagt von einem plötzlichen Drang, sich zu übergeben, stand Gunnhild auf und stakste davon. Als sie weit genug von den anderen Kindern entfernt war, ließ sie sich auf den mit Steinen übersäten Strand fallen, zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum. So saß sie mit geschlossenen Augen da, bis die Woge der Übelkeit abebbte, ehe sie die Szenerie vor ihren Augen auf sich wirken ließ: Mondschein spiegelte sich im dunklen Wasser der Meerenge, und weiter hinten tanzten Nordlichter über die zerklüfteten Berggipfel des Festlands. Der Anblick war atemberaubend, aber die Schönheit ihrer Heimat konnte sie auch nicht trösten, und so verbarg sie ihr Gesicht in den Armen.

Das Geräusch knirschender Steine in ihrem Rücken verriet ihr, dass sie nicht mehr allein war. Augenblicke später spürte sie, wie eine Decke über ihre Schultern fiel, als Oddny und Signy sich zu beiden Seiten neben sie setzten.

»Meine Mutter wird mich umbringen.« Gunnhild hob den Kopf. »Und da ist irgendetwas, das meine Familie mir verheimlicht. Meine Brüder haben mir gerade erzählt, das hätte mit dem zu tun, was die letzte Seherin gesagt hat. Darum denke ich jetzt, dass ich … dass ich einen Schatten über unser aller Zukunft werfe. Ich hätte mich Mutter nicht widersetzen sollen. Nun hab ich alles kaputtgemacht.«

»Die Leute reden schon heimlich über uns. Und während der ganzen Feier ist niemand gekommen, um sich mit Signy und mir zu unterhalten«, sagte Oddny. »Mama hat sogar Leute sagen hören, wir beide würden jetzt niemals heiraten können.«

Gunnhild ließ den Kopf wieder sinken und ächzte leise. »Seht ihr?«

»Die Leute reden immer«, wandte Signy verächtlich ein. »Das bedeutet wohl kaum, dass Gunnhild ein Vorbote des Unheils ist. Und außerdem: Ist denn ›niemals heiraten‹ wirklich das Schlimmste, was uns passieren könnte? Du hast doch die Männer deiner Schwestern gesehen, Gunna – alte Böcke, alle miteinander.«

»Vielleicht sollten wir die Seherin bitten, uns unsere Zukunft noch einmal vorherzusagen?«, schlug Oddny händeringend vor.

»Du hast sie doch gehört«, fuhr Signy sie an. »Sie wollte vorhin schon nicht sagen, was ihr solche Angst macht, also warum sollte sie es jetzt tun?«

Oddny funkelte sie wütend an. »Aber unser Leumund …«

»Den Leumund teilen wir uns jetzt dank dieser alten Schachtel.« Plötzlich strahlte Signy. »Wir sollten einen Blutschwur ablegen!«

»Wir sind doch schon blutsverwandt, Dummkopf.«

»Ich meine, wir sollten einen Schwur mit Gunnhild ablegen. Warum wollen wir die Prophezeiung nicht einfach erfüllen, indem wir uns selbst aneinanderbinden?«

»Obwohl eine von uns ein unheilvolles Schicksal vor sich hat, das auch das Leben der beiden anderen kaputtmachen wird?«, fragte Gunnhild. Sie war erneut davon überzeugt, dass sie von sich selbst sprach.

»Aber nach allem, was wir wissen, könnte eine von uns auch die nächste Königin Asa werden. Was auch immer passiert, wir stellen uns dem gemeinsam«, verkündete Signy mit Inbrunst. »Was sagt ihr?«

Gunnhild nahm an, dabei könnte sie mitspielen, also warf sie sich in eine übertrieben herrschaftliche Pose und sagte im theatralischsten Ton, den sie zustande brachte: »Wüsste ich es nicht besser, du Unruhestifterin, dann würde...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2024
Übersetzer Frauke Meier
Sprache deutsch
Original-Titel The Weaver and the Witch Queen
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Atmosphärisch • eirik • Historische Romane • Island • Nordische Mythologie • Norwegen • Saga • Schwestern • Schwur • Seherin • Selbstbehauptung • Skandinavien • spannend • Wikinger
ISBN-10 3-7517-6131-4 / 3751761314
ISBN-13 978-3-7517-6131-4 / 9783751761314
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