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G. F. Unger Sonder-Edition 291 (eBook)

Der wirklich Starke

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6712-5 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 291 - G. F. Unger
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So mancher Mann wirkt groß, mächtig und unbezwingbar, und er wirft einen großen Schatten. Solch ein Mann macht auch lange Schritte, und andere Männer wirken neben ihm nicht so imposant. In jedem Kreis von Männern wirkt er als der Mann, auf den man achten muss.
Aber nicht jeder Große ist in Wirklichkeit so groß, wie man glaubt, nicht so stark und nicht so mächtig. Manchmal verdanken diese Großen und Starken ihre ganze Mächtigkeit anderen Männern, die gegen sie unscheinbar wirken. Und diese Männer sind die wirklich Starken.
Wehe einem scheinbar Starken, wenn er gewisse Grenzen überschreitet, maßlos wird und die Treue des wirklich Starken verliert. Denn dann stürzt er plötzlich von seinem hohen Thron und fällt mächtig tief.

Der wirklich Starke

So mancher Mann wirkt groß, mächtig und unbezwingbar, und er wirft einen großen Schatten. Solch ein Mann macht auch lange Schritte, und andere Männer wirken neben ihm nicht so imposant. In jedem Kreis von Männern wirkt er als der Mann, auf den man achten muss.

Aber nicht jeder Große ist in Wirklichkeit so groß, wie man glaubt, nicht so stark und nicht so mächtig. Manchmal verdanken diese Großen und Starken ihre ganze Mächtigkeit anderen Männern, die gegen sie unscheinbar wirken. Und diese Männer sind die wirklich Starken.

Wehe einem scheinbar Starken, wenn er gewisse Grenzen überschreitet, maßlos wird und die Treue des wirklich Starken verliert. Denn dann stürzt er plötzlich von seinem hohen Thron und fällt mächtig tief.

Rhip Jordan unterschreibt die Verkaufsurkunde mit zitternder Hand. Dann richtet er sich langsam auf und atmet tief aus. Er wendet seinen hageren Kopf und blickt Simson Stoneway mit resignierter Bitterkeit an.

»Das ist es wohl«, sagt er heiser. »Jetzt gehört Ihnen meine Ranch, Stoneway. Jetzt haben Sie es wieder einmal geschafft.«

Die letzten Worte sagt er sehr müde, und er ist ein alter, zerbrochener Mann, dessen beste Zeit schon vor Jahren vorbei war.

Auch die Augen der anderen Männer richten sich auf Simson Stoneway. Richter Maugham Linds Falkenaugen wirken sehr nachdenklich. Sheriff Jim Landergham schnauft hörbar, und sein bulliger und klotziger Körper wirkt sehr angespannt, so, als müsste er sich beherrschen, um seine Gefühle unter Kontrolle zu halten.

Nur Daniel Lee, der Vormann von Simson Stoneways mächtiger »Henkeltopf-Ranch«, wirkt still und sehr reserviert. Aber auch er beobachtet seinen Boss mit gewisser Nachdenklichkeit. Doch was in diesem dunkelhaarigen und hageren Vormann auch vorgehen mag, es bleibt tief unter seiner ruhigen Oberfläche verborgen.

Simson Stoneway wirkt schon rein äußerlich wie ein großer Mann. Er ist blond, mit leuchtenden Blauaugen und einem kühnen Gesicht. Er ist prächtig gewachsen und könnte einem Maler als Modell für einen kühnen Siegfried dienen. Er ist ein Mann, neben dem andere Männer klein, unbedeutend und unwichtig wirken. Und immer, wenn er lachend seine blitzenden Zahnreihen zeigt, ist es ein sieghaftes Lachen.

Er scheint als helläugiger und hellhaariger Sieger auf die Welt gekommen zu sein. Und er weiß das und ist fest davon überzeugt.

Langsam nimmt er die Urkunde vom Tisch, liest sie sorgfältig durch, faltet sie zusammen und steckt sie dann in die Innentasche seiner gutgeschneiderten Jacke. Er trägt unter dieser Jacke eine schottische Weste. Seine Hosen sind aus Rehleder, und die Reitstiefel stammen aus Alabama. Sein perlgrauer Stetson hat drei Cowboy-Monatslöhne gekostet, und weil er seine Jacke öffnet, sieht man den mit Elfenbein ausgelegten Kolben eines Colts, der in einem vorzüglich angepassten Schulterhalfter steckt.

Als er die Urkunde weggesteckt hat, sieht er den alten Rhip Jordan fest und ruhig an.

»Ich habe einen fairen Preis gezahlt, nicht wahr?«, sagt er. Seine Stimme ist männlich und wohlklingend. »Und ich ziehe als Draufgabe die Anzeige gegen Ihren Sohn zurück.«

Nach diesen Worten blickt er den Sheriff und den Richter fest an.

»Ich ziehe die Anzeige gegen Frank Jordan zurück«, wiederholt er. Und nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: »Allerdings müssen die Jordans das Land verlassen. Nicht wahr, Rhip Jordan?«

Der Alte schluckt mühsam und nickt. Aber er sagt nichts mehr.

»Das wär's also«, lächelt Simson Stoneway blitzend, nickt seinem Vormann zu und geht hinaus. Er bewegt sich sehr leicht und geschmeidig, obwohl er über einsneunzig groß ist und etwa zweihundert Pfund wiegt. Sein Vormann folgt ihm wortlos – das heißt, er will ihm folgen. Aber Richter Maugham Lind sagt sanft: »Einen Moment, Dan – nur einen kleinen Moment.«

Daniel Lee hält an und wendet sich noch einmal zurück. Er ist fast so groß wie Simson Stoneway, der hinaus auf die Straße getreten ist. Er ist hager und wirkt zäh, sehnig und hart. Sein Haar ist rabenschwarz, und in seinem dunklen Gesicht fallen seine hellgrauen Augen auf. Es sind feste und klare Augen, und es gibt nicht viele Männer im Land, die seinem Blick standhalten können. Von diesem Vormann geht eine besondere Härte aus, die jedoch nicht böse wirkt – aber irgendwie unerbittlich und unnachgiebig.

Ja, er ist ohne Zweifel ein harter Mann, in abgenutzter Weidekleidung, mit einem einfachen Colt an der Seite. Aber der Holzgriff dieses Colts wirkt sehr abgegriffen, dunkel glänzend und wie eine Warnung.

Es gab schon viele Männer auf Daniel Lees Wegen, die blickten in seine fest und kühl blickenden Augen, dann auf diesen Coltgriff – und nochmals in diese hellgrauen Augen.

Und dann gehorchten sie ihrer inneren Stimme und traten bescheiden zur Seite. Sie machten Daniel Lee Platz.

Der Richter, der Sheriff und der alte Rhip Jordan betrachten den »Ersten« der Henkeltopf-Ranch einige Atemzüge lang schweigend. Dann sagt Richter Maugham Lind bitter: »Dein Boss wird immer unersättlicher und maßloser, Dan, je weiter er kommt. Warum dienst du ihm wie ein Hund? Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was du auf dein Gewissen nimmst?«

In Daniel Lees dunklem und ruhigem Gesicht, unter dessen brauner Haut der Bartwuchs bläulich schimmert, bewegt sich nichts.

»Rhip bekam für seine Ranch einen fairen Preis«, sagt er knapp. »Und die Anzeige gegen seinen Sohn wird zurückgezogen. Was wollt ihr mehr? Ich diene meinem Boss nicht wie ein Hund! Wenn ihr das glaubt, so denkt ihr falsch. Ich reite für eine Ranch. Was ihr nützlich ist, ist gut für mich. Ich diene der Henkeltopf-Ranch. So müsst ihr es ansehen. Und wenn zum Beispiel Rhip Jordan der Boss der Henkeltopf-Ranch wäre, würde ich genauso alles für die Ranch tun wie jetzt.«

Die Männer denken eine Weile über seine Worte nach. Dann aber seufzt der Richter und sagt noch sanfter als zuvor: »Das tut mir leid, Dan, denn eines Tages wirst du erkennen, dass Simson Stoneway die letzten Grenzen überschreiten und jene Macht missbrauchen wird, die ihm deine Treue und die Größe seiner Ranch geben. Ich bin ein alter Mann, Dan, und ich habe Burschen wie Simson Stoneway schon aufsteigen und fallen sehen. Stoneway werden eure Erfolge bald zu Kopfe steigen. Er wird sich immer mehr für eine Art Halbgott halten. Und dann wirst du herausfinden, was er mit seiner Macht anfangen wird, die er in unserem Lande mit deiner Hilfe erlangte. Eine große Ranch ist so gut oder so schlecht wie ihr Boss, der die Befehle gibt. Dan, wir können euch nicht beweisen, dass ihr Rhip Jordans Sohn Frank reingelegt und so in eine Klemme gebracht habt, dass ihr Rhip Jordan auf die Knie zwingen konntet, aber eines Tages wird Simson Stoneway sich so groß fühlen, dass er jede Vorsicht missachten und etwas tun wird, wofür er nicht groß genug ist. Pass auf dich auf, Dan. Ich kannte deinen Vater. Deshalb gebe ich dir jetzt diesen Rat.«

»Yeah, mein Franky hat niemals Vieh gestohlen«, krächzt Rhip Jordan heiser. »Aber ihr...«

»Schluss damit!«, sagt Daniel Lee hart und geht hinaus.

Simson Stoneway erwartet ihn lächelnd auf dem Plankengehsteig. Er hat sich inzwischen eine seiner langen Zigarren angezündet und hält Daniel das noch wohlgefüllte Etui hin. Daniel Lee zögert unmerklich, doch dann bedient er sich. Stoneway gibt seinem Vormann Feuer. Und als sie dann nebeneinander den Plankengehsteig entlang zum Mietstall gehen, sagt Stoneway mit leisem und spöttischem Lachen: »Ich habe durch die offene Tür natürlich jedes Wort gehört. Diese Burschen neiden mir meinen tüchtigen Vormann. Sie neiden uns alle Erfolge. Und sie verkennen mich vollkommen, Dan, lass dich von ihnen nicht gegen unser gemeinsames Werk aufwiegeln. Du weißt doch, was wir uns vor zehn Jahren als ziemlich junge Burschen in die Hand versprochen haben. Das...«

»Schon gut, Sim«, brummt Daniel Lee. »Mach dir nur keine Sorgen um meine Treue zur Ranch. Was wir uns damals in die Hand versprachen, gilt für mich bis in die Hölle. Wenn das Los damals anders entschieden hätte, wäre ich dein Boss und du mein Vormann. Aber es ist ja wirklich nicht wichtig, wer von uns beiden der Boss ist. Wir reiten beide für die Ranch, und sie soll die größte Ranch von ganz Wyoming werden.«

»So ist es richtig, Dan, so ist es richtig«, sagt Simson Stoneway warm und herzlich.

Sie gehen schweigend weiter, und als sie Reva Mills' Modesalon erreichen, tritt das Mädchen heraus. Beide Männer halten an und ziehen die Hüte. Simson Stoneway lächelt vergnügt und sieghaft. Er sagt: »Reva, ohne dich wäre diese jämmerliche Stadt Two Fork überhaupt nichts wert. Du wirst mit jedem Tag schöner und erscheinst in meinen Träumen. Und immer, wenn ich träume, dass du mich küsst, wache ich auf und stelle fest, dass alles nur ein Traum war. Aber eines Tages wirst du mich küssen, nicht wahr? Darf ich dich am 4. Juli zum Ball führen? Irgendwann muss ich doch einmal die große Chance bei dir...

Erscheint lt. Verlag 6.4.2024
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-6712-6 / 3751767126
ISBN-13 978-3-7517-6712-5 / 9783751767125
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