Ein Männlein stirbt im Walde (eBook)
304 Seiten
Emons Verlag
978-3-98707-143-0 (ISBN)
Markus Fix, Jahrgang 1974, ist Journalist, Autor und Pressereferent. Nach seinem Magisterstudium (Germanistik, Politik und Ethnologie) an der Universität Freiburg und ausgedehnten Radreisen folgte ein Volontariat bei einer Tageszeitung in Offenburg. 15 Jahre arbeitete er anschließend als Redakteur in der dortigen Nachrichtenredaktion. 2021 wechselte er in die Pressestelle einer Behörde. Er lebt mit seiner Lebensgefährtin in Emmendingen nahe Freiburg. Den Schwarzwald kennt er durch viele Touren auf dem Rennrad, dem Mountainbike und in Wanderschuhen. Er liebt die steilen Höhen und die einsamen Täler dieser Berge.
Markus Fix, Jahrgang 1974, ist Journalist, Autor und Pressereferent. Nach seinem Magisterstudium (Germanistik, Politik und Ethnologie) an der Universität Freiburg und ausgedehnten Radreisen folgte ein Volontariat bei einer Tageszeitung in Offenburg. 15 Jahre arbeitete er anschließend als Redakteur in der dortigen Nachrichtenredaktion. 2021 wechselte er in die Pressestelle einer Behörde. Er lebt mit seiner Lebensgefährtin in Emmendingen nahe Freiburg. Den Schwarzwald kennt er durch viele Touren auf dem Rennrad, dem Mountainbike und in Wanderschuhen. Er liebt die steilen Höhen und die einsamen Täler dieser Berge.
Tag 2
Häberle stand auf dem Parkplatz des Polizeipräsidiums und schaute auf die Uhr seines Smartphones, das ihn heute Morgen bereits um fünf Uhr fünfundvierzig geweckt hatte. Und zwar mit dem Lied »Atemlos durch die Nacht« von Helene Fischer.
Der Grund für diesen für ihn doch sehr ungewöhnlichen Klingelton war, dass er vor Kurzem leider eine Wette gegen Julia Specht verloren hatte. Sie waren im Auto unterwegs gewesen, und er hatte behauptet, dass der Neunziger-Jahre-Hit »Killing Me Softly« der Fugees, der gerade im Radio lief, im Original von Roberta Flack stammte. Julia Specht hatte widersprochen. Ihren vorgeschlagenen Wetteinsatz, dass sie drei Monate lang jede Woche einen neuen Klingelton auf sein Handy hochladen durfte, falls er danebenlag, hatte er siegesgewiss lächelnd angenommen. Und nun hatte er den Salat.
Zumindest wusste er jetzt, dass der Originalsong nicht wie von ihm angenommen von Roberta Flack, sondern von einer gewissen, ihm völlig unbekannten Lori Lieberman gesungen worden war. Er hatte den Mund zu voll genommen. Selbst schuld. Und jetzt quälte Julia Specht ihn genüsslich. Wobei Helene Fischer immer noch besser war als das Lied eines gewissen Icke Hüftgold mit dem Text »Ich glaub, ich hör auf zu saufen, aber ich schwanke noch«, das sie zuerst als Klingelton eingestellt hatte. Nachdem sie selbst dabei gewesen war, als sein Handy mitten in einem Gespräch mit zwei Journalisten den Song ertönen ließ, hatte sie gnädigerweise eingesehen, dass das kein angemessener Klingelton für einen Hauptkommissar war, und ihn geändert. Auf Helene Fischer. Er machte sich jetzt schon Sorgen darüber, was sie sich für die nächste Woche ausdenken würde.
Manuel Palmer, der ihn so früh am Morgen geweckt hatte, hatte ihm am Handy mit mal wieder bester Laune einen guten Morgen gewünscht und dann verkündet, dass, wenn er seinen schwäbischen Hosenboden schnellstmöglich zur Gerichtsmedizin bewegen würde – so hatte er das wirklich gesagt, Häberle musste jetzt noch den Kopf schütteln, wenn er daran dachte –, er und Frau Dr. Endlich ihm interessante Neuigkeiten zu dem Toten aus dem Wald verraten könnten.
Jetzt war es sechs Uhr fünfzehn, und er wartete auf Julia Specht, die er gleich nach Palmers Anruf informiert hatte. Maria Dupont hatte er auch kurz angerufen, aber sie wohnte in Neuf-Brisach, Frankreich. Das war zwar nicht allzu weit entfernt von Freiburg, dennoch hatten sie beschlossen, dass er und Julia die Informationen einsammeln und sich später mit ihr im Büro treffen würden.
In dem Moment bog Julia Specht mit ihrem uralten orangen Volvo auf den Parkplatz vor der Gerichtsmedizin ein, im Mund eine Laugenbrezel, wenn er das richtig erkannte. Ungeduldig trat er von einem Fuß auf den anderen, während sie parkte und ausstieg. Er wollte schnellstmöglich reingehen. Es sollte zwar ein schöner Tag werden, aber um diese Uhrzeit war es sehr frisch und er hatte nur seine dünne Jacke angezogen, weswegen er ziemlich fror.
»Guten Morgen, Thomas, na, auch so gespannt?« Die junge Kommissarin grinste ihn fröhlich an, als sie auf ihn zukam.
Häberle fragte sich nicht zum ersten Mal, warum alle um ihn herum Frühaufsteher zu sein schienen. Während er vor acht Uhr eigentlich zu nichts zu gebrauchen war und sich erst ab zehn richtig wach fühlte, schienen seine Kollegen und Kolleginnen sowie seine Mitbewohnerin Lotte Merckheim zu jeder Zeit putzmunter und gut gelaunt zu sein. Er brummte »Selber guten Morgen« und drehte sich zur Eingangstür um, während Julia Specht von hinten zu ihm aufschloss.
»Na, na, na, hat da jemand zu wenig Schlaf abbekommen? Schau mal, hier: Um sechs Uhr macht der Bäcker meines Vertrauens auf, ich habe uns Frühstück mitgebracht.« Sie hielt ihm eine große Papiertüte hin, die mit Laugenbrezeln und Hefeschnecken gefüllt war.
»Nein danke, zu früh für mich. Ich hatte noch nicht mal einen Kaffee.«
Julia Specht zuckte mit den Schultern. »Alles klar, dann nicht. Herr Palmer ist bestimmt ein dankbarer Abnehmer.«
Kaum hatte sie seinen Namen genannt, kam er ihnen auch schon zusammen mit Dr. Endlich entgegen. »Ah, endlich!« Er schaute kurz entschuldigend zu der Gerichtsmedizinerin, die aber nur abwinkte.
»Und genau wie ich der Frau Doktor angekündigt habe, hat die Frau Specht Frühstück dabei! Super, wir haben einen Bärenhunger!« Palmer sah aus, als würde er der Kommissarin gleich um den Hals fallen.
»Na, jetzt bin ich aber froh. Der Mann erzählt seit einer halben Stunde, dass Frau Specht immer etwas zu essen hat und uns bestimmt etwas mitbringt. Und ich könnte tatsächlich etwas zwischen den Zähnen gebrauchen, vielen Dank.« Anne Endlich griff in die Tüte, die Julia Specht ihr hinhielt, und nahm sich eine Laugenbrezel.
»Und Sie wollen keine, Herr Schwabe? Sind ja schließlich schwäbische Brezeln.« Palmer holte sich ebenfalls eine aus der Tüte und schaute Häberle dabei schelmisch lächelnd an.
»Und die sind sogar mit ganz viel Salz! Sehr verschwenderisch für eine schwäbische Brezel.« Julia Specht grinste.
Häberle hob misstrauisch die Augenbrauen. »Was soll das? Warum ist das eine schwäbische Brezel?«
»Na, die haben die erfunden, oder?« Julia Specht blickte fragend zu Palmer.
»Das ist ein großes Streitthema«, antwortete der, setzte eine wichtige Miene auf und stellte sich in Position für einen längeren Vortrag.
»Ich habe mich vor einer Weile mal dazu schlaugemacht. Sie wissen ja, Schwaben sind so etwas wie ein Hobby von mir. Laut einer Legende soll ein Hofbäcker aus Urach auf der Schwäbischen Alb im 15. Jahrhundert in den Kerker geworfen worden sein, weil er so schlecht gebacken hat. Um begnadigt zu werden, sollte er in drei Tagen ein Gebäck formen, durch das dreimal die Sonne scheint. Daraufhin buk der Bäcker die Brezel. Und für die Lauge ist die Katze des Bäckers verantwortlich, die soll die Brezeln nämlich in eine Wanne mit Lauge geworfen haben. Und da der Bäcker keine Zeit mehr hatte, neue zu machen, hat er die mit Lauge gebacken. Damit war die Brezel erfunden. Es gibt aber auch ähnliche Geschichten aus anderen Regionen Deutschlands und auch aus dem Elsass.«
Julia Specht lachte. »Die Geschichte kenne ich, die musste ich mir immer von meinem Opa anhören, als ich klein war. Er mochte keine Brezeln. Das heißt, eigentlich schon, aber eben keine schwäbischen. Irgendwann gab es dann in Freiburg einen Bäcker, der bayerische Brezeln anbot – die haben keine so dünnen Teigarme, sondern sind ziemlich gleichmäßig dick. Soviel ich weiß, ist das der einzige Unterschied. Mein Opa war glücklich, endlich konnte er Brezeln genießen, ohne dass er das Gefühl hatte, etwas Schwäbisches zu essen.«
Häberle schüttelte verständnislos den Kopf. Er hatte diese Hassliebe zwischen Badenern und Schwaben auch nach den zehn Monaten, die er jetzt schon in Freiburg wohnte, noch nicht kapiert. Obwohl er aufgrund seines Nachnamens schon mehr als genug Geschichten wie die von Julia und ihrem Opa zu hören bekommen hatte.
Wenn er ehrlich war, hatte er, bevor er von Berlin nach Freiburg gezogen war, sogar gedacht, dass alle Baden-Württemberger als Schwaben bezeichnet werden konnten. Natürlich hatte er das hier nie jemandem erzählt. Ansonsten hätten seine Kolleginnen wahrscheinlich Ermittlungen zu einem Lynchmord aufnehmen müssen.
Er konzentrierte sich wieder auf den Fall. Vor lauter schwäbischen Brezeln waren sie komplett vom eigentlichen Thema abgekommen.
»Sind jetzt alle versorgt? Sollen wir uns ein nettes Plätzchen suchen und picknicken, oder erzählt mir jetzt jemand, warum wir uns so früh am Morgen treffen müssen?« Das klang schärfer, als Häberle beabsichtigt hatte, aber er wollte endlich wissen, warum er bereits um fünf Uhr fünfundvierzig hatte aufstehen müssen.
»Hoppla, konnte der werte Herr etwa nicht ausschlafen? Zur Info, Frau Dr. Endlich und ich haben bis heute früh durchgemacht, und dabei nicht – wie von Tony Marshall vorgeschlagen – Bumsfallera gesungen, sondern hart gearbeitet. Also bitte ein bisschen netter, sonst nähen wir den Toten wieder zu und gehen nach Hause.« Palmer lächelte zwar, während er das sagte, aber ein bisschen angefressen schien er trotzdem zu sein.
»Ganz ruhig«, ging Anne Endlich dazwischen. »Außerdem ist die Leiche bereits wieder zugenäht. Manuel, willst du erzählen, was wir herausgefunden haben, oder soll ich?«
Aha, die duzen sich also schon, dachte Häberle und riss sich dann zusammen. Palmer hatte recht, er verhielt sich wirklich unprofessionell. Der Fall musste schnellstmöglich aufgeklärt werden, und dafür konnte man auch mal früher aufstehen.
»Mach du, Anne.« Der Chef der Spurensicherung nickte Häberle versöhnlich zu, und der erwiderte das Nicken. »Ich war ja heute Nacht nur Gehilfe und konnte ein bisschen was über die Gerichtsmedizin lernen.«
»Okay.« Anne Endlich überlegte kurz. »Also erst mal, wir haben keine weiteren äußerlichen Verletzungen gefunden, auch keine Einstichstellen von Spritzen, keine Hinweise auf weitere Schläge außer dem auf den Kopf, nichts, was irgendwie auffällig wäre. Anders sieht es allerdings im Innern des Mannes aus.«
Häberle lehnte sich unweigerlich ein bisschen nach vorn. Jetzt wurde es spannend. Julia Specht hingegen aß weiter ihre Brezeln und Hefeschnecken und schaute dabei so unbeteiligt, als ob sie am Freiburger Münster gerade zufällig zu einer Stadtführung getreten wäre und mehr aus Höflichkeit als Interesse zuhörte.
»Wir haben mehrere Ödeme und Wasseransammlungen im Körper gefunden, mit einem stark erhöhten Anteil von Kaliumsalzen, wodurch das Herz gelähmt wurde.«
»Also ein Herzinfarkt?« Häberle war fast...
Erscheint lt. Verlag | 27.6.2024 |
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Reihe/Serie | Hauptkommissar Thomas Häberle |
Schwarzwald Krimi | Schwarzwald Krimi |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Badische Küche • Cosy Crime • Eifersucht • Freiburg • Habgier • Hauptkommissar Häberles 2. Fall • Illegale Geschäfte • Krimi mit Humor • Kulinarisch • Polizeiroman • Rache • Regionalkrimi • Schwarzwaldkrimi • Schwarzwald Krimi • spannend • Spannung • Wortwitz |
ISBN-10 | 3-98707-143-5 / 3987071435 |
ISBN-13 | 978-3-98707-143-0 / 9783987071430 |
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