Der Kampf der Highlanderin (eBook)
512 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3406-3 (ISBN)
Enja und das Schicksal der Highlands.
Im Jahre 1315 starten die schottischen Brüder Robert und Edward de Bruce die Invasion Irlands. Lady Enja wird durch einen persönlichen Schicksalsschlag in den Kampf der Völker getrieben. Ein geheimnisvoller Assassine wird zur größten Herausforderung der Highlanderin, denn er heftet sich an ihre Fersen. Unterdessen setzt Papst Johannes in Avignon alles daran, den Krieg zu Englands Gunsten zu beenden. Ein mörderischer Wettlauf um die Zeit beginnt. Kann Enja den Lauf der Geschichte ändern und ihre Freunde retten?
Die packende Geschichte einer furchtlosen Heldin im Schottland des 14. Jahrhunderts geht jetzt in Irland weiter.
Eva Fellner, mit vollem Namen Eva Fellner von Feldegg, wurde 1968 im oberbayerischen Murnau geboren und arbeitete zunächst als Chefredakteurin einer Fachhandelszeitschrift. Sie gründete eine Agentur für digitales Marketing und unternahm zahlreiche Reisen. China und Südafrika wurden ihr dabei zu einer zweiten Heimat. Neben asiatischer Kampfkunst interessiert sie sich schon immer für Geschichte, für starke Frauen und die Welt des Mittelalters. Sie ist davon überzeugt, dass die schönsten Geschichten das Leben selbst erzählt. Im Aufbau Taschenbuch liegen ebenfalls ihre Romane »Die Highlanderin«,»Der Weg der Highlanderin« und »Der Clan der Highlanderin« vor.
Kapitel 1
Avignon, Grafschaft Provence, im Juli 1317
Die Nacht war sternenklar und warm. Die Glut des Tages hatte die Steine der Häuser erhitzt, und die aufgestaute Wärme wurde erst am Abend wieder an die kühlere Luft abgegeben. Stille herrschte in dem provençalischen Städtchen Avignon, dem neuen Zentrum der christlichen Macht im Jahre des Herrn 1317. Die Priester, Bischöfe und auch der Papst hatten sich zur Ruhe begeben. Zwei Stunden vor Mitternacht löschten Diener in den Schlafkammern die letzten Kerzen, damit ihre Herren in aller Herrgottsfrühe für das Morgengebet ausgeruht waren.
Notre-Dame-d’Avignon, die große Kathedrale im Norden der Stadt, thronte auf einen Felssporn oberhalb des Papstpalastes. Es war ein beeindruckendes Bauwerk, das mit der Verlegung des Papstsitzes von Rom in die Grafschaft Provence eine neue Bedeutung gewann. Der französische König Philipp IV. hatte es ein Jahrzehnt zuvor auszunutzen gewusst, dass ihm mit Papst Clemens V. ein schwaches Kirchenoberhaupt gegenüberstand, das sich ihm willenlos unterwarf. Mit der Hand über dem Papst und der katholischen Kirche auf seiner Seite hatte der König die Templer der Häresie bezichtigt und gnadenlos hinrichten lassen. Inzwischen waren Philipp und Clemens seit drei Jahren tot, und wenn man dem italienischen Dichter Dante Alighieri glauben durfte, schmorte der Papst für seine Verbrechen in der Hölle.
Aber das scherte die vermummte Gestalt nicht, die sich soeben in eine Nische in der Kirchenmauer drückte. Die dunkle Kleidung verschmolz mit den Schatten zu nahezu undurchdringlicher Schwärze. Der Assassine war bereits an den Wachen vorbeigehuscht und von Straßenecke zu Straßenecke geschlichen, ohne dass jemand ihn bemerkt hätte, denn er war darauf geschult, sich die Dunkelheit zunutze zu machen, um einem Ziel näher zu kommen. Nicht einmal die Tauben schreckten auf, als die lautlosen Schritte über den Kirchenplatz in Richtung des Papstpalastes huschten.
Die Hitze des Sommertages schwelte noch in den engen Gassen von Avignon. Die ineinander verschachtelten Steinmauern sahen aus wie Bienenwaben, nur ohne Honig. Der Himmel war klar, und die Sterne funkelten über den schwarzen Umrissen der Häuser, Türme und Erker. Ein Halbmond hatte sich soeben über den Horizont erhoben und ließ die Rhône in ihrem Flussbett vor Avignon im silbrigen Schein schimmern. Das Licht der unzähligen Sterne strahlte über der Stadt wie glitzernder Staub. Die meisten Fenster standen offen, um die abkühlende Luft ins Innere der Gebäude zu lassen. Es war eine leise Nacht. Nur ab und an bellte ein Hund oder weinte ein Kind. Die Bewohner erholten sich nach dem heißen Tag.
Atemlos lehnte sich der Auftragsmörder an die Wand des Burgpalastes. Es waren einige Schritte gewesen, die er von der Kathedrale aus hatte zurücklegen müssen. Sein Pferd war im Stall des Gasthauses geblieben, aus dem er sich mitten in der Nacht fortgeschlichen hatte. Die Herberge befand sich im belebteren Teil der Stadt, den der Fremde zu Fuß durchquert hatte, um sein Ziel zu finden. Jetzt stand er vor der Residenz des amtierenden Papstes!
Fast eintausend Jahre war der Lateranpalast in Rom der Sitz der Päpste gewesen. Erst mit Clemens V. und seinem Residenzwechsel in die provençalische Stadt begann die Ära des Papsttums zu Avignon, die den Universalanspruch der römischen Päpste unterwanderte, das Oberhaupt der Christenheit zu stellen. Der französische König ließ gleichsam seinen eigenen Papst in der Grafschaft seiner Vettern aus dem Hause Anjou als Marionette auftreten. Der schwache Kirchenfürst war so zu einem Spielball französischer Machtinteressen geworden und hatte seine Autorität als überparteiliche Macht verloren.
Nun stand der Assassine vor dem imposanten vierstöckigen Gebäude aus großen Sandsteinquadern und vergitterten Fenstern, horchte und ließ den Blick schweifen. Kein Balkon würde ihm hier beim Aufstieg helfen. Die Wand war glatt und sicher vor Eindringlingen geschützt.
Sein Blick kreiste umher, während er nach einem geeigneten Zugang suchte. Die Palastwachen am Haupteingang beobachteten aufmerksam jede Bewegung in ihrer Umgebung, deshalb konnte der Schattenkrieger dort nicht vorbei. Aber er konnte sich Zeit lassen. Bis jetzt war sein Plan aufgegangen. Aber hier, vor den Mauern des am besten bewachten Palastes in Avignon, fiel ihm keine Möglichkeit ein, wie er in die oberen Stockwerke gelangen konnte. Er war gänzlich in Schwarz gekleidet. Selbst sein Gesicht war vermummt, nur Sehschlitze für die Augen waren ausgespart, die nun ruhelos nach einer Möglichkeit suchten, in das Gebäude einzudringen. Noch einmal prüfte er den Sitz seines Krummdolches. Es war die einzige Waffe, die er bei sich trug.
Plötzlich sah er die Chance, nach der er gesucht hatte. Am hinteren Teil des Palastes waren an der Außenfassade hölzerne Gerüststangen für Ausbesserungsarbeiten in den Löchern im Mauerwerk angebracht worden. Auf diese Stangen war eine Holzplatte aufgelegt, die eine Art Plattform vor dem zweiten Stockwerk bildete. So konnten die Handwerker gefahrlos ihre Arbeit fortsetzen – ein gewöhnlicher Anblick in einer Stadt, in der ständig Bauwerke erneuert oder aufgestockt wurden.
Das Problem war, dass die Leiter zur Plattform fehlte, um Unbefugten den Zutritt nach oben zu verwehren. Sie wurde am Abend von den Wachen weggetragen. Aber das sollte für den Assassinen heute Nacht kein Problem darstellen. Im Schatten der Palastmauer drückte sich der gedungene Mörder um die Gebäudeecke und ergriff die unterste Holzstange. Wie ein Affe hangelte sich der durchtrainierte Schattenkämpfer an dem Gerüst in den zweiten Stock hoch und zog sich auf den Mauervorsprung, der unterhalb jeder Fensterreihe entlanglief. Von dort musterte er die unverschlossenen Fenster. Manche standen weit offen, um die Kühle der Nacht hineinzulassen. Sie waren nicht vergittert, also gehörten sie noch nicht zu den Gemächern des Papstes, denn dessen Schlafräume waren üblicherweise bestens gesichert. Und diese Räume waren das eigentliches Ziel des Assassinen. Genauer gesagt die Kammer, in der Johannes XXII. nächtigte.
Vorsichtig zog der Assassine den schweren Brokatvorhang zurück und spähte in den dunklen Raum dahinter. Zwischen den Sehschlitzen in seinem Turban, den er sich um den Kopf gewickelt hatte, erblickte er einen großen Schreibtisch mit einem schweren Stuhl davor. Allem Anschein nach handelte es sich um das Arbeitszimmer des Papstes. Dicke Teppiche dienten dazu, die Schritte der Besucher zu dämpfen, und goldvertäfelte Wände ließen den Prunk erahnen, der sich durch den gesamten Papstpalast zog. In Anbetracht eines solchen Reichtums musste sich jeder Gläubige winzig klein im Universum Gottes vorkommen. Doch für all diese Goldpracht hatte die schwarz gekleidete Gestalt keinen Blick. Sie suchte nur einen passenden Durchgang zu den päpstlichen Gemächern.
Der Assassine verharrte auf dem Fenstersims, um seine Augen an die Dunkelheit im Gebäude zu gewöhnen. Der Stein unter seinen Händen war rau und vom Steinmetz nur grob in seine Form gehauen. Der Assassine war gerade im Begriff, ins Gebäude einzusteigen, als er schräg über sich einen Laut vernahm. Es waren Schritte von nackten Füßen. Hastig zog sich die schwarz gekleidete Gestalt in die Nische des breiten Fenstersimses zurück, um neugierigen Blicken zu entgehen. Als von oben ein Gluckern erklang, dauerte es keine Sekunde, bis dem gedungenen Mörder klar wurde, was vor sich ging. Es roch nach menschlichen Exkrementen, als der Schwall aus dem Pott knapp an ihm vorbei auf die Straße gekippt wurde. Vermutlich wollte jemand den Gestank aus seinem Zimmer fernhalten und leerte mitten in der Nacht seinen Eimer aus.
Fast unmerklich ließ der Assassine den Atem entweichen, den er beim ersten Geräusch angehalten hatte. Er wusste, würde man ihn hier so nah am Papstpalast entdecken, wären sämtliche Ausreden nutzlos. Je näher er seinem Ziel kam, desto gefährlicher wurde seine Mission. Deshalb stand sein Körper unter ständiger Spannung.
Vorsichtig drückte er den Vorhang auf die Seite und ließ sich vom Sims auf den Boden im Inneren der Kammer gleiten. Er war aus poliertem Stein und schluckte jegliche Geräusche. Der Assassine hatte sich vorsorglich die Füße in weiches Leder gewickelt, aber dieser Boden würde ihn nicht verraten. Erleichtert durchquerte er den Raum und drückte das ...
Erscheint lt. Verlag | 14.3.2024 |
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Reihe/Serie | Enja, Tochter der Highlands | Enja, Tochter der Highlands |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Schlagworte | Der Weg der Highlanderin • Die Highlanderin • Enja • Highlander • Historischer Abenteuerroman • Historischer Roman • Irland • Schottland • Starke Frau |
ISBN-10 | 3-8412-3406-2 / 3841234062 |
ISBN-13 | 978-3-8412-3406-3 / 9783841234063 |
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