Minka (eBook)
380 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-01604-1 (ISBN)
Claudia Heimann wurde 1983 im Neu-Ulmer Landkreis geboren. Heute lebt sie im Ulmer Raum und liebt es, in die Welt der Fantasie abzutauchen. In ihrer Welt schlummert in jeder Blüte eine Fee und hinter jedem Berg wartet ein Drache. Schon als Kind konnte sie von Märchen nie genug bekommen. Sie liebt es Geschichten zu erzählen und anderen damit ein Leuchten in die Augen zu zaubern.
Claudia Heimann wurde 1983 im Neu-Ulmer Landkreis geboren. Heute lebt sie im Ulmer Raum und liebt es, in die Welt der Fantasie abzutauchen. In ihrer Welt schlummert in jeder Blüte eine Fee und hinter jedem Berg wartet ein Drache. Schon als Kind konnte sie von Märchen nie genug bekommen. Sie liebt es Geschichten zu erzählen und anderen damit ein Leuchten in die Augen zu zaubern.
Kapitel 1
Nur ein Traum?
Minkas rechtes Ohr zuckte kaum spürbar. Was war das für ein Geräusch? Ihr leerer, grummelnder Magen klang jedenfalls anders. Vorsichtig lugte sie aus einem umgefallenen Holzfass hervor und stellte die Schnurrhaare auf. Niemand war zu sehen. Neugier packte sie. Mucksmäuschenstill setzte sie eine Pfote vor die andere: vorbei am roten Backsteinhaus, einem kaputten Blumentopf und dem halb zerfallenen Holzzaun.
„Warte“, flüsterte ein zartes Stimmchen verzweifelt.
Minka blieb stehen. Leichter Regen fiel auf sie herab und sickerte in ihr rot-weißes Fell. Ihre Ohren huschten in sämtliche Richtungen.
Dicke Tropfen platschten von der löchrigen Regenrinne des Hauses in eine Pfütze. Weit entfernt hörte sie eine Eule im Dunkel der Nacht kreischen.
Wieder erklang das fremde Geräusch. Es musste aus dem verwilderten Garten auf der anderen Seite des Zauns kommen.
Minka drehte sich um, ging ein paar Schritte zurück und fädelte sich bei einem lockeren Brett durch den Gartenzaun. Das Gras, welches hier wuchs, war mindestens dreimal so hoch wie sie selbst. Kein Tier wagte es, hierher zu kommen, da Herr Gromhild, der Besitzer des Hauses, sie stets mit geladener Schrotflinte vertrieben und einige Tiere so bereits ins Totenreich befördert hatte. Ein fast perfekter Ort für Minka. Immerhin wurde sie hier von den anderen Katzen in Ruhe gelassen. Selbst in der Nacht wagte sich kaum jemand an diesen Ort. Auch Minka hatte Angst. Wer lässt sich schon gerne von einer Schrotflinte durchlöchern? Aber es gab keinen Platz, an dem sie sich vor ihren Artgenossen sicher fühlte.
Grashalme raschelten.
„Hier drüben!“, hörte sie das Stimmchen ein weiteres Mal flehen.
Minka starrte ins Dunkel. Plötzlich sah sie ein bläuliches Licht am Boden durch das Gras schimmern. Sie spähte nach oben zum Haus der Gromhilds. Das Fenster in Richtung Garten war dunkel. Somit konnte Minka es wagen, in selbigen hineinzuschleichen. Mucksmäuschenstill und behutsam tastete sie sich auf ihren Pfoten voran. Langsam bahnte sie sich ihren Weg durch das dichte Gras zu dem bläulichen Leuchten.
Schließlich, vor der Quelle des Lichts angekommen, blinzelte sie ungläubig. Alle Angst war in diesem Moment aus ihrem Inneren verflogen. Was sah sie da? Einen kleinen, schwach leuchtenden Menschen – nur wenig größer als ihre Pfote. Eine winzige Menschenfrau mit Flügeln lag vor ihr auf dem Boden.
„Bitte, hilf mir!“, klagte das Wesen nun ein drittes Mal.
Minka senkte den Kopf und schnupperte. Die blau leuchtende Frau roch angenehm nach frischem Morgentau. Minka neigte den Kopf zur Seite und stupste sie sanft mit ihrer Pfote. „Etwas wie dich habe ich noch nie gesehen.“
„Bitte, hilf mir. Ich werde verfolgt. Sie sind mir dicht auf den Fersen und ich habe kaum noch Magie. Bitte versteck‘ mich vor ihnen, dann erklär ich dir auch alles. Wir müssen schnell fort von hier“, antwortete sie mit müder Stimme. Ihr Körper zitterte leicht. Ein Windstoß fegte durch das Gras und ließ sie noch einmal erschaudern. „Bitte“, flehte die kleine Menschenfrau ein weiteres Mal. „Sie dürfen mich nicht …“, doch dann verlor sie ihr Bewusstsein.
Nun zuckte Minkas linkes Ohr. Sie hörte das Tröpfeln winziger, von zitternden Grashalmen herabfallender Wasserperlen. Heute Nacht waren die beiden nicht die einzigen Besucher dieses unfreundlichen Gartens. Ihr Gefühl trieb sie an, die Beine in die Pfoten zu nehmen, als wäre der alte Gromhild selbst hinter ihr her.
Unwillkürlich duckte sie sich und versuchte, ihre Angst zu bändigen. Die kleine Frau hatte recht. Sie musste fort von hier. Aber dann bliebe das kleine Wesen zurück, das doch Hilfe brauchte. Würden sie beide fliehen, würde das Leuchten auch beide verraten.
Erneut raschelte es im Gras. Diesmal kam es gleich von mehreren Seiten.
Minkas Herz pochte wie wild in ihrer Brust. Das Herzklopfen raubte ihr den Atem.
Etwas huschte so nah an ihnen vorbei, dass sie einen Windhauch verspürte.
Behutsam nahm sie die kleine Frau in ihr Maul, in der Hoffnung, sie in der Panik nicht auch noch zu verschlucken.
Der Regen wurde stärker. Er trommelte gegen die Fensterscheiben und spritzte in alle Pfützen. Er verschluckte sämtliche Geräusche und ließ prasselnd sein Lied auf die Erde fallen.
Der passende Moment für Minka, sich mitsamt der kostbaren Fracht unscheinbar davonzuschleichen. Erst durch das halb lose Brett im Holzzaun, dann am kaputten Blumentopf und dem roten Backsteinhaus vorbei.
Sie sah sich um. Niemand war ihr gefolgt. Schnell huschte sie hinter das Haus der Gromhilds. Ein Haufen Gerümpel diente ihnen als Versteck. Ein umgefallenes leeres Holzfass war seit einigen Monaten Minkas Zuhause.
Sie streckte den Kopf in das Fass und ließ vorsichtig das kleine Wesen aus ihrem Maul gleiten.
Dann ging sie drei Schritte zurück und schüttelte sich das Wasser aus ihrem Fell.
Anschließend sah sie nach der kleinen Frau. Sie atmete und ihre Flügel zitterten leicht. Ein Glück, sie lebte noch, doch das bläuliche Licht, das von ihr ausging, schien Minka weiterhin zu verräterisch.
Sie rollte sich beschützend ein und umschloss mit ihren Beinen das zarte Ding. Behutsam leckte Minka die kleine Frau weitestgehend trocken. Dabei achtete sie ganz besonders darauf, die zerbrechlich wirkenden Flügel unberührt zu lassen.
Danach legte sie ihren struppigen Schwanz ganz sanft auf das Wesen, damit das Licht verborgen blieb. Minka wollte bis zum Morgengrauen wach bleiben, um über die Fremde zu wachen, doch bald schon wurden ihre Augen schwer und immer schwerer, und irgendwann holte sie der Schlaf ein.
Im Morgengrauen riss Minka ihr Maul auf, streckte ihre Zunge heraus und gähnte ausgiebig. Sie war immer noch müde und öffnete langsam die Augen. Ein seltsamer Traum kam ihr in den Sinn. Der Traum eines kleinen, blau leuchtenden Menschen, der obendrein Flügel hatte. Was für ein Unsinn, ging es ihr durch den Kopf.
Doch dann bewegte sich plötzlich etwas unter ihrem Schwanz. Sie stellte ihr Fell auf und erstarrte vor Schreck.
Eine kleine Menschenhand schob den struppigen Schwanz sanft zur Seite. „Guten Morgen“, wurde Minka nun freundlich von der kleinen Frau begrüßt.
Minka sprang auf und starrte sie überrascht an. „Dann war es doch kein Traum?!“, fragte sie sich selbst. Sie schüttelte ihren Kopf, blinzelte einige Male, doch die blau leuchtende Frau verschwand nicht. Sie saß direkt vor ihr auf dem Boden und wirkte immer noch schwach.
Die kleine Menschenfrau lächelte müde. „Du hast aber schöne Augen. Ich bin Minella.“
Minka setzte sich. „Miii-nelll-laaa“, wiederholte sie laut und etwas gedehnt. Zudem konnte sie die Bemerkung über ihre Augen kaum ernst nehmen, die unterschiedliche Farben hatten. Und das sollte ‚schön‘ sein.
„Ja, genau“, antwortete die kleine Menschenfrau und unterbrach ihre Gedanken. „Gefällt dir mein Name?“
Minka riss erschrocken die Augen auf. „Heißt das etwa, du verstehst, was ich sage?“
„Ja, natürlich. Schließlich bin ich eine Fee. Es tut mir leid, dass wir uns unter diesen widrigen Umständen kennengelernt haben. Wie heißt du, wenn ich fragen darf?“
Minka starrte sie fassungslos an. Erst nach einigen Sekunden der Stille fand sie ihre Stimme wieder. „I-ich b-bin Minka“, stotterte sie.
Minella räusperte sich, rappelte sich auf und machte einen reizenden Feenknicks vor ihr. „Danke, Minka. Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.“
Minka schaute verlegen auf den Boden. „Dir das Leben gerettet? Übertreibst du da nicht etwas?“
„Nein“, antwortete Minella ernst und setzte sich wieder. „Schatten waren hinter mir her. Und Schatten sind dafür bekannt, dass sie niemanden am Leben lassen, wenn sie erst mal ihre Beute erwischt haben.“
„Schatten?“ Minka war verwirrt. Wie konnten Schatten gefährlich sein?
„Ja, Schatten. Beschworene Kreaturen, die verschiedene Gestalten annehmen können und nur im Dunkeln wandeln.“
Minka hörte, was die Fee sagte, doch wie sollte sie all das glauben können? Träumte sie vielleicht immer noch? Vorsichtig biss sie sich auf die Zunge. Autsch!, sie verzog leicht das Gesicht, gab aber keinen Mucks von sich. Das hier war definitiv kein Traum. „Was sind denn beschworene Kreaturen? Und warum waren sie hinter dir her?“
Die Fee gähnte ausgiebig und rieb sich die Augen. „Du hast von der magischen Welt wohl keine Ahnung, oder? Weißt du denn überhaupt etwas?“
Minka nickte. „Ich weiß, dass es Hexen gibt und dass sie Hexenkatzen haben. Einmal kam eine Hexe durch die Stadt. Ich hörte von den anderen, dass nur Hexenkatzen ein schwarzes Fell und leuchtend grüne Augen bekommen. Als Hexenkatze bist du etwas Besonderes und keiner würde es auch nur wagen, dich zu ärgern.“ Sie seufzte und setzte hinzu: „Wie schön wäre es, eine Hexenkatze zu sein.“
„Ach ja?“, fragte die Fee. „Was hält dich davon ab?“
Minka setzte einen skeptischen Blick auf. „Na, ich wüsste gar nicht, wie ich eine Hexenkatze werden kann.“
Minella verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich verstehe. Was, wenn ich dir da weiterhelfen kann?!“
Minka wandte sich von ihr ab. „Wie willst du mir denn helfen können? Du kannst dir ja kaum selbst helfen. Und wie sollte eine zerzauste Katze wie ich jemals eine Hexenkatze werden?“
„Wer sagt denn, dass du keine werden kannst? Du hast selbst gesagt, dass Hexenkatzen ein schwarzes Fell bekommen. Und das stimmt auch. Wenn sie die Hexenkatzenschule erfolgreich bestanden haben, bekommen sie ein schwarzes Fell, grüne...
Erscheint lt. Verlag | 31.10.2023 |
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Reihe/Serie | Minka |
Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Angst • Antwort • Augen • Blick • deinen • Druide • Dunkle Magie • Familie • Fantasie • Fantasy • Fee • Fragen • Frau • Gedanken • Geister • Gesicht • Glaube • Hand • Harry Potter • Her • Hexe • Hexenkatze • Hogwarts • Jahren • Katze • Katzen • Kopf • Körper • Licht • Magie • Mediaval • mittelalterlich • Moment • Nacht • Paar • Recht • Sagen • Seite • Tisch • Tür • Wasser • Wassermagie • Weitere • Welt • Wissen • Zauber • Zauberei • Zauberer • Zaubersprüche • Zeit |
ISBN-10 | 3-384-01604-1 / 3384016041 |
ISBN-13 | 978-3-384-01604-1 / 9783384016041 |
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