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Krieger des Nordens: Wikinger Roman -  Jonas Herlin

Krieger des Nordens: Wikinger Roman (eBook)

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2023 | 1. Auflage
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7766-0 (ISBN)
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Krieger des Nordens: Wikinger-Roman Von Jonas Herlin Nichts kann diese Wikingerflotte aufhalten - abgesehen vom Kampf zweier Brüder um die Anführerschaft. Die Langbootflotte des Wikingerfürsten Grimr Schädelspalter befindet sich auf dem Rhein mitten im Reich der Franken, als er nach einer Schlacht an seinen Wunden stirbt. Für seinen Sohn Olav ist klar, dass er nun die Führung der Flotte übernimmt. Doch sein Bruder Thorbrand greift ebenfalls nach der Macht. Plötzlich sind die Nordmänner in zwei Lager gespalten und können sich auf kein gemeinsames Vorgehen einigen, während sich ein Heer der Franken nähert. Was als gewinnbringendes Abenteur begann, endet in einem gewaltigen Kampf. Dem einen bringt er Ruhm, dem anderen den Tod.

Anno 842, in der Nähe von Xanten am Niederrhein.

„Olav! Thorbrand! Meine Söhne!”

Grimr Schädelspalter Grimssons mächtige Pranken legten sich auf jeweils eine Schulter der beiden jungen Männer, die am Bug der schlanken Skaid standen. Thorbrand und Olav waren gleich groß. Und ihre Gesichtszüge waren denen ihres Vaters so ähnlich, dass man nicht einen Augenblick lang daran zweifeln konnte, von wem sie abstammten. „Heute könnt ihr Ruhm erwerben, meine Söhne! Es wartet reiche Beute auf uns im Land der Franken! So viel Beute, wie selbst ich noch nie auf einem Haufen gesehen habe ...”

„Wir werden sie uns holen”, sagte Olav. „Bei Thor, wir werden sie uns holen!” Er grinste. „Indem sich die Königssöhne dieses Landes gegenseitig zerfleischen, statt ihre Küsten zu schützen, laden sie uns ja geradezu ein, sich das Gold ihrer Klöster und Städte zu holen!”

„Ja, aber lasst euch dies eine Warnung sein”, mahnte Grimr in ernstem Ton. Ein leichter Wind blies ihnen entgegen. Er kräuselte das Wasser des breiten Stroms, auf dem ihre Skaid zusammen mit Dutzenden anderer Schiffe flussaufwärts ruderte. Das Segel war eingeholt. Die Ruderblätter tauchten gleichmäßig ins Wasser.

Mit fast hundert Schiffen mit einigen tausend Nordmännern an Bord waren sie den Rhein flussaufwärts gefahren. Das öde Küstenland lohnte nicht für Plünderungen.Die schmalen, wendigen Skaids bildeten die Vorhut. Später folgten bauchige Knorr, auf denen sogar Reitpferde transportiert wurden. Der breite Strom war voll von Schiffen. Mit einer so großen Flotte war selbst der in Ehren ergraute Grimr noch nicht auf Fahrt gegangen. Allerdings standen die meisten dieser Schiffe auch nicht unter seinem Befehl, sondern unter dem von von Eirik „Axtmann“ Sturlason. Sein mit mehr als hundert Kriegern bemannter Draken war das größte Schiff der Flotte. Gemeinsam waren sie in Dänemark gestartet, die friesische Küste entlanggefahren und dann in Britannien gelandet.

Aber dort waren sie nicht lange geblieben, sondern hatten dann den Weg zur Rheinmündung gesucht.

Die sumpfige friesische Küstenwildnis hatten sie ungehindert durchquert, um ins Herz des fränkischen Reiches vorzustoßen. Ein Reich, in dem die drei Enkel von Karl dem Großen zurzeit um ihr Erbe einen verbissenen Krieg führten. Sie hatten von friesischen Händlern davon gehört, die mit ihren plumpen, an einen Schuh aus Holz erinnernden Schiffen regelmäßig über den Kanal fuhren, um im Land der Angelsachsen Handel zu treiben. Und einige gefangene Sachsen, die Kontakt zu ihren Verwandten im Regnum Francorum hatten, bestätigten diese Geschichten von den widerstreitenden Thronerben. Als sie dann auch noch erfuhren, dass unter den Sachsen die schwarzen Blattern wüteten, hatte Erik Axtmann beschlossen, die Küste der Angelsachsen zu verlassen. Grimr war gar nichts anderes übrig geblieben, als seinem mächtigen Bundesgenossen zu folgen, denn seine Männer allein wären niemals zahlreich genug gewesen, um sich gegen die Sachsen zu behaupten. Natürlich hatte die Aussicht auf leichte Beute im Reich der Franken die Entscheidung erleichtert, die Klöster von Wessex links liegen zu lassen.

„Macht dem Namen unserer Sippe Ehre, meine Söhne!”, sagte Grimr mit breitem Lächeln. „Thor und Odin mögen uns Glück bringen.”

„So sei es!”, sagte Olav, während sich seine Hand um den Schwertgriff legte. In seinen Augen blitzte es, als er Thorbrand einen höhnischen Blick zuwarf. „Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob mein Bruder nicht insgeheim zum Christengott seiner fränkischen Mutter betet!”

Thorbrands Körperhaltung spannte sich unwillkürlich an. Das kantige Gesicht mit den hellblonden Bartstoppeln wurde von Zornesröte überzogen. Auch seine Hand umfasste den Griff des Schwertes an seiner Seite, und das so stark, dass die Knöchel weiß hervortraten.

„Was willst du damit sagen, Olav?”

„Nichts, was ich nicht ausgesprochen habe.”

„Dann wiederhole es in deutlicheren Worten!”

„Stimmt es nicht, dass du heimlich zum Christengott der Franken-Sklavin betest, die dich gebar?”

Thorbrand kochte innerlich. Man sah ihm an, dass er Mühe hatte, seine Wut im Zaum zu halten. Aber genau das wollte Olav nur. Dass er aus der Haut fuhr und Dinge sagte, die ihn wie einen wütenden Tölpel erscheinen ließen.Ehe Thorbrand jedoch etwas hätte erwidern können, ergriff Grimr das Wort. „Unsere Götter sind nicht eifersüchtig wie der der Franken”, sagte er. „Und zu vielen Göttern zu beten hilft vielleicht auch viel. Weder Thor noch Odin oder Njörd wären so dumm, die Hilfe eines anderen mächtigen Gottes abzulehnen.”

„Ja, so dumm ist nur der Christengott”, sagte Olav. „Aber dessen Sohn hat sich ja auch an Kreuz schlagen lassen. Was soll man von so einem Schwächling auch anderes erwarten, als dass er alle verflucht, die nicht einzig zu ihm beten. Er ist so eifersüchtig wie ein Weib. Vielleicht hat er ja auch dich verflucht, Thorbrand.”

„Heh, Grimr!”, rief in diesem Moment Bjarne, der Steuermann, ein baumlanger Kerl, dessen weißblonder Bart zu Zöpfen geflochten war, während sich das Haar auf seinem Haupt mit den Jahren schon merklich zurückgezogen und einer braungebrannten Glatze Platz gemacht hatte. Bjarne streckte den Arm aus. „Da sind Reiter am Ufer!”

Tatsächlich hoben sich am Flussufer einige Reiter als dunkle Schattenrisse gegen die tief stehende Morgensonne ab. Sie waren wie Geister aus den dichten Nebelbänken hervorgekommen, die die Flussufer umsäumten.

„Die sind weit weg“, meinte Grimr. Er lachte rau. „Und vor allem befinden sie sich auf der falschen Seite des Flusses. Die werden uns nicht gefährlich werden.”

Der Strom war zurzeit die Grenze, so hatten ihnen die Friesen erzählt, zwischen dem mittleren Teil des Reiches, den Kaiser Lothar beherrschte, und dem östlichen, regiert von Ludwig, während Karl von Paris aus den Westen des riesigen Reiches kontrollierte, dem sein Großvater und Namensvetter einst Gestalt und Größe verliehen hatte.

„Das werden Ludwigs Männer sein”, rief Grimr. „Sie haben keinen Grund, auch nur einen Finger zu rühren, wenn wir Xanten plündern!”

„Würdest du darauf wetten?”, fragte der Halmi der Graue. Niemand wusste genau, wie alt Halmi war. Seine lederne, faltige Haut ließ ihn aussehen, als wäre sein Gesicht aus grob behauenem Stein. Niemand hatte mehr erlebt als Halmi, niemand mehr Kämpfe ausgefochten, mehr Männer erschlagen, mehr fremde Länder gesehen und öfter Schiffbruch erlitten als dieser hagere Mann, der immer noch den federnden, sicheren Gang eines viel Jüngeren hatte. Nur ein zerfurchtes Gesicht ließ die Zahl der Jahre ahnen, die hinter ihm lagen. Er war allerdings auch zu alt, um Grimr die Führung über seine Männer streitig zu machen, und so vertraute dieser niemand anderem so sehr wie Halmi, nicht einmal seinen Söhnen.

„Auch wenn ich unrecht hätte“, entgegnete Grimr, „die Franken müssten zuerst einmal den Strom überqueren. Ohne Schiffe ist das nahezu unmöglich, und Brücken gibt es hier weit und breit nicht!”

Olav wandte sich an seinen Bruder. „Du hast mir noch nicht auf meine Frage geantwortet, Thorbrand. Betest du heimlich zum Gott deiner fränkischen Mutter, so wie sie es dir beigebracht hat, als du klein warst?”

In Olavs Augen blitzte es angriffslustig.

„Ich bin mir sicher, dass unser Vater mit meiner Mutter sehr viel mehr Freude hatte als mit deiner, Olav“, sagte Thorbrand gehässig, „vor deren Anblick er nicht einmal mehr zu fernen Küsten fliehen kann, seit du auf seinen Schiffen mitsegelst. Denn du siehst dieser hinterhältigen, faltig gewordenen Schlange aus Bragis Sippe bemitleidenswert ähnlich.”

Olav stutzte einen Augenblick, dann ließ wieder ein wölfisches Grinsen seine Zähne blitzen. „Gut gebrüllt, Walross! Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.”

„Ach nein?”

„Nein, ich hatte gedacht, deine Berserkerwut ginge mit dir durch und du würdest dich auf mich stürzen, sodass ich dich mit vollem Recht in mein Messer laufen lassen könnte. Aber dazu gibt es sicher noch eine Gelegenheit ...”

„Willst du nicht erst noch ein paar Franken erschlagen? Oder fehlt dir dazu der Mut, Olav?” Thorbrand machte eine ausholende Geste. „Das Land hier ist flach, da wirst du richtig kämpfen müssen, denn einen Hinterhalt zu legen, ist hier nicht gut möglich.”

Ein wildes Kriegsgeschrei erhob sich, als in den Nebeln des Ostufers die Umrisse von Mauern und Gebäuden auftauchten. Das musste Xanten sein. Hölzerne Palisaden umgaben den Ort. Es schien aber auch Gebäude aus Stein zu geben. Zumindest ragte ein steinerner Kirchturm über die Befestigungen hinaus.

Am Fluss lagen Dutzenden von Schiffen und Booten. Einige Fischer waren...

Erscheint lt. Verlag 27.5.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7389-7766-X / 373897766X
ISBN-13 978-3-7389-7766-0 / 9783738977660
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