Der Cocktailmörderclub (eBook)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4786-8 (ISBN)
Große Aufregung im Haus von Agatha Christie - Phyllida Bright, ihre charmante Hausdame, ist Organisatorin der diesjährigen Wohltätigkeitveranstaltung Mord Festival, bei der die beste Kurzgeschichte einer Schar angehender Krimiautor:innen ausgelobt wird. Als beim Cocktail-Empfang ein Gast tot zusammenbricht, ist Phyllidas besonderer Spürsinn geweckt: Ehrgeiz als Motiv? Nun, dann könnte jeder der Anwesenden der Mörder sein, schließlich sind alle Gäste Experten in Sachen Mord. Wie gut, dass die charismatische Phyllida bestens vernetzt ist mit der Dienerschaft aus der Umgebung. Manch einer hat etwas gehört oder gesehen und schenkt Phyllida deutlich mehr Vertrauen als der örtlichen Polizei ...
Colleen Cambridge ist das Pseudonym einer NEW-YORK-TIMES-Bestsellerautorin, die mit Romanserien in unterschiedlichen Genres international erfolgreich ist. DER COCKTAILMÖRDERCLUB ist der zweite Band ihrer Kriminalromanserie mit der scharfsinnigen Amateurermittlerin Phyllida Bright als Haushälterin von Agatha Christie. Colleen Cambridge lebt mit ihrer Familie und zwei Hunden im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten.
Colleen Cambridge ist das Pseudonym einer NEW-YORK-TIMES-Bestsellerautorin, die mit Romanserien in unterschiedlichen Genres international erfolgreich ist. DER COCKTAILMÖRDERCLUB ist der zweite Band ihrer Kriminalromanserie mit der scharfsinnigen Amateurermittlerin Phyllida Bright als Haushälterin von Agatha Christie. Colleen Cambridge lebt mit ihrer Familie und zwei Hunden im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten.
1
Freitagmorgen
»Ich sehe nicht, wie sich das umgehen ließe. Er muss einfach beseitigt werden«, sagte jemand mit gedämpfter Stimme.
»Ganz recht. Das Problem ist nur … wie am besten …«, erwiderte jemand anders. »Bald …«
Während jeder andere zufällige Zeuge des Gesprächs sicherlich alarmiert gewesen wäre, lächelte Phyllida Bright nur und machte sich daran, die Tischtücher für den Lunch zu zählen, mit dem der »Listleigher Mordbasar« eröffnet werden sollte.
Als Haushälterin von Mallowan Hall, dem weitläufigen Anwesen, auf dem die berühmte Schriftstellerin Agatha Christie und ihr Mann, Max Mallowan, lebten, wurde Phyllida häufig Zeugin von Gesprächen über Mord und beteiligte sich gern daran, wenn die Feinheiten der Frage erörtert wurden, wie man eine unbequeme Person ein für alle Mal loswerden könnte.
Ob in den Wohn- und Repräsentationsräumen oder in denen des Personals, diese Gespräche drehten sich immer darum, welches Gift man nehmen sollte, ob Erstechen oder Erschießen blutiger wäre, ob ein Schlag auf den Kopf zum Töten ausreichte oder ob man dem Opfer zur Vollendung der Tat einen Zettelspieß in den Nacken stoßen müsse, bevor man die Leiche in einen Schrank im Souterrain versteckte.
»Gift …«, sagte die erste Person. Phyllida hörte kaum mehr als Gemurmel. Vielleicht weil sich die beiden entfernten. »Kaffee. Oder etwas Stärkeres?«
»Wie wär’s … sein … neu Karree?«, erwiderte der andere.
Phyllida hielt einen der beiden für einen Mann, konnte sich aber nicht sicher sein, da sie sich im Gemeindesaal der katholischen Kirche St. Wendreda befand und die Stimmen durch ein offenes Fenster hereinkamen. Jedenfalls war er wohl einer der Detektivromanautoren, die zum Mordbasar gekommen waren. Von solchen liefen Dutzende da draußen umher, sowohl veröffentlichte als auch unveröffentlichte, und hofften, G. K. Chesterton, Dorothy L. Sayers oder Anthony Berkeley zu Gesicht zu bekommen.
»Ja, Gift … nicht wahr? … Etwas … geschehen«, gab der Gesprächspartner zurück, dessen Geschlecht wegen des gedämpften Tons unklar blieb. »… sein prahlerisches Benehmen, seine überhebliche, gehässige Art nicht länger ertragen.« Die letzte Äußerung kam kräftiger und deutlicher und ließ die Frustration des Sprechers erkennen.
Phyllida schnalzte missbilligend mit der Zunge und fragte sich, wie ein Schriftsteller dazu kam, seine eigenen Figuren zu verabscheuen. Da sie selbst keine Romane schrieb, konnte sie sich keine ursächliche Befindlichkeit vorstellen.
Allerdings hatte es erst kürzlich eine Zeit gegeben, da Agatha ihre beliebteste Romanfigur nicht mehr hatte leiden können. Schon Sir Arthur Conan Doyle, dem Sherlock Holmes zum Fluch seiner Existenz geworden war, hatte seinen Detektiv umkommen lassen – worauf man glatt von ihm verlangt hatte, ihn wiederzubeleben, um seine Anhänger zu beschwichtigen. Und so hatte auch Agatha die Nase voll von Hercule Poirot und seiner pingeligen, aufgeblasenen Art.
Zum Glück hatte sie sich noch keine Handlung ausgedacht, bei welcher der kleine Belgier zu Tode kommen sollte. Denn für Phyllida, die eine Schwäche für den brillanten, schnurrbärtigen Detektiv hatte, wäre das ein Anlass, mit ihrer Arbeitgeberin eine klare, leidenschaftliche Diskussion zu führen.
Natürlich mochte sich die Unterhaltung, die sie gerade belauscht hatte, ebenso gut um einen Schurken drehen anstatt um einen lästigen Detektiv, doch das bezweifelte Phyllida. Der Ton wies auf einen Schreiber hin, der beim Umgang mit demjenigen am Ende seiner Kräfte war, und folglich musste es um jemanden gehen, der dem Sprecher gut bekannt war, also eine ständig wiederkehrende Figur.
Sie hoffte, es war nicht Dorothy Sayers, die über ihren Lord Peter Wimsey redete. Nicht dass der Poirot das Wasser reichen konnte, aber Phyllida schätzte seine detektivische Arbeit – und da sie kürzlich selbst einen Mordfall aufgeklärt hatte, hielt sie auch viel von der unerschrockenen Harriet Vane, Lord Peter Wimseys Partnerin (obwohl sie einem Vergleich mit Agathas couragierter Tuppence Beresford nicht standhielt).
»Mrs Bright, Ma’am, die Blumen für die Tische sind da. Die Vasen werden gerade geholt.«
Phyllida wandte sich von dem Stapel Tischtücher ab, um mit Ginny zu sprechen, einem der Zimmermädchen von Mallowan Hall. Wer vermutlich neben ihr stand, war Amsi, der Gärtner des Anwesens, doch das war unmöglich zu sagen, da derjenige einen Karren mit einem Berg Rosen, Astern und Gladiolen hergeschoben hatte und davon verdeckt wurde.
»Ausgezeichnet. Wenn die ankommen, reihen Sie sie auf dem Tisch dort auf, und arrangieren Sie die Blumen darin, jeweils fünf Rosen, sechs Astern und zwei Gladiolen. Achten Sie darauf, dass die Gladiolen in der Mitte stehen, und mischen Sie die Farben.« Während Phyllida die Anweisung gab, musterte sie Ginnys Erscheinung.
Unter der Haube lugte nicht eine Strähne ihres honigblonden Haars hervor. Die Strümpfe saßen straff und gerade, wie sie sollten, die Schürze war frisch, das Kleid makellos sauber. Phyllida stellte jederzeit hohe Ansprüche an ihr Personal, nahm es aber besonders genau, wenn sie vor Gästen oder in der Öffentlichkeit agierten.
Sie wandte sich dem zweiten Dienstmädchen zu, das sie von Mallowan Hall mitgenommen hatte. Obwohl ein Küchenmädchen, das die Gäste und die Familie gewöhnlich nicht zu Gesicht bekamen, war Molly genauso frisch gebügelt und gestärkt wie Ginny, doch bei ihr konnte man sich darauf verlassen, dass sie nicht ganz so viel Klatsch verbreitete.
Phyllida nickte anerkennend, wenn auch nur in Gedanken. »Molly, Sie können die Tischtücher über die Tische breiten. Das eckige ist für den am Kopf der Tafel, die runden sind für die anderen. Und dann können Sie Ginny helfen, die Blumenvasen zu verteilen, jeweils in die Mitte des Tisches bitte und drei in gleichmäßigem Abstand am Kopf der Tafel.«
Phyllida deutete auf die Tischdecken, die sie soeben gezählt hatte. Wie erwartet waren es sechzehn runde, sodass zwei übrig blieben, da es nur vierzehn Lunchtische gab. Sie hatte immer gern von allem etwas in Reserve.
Allerdings hatte sie keine Geduldsreserven, wenn es um Myrtle ging – die gerade auf der Bildfläche erschien.
»Was hat das Tier hier zu suchen?«, fragte sie, als der dunkle, wuschelige Welpe in den Saal flitzte.
Bradford, der Chauffeur der Mallowans und Myrtles Herr (Phyllida benutzte den Begriff nur der Form halber, denn sie war sich nicht sicher, wer hier wessen Herr war), kam lässig hereingeschlendert, als hätte er nicht soeben einen Höllenhund in einen Kirchenraum losgelassen. Er trug einen großen Korb, der vermutlich die Vasen enthielt. »Sie wollte mitkommen«, antwortete er, als wäre es in irgendeiner Weise statthaft, einen jungen Hund in einem Speisesaal frei herumtollen zu lassen. »Wo möchten Sie die haben, Mrs Bright?«
Sobald er ihren Namen in diesem schleppenden, ironischen Tonfall aussprach, wurde Phyllida wütend. Sie war machtlos dagegen. Der Mann war unmöglich und machte in einem fort arrogante Einwände und gab unerwünschte Bemerkungen von sich. »Auf dem Tisch da drüben«, sagte sie eisig. »Im Speisesaal sind Hunde nicht erlaubt.«
Myrtle rannte mit fliegendem Schwanz umher, bellte, sprang, schlitterte und belästigte jeden Anwesenden. Phyllida wich dem vorbeiflitzenden Tier schleunigst aus. Seit Myrtle das Gelände von Mallowan Hall erobert hatte, hatte Phyllida schon drei Paar Seidenstrümpfe ausrangieren müssen, weil das Tier sie mit seinen Krallen zerrissen hatte, denn aus irgendeinem Grund hatte es eine besondere Zuneigung zu ihr gefasst.
Selbstverständlich war Myrtle in Phyllidas Herrschaftsbereich in Mallowan Hall nicht willkommen.
»Natürlich nicht, Mrs Bright«, pflichtete Bradford ihr bei, als er den Korb absetzte. Kicherte er etwa über ihr flinkes Ausweichmanöver? »Aber das Essen findet erst in vier Stunden statt. Bis dahin wird sie längst wieder draußen sein.«
Nicht jedoch die Hundehaare, die sie überall verteilt hat!, wollte Phyllida scharf erwidern, doch dazu kam es nicht, weil Mrs Agatha, Miss Sayers, Mr Chesterton und Mr Berkeley hereinkamen.
»Guten Morgen, Phyllida. Wie ich sehe, haben Sie hier alles im Griff«, sagte die Hausherrin von Mallowan Hall. Eine Spur Belustigung schwang in ihrem Ton mit, denn bei ihrer Ankunft war Myrtle unter wildem Schwanzwedeln auf sie zugesaust. »Ja, du bist entzückend, nicht wahr?« Als Agatha sich zu dem zappelnden vierbeinigen Lockenwust hinunterbeugte, unterdrückte Phyllida eine bissige Bemerkung.
Agatha und sie hatten sich während des Weltkriegs kennengelernt, als Frauen zu allen möglichen Aufgaben eingezogen worden waren. Damals waren sie beide ledig, und da im selben Alter, war es nur natürlich, dass sie sich anfreundeten. Sie arbeiteten im selben Krankenhaus, Agatha in der Apotheke – wo sie viel über die Gifte lernte, die später in ihren Romanen vorkommen sollten – und Phyllida als Krankenschwester, bevor sie an die Front ins Lazarett geschickt wurde. Sie waren eng befreundet und verstanden sich seit über zehn Jahren ausnehmend gut. Dass Phyllida sich entschieden hatte, den Posten der Haushälterin in Mallowan Hall anzunehmen, hatte an ihrem guten Verhältnis nichts geändert. Allerdings achteten sie sorgfältig darauf, im Beisein von Gästen oder Personal nicht vertraut miteinander umzugehen.
In einem Punkt kamen Hausherrin und Haushälterin jedoch nicht überein, und das war ihre...
Erscheint lt. Verlag | 27.10.2023 |
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Reihe/Serie | Phyllida-Bright-Serie | Phyllida-Bright-Serie |
Übersetzer | Angela Koonen |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | A Trace of Poison |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Schlagworte | Agatha Christie • Britisch • COSY • Cozy • Devon • Donnerstagsmord • Downton Abbey • Dreißigerjahre • Ermittlerin • Hercule Poirot • Krimi mit Detektivin • Krimis • Landhauskrimi • Rätselkrimi • Richard Osman • Upstairs Downstairs |
ISBN-10 | 3-7517-4786-9 / 3751747869 |
ISBN-13 | 978-3-7517-4786-8 / 9783751747868 |
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