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Die dunkle Seite des Paradieses (eBook)

Eine bunte Mischung aus Reisetagebuch, Reiseführer und Liebesroman, garniert mit kriminalistischen Elementen auf einem Kreuzfahrtschiff.
eBook Download: EPUB
2023 | 12. Auflage
238 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7575-3943-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die dunkle Seite  des Paradieses -  Karl-Heinz Brinkmann
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Hannes Wilken, ein pensionierter Buchhalter einer renommierten Hamburger Reederei, erfüllt sich seinen größten Traum: eine mehrwöchige Kreuzfahrt in die Karibik. Er träumt von weißen Stränden und einem Urlaub unter Palmen. Doch dieser Urlaub wird ganz anders, als er ihn sich erträumte. Während der Reise lernt er allerlei interessante Menschen kennen und gerät von einem Abenteuer in das nächste. Hannes verliebt sich, zieht die Aufmerksamkeit internationaler Drogenfahnder auf sich und trifft seinen alten Freund, den Fahnder Dietrich Böhm, wieder. Zusammen ermitteln sie auf einem Kreuzfahrtschiff und zerschlagen einen international operierenden Drogenring. »Die dunkle Seite des Paradieses« ist eine bunte Mischung aus Reisetagebuch, Reiseführer und Liebesroman, garniert mit kriminalistischen Elementen auf einem Kreuzfahrtschiff.

Der 1964 geborene Nordkehdinger Jung, Karl-Heinz Brinkmann, wurde vom stets kräftig wehenden Wind der Elbe geprägt. Rau, aber herzlich und humorvoll sind Begegnungen mit ihm. Durch seinen Beruf als Postbeamter kam er mit vielen Menschen und deren Geschichten in Berührung, die ihn nicht nur faszinierten, sondern auch inspirierten. Anfangs füllte er Vereinswebseiten mit Inhalten. Später schrieb er nebenberuflich für die Lokalzeitung. Heute versorgt der leidenschaftliche und langjährige Fotograf und Videoblogger seine eigenen Kanäle mit Inhalten, denn als Familienvater von vier Kindern ist Zeit ein kostbares Gut. Dennoch schaffte er es in seiner knappen Freizeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Den Akku füllt der reiselustige Autor beim Radfahren, Wandern oder beim Bogenschießen wieder auf.

Der 1964 geborene Nordkehdinger Jung, Karl-Heinz Brinkmann, wurde vom stets kräftig wehenden Wind der Elbe geprägt. Rau, aber herzlich und humorvoll sind Begegnungen mit ihm. Durch seinen Beruf als Postbeamter kam er mit vielen Menschen und deren Geschichten in Berührung, die ihn nicht nur faszinierten, sondern auch inspirierten. Anfangs füllte er Vereinswebseiten mit Inhalten. Später schrieb er nebenberuflich für die Lokalzeitung. Heute versorgt der leidenschaftliche und langjährige Fotograf und Videoblogger seine eigenen Kanäle mit Inhalten, denn als Familienvater von vier Kindern ist Zeit ein kostbares Gut. Dennoch schaffte er es in seiner knappen Freizeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Den Akku füllt der reiselustige Autor beim Radfahren, Wandern oder beim Bogenschießen wieder auf.

Hamburg


Es war ein grauer nasskalter Novembermorgen. Auf dem Kalenderblatt hatte Hannes Wilken die 29 mit einem dicken roten Kreis auffällig gekennzeichnet. In diesen Tagen erstrahlte die Hansestadt Hamburg in vorweihnachtlichem Glanz. Überall hingen bunte Lichterketten über den Straßen, es blinkte und glitzerte in der gesamten Stadt. Und an allen Ecken grinsten ihm diese übergroßen roten Plastik-Weihnachtsmänner an. Oh man, wie soll ein Kind da noch an den Weihnachtsmann glauben können? In allen Stadtteilen lag ein Duft von Glühwein, Weihnachtsgebäck und Bratwurst in der Luft und vermischte sich mit dem Feinstaub der Millionenstadt. Das Angebot war bunt und ebenso vielfältig wie die Menschen in dieser Metropole am Elbstrom. Dieser ganze Weihnachts-Klimm-Bimm sollte die Menschen hinterm Ofen hervorlocken und ihnen das letzte Geld aus den Taschen ziehen. Die Menschen um ihn herum wurden langsam kirre, so kam es ihm jedenfalls vor. Hannes Wilken hatte für diesen ganzen Weihnachtszirkus nichts, aber auch gar nichts übrig. Für ihn war es die weltgrößte Kommerzveranstaltung des Jahres. Auf seinem Stubentisch sorgt nur eine Kerze für Gemütlichkeit, das ganze Jahr über.

Hannes Wilken, ein sportlich schlanker Mann mit vollem ergrauten Haar und einem kaum sichtbaren Bauchansatz, beging an diesem besagten 29. Dezember seinen 60. Geburtstag. Am Abend soll der runde Ehrentag in der Eckkneipe ‚Bei Trude‘, seiner Stammkneipe in St. Georg, gefeiert werden. Drei Jahre muss der Buchhalter, der Hamburger Reederei Hansen, sich noch mit Zahlen und Bilanzen herumquälen, danach würde er sich in den lang ersehnten Ruhestand verabschieden. Sein Chef möchte ihn am liebsten schon im kommenden Jahr zur Ruhe setzten. Der Flurfunk hatte es bereits verkündet. Dann hätte der sportliche Silver-Ager früher als geplant Zeit für seine Hobbys, leckeres Essen, schicke Klamotten, Fotografieren und Reisen. Er könnte den Sommer bei Sandra van de Beeken in Büddeldörp, nicht weit von seinem Geburtsort Hornum, verbringen. Sandra hat dort einen Resthof mit einem traumhaft gelegenen Bade- und Angelsee. Ihre adelige friesische Herkunft lässt sich bis ins Jahr 1357 zurückverfolgen. Seit fast dreihundert Jahren ist ein Zweig der Familie van de Beeken am Elbstrom heimisch. Hannes begegnet diesen ellenlangen Stammbaum mit Respekt und Hochachtung.

Oft hatte er das Ehepaar Sandra van de Beeken, sie hatte ihren Geburtsnamen behalten, und Dietrich, genannt Dieda, Böhm über die Weihnachtsfeiertage besucht. Er kennt die beiden seit ihrer gemeinsamen Schulzeit in Hornum und mit Dieda hatte sich eine tiefe und innige Freundschaft entwickelt. Beide haben sich damals in Sandra verliebt. Sie hatte sich für Dietrich entschieden. Er war ja nur ein kleiner Buchhalter in der weit entfernten Stadt und Dietrich Beamter. Dennoch konnte Hannes es nicht verstehen. Dieda wechselte vor der Geburt ihres zweiten gemeinsamen Kindes zur Bundespolizei und damit seinen Dienstort. Kurz nach der Geburt von Valerie reichte Sandra die Scheidung ein.

Sie hatte die Nase voll, sich allein um Lukas und Valerie kümmern zu müssen, während der Herr Gemahl durch die Weltgeschichte reist, um Verbrecher zu jagen. Und die Ungewissheit, ob er auf eigenen Füßen oder im Sarg heimkommen würde, machte ihr zu schaffen. Genug ist genug. Seitdem tröstet Hannes die Ex-Frau seines Freundes, wann immer er Zeit dafür findet. Sie hätte ihn jetzt sehr gerne für immer an ihrer Seite. Hannes hatte sich verändert, er möchte lieber frei und ungebunden sein.

Seit 43 Jahren arbeitet er schon in der Reederei Hansen. Seit 43 Jahren sieht Hannes die dicken Pötte aus seinem Bürofenster in der Hamburger Speicherstadt kommen und gehen. Schon als kleiner Junge träumte Hannes von der großen weiten Welt. Mit jedem Kreuzfahrtschiff, das den Hamburger Hafen verlässt, wird seine Sehnsucht größer. Vor allem die Queen Mary II hatte es ihm angetan. Jedes andere Schiff wäre aber auch Okay. Hauptsache los, die Welt entdecken. Sein Fernweh wuchs von Tag zu Tag. Zu Hause, in seiner 55 Quadratmeter großen Zweizimmerwohnung, stehen nur zwei Genres an Büchern in den Regalen: Reiseliteratur aller Art und Kriminalromane. Hannes liebt Krimis und die Geschichten seines Freundes Dieda, die er stichpunktartig notiert hat. »Man weiß ja nie, wofür das nochmal gut sein wird«, sagte er sich.

Er wäre früher schon gerne gereist. Aber alleine hatte er damals keine Lust und mit seiner letzten Liebschaft, der Ilse, waren mehr als vierzehn Tage Ostsee nicht drin. Sie hatte einen kleinen Handarbeitsladen auf St. Pauli, der nicht lange geschlossen bleiben durfte, »wegen der Stammkundschaft«, meinte Ilse. Auf persönlichen Kundenkontakt und gute Handarbeit legte Ilse außergewöhnlich großen Wert.

Wenn es die Umstände erforderten, machte Ilse schon mal einen Hausbesuch. »Der Kunde ist nun mal König und sollte unbedingt zufrieden gestellt werden«, waren ihre Worte. Ilse sagte immer, was sie meinte. Und jetzt ist sie weg, durchgebrannt mit einen ihrer Kunden und der Laden bleibt für ungewisse Zeit geschlossen. Fünf Monate ist das nun her und Hannes war nicht wirklich traurig darüber. Er hatte Verständnis für Ilse, er lässt ja auch nichts anbrennen. Aber mit einer Frau für immer und ewig zusammenleben? Niemals. Techtelmechtel ja, aber mehr nicht. Da ist er konsequent. So war es auch mit Ilse. Sie war ein großer Fan der freien Körperkultur, verbunden mit Camping an der Ostsee, er hasste es – das Campen und die Ostsee. Aber begehrenswert war sie schon, die Ilse.

Und Hannes träumt von der großen weiten Welt, geht Tag ein, Tag aus, verlässlich wie ein Uhrwerk in sein Büro. Urlaub macht er nicht mehr, den spart er sich auf. Hannes hat anderes vor. Er sehnt seinen Ruhestand herbei, er will reisen - drei Jahr noch, dann würde ihm die Welt mit ausgestreckten Armen empfangen. Nur nicht an die Ostsee, davon hat er die Nase gestrichen voll. Ebbe und Flut gibt es dort nicht. Und das braucht er, wie die Luft zum Atmen.

Die Nordsee war früher, als er noch jung und knackig war, sein Ziel. Hier wo ein rauer Wind weht, Ebbe und Flut sich abwechseln, ja das liebte er. Mit seinem Freund Dietrich Böhm zeltete er jedes Jahr über Pfingsten am Nordseestrand, in der Nähe von St. Peter-Ording. Hannes denkt oft an diese Zeit mit Surfen, Mädchen und Lagerfeuerromantik zurück.

In seiner Freizeit sitzt Hannes gerne am Elbufer und er liebt es, wenn ihm der Wind um die Nase weht und die Möwen um die Wette kreischen. Das ist für ihn Freiheit, wenn schon nicht die große weite Welt, dann wenigstens das beschauliche Hamburger Elbufer. Jedes Schiff, das den Hafen verlässt, schaut er wehmütig hinterher. »Die Elbe, die Nordsee und hinaus in die große weite Welt. Nicht mehr lange und dann hält mich hier nichts mehr«, sagt er sich immer wieder. Jedes Mal wenn er am Elbufer, bei Wind und Wetter, bei Ebbe und Flut, sitzt und genüsslich in sein Fischbrötchen beißt, redet er sich Mut zu: »Nicht mehr lange alter Junge. Wat mutt, dat mutt.«

Hannes spart fleißig, gibt nur das nötigste aus und verdient sich nebenbei etwas Geld als freier Reporter beim Tagesanzeiger, einer wöchentlich erscheinenden Stadtteilzeitung.

»Die sollten den Namen ändern!«, war er der Meinung.

Neugierig war Hannes schon immer. Eigentlich wollte er ein richtiger Journalist bei einer großen Zeitung werden, nur seine Eltern sagten, er solle was Solides lernen, Buchhalter zum Beispiel oder Postbote. Er spielte mit dem Gedanken, mit Böhm zusammen eine Polizeiausbildung zu absolvieren, Böhm schaffte die Aufnahme und Hannes scheiterte an der Sportprüfung.

Und so wurde Hannes Wilken Buchhalter und übt diesen Beruf nun schon seit 43 Jahren aus. Warum er damals auf seine Eltern gehört hat, kann er heute nicht mehr sagen. Immerhin sitzt er in einem warmen Büro. Auf der anderen Seite wäre die Kombination Postbote und Reporter eine geniale Geschichte. Niemand ist besser informiert als der Postbote. Der Frisör vielleicht noch.

In seiner heutigen Firma begann er gleich nach der Schule mit 17 Jahren die Ausbildung und ist hier hängen geblieben. Der alte Hansen, Gott hab ihn selig, mochte seine ruhige und gelassene Art, mit der Hannes Probleme bewältigen konnte. Ihm hatte Hannes es zu verdanken, dass er in der Reederei unkündbar wurde.

Inzwischen ist er der dienstälteste Mitarbeiter im Hause Hansen. Sein Büro ist dasselbe wie damals, er liebt es nach wie vor und die Aussicht ist, nein, die hat sich verändert. Einiges wurde im Laufe der Jahre abgerissen und vieles neu erschaffen, wie die Elbphilharmonie zum Beispiel. Verändert hatte sich auch seine Arbeit, vieles ist komplizierter geworden, aber Kollege Computer steht ihm mit Rat und Tat hilfreich zur Seite. Seit kurzem hat er die junge Kollegin Karina Martens an die Seite bekommen. Sie wird im nächsten Jahr auf seinem Stuhl sitzen. Davon ist er felsenfest überzeugt. Der neue Geschäftsführer, ein Sunnyboy, frisch von der Universität, soll hier frischen Wind reinbringen und wird ihm noch vor seinem 63. Geburtstag verabschieden.

Wie gesagt, der Flurfunk.

Jetzt aber wird erst mal mit seinem Freund Jan Harmsen ‚Bei Trude‘ gefeiert. Dietrich konnte leider nicht, er hatte wieder einmal Dienst und ist irgendwo im Ausland auf Verbrecherjagd. Eine Freundschaft aber hält das aus, eine Ehe offensichtlich nicht. Er musste unweigerlich an Sandra denken.

 

»Drei Jahre noch und dann lebe ich meinen Traum, mein lieber Jan - und Prost.«

Unzählige Male prostete Hannes seinem Freund Harmsen zu, unzählbare Lagen ‚lütt un lütt‘ wurden an diesem Abend über den Tresen geschoben, bis weit nach Mitternacht. Trude war froh, als sie die Kneipe endlich dichtmachen konnte. Wie er nach Hause kam, war ihm...

Erscheint lt. Verlag 19.4.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Karibik • Kreuzfahrt • Kreuzfahrtkrimi • Krimi • Reisen • Schiff • Travel
ISBN-10 3-7575-3943-5 / 3757539435
ISBN-13 978-3-7575-3943-6 / 9783757539436
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