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Der Mentor (eBook)

Thriller | Zwei Frauenleichen, ein studentischer Geheimbund und ein fanatischer Anführer: Der blutig brutale Psychothriller aus Heidelberg

*****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
480 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3044-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Mentor -  Svenja Diel
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Der erste Fall für die Hauptermittler Jakob Krohn und Nova Winter: Packend, blutig und grausam! »Dieses Buch fesselte mich mit seinen vielschichtigen Perspektiven und gut ausgearbeiteten Charakteren von der ersten bis zur letzten Seite. Eine absolute Empfehlung für alle Thriller-Fans!« testestrella_glow Der Mentor sprach: Töte! Zwei Frauenleichen, regelrecht abgeschlachtet und im Wald verscharrt. Im Nacken tragen sie eingeritzt die Zahlen I und III. Von Leiche Nummer II fehlt jede Spur. Für den Heidelberger Kommissar Jakob Krohn eine absolute Ausnahmesituation. Hilfe verspricht er sich von einer Sondereinheit des LKA München, doch Fallanalytikerin Nova Winter ermittelt am liebsten im Alleingang. Die beiden müssen sich zusammenraufen, denn die Spur führt zu einem studentischen Geheimbund und einem grausamen Antagonisten, der gerade erst mit dem Töten begonnen hat ... Wagen Sie den Blick ins abgrundtief Böse? »Svenja diel beherrscht ihr Handwerk perfekt bis ins Detail und das hat sie mit ihrem Schreibstil sowie der tollen Charakterzeichnung und genialen Idee bewiesen. Spannung pur, die wie im Fluge vergingen.« e_bibliothekar *** Absolute Suchtgefahr und ein Muss für alle Thriller-Fans, die es besonders brutal mögen! ***

Svenja Diel, Jahrgang 1985, ist in Aschaffenburg aufgewachsen. In ihren Thrillern erschafft sie komplexe Charaktere, die einem so nahekommen, dass man sie nicht mehr loslassen will. Sie lebt und arbeitet in Köln, wo sie unter anderem für eine bekannte deutsche TV-Serie schreibt.

Svenja Diel, Jahrgang 1985, ist in Aschaffenburg aufgewachsen. In ihren Thrillern erschafft sie komplexe Charaktere, die einem so nahe kommen, dass man sie nicht mehr loslassen will. Sie lebt und arbeitet in Köln, wo sie u.a. für eine bekannte deutsche TV-Serie schreibt.

Kapitel 2


Dienstag, 18. Oktober 2022

Tag 1 der Ermittlungen

Jakob Krohn würde niemals den Tag vergessen, an dem er Tim hatte sagen müssen, dass seine Mutter gestorben war.

Sie hatten nebeneinander im Auto gesessen. Tims große grüne Augen hatten sich geweitet und den Fokus verloren. Für einige Sekunden war er erstarrt, dann hatte er ein paarmal geblinzelt, ehe er Jakob flehend und ungläubig angesehen hatte.

»Das kann nicht sein, du verarschst mich. Sie war doch nur im Kino, wie kann denn …? Ich habe sie doch gestern noch gesehen, wir haben zusammen gegessen und …«

Dass sie nur Stunden später tot sein sollte, ging nicht in Tims Kopf.

Genauso wenig wie in Jakobs.

Das war jetzt sechs Monate her.

Ein halbes Jahr, und Lindas Tod war immer noch so unwirklich. An manchen Tagen weigerte sich sein Gehirn sogar komplett, den Gedanken zuzulassen, und gaukelte ihm vor, sie sei noch da. Dann hörte er im Hintergrund die Dusche rauschen, obwohl er allein zu Hause war, oder spürte nachts im Halbschlaf, wie sie sich an ihn schmiegte und ihre Wange an seinen Rücken legte.

Jakob trank seinen Kaffee an die Spüle gelehnt. Noch 15 Minuten, bis sie das Haus verlassen mussten, und Tims Frühstück stand immer noch unangetastet auf dem kleinen Tisch vor dem Küchenfenster: die Müslischale, ein großer Esslöffel rechts daneben. Die Packung Knusperflakes in der Mitte des Tisches, daneben die Hafermilch. In der bauchigen VfB-Stuttgart-Tasse dampfte Pfefferminztee.

Alles war haargenau so, wie Linda es all die Jahre arrangiert hatte. Er hatte nie bewusst darauf geachtet, und erst als sie nicht mehr da war, hatte er gemerkt, dass sich sein Verstand alles detailgenau eingeprägt hatte.

Wenigstens hier machte er also keine Fehler.

Er schenkte sich Kaffee nach und trat mit der Tasse in den Flur.

»Tim? Dein Frühstück! Leg mal einen Zahn zu!« Oben wurde eine Zimmertür zugeworfen. Zumindest lag er nicht mehr im Bett.

Zurück in der Küche fiel Jakobs Blick durch das Fenster in den Garten mit den alten Buchen und Birken. Das Unwetter der letzten Nacht hatte Zweige und dünne Äste abgerissen, die jetzt im nassen Gras lagen. Nichts im Vergleich zu der Katastrophe im Keller … Jakob schob die unangenehme Erinnerung weg. Um den Garten würde er sich am Wochenende kümmern. Noch für einen Augenblick betrachtete er die jüngste der Birken, die sie vor fünf Jahren zu Lindas Geburtstag gepflanzt hatten, weil sie fand, dass man nie genug Bäume im Garten haben konnte. Dann fegte eine Böe hindurch und ließ buntes Herbstlaub zu Boden rieseln wie Schnee.

War es wirklich schon sechs Monate her, dass Linda nicht nach Hause gekommen war? Jakob wollte die Gedanken wegdrücken, aber heute schaffte er es nicht. An besagtem Abend war Linda mit ihren Freundinnen unterwegs gewesen. Erst Kino, dann Kneipe, so wie an jedem ersten Dienstag im Monat.

»Bleib nicht auf«, hatte sie zu ihm gesagt, als sie sich mit einem flüchtigen Kuss von ihm verabschiedet hatte. »Es wird sicher spät …«

»Nicht so schnell!«, hatte er protestiert und sie in eine feste Umarmung gezogen. Ihre letzte.

Er war gegen Mitternacht ins Bett gegangen und in tiefen Schlaf gefallen. Normalerweise wachte er mindestens einmal in der Nacht auf. Aber diesmal nicht. Und so hatte er nicht gemerkt, wie die Stunden der Nacht verstrichen waren, ohne dass Linda nach Hause gekommen war. Am nächsten Morgen war ihre Seite des Betts unbenutzt gewesen.

Jakob hatte sofort ein ungutes Gefühl, ließ sich das vor Tim aber nicht anmerken. Der Junge ging in die Schule, und er fing an, Lindas Freundinnen abzutelefonieren. Die Runde hatte sich kurz nach eins aufgelöst, und Linda war in ihr Auto gestiegen, das sie im Parkhaus der Unibibliothek abgestellt hatte. Sie hatte nichts getrunken.

Er rief seine Kollegen bei der Polizei an, und drei Stunden später standen zwei Beamte in Uniform vor seiner Tür.

Verkehrte Welt.

Normalerweise war er es, der an Türen klingelte und traurige Nachrichten überbrachte. Was nicht einfacher wurde, egal, wie oft man es tat oder wie viele Trainings man absolvierte.

An diesem Morgen stand er auf der anderen Seite – und hätte alles darum gegeben, zu tauschen.

In der Nacht hatte es geregnet.

Linda war mit ihrem Auto auf dem Heimweg von der Spur abgekommen und auf der Landstraße gegen einen Brückenpfeiler geknallt. Wahrscheinlich Sekundenschlaf. Sie war sofort tot.

Jakob war zu Tims Schule gefahren und hatte ihn aus dem Unterricht holen lassen. Er wollte mit ihm nach Hause fahren und ihm dort in Ruhe alles erzählen.

Aber Tim war nicht blöd. Der Vierzehnjährige wusste in dem Moment, als er aus dem Schulgebäude trat, dass etwas Schlimmes passiert war.

Im Auto sah er ihn voller Sorge an.

»Was ist los?«

Jakob hatte seine Hände zu Fäusten geballt, damit sie aufhörten zu zittern.

Er hatte in seiner Ausbildung gelernt, solche Nachrichten zu überbringen. Aber in diesem Moment fühlte er sich völlig unvorbereitet und auch – unzulänglich.

Wie sollte er diesem Jungen, der seine Mutter so sehr liebte, in dieser Situation gerecht werden?

Tim war nicht sein leiblicher Sohn, und sie hatten eine Zeit gebraucht, um sich aneinander zu gewöhnen. Jakob hatte Linda ein halbes Jahr nach der Scheidung von Tims Vater kennengelernt. Tim war damals sechs Jahre alt gewesen und nicht begeistert vom neuen Partner seiner Mutter. Aber dann hatten sie sich doch angefreundet, und als sein leiblicher Vater in die USA ausgewandert war, hatte er ihn sogar adoptiert. Seither war er Tims zweiter Papa.

Seit Lindas Tod gab Jakob sein Bestes, um für Tim so da zu sein, wie er es brauchte. Was nicht besonders gut lief, wenn er ehrlich war.

Vor allem wenn sie stritten, machte Tim keinen Hehl daraus, wie sehr er seine Mutter vermisste und wie viel lieber er sie an seiner Seite hätte – statt ihm.

Jakob sah auf die Uhr. Wenn Tim sich nicht in zehn Minuten auf sei Fahrrad schwang, würde er zu spät zur Schule kommen. Er trat erneut in den Flur und rief die Treppe hinauf.

»Tim?«

Keine Antwort. Stattdessen drang jetzt ein leises Summen an sein Ohr.

Jakob folgte dem immer lauter werdenden Geräusch die Treppe hinauf, bis er vor Tims Zimmertür stand.

Er klopfte an, und als sich nichts rührte, trat er ein.

Tim saß mit einem Fön in der Hand im Schneidersitz auf dem Boden. Um ihn herum verteilt wellige Zettel und Papiere. Zu seiner Rechten türmte sich ein Bücherstapel auf. Dicke Lexika, aus denen Papierecken und -kanten herauslugten.

Tim strich mit der linken Hand konzentriert ein Blatt Papier glatt und richtete mit der rechten den warmen Luftstrom darauf. Als er Jakob bemerkte, warf er ihm einen scharfen Blick zu.

»Kannst du nicht anklopfen?« Er schaltete den Fön aus und strich sich mit der anderen Hand eine schwarze, vom Duschen noch feuchte Haarsträhne aus der Stirn.

»Hab ich. Was machst du da, sind das …?«

»Ja, das sind Mamas Unterlagen. Ein paar sind total im Eimer, aber die meisten kann ich retten.«

Jakob spürte seine Schultern sinken.

Gestern Abend hatte es gegen 20 Uhr angefangen, wie aus Eimern zu gießen. Und es hatte nicht mehr aufgehört. Jakob konnte sich nicht erinnern, wann er in Heidelberg schon einmal so einen gewaltigen Sturzregen erlebt hatte. Die Straßen waren innerhalb einer Stunde überschwemmt, er konnte von seinem Küchenfester aus nicht mal mehr die Garage sehen, und der Garten verwandelte sich in eine Sumpflandschaft. Unvorstellbare Mengen Wasser waren vom Himmel über sie hereingebrochen und konnten nirgendwohin abfließen.

Der Keller lief voll. Wasser drang in den Abstellraum, in dem die Kartons und Kisten mit Lindas Habseligkeiten standen. Jakob hatte es nicht mehr ertragen, dass ihm jedes Mal, wenn er den Schrank öffnete, ihr Parfum entgegenwehte, und hatte ihre Kleidung im Keller verstaut. Ebenso ihre Notizbücher und Arbeitsunterlagen.

Tim war von Anfang an dagegen gewesen, aber Jakob hatte sich durchgesetzt.

Gestern Nacht hatten sie zusammen im knöcheltiefen Wasser gestanden, hatten Lindas Besitztümer in Sicherheit gebracht und Wasser geschippt, als es endlich aufgehört hatte zu regnen.

Tim hatte kein Wort mit ihm gesprochen.

Jetzt steckte er das getrocknete Blatt Papier in eines der Lexika und beschwerte es mit anderen Büchern.

»Du hast noch nicht gefrühstückt und solltest gleich los zur Schule«, sagte Jakob und erwartete einen schnippischen Einwand à la »Klar, dass dir Mamas Sachen egal sind«, aber so kam es nicht.

»Ich brauche noch zehn Minuten. Kannst du mich vielleicht fahren?«

Jakob war überrascht. Er nickte Tim zu und wollte ihm gerade seine Hilfe anbieten, da rauschte der Fön schon wieder.

Als er Tim eine halbe Stunde später ins Schulgebäude verschwinden sah, spürte er eine leise Hoffnung für sich und den Jungen. Vielleicht würde ja doch bald wieder so etwas wie Normalität zwischen ihnen einkehren. Blutsverwandt oder nicht, Tim war sein Sohn. Und er wollte ihn nicht mehr missen.

Das Klingeln seines Handys riss Jakob aus den Gedanken. Es war seine...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Blut • Böse • Bund • Burschenschaft • Chris • Dozent • Ermittler • Geheimbund • Gesellschaft • Heidelberg • Lehrer • Leiche • LKA • Manipulation • Meyer • Mord • Mörder • München • Norm • Polizei • Polizeiarbeit • Profiler • Regionalthriller • Serienkiller • Serienmörder • Sondereinheit • Spannung • Studenten • Studentenleben • Studium • Süddeutschland • Thriller • Tod • Tot • Uni
ISBN-10 3-8437-3044-X / 384373044X
ISBN-13 978-3-8437-3044-0 / 9783843730440
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