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Mord & Croissants (eBook)

Urkomischer Cosy Crime

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
304 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01669-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mord & Croissants -  Ian Moore
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Wo ist Monsieur Grandchamps? Wer hat etwas zu verbergen im Val de Follet? Und was hat das Huhn mit alldem zu tun? Richard ist Engländer, und eigentlich will er einfach seine Ruhe. Seit ein paar Jahren führt er eine kleine Pension im französischen Loiretal - dort passiert absolut nie etwas, und das ist wunderbar so. Bis eines Tages einer seiner Gäste verschwindet: der alte Monsieur Grandchamps. Was er zurücklässt, ist nicht mehr und nicht weniger als ein blutiger Handabdruck. Fast zeitgleich bezieht die beeindruckende Madame Valérie d'Orcay eines der Zimmer, inklusive Hündchen in der Handtasche. Und erstaunlicherweise interessiert sie sich sehr für das Verschwinden des Monsieurs. Während Richard eigentlich schnellstmöglich zur Tagesordnung zurückkehren möchte, ist er auf einmal Teil eines schrägen Ermittlungsteams - und spätestens als es seiner Lieblingshenne Ava Gardner an den Kragen geht, wird es auch für ihn persönlich ... Ein Buch zum Hineinstolpern, herzlich Lachen, Mitgerissenwerden. Richard Ainsworth ist ein Held, genau wie wir ihn jetzt brauchen. Versprochen.  

Ian Moore ist ein bekannter britischer Comedian und trat in Fernsehshows und auf großen Stand-up-Bühnen auf, bevor er begann, seinen originellen Blick auf die Welt in Bücher zu verpacken und damit sehr erfolgreich wurde. Ebenso wie sein Held Richard lebt auch der Autor seit einigen Jahren im französischen Loiretal, gemeinsam mit seinen drei Söhnen, seiner Frau und einer lustigen Ansammlung wilder und weniger wilder Tiere. «Mord & Croissants» war sein erster Krimi und stieg sofort auf die Times-Bestsellerliste ein, in «Mord im Chateau» ermittelt sein Held Richard ein drittes Mal im Loiretal.

Ian Moore ist ein bekannter britischer Comedian und trat in Fernsehshows und auf großen Stand-up-Bühnen auf, bevor er begann, seinen originellen Blick auf die Welt in Bücher zu verpacken und damit sehr erfolgreich wurde. Ebenso wie sein Held Richard lebt auch der Autor seit einigen Jahren im französischen Loiretal, gemeinsam mit seinen drei Söhnen, seiner Frau und einer lustigen Ansammlung wilder und weniger wilder Tiere. «Mord & Croissants» war sein erster Krimi und stieg sofort auf die Times-Bestsellerliste ein, in «Mord im Chateau» ermittelt sein Held Richard ein drittes Mal im Loiretal. Die Autorin und Diplomübersetzerin Barbara Ostrop arbeitet seit 1993 als literarische Übersetzerin aus dem Englischen, Französischen und Niederländischen und zählt Liebes- und Familienromane, Spannung, Historisches und Jugendromane sowie Fantasy zu ihren Schwerpunkten. Inzwischen hat sie über hundert Bücher ins Deutsche übertragen und so u.a. mehrere Romane von Simon Scarrow über das antike Rom für deutschsprachige Leserinnen und Leser zugänglich gemacht.

1


Gibt es irgendetwas Freudloseres auf der Welt als Müsli?

Nicht, dass Richard Ainsworth unbedingt schlecht gelaunt war, aber Vormittage fand er generell schwierig. Zermürbend wäre vielleicht ein besseres Wort. Er empfand Vormittage als zermürbend, als etwas, das man erdulden musste, bevor man zu den geringfügig weniger zermürbenden Nachmittagen und Abenden gelangte. Vormittage sind das kalte, schmuddelige Fußbad, das man durchwaten muss, bevor man Zutritt zur Wärme und relativen Sauberkeit des öffentlichen Schwimmbeckens erhält. Er seufzte resigniert. Ihm war sehr wohl bewusst, dass viele Menschen ein Problem mit den Morgenstunden hatten, aber diese Leute führten nicht alle außerdem noch ein Bed and Breakfast. Und zudem noch ein Bed and Breakfast mitten auf dem Land im Loire-Tal, wo alles Wichtige nur am Vormittag geschah.

Selbst im besten Fall hatte man beim Frühstück eine etwas unangenehme Position inne; ganz generell fand Richard es schwierig, das heikle Gleichgewicht zwischen zwei Zielen zu finden, nämlich als Gastgeber bereitzustehen, gleichzeitig aber dem Gast Raum zu lassen, seine Morgenmahlzeit in Ruhe zu genießen – falls genießen das richtige Wort war. Der Trick bestand darin, ansprechbar, aber gelassen zu wirken. Aufmerksam, aber zurückhaltend. Sodass keiner einem vorwerfen konnte, seine Bedürfnisse zu missachten, jeder es sich aber hoffentlich zweimal überlegen würde, bevor er tatsächlich um etwas bat. Es war weniger diskrete Bedienung als ein Selbstverteidigungsmechanismus, und wie üblich vermied er den Blickkontakt und versuchte, unauffällig mit dem Hintergrund zu verschmelzen.

Tatsächlich probiert hatte er Müsli nie. Es erinnerte ihn immer an den Wellensittich seiner Oma: Vince. Vince war nach dem Sänger Vince Hill benannt gewesen, den seine Oma angebetet hatte, von dem aber sonst wohl kaum jemand etwas gehört hatte. Vince lebte in einem kleinen Käfig – der Wellensittich, nicht der Sänger. Der Käfig hing über der rechten Seite eines abgenutzten braunen Samtsofas – in den Siebzigerjahren war alles braun – und bot hervorragende Sicht auf den Fernseher. Seine Oma hatte immer auf der linken Seite des Sofas gesessen, eine große Rothmans International in den knochigen Fingern, die mit ihrer gefährlich langen Aschespitze stets zwischen Omas schmalen, lippenstiftrosa Lippen und einem riesigen Glasaschenbecher in Bewegung gewesen war. Bei seinen Gedanken an früher ging es ihm jedoch um den Boden von Vince’ Käfig, nichts als halb gefressene Samen und verschmähte Getreide- und Hirsekörner. Genau daran erinnerte Müsli ihn: an die abgelehnten Reste von Wellensittichfutter.

Diese Erinnerung und der damit verbundene kleine Seitenhieb auf die moderne Welt, sein beliebter Zeitvertreib, munterten ihn ein wenig auf. Der Gedanke, dass der durchtrainierte Fitnessfreak des einundzwanzigsten Jahrhunderts seinen Tag nicht, wie er dachte, mit einem «Superfood» begann, sondern mit verschmähtem Vogelfutter der Siebzigerjahre, würde ihn wahrscheinlich während der Frühstücksschicht aufrechterhalten. Und das war auch nötig. Es war erst 8:45 Uhr, und er war dabei, schon wieder schlappzumachen. Tatsächlich – wieder wärmte er sich an einer Kindheitserinnerung – fühlte er sich ein bisschen wie Omas altes Sofa. Alt und abgenutzt, an den Ecken zerschlissen, ständig belastet. Und ein bisschen verkatert fühlte er sich auch. Allerdings bezweifelte er, dass Sofas allzu oft unter letzterem Problem litten.

Heute Morgen übertrieb er es jedoch mit der Zurückhaltung, starrte viel zu lang in den Müslibehälter und verschmolz keineswegs mit dem Hintergrund, sondern erregte nun vielmehr die Aufmerksamkeit der italienischen Frischvermählten in der Ecke, die sich vermutlich beunruhigt fragten, ob mit ihm alles in Ordnung sei. Jedenfalls nahm er an, dass sie frisch vermählt waren. Der alte Zyniker in ihm sah in dem ständigen Bedürfnis der beiden, einander zu befingern und ihre Zuneigung öffentlich zur Schau zu stellen, ein Zeichen dafür, dass die Beziehung noch nicht lange währte. Sie waren immer noch im erregten, neugierigen körperlichen Stadium der Liebe. Der Lack war noch nicht ab. Na ja, schön für sie, so viel räumte er ein, warum nicht?

Er beschloss, lieber geschäftig zu wirken, und entfernte sich von dem Müslibehälter, um die klassische analoge Filmkamera zurechtzurücken, die am Fuß der Treppe stand und Dienst als Lampe tat. Dieses Dekorstück war eine seiner vielen Verbeugungen vor seinem früheren Leben als Filmhistoriker, die als Wanduhr genutzte Filmklappe eine andere. Er ging so energisch zur Kamera, als handelte es sich um eine wichtige Angelegenheit, und in gewisser Weise stimmte das auch; Richard Ainsworth hatte genaue Vorstellungen davon, wie die Dinge zu sein hatten, und auch wenn die Lampe jetzt nicht brannte, sollte die Kamera doch mit dem Objektiv die Treppe hinaufweisen, als wartete sie auf den Einzug eines Stars.

«Monsieur?» Es war der junge Ehemann, der ihn angesprochen hatte. Dafür hob er die Hand wie ein Schuljunge oder wie weltweit jeder Gast in einem Restaurant. «Monsieur? Könnten Sie bitte meine Milch warm machen?» Sein Französisch war nicht gerade toll, was Richards Selbstvertrauen ein bisschen stärkte. Sein eigenes Französisch war ziemlich gut, wenn auch nicht fließend, was bedeutete, dass er in der ständigen Furcht lebte, die Grenze seiner sprachlichen Fähigkeiten zu erreichen. Dann würde man ihm auf die Schliche kommen wie der Gestapomann dem geflohenen Gordon Jackson in «Gesprengte Ketten». Den hatte der Wunsch «Good Luck» in die Falle gelockt, und schon war das Unglück geschehen. Das war Richards ständige Sorge als Engländer in Frankreich.

«Natürlich, Signor Rizzoli …» Er ergriff Signor Rizzolis Kaffeeschale. «Und Ihre, Signora?»

«Sì, äh, s’il vous plaît», korrigierte sie sich selbst, das hübsche Lächeln nur kurz auf Richard gerichtet. Dann suchte sie, weiterhin lächelnd, die Hand ihres Mannes. Frisch Verheiratete bemühen sich immer zu angestrengt, dachte Richard.

«Haben Sie heute irgendwelche Pläne?», fragte er im Weggehen laut und deutlich. Signor Rizzoli mühte sich stammelnd mit der Antwort, doch bevor Richard ihm zur Hilfe kommen und die Frage noch einmal auf Englisch wiederholen konnte, ertönte von der Treppe her eine perfekte Übersetzung ins Italienische:

«Hai qualche piano per oggi?»

Die Rizzolis verstummten verblüfft, als Valérie d’Orçay elegant die Treppe hinunterschwebte. Ihre Körperhaltung war perfekt, und perfekt war auch die Handtasche von Louis Vuitton, die sie in der Armbeuge trug. Darin saß ein kleiner, hochmütig dreinblickender Chihuahua. Valérie d’Orçay beherrschte den Raum so, wie Kleopatra einst Ägypten beherrscht haben musste, und als sie auf der untersten Treppenstufe ankam, schob sie das Objektiv der Kameralampe zur Seite, damit es nicht länger auf sie zeigte – eine Geste, als wimmelte sie einen unverschämten Paparazzo ab. Was für ein Einzug, dachte Richard, der die Dame erst spät am Vorabend beim Einchecken kennengelernt hatte. Norma Desmond war eingetroffen, und im Vergleich mit ihr schrumpfte tatsächlich das Kino zusammen.

Mit einem cremeweißen sommerlichen Anzug bekleidet, die riesige Sonnenbrille auf den Kopf geschoben, richtete Valérie d’Orçay ein betörendes «bonjour» an den ganzen Raum, setzte den kleinen Hund mit einigen beruhigenden Worten auf einem Stuhl ab und ließ sich ihm gegenüber am Tisch nieder. Erneut fielen Richard seine Oma und Vince ein, auch wenn Welten diese Frau von Rothmans Zigaretten und abgenutzten Sofas trennten. Der Hund blickte von seiner Herrin zu Richard, der reglos dastand, leicht benommen von diesem Einzug, und zu den Rizzolis, deren Müslilöffel mitten in der Luft vor ihren geöffneten Mündern verharrten. Nur der Kopf des Hündchens war zu sehen, sein mit Edelsteinen besetztes Halsband spiegelte das Licht der Deckenlampen wie eine Discokugel. Es schien auf etwas zu warten; das galt für sie alle.

«Alles in Ordnung mit Ihnen, Monsieur?» Wie viele französische Frauen mittleren Alters, oder vielleicht auch alle Frauen mittleren Alters, oder vielleicht auch nur alle französischen Frauen, schaffte Valérie d’Orçay es, sich so nach dem Wohlergehen eines Mannes zu erkundigen, dass es gleichzeitig Sorge ausdrückte und extrem geringschätzig klang, wie etwa ein Polizist, der einen unzuverlässigen Zeugen befragt. Sie sah Richard direkt an, ein harter, durchdringender Blick, der so manchem Mann den Rest gegeben hätte.

Als sie am Vortag spät am Abend eingetroffen war, hatte sie sich tausendfach dafür entschuldigt, dass er auf sie hatte warten müssen, und über den dichten Verkehr beim Verlassen von Paris geschimpft. Es war dunkel gewesen, und er hatte inzwischen einen kleinen Schwips gehabt, daher hatte er ihr das Zimmer gezeigt und sie dann sich selbst überlassen. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass sie einen Hund dabeihatte, was, offen gesagt, gegen die Hausordnung verstieß. Zwar war das Tier kaum größer als der Wellensittich Vince, doch Regeln waren Regeln, und das Haustierverbot stand deutlich auf allen Websites. Er musste geschickt vorgehen, dachte er, und musterte sie vorsichtig, während er die Milch der Rizzolis erhitzte.

Sie war auf diese typisch französische Weise klassisch elegant: Ihr Pagenkopf war dunkelbraun gefärbt und passte zu ihren Augen, die gleichzeitig warm und distanziert blickten, durchdringend und scharfsinnig. In den Augenwinkeln hatte sie Fältchen, die Humor vermuten ließen, doch die dunkle Iris, das Innere,...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2023
Reihe/Serie Ein Brite in Frankreich
Ein Brite in Frankreich
Übersetzer Barbara Ostrop
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Britischer Humor • Britischer Krimi • Cosy Crime • Croissants • England • Ermittlerduo • Ermittlerkrimi • Frankreich • französische Küche • französischer Krimi • Kochen • Krimi Mafia • Krimi mit Herz • Kulinarisch • Kulinarischer Krimi • Leichter Krimi • Loiretal • Loire-Tal • Lustiger Ermittler • lustiger Krimi • Pension • Richard Osman • Robert Thorogood • sj bennett • Vallée de Folle
ISBN-10 3-644-01669-0 / 3644016690
ISBN-13 978-3-644-01669-9 / 9783644016699
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