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Der letzte Atemzug (eBook)

Kriminalroman | Ein düsterer Schweden-Krimi
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
370 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0603-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der letzte Atemzug - Gabriella Ullberg Westin
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Eine tödliche Bedrohung hält die Welt in Atem

Eine Frau, die brutal zusammengeschlagen wurde, wird in die Notaufnahme des Krankenhauses in Hudiksvall eingeliefert. Sie weigert sich zu verraten, wer sie ist und was passiert ist. Zeitgleich arbeiten Rokka und Janna zusammen auf der Polizeiwache. Seit Rokka die Hoffnung, mit Janna eine Beziehung eingehen zu können, endgültig aufgegeben hat, ist ihr Verhältnis distanziert. Doch als Janna zum Opfer mehrerer Anschläge wird, kann Rokka nicht anders, als ihr zu helfen. Schon bald wird klar, dass es eine Verbindung zwischen den Angriffen auf Janna und der Patientin in der Notaufnahme gibt. Eine Verbindung, die weit über die Grenzen des idyllischen Städtchens Hudiksvall hinausreicht.



Gabriella Ullberg Westin stammt aus der nordschwedischen Stadt Hudiksvall, wo auch ihre Protagonisten leben. Sie studierte Modedesign und Kommunikation und arbeitete für eine der größten Telefongesellschaften Schwedens, bevor sie sich vollzeit dem Schreiben widmete. Sie lebt heute in Stockholm, ist verheiratet mit einem Polizisten und Mutter von zwei Kindern.

1


Hudiksvall, 3. Oktober, neun Jahre später

Cilia Gonzales legt die Hand auf den verkratzten Fensterrahmen. Da draußen sieht alles so frisch und gesund aus. Die Luft ist klar. Tagsüber heben sich die hübschen roten und gelben Blätter vor dem strahlend blauen Himmel ab. Doch hier drinnen ist alles so krank.

Ihr Blick bleibt an den Fenstersprossen hängen, von denen die Farbe abblättert, sie bilden ein graues Gitter auf der Fensterscheibe. Cilia hat nicht die geringste Ahnung, wo sie sich befindet. Und da sie Pass und Portemonnaie abgeben musste, ist sie hier gefangen.

Der Wind pfeift ums Haus, und sie starrt in die undurchdringliche Finsternis der Nacht. Wie lange sie wohl schon hier ist? Sie tastet nach dem silbernen Kreuz, das sie an einer Kette um den Hals trägt. Mittlerweile müssen es Wochen sein. Sie zittert am ganzen Körper und blickt verstohlen hinüber zu der verschlossenen Schlafzimmertür. Aus dem Zimmer dringen noch immer leise Schnarchtöne. Eine Hand fest um das Silberkreuz geklammert, nimmt sie all ihren Mut zusammen. Die Dielen unter ihren Füßen geben nach, als sie sich langsam durch die Dunkelheit in Richtung Haustür bewegt. Hoffentlich wacht Robin nicht auf!

Ganz behutsam drückt sie die Klinke nach unten. Als es quietscht, bleibt ihr fast das Herz stehen, und sie blickt hinüber zur Schlafzimmertür, doch es gilt jetzt oder nie.

Der eisige Wind verfängt sich unter ihrem T-Shirt, als sie über den Hof rennt, an dem schwarzen Motorrad vorbei, das an einem Baum parkt. Cilia rennt geradewegs in den Wald, nimmt nicht den zugewucherten Kiesweg, der vom Haus wegführt. Sie hat nur das eine im Sinn: in die Dunkelheit einzutauchen.

Sie läuft immer schneller. Das silberne Kreuz fliegt und schlägt gegen ihre Brust. Beim Atmen brennt es im Hals, und die Nässe des Bodens durchdringt jetzt den Stoff ihrer Hausschuhe. Bald fällt durch die dichten Baumkronen des Nachthimmels kein Lichtschein mehr. Wie weit ist es bloß bis zum nächsten Haus?

Cilia ist schon steif vor Kälte, aber sie muss weiter. Hinter ihr knackt etwas. Sie stoppt, versucht, das Geräusch zu orten, doch kann nur ihren eigenen Herzschlag hören. Langsam wird sie panisch, und jetzt fließen die Tränen. Doch das ist ihre einzige Chance. Sie muss über nasses Moos, Steine und umgefallene Bäume steigen. Stolpert über eine Wurzel und fällt der Länge nach ins Blaubeergestrüpp. Bleibt auf der Seite liegen, wimmernd. Wieder knackt es im Gebüsch. Da sind Geräusche zu hören, Rascheln von Zweigen, Schritte. Robins Keuchen kommt näher, ist gleich da. Sie strauchelt, als sie versucht, aufzustehen. Ein Hausschuh klemmt zwischen zwei Steinen fest, doch es gelingt ihr, sich loszureißen. Kopflos stürmt sie weiter, versucht verzweifelt, doch noch zu fliehen, aber dann spürt sie den unerbittlichen Griff um ihren Arm. Es ist zu spät.

***

Mit ein paar schnellen Tastenkombinationen deaktiviert die Kriminaltechnikerin Janna Weissmann die Alarmanlage an ihrem Haus, öffnet das Tor und geht über den Hof auf die Eingangstür zu. Das grelle Licht der Scheinwerfer, deren Bewegungsmelder ihre Anwesenheit registrieren, blendet sie. Ihr Haus befindet sich in der Fiskarstan, einem der ältesten Stadtteile Hudiksvalls, wo kleine pastellfarbene Holzhäuschen die Straßen dieses ruhigen Wohngebiets säumen. Große Ahornblätter bedecken den Boden. Der schöne Jasmin an der Hauswand ist schon vor längerer Zeit verblüht, und wenn sie sich das jetzt so ansieht, fällt ihr ein, dass sie die Gartenmöbel eigentlich längst winterfest gemacht haben sollte.

Sie greift zu ihrem Smartphone, das noch auf lautlos gestellt ist. Die Dokumentation ihrer Tatortbegehung hat sich hingezogen, jetzt kommt sie viel später nach Hause als geplant. Endlich hat sie Zeit, die Nachricht ihrer Freundin zu lesen. Seit Wochen versuchen sie, sich telefonisch zu erreichen. Jetzt hat Katarzyna offenbar dringend Gesprächsbedarf.

Janna seufzt. Sie hat die Hoffnung schon aufgegeben, eine Liebesbeziehung am Laufen zu halten, doch offensichtlich schafft sie es jetzt nicht einmal, für ihre beste Freundin da zu sein. Ihre einzige Freundin, korrigiert sie sich selbst und antwortet kurz »lass uns morgen telefonieren«, dann lässt sie das Handy wieder in der Tasche verschwinden. Sie sollte sich mehr Mühe geben, doch zu mehr ist sie nicht in der Lage.

Sie wirft einen Blick über die Schulter. Eine schwarze Katze streift über den Hof und verschwindet durch die Latten des Zauns. Janna tippt die acht Zahlen des Türcodes ein und öffnet die Haustür. Als sie den Flur betritt, erklingt schon das vertraute Geräusch der Dobermannhündin Jazz, als sie vom Sofa springt. Sekunden später das Kratzen von kralligen Pfoten auf den Holzdielen, als Jazz blitzartig auf sie zukommt.

»Hallo Süße«, begrüßt Janna sie lachend. Jazz winselt. Ihr Schwanz wedelt unablässig, und sie rennt hin und her. Janna kniet sich hin und lässt sich von ihrem Hund umwerfen. Sie kugeln durch den Flur. Obwohl Janna wirklich durchtrainiert ist, muss sie sich anstrengen, die Hündin zu überwältigen, die mit ihren fünfzig Kilos außergewöhnlich schwer ist. »Ist ja gut, wir gehen gleich raus«, sagt Janna, obwohl es schon spät ist. »Ich muss mich nur erst noch umziehen.«

Das Licht der Scheinwerfer vom Innenhof dringt bis in den Flur, als Janna den Einbauschrank öffnet. Sie lässt ihren Blick nach draußen wandern. Die knorrigen Zweige des Jasmins wiegen sich leicht im Wind. Jazz sitzt brav da und wartet auf sie. Da wird es wieder dunkel im Flur, das Scheinwerferlicht erlischt.

Ein Tippen auf den Lichtschalter, und die Spotlights an der Decke gehen an. Dann kramt Janna nach ihren Sportklamotten. Ihr Hund steht auf und läuft zur Tür. Stellt sich breitbeinig davor hin und spitzt die Ohren. »Was hörst du, Süße?«, fragt Janna und hält inne, die Klamotten in der Hand. Vielleicht springt die Katze noch draußen herum. Janna sieht hinaus in das Dunkel. Doch erkennen kann sie nichts. Da wird ihr bewusst, dass jeder, der gerade auf der Straße vorbeikommt, jede Bewegung von ihr sehen kann. Also wendet sie sich ab, sie zieht sich schnell um und stopft sich einen Tennisball in die Jackentasche. »Wollen wir los?«, fragt sie. Aber Jazz steht da wie gebannt, senkt den Kopf und gibt ein tiefes Knurren von sich.

»Was ist los mit dir, Süße? Was hörst du denn?«

***

Kriminalinspektor Johan Rokka greift zum Rotweinglas. Er hockt in der Sportsbar und schaut aus dem Fenster. Die Storgata und der Rådhus-Park liegen leer und verlassen im Licht der Straßenlaternen, das Lokal ist allerdings rappelvoll, obwohl es ein stinknormaler Abend an einem Wochentag ist. Mein Hudik, denkt Rokka, und nimmt einen Schluck Rioja. Jetzt ist es schon fünf Jahre her, dass er hierhergezogen ist, nach Hudiksvall. Fünf Jahre fast ununterbrochen Schufterei.

Sein Blick sucht die Straße ab. Langsam müsste Elina kommen, die Frau, die er seit einer Weile datet. Die inzwischen einen angenehmen Ausgleich zu seinem stressigen Job darstellt.

Da bemerkt er eine dunkel gekleidete Gestalt, die sich eilig in Richtung Fiskarstan bewegt. Der Mann durchquert den Park hinunter zum See Lillfjärden, und irgendwann fängt er an zu joggen. Ziemlich untypischer Jogger, denkt Rokka und greift wieder zu seinem Weinglas.

Jetzt ist Elina schon zehn Minuten zu spät. Rokka blickt in die andere Richtung und kommt sich blöd vor, weil er sich mit einem Mal Sorgen macht. Kürzlich sind zwei Frauen Mitte vierzig in Hudiksvall überfallen worden, und das innerhalb nur einer Woche. Dem Täter gelang in beiden Fällen die Flucht, das Tatmotiv ist unbekannt. Rokka schiebt sein Weinglas beiseite. Die Personenbeschreibung der Opfer könnte auf den Mann passen, der hier eben vorbeigelaufen ist.

Im selben Moment tippt ihn jemand auf die Schulter. Als er aufsieht, steht Elina da. Rokka springt auf. »Hi, Darling«, sagt sie und stellt sich auf die Zehenspitzen, um ihm ein Begrüßungsküsschen zu geben.

Vor ein paar Wochen haben sie sich kennengelernt. Er hatte sich eigentlich nur auf einen netten Abend mit einem Freund in einer Kneipe eingestellt: ein gutes Essen, ein, zwei Gläser Rotwein und ein bisschen quatschen. Die Stunden vergingen, und natürlich war ihm die blonde Frau, die in einer größeren Gruppe ein paar Tische weiter saß, schon während des Essens aufgefallen, doch erst als sie beide aufstanden und sich an der Bar herumdrückten, sah er sie richtig.

Jetzt sitzen sie am selben Tisch. »Wie war dein Tag im Yogastudio?«, fragt er und streichelt Elina über die Wange. Sie hat so etwas Strahlendes. Ihre Augen funkeln, und ihre Haut ist unglaublich zart.

»Fantastisch«, antwortet sie lächelnd. »Es ist einfach herrlich, nicht mehr ins Krankenhaus zu müssen.«

Ein halbes Jahr lang hat sie parallel zu ihrer Arbeit als Krankenschwester ein Yogastudio aufgebaut, und jetzt hat sie alles auf eine Karte gesetzt und sich ihren Traum erfüllt, in Vollzeit als Yogalehrerin zu arbeiten.

Sie wirft sich den langen Zopf hinter die Schulter. »Und bei dir«, sagt sie mit glitzernden Augen und legt ihre Hand auf seinen Oberschenkel. »Wie geht’s meinem Polizisten?«

Kaum berührt sie ihn, läuft ein angenehmes Kribbeln durch seinen Körper. »Kann mich nicht beschweren, alles gut.«

Sie lässt ihre Hand weiter aufwärtswandern und flüstert ihm ins Ohr: »Weißt du, worauf ich jetzt Lust hätte?«

»Nein, lass hören«, sagt Rokka und grinst. Im Augenwinkel sieht er Pelle Almén, der gerade auf dem Weg in die Kneipe ist. Sein Kollege von der Schutzpolizei hat...

Erscheint lt. Verlag 21.11.2023
Reihe/Serie Ein Johan-Rokka-Krimi
Ein Johan-Rokka-Krimi
Übersetzer Stefanie Werner
Sprache deutsch
Original-Titel Ett enda andetag
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Experiment • Hudiksvall • Impfung • Infektion • Johan Rokka • Krimi • Mutation • Pocken • Schweden • Schwedenkrimi • Virus
ISBN-10 3-7499-0603-3 / 3749906033
ISBN-13 978-3-7499-0603-1 / 9783749906031
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