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Sommertage -  Lisa-Maria Feike

Sommertage (eBook)

Eine Sammlung von Kunstmärchen, Gedichten und Geschichten
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
168 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-1095-6 (ISBN)
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Eine Sammlung von Kunstmärchen, Gedichten und Geschichten. Komm mit auf eine Reise voller Abenteuer! Es gilt eine Prinzessin vor einem wutentbrannten Rind zu retten, einen magischen Spaziergang zu unternehmen, einem Igel zu helfen, mit Wassergeistern durchs Wasser zu schwimmen, zwei Sternenkinder zusammenzuführen, die Reise des Herrn Hase mitzuerleben, die sieben Ketten des Wissens zu finden, mit dem Fuchs und der Schamanin Abenteuer zu bestreiten, die Freundin einer Fee zu suchen und einen Heißluftballon zu bauen. Dieses Buch richtet sich an Erwachsene und Kinder. Mit fantastischen Illustrationen der Autorin.

Lisa-Maria Feike, 1990 in Duisburg geboren, studierte bis Juli 2019 an der Kunstakademie Düsseldorf Freie Kunst Malerei bei Professor Siegfried Anzinger. Im Januar 2019 erhielt sie von Prof. Anzinger den Meisterschülertitel. Schon in der Grundschule liebte sie nicht nur das Zeichnen, sondern auch das Schreiben. Was zuerst mit kleinen Drehbüchern begann, verlagerte sich mit der Zeit in die Geschichtenwelt der Romane. "Lichtbringer" und "Das Rauschen des Meeres" sind weitere Romane der Autorin.

DER BLUTMOND UND DIE LINDENBLÜTE


Kunstmärchen


Es war einmal eine Königstochter aus einem weit entfernten Königreich, die seit ihrer Geburt ein Haarband aus einer grünen und einer goldenen Kordel um den Kopf trug, in die eine Lindenblüte geflochten war. Von ihren Eltern, dem Königspaar, wurde die Prinzessin, deren Name Linde lautete, über alles geliebt und sie wuchs wohlbehalten im Schloss auf, in dem ihr an nichts fehlte.

Trotz ihres Standes war die Prinzessin sehr gebildet und mehr als talentiert in den Tugenden, die eine Prinzessin erlernen konnte. Ihre Eltern hatten sie von zahlreichen Gelehrten in verschiedenen Künsten unterrichten lassen. An Höflichkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber ihren Mitmenschen mangelte es ihr ebenso wenig.

Im gesamten Königreich wussten die Bewohner schon seit ihrer frühsten Kindheit, dass sie eines Tages eine wunderbare und gütige Königin sein würde und sie sehnten sich schon jetzt nach dem Tag, an dem Linde gekrönt wurde.

Doch in der Nacht zu ihrem siebzehnten Geburtstag wurde Linde von einem gemeinen Gnomen entführt und von ihm weit fortgebracht.

Schon in ihren Träumen hatte die Prinzessin die schlammigen Schritte des Gnomen vernommen, der sich Zutritt zu ihrem Zimmer verschafft hatte. Doch ihr Traum verflüchtigte sich zu spät und sie konnte nicht mehr um Hilfe rufen, da der Gnom für diesen Fall vorgesorgt hatte. Er träufelte einen Schlaftrunk unter Lindes Nase und der Duft ließ sie zurück ins Land der Träume fallen, in eine sanfte lila Welt hinein, die nach Lavendel roch.

Daraufhin zückte der Gnom einen großen Sack aus seinem verwunschenen Ring, der aus purem Gold geschmiedet und in dem ein Rubin, ein Saphir und ein Smaragd eingearbeitet worden war und legte die Königstochter in den Großen Sack hinein, eher er mit ihr aus dem Fenster sprang und sich davonstahl.

Die Wachen bekamen schnell das Verschwinden ihrer holden Prinzessin mit, denn sie hatten das Heulen des Windes vernommen, welches durch das offene Fenster drang und Linde schlief immer mit geschlossenem Fenster. Sie liebte es, wenn ihre Hofdamen es am frühen Morgen öffneten und die frische, klare Luft in ihr Zimmer hineinströmte.

Jeder, der im Schloss wohnte und arbeitete wusste das. Sofort eilten die Wachen los und benachrichtigten das Königspaar.

Der König befahl unmittelbar danach die Suche nach seiner geliebten Tochter und betete, dass sie sein einziges Kind wohlbehalten zurückbrächten.

Das gesamte Volk beteiligte sich ebenso an der Suche nach der Prinzessin, sobald sie von ihrem Verschwinden gehört hatten. Doch war dies nicht ganz so uneigennützig, wie man es meinen mochte. Wie bereits erwähnt, liebte das Volk seine Prinzessin, doch das Gesetz im Lande besagte, dass nach dem Tod des Königspaares ohne einen blutgeborenen Nachfahren, der Thron an den nächsten Verwandten gehen würde. In unserem speziellen Fall war dies der Bruder des Königs und dieser war eine schreckliche und unerträgliche Person. Seine Gewissenlosigkeit und Hinterhältigkeit war bis über die Ländergrenze hinaus bekannt, also könnt ihr vielleicht schon ahnen, wie grausam dieser Mann war.

Unterdessen hüpfte der Gnom mit dem Sack, in dem die Prinzessin schlief, über viele Hügel und Berge, durch Täler und Wälder, bis hin zu einem kleinen Häuschen auf einer Waldlichtung, weit entfernt von dem nächsten Dorf in dem Menschen wohnten.

Bevor er jedoch das kleine Häuschen mit dem bemoosten Strohdach betrat, schaute er sich noch einmal in alle Himmelsrichtungen um, damit ihn auch ja niemand dabei sah.

Still und heimlich schloss er die Tür und holte die schlafende Königstochter aus dem Sack, die allmählich zu erwachen begann.

Der Schlaftrunk hatte ihr einen schönen Traum beschert, der sich allerdings gleich in einen Albtraum verwandeln sollte.

Nachdem sie den letzten Sand aus ihren Äugelein gerieben hatte, erschrak sie, denn sie wusste ja nicht, wo sie sich befand. Der Gnom hockte währenddessen gierig in einer dunklen Ecke und hatte das Bündel voll Gold gezählt, welches für ihn in dem kleinen Häuschen bereitgelegen hatte, denn der Gnom hatte nicht auf eigene Faust gehandelt.

Welchen Grund hätte er auch schon gehabt die Prinzessin zu entführen? Gnome konnten Menschen nicht einmal leiden, zumindest die meisten seiner Artgenossen, doch das Glitzern des Goldes liebten sie dafür umso mehr.

Vor Furcht zitternd und den Gnomen beobachtend, fragte Linde nach dem Begehren des Gnomen und warum er sie an diesen düsteren Ort gebracht hatte. Doch der Gnom gackerte nur laut und zählte weiter sein glitzerndes Gold. Als er jeden Taler in seiner Hand sorgfältig umgedreht hatte und mit seiner Beute mehr als zufrieden war, fing er endlich an mit seiner gackernden Stimme zu krächzen.

Er zog ein Blatt Papier aus seinem Ring und erzählte, dass auf diesem Blatt ein Fluch geschrieben stand, den er laut vorlesen sollte, um die Königstochter zu verhext.

Oh, du mein holdes Kind,

so lang, wie das Leben mag in dir singen,

wirst du in diesem Häuschen verbringen.

Bewacht von einem wutentbrannten Rind.

Es spuckt Feuer und Wasser, Erde und Wind.

Es zu bezwingen,

mag selbst kein Prinz jäh vollbringen.

Oh, du mein holdes Kind.

Dieser Fluch stammte von einer uralten Hexe namens Ruthmilla, die in vielen schrecklichen Sagen des Landes ihr Unwesen trieb. Linde wusste, dass niemand diesen Fluch jemals brechen könnte und sie begann bitterlich zu weinen. Der Gnom verschwand hingegen in schwarzem Rauch und wurde von da an nicht mehr von Menschenaugen gesehen.

Nachdem Linde nun allein in dem Häuschen war, in dem ein fauliger Geruch herrschte und dessen Wände rissig waren, rannte sie zur Tür, um zu fliehen, doch sie war verschlossen. So viel sie auch daran rüttelte und zerrte, sie ließ sich nicht öffnen. Und als sie durchs Fenster schaute, starrte das grimmig, finstere Gesicht des Rindes sie mit seinen rotglühenden Augen an und es schnaubte Rauch aus seinen Nüstern und ein paar Funken flogen mit.

Eingeschüchtert von dem Rind, trat sie zurück und wollte sich wenigstens das Feuer im Ofen anzünden. Aber das Holz war zu feucht, um es zu entzünden, sodass Linde sich in einer der vier Ecken des Häuschens zurückzog, während der Wind eisig durch das Zimmer pfiff.

Linde trauerte Tag und Nacht um ihr schreckliches Schicksal, denn wer sollte sie schon in dieser einsamen Waldhütte finden?

Auch fand sie kaum etwas zu trinken in dem kleinen Häuschen und noch weniger zu essen und so kam es, dass Linde sehr krank wurde.

In einem Fiebertraum, den sie eines Tages hatte, träumte sie von einem Bauernjungen, der während eines roten Vollmonds an einem Brunnen saß und zu ebendiesem hinaufschaute.

Nachdem Linde erwachte und es bereits Abend war, ging sie zu dem Ofen hinüber und holte ein Stück Kohle heraus. Kurz schaute sie in den zerbrochenen Spiegel, der ihr gegenüber an der Wand lehnte und betrachtete die Lindenblüte in ihrem Haar, die ihr ein wenig Hoffnung gab, weil die Blüte sie an die Liebe ihrer Eltern erinnern ließ. Daraufhin begann sie ihren Traum auf den Stein des Bodens zu zeichnen und sang dabei ein Lied:

Allein, allein,

du Lindenblüte mein.

Oh, bring mich weit hinfort,

zu eben jenem Ort

und lass für mich das Glück dort sein.

Sie schluchzte und eine Träne fiel hinab auf die Zeichnung, genau in den gemalten Brunnen hinein.

Allein, allein

du Lindenblüte mein.

Oh, erlös mich von dem Fluch,

neue Seiten schlag‘ auf in meinem Buch,

die mein Schicksal sein.

Sie stach sich mit einer Nadel in den Finger und der Tropfen Blut formte den Mond.

Allein, allein

du Lindenblüte mein.

Zeig des Bauernjung Gesicht,

der mir Hilf verspricht,

und mag der Mond gesegnet sein.

Nachdem Linde ihr Lied zu Ende gesungen hatte, war sie sehr geschwächt und so kam es, dass sie vor Erschöpfung starb. Die Lindenblüte in ihrem Haar fiel sowohl auf die Träne, als auch auf den Blutstropfen und ruhte dort viele Jahre lang.

Der König betete immer noch jeden Tag, doch der Wunsch seine geliebte Tochter zu finden wurde nicht erhört. Die Suche nach der verschollenen Prinzessin dauerte nun schon Jahre an und niemand fand auch nur ein Lebenszeichen von der armen Linde.

Die Königin trauerte sehr über den Verlust ihres Kindes und ihr Leid ging so weit, dass sie ihr Leben nur noch im königlichen Bett verbrachte. Keinen Schritt tat sie hinaus und je mehr Zeit verging, umso kränker wurde sie, bis sie eines Tages die Augen schloss und ihre Lider nie wieder öffnete.

Der König, der nun von einem weiteren schweren Schicksalsschlag getroffen worden war und schon kaum den Verlust seiner Tochter verkraftet hatte, verlor nun den Verstand und konnte von da an sein Königreich nicht mehr regieren. Große Trauer legte sich über das Land und der Kummer wurde noch größer, als der Bruder des Königs ins Schloss marschierte und auf seinen Thron...

Erscheint lt. Verlag 2.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7568-1095-X / 375681095X
ISBN-13 978-3-7568-1095-6 / 9783756810956
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