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Gespenster-Krimi 112 (eBook)

Mama?

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4447-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gespenster-Krimi 112 - Michael Blihall
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'Andreas, hörst du mich?', flüsterte Johanna Schuster in das Mikrofon ihres Headsets.
'Klar und deutlich.', antwortete er prompt.
Sie konnte die Aufregung in seiner Stimme förmlich fühlen! Ihr Partner saß zwei Stockwerke über ihr und verfolgte live am Bildschirm seines Laptops, was sie mit der Kamera im Keller gerade aufzeichnete. Ihr pochte das Herz bis zum Hals, während sie sich durch die Dunkelheit des Weinkellers tastete und das Display ihrer Nachtsichtkamera betrachtete.
'Das ist die Tür', hörte sie Andreas, als sie auf einmal direkt davorstand. 'Dahinter ist die weiße Frau gesehen worden. Spürst du schon was?'
'Nein. Nichts.' Johanna fand, dass ihre Stimme etwas piepsig klang.
'Irgendein elektromagnetisches Feld? Was sagt das EMF?', drang es ungeduldig aus den Kopfhörern.
Johanna wollte gerade nach dem Messgerät in ihrer Jacke greifen, als ein lautes Scheppern hinter ihr sie zusammenzucken ließ. Instinktiv drehte sie sich um, und es entfuhr ihr ein Fluch.
'Was war das?!', schrie Andreas jetzt. 'Scheiße! Da ist was! Direkt vor dir!'


Mama?

Von Michael Blihall

Das kleine Mädchen hatte keine Chance, sich aus dem Griff der faltigen, schrumpeligen Hand zu befreien. Es stolperte hinter der alten Frau durch die Morgendämmerung und war fast steif vor Angst. All die Märchen fielen ihm wieder ein, die es gehört hatte. Es dachte an die bösen Hexen in diesen Geschichten, die genauso aussahen wie die Frau, die es einfach mitgenommen hatte.

»Komm«, krächzte die Hexenstimme vor ihr.

Das Kind traute sich nicht, um Hilfe zu rufen. Zu groß war seine Angst davor, dass die alte Frau böse wurde.

»Mariechen, beeil dich.« Die Alte blickte sich um. Auch die fast liebevollen Blicke aus von Falten und Runzeln umrahmten Augen konnten die Angst des Kindes nicht mildern.

»Und wann darf ich wieder nach Hause?« Die Kinderstimme klang sehr schwach.

»Nach Hause? Du bist jetzt bei mir zu Hause, Mariechen. Du bleibst ab heute für immer bei mir. Für immer.«

Schloss Sprinzenberg, Bezirk Horn, Niederösterreich

28. Mai 2022, 01:48 Uhr

»Andreas, hörst du mich?«, flüsterte Johanna Schuster ins Mikrofon ihres Headsets.

»Klar und deutlich«, antwortete er prompt.

Sie konnte die Aufregung in seiner Stimme förmlich fühlen. Ihr Partner saß zwei Stockwerke über ihr und verfolgte live am Bildschirm seines Laptops, was sie mit der Kamera im Keller gerade aufzeichnete. Ihr selbst pochte das Herz bis zum Hals, während sie sich durch die Dunkelheit des Weinkellers tastete. Dabei blickte sie auf das Display ihrer Nachtsichtkamera, die ihr nur einen Tunnelblick auf eine grün-schwarz leuchtende Umgebung ermöglichte.

»Das ist die Tür«, hörte sie Andreas, als sie auf einmal direkt davorstand.

»Was du nicht sagst«, antwortete sie und atmete laut aus.

»Hinter dieser Tür ist die Weiße Frau gesehen worden«, sprach er weiter. »Spürst du schon was?«

»Nein. Nichts.« Johanna fand, dass ihre Stimme etwas piepsig klang.

»Irgendein elektromagnetisches Feld? Was sagt das EMF?«, drang es ungeduldig aus den Kopfhörern.

Johanna wollte gerade nach dem Messgerät in ihrer Jacke greifen, als ein lautes Scheppern hinter ihr sie zusammenzucken ließ. Instinktiv drehte sie sich herum, und ein Fluch entfuhr ihr.

»Was war das?!«, schrie Andreas jetzt. »Scheiße! Da ist was! Direkt vor dir!«

Johanna sah es durch das Display. Sie stieß einen Angstschrei aus und ließ die Kamera fallen. Etwas zerbrach. Doch in diesem Moment war ihr das egal. Ohne den grünen Bildschirm vor Augen war sie nun mit völliger Blindheit geschlagen.

»Ich bin unterwegs!«, hörte sie Andreas sagen, bevor ihre Knie nachgaben.

Zur selben Zeit in Kreuzbach, Bezirk Hollabrunn, Niederösterreich

Nicht schon wieder!

Lenas eigener Hilferuf, den sie gedanklich noch halb im Traum ausstieß, ließ sie schlagartig erwachen.

Sie atmete schwer und zitterte vor Angst. Denn sie wusste, was ihr bevorstand.

Nicht schon wieder!

Es passierte nun jede Nacht. Und immer lag sie wie gelähmt da. Reglos. Wehrlos.

Es blieb ihr nichts anderes übrig, als an die Decke zu starren und zu warten, was passierte.

Da! Es war so weit.

Langsam ... ganz langsam ... kroch das ... Tier ... auf ihrer Bettdecke aufwärts, von den Füßen bis zu ihrem Oberkörper.

Überlaut drang das Schnurren einer Katze an ihre Ohren, und sie spürte jede einzelne der vier Pfoten auf ihrem Körper. Panik ergriff Besitz von ihr. Ihre Glieder wurden zentnerschwer.

Schließlich tauchten die Umrisse der schwarzen Katze in ihrem Blickfeld auf. Die Augen glühten gelb, und das Schnurren wurde unerträglich laut.

Lena wollte schreien. Doch es war ihr unmöglich. Sie brachte nicht einmal ein Stöhnen hervor. Sie vermeinte, ein sadistisches Lächeln auf dem Antlitz der Katze zu erkennen, als diese sich mitten auf Lenas Brust setzte.

Bitte verschwinde! Lena konnte die Bitte nur in Gedanken formulieren.

Und das Tier antwortete: »Nein! Du weißt, dass ich nicht einfach so verschwinde. Zuerst musst du mir etwas versprechen. Wenn ich bekommen habe, weshalb ich hier bin, lasse ich dich für immer in Ruhe.«

Tränen liefen nun aus Lenas Augen. Nein! Sie schrie es innerlich. Ich weiß, was du willst! Aber niemals wirst du meine Tochter bekommen! Lieber lasse ich mich jede Nacht von dir quälen!

Ortswechsel

Schloss Sprinzenberg

Andreas Brauner sprang aus seinem Sitz hoch und rannte zur Treppe.

Sein Kumpel Felix, der auf einem zweiten Stuhl neben ihm saß, rief ihm nach: »Du hast die Taschenlampe vergessen!«

Andreas war schon am halben Weg, machte kehrt und stürzte noch mal zurück, um sie zu holen. Er verfluchte sich selbst laut dabei, da er dadurch wertvolle Sekunden verlor.

Endlich war er wieder bei den Stufen angelangt und lief, so schnell er konnte, die steinerne Wendeltreppe nach unten. Es machte sich sehr bald bemerkbar, dass ihn sein stattlicher Bauch beim Laufen behinderte, und er nahm sich – wie schon so oft – vor, ab morgen mit einer Diät zu beginnen und Sport zu treiben.

Endlich erreichte er den Weinkeller des Schlosses.

»Johanna?«, keuchte er ins Mikrofon seines Bluetooth-Headsets.

Ihr Wimmern erklang als Echo. Er hörte es durch seine Kopfhörer, es drang aber auch aus dem langen dunklen Gang vor ihm.

Er sprintete los. Plötzlich erfasste der Lichtstrahl seiner Taschenlampe einen am Boden liegenden Körper: Johanna.

Vor Aufregung und Anstrengung keuchend und schwitzend, ließ er sich neben ihr auf den Boden fallen und bereute es im gleichen Moment, als er den stechenden Schmerz in beiden Knien spürte.

Er fasste nach Johannas Schulter. Zitternd, wimmernd und mit angezogenen Knien lag sie vor ihm. Mit ihren Armen bedeckte sie ihren Kopf.

»Hey, pst«, machte er und streichelte ihr kastanienbraunes Haar, um sie zu beruhigen. Die leuchtende Taschenlampe lag nun neben ihnen am Boden und strahlte ziellos in die Dunkelheit.

»Alles gut. Ich bin ja da«, flüsterte er.

»Mein Gott, Andi, was war das?«, brachte sie zwischen zwei Schluchzern hervor.

Sie setzte sich etwas auf, und Andreas griff in seine Hosentasche, um ihr ein Taschentuch zu geben.

Aber die Hosentasche war leer. Verdammt!

Er erinnerte sich, dass er die Packung Taschentücher zuvor auf den Tisch gelegt hatte, auf dem sein Laptop stand.

Aber Johanna wischte sich ohnehin ihre Tränen gerade mit ihren Jackenärmeln weg.

»Vielleicht bin ich für die Geisterjagd doch nicht so geeignet, hm?« Ihre Stimme zitterte, und sie legte eine Hand an seine bärtige Wange. »Wenn ich schon beim ersten Anzeichen so ausflippe ...«

»Hey. Jeder Geisterjäger fängt mal klein an«, versuchte er sie zu trösten.

»Na ja, du musst es ja wissen.« Sie hatte sich wieder besser unter Kontrolle. »Hilf mir bitte hoch, ja?«

Er richtete sich auf und zog sie mit.

»Leuchte mal in den Gang da«, forderte sie ihn auf, während sie ihre langen Haare in Ordnung brachte und zu einem Dutt zusammenband.

Er bückte sich nach der Taschenlampe und leuchtete in den Gang, den er gerade noch entlanggelaufen war. Es war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Außer einigen verstaubten Weinregalen und alten Weinflaschen gab es nichts.

»Was immer es war ... jetzt ist es weg.« Er zuckte mit den Schultern.

Sie holte ein kleines flaches Gerät aus ihrer Jackentasche. Das EMF-Meter, das sie vorhin schon zum Einsatz bringen wollte.

»Es gibt auch kein ungewöhnliches elektromagnetisches Feld.«

Andreas bückte sich noch mal und hob die Kamera auf.

»Das Ding ist jedenfalls hinüber. Lass uns hochgehen und die Aufzeichnung ansehen.«

Johanna nickte. Dann gingen sie zurück. Obwohl sie sehr gut allein die Treppen hätte hochgehen können, ließ sie es gerne geschehen, dass Andreas sie dabei ein wenig stützte. Als sie oben angekommen waren, machte Felix seinen Platz für Johanna frei.

Dabei blickte er neugierig durch seine dicken Brillengläser und verschwand stumm in einer finsteren Ecke des Raumes, der vor einigen Monaten noch als Gastwirtschaft gedient hatte.

»Kannst du etwas mehr Licht machen, Andi?«, bat Johanna. »Ich habe keine Lust, mir das noch mal alles im Dunkeln anzusehen.«

Andreas betätigte einen Lichtschalter, und es wurde so hell, dass die beiden etwas blinzeln mussten, bevor sie sich auf den Monitor konzentrieren konnten.

Andreas setzte sich. Johanna hatte bereits die Stelle gefunden, ab der sie einsteigen wollte.

»Bereit?« Sie setzte den Cursor auf das Play-Zeichen.

Er nickte. »Kann losgehen.«

Gebannt starrten beide auf den Monitor und waren fassungslos, als die Aufzeichnung vorbei war.

»Sag jetzt nicht, dass du das gesehen hast, was ich gerade gesehen habe«,...

Erscheint lt. Verlag 24.1.2023
Reihe/Serie Gespenster-Krimi
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-4447-9 / 3751744479
ISBN-13 978-3-7517-4447-8 / 9783751744478
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