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Friesenfrische (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
301 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4229-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Friesenfrische -  Marieke Hansen
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Ein Pferdehof an der Küste, eine tatkräftige junge Frau - und viel Aufregung um Hof und Herz


Als ihr Bruder für einige Monate ins Ausland möchte, springt Innenarchitektin Maje kurz entschlossen als Verwalterin auf dem elterlichen Pferdehof »Am Neßmersiel« ein. Viele Jahre ist der Hof in der Hand ihrer Familie, viele Tiere sind aus der Zucht hervorgegangen. Inzwischen aber sind die Erfolge rar geworden, und der Hof steht finanziell auf der Kippe. Ihr Vater würde am liebsten alles verkaufen, doch ihre Heimat kampflos aufzugeben kommt für Maje nicht infrage. Wie gut, dass sie Freundinnen hat, auf die sie sich verlassen kann - und dass ihr Bruder ihr tatkräftige Unterstützung schickt: den Berliner Fotografen Bente, der mit neuen Ideen und seinem übermütigen Berner Sennenhund Urs für frischen Wind sorgt ...


Lassen Sie sich von Marieke Hansen an die Nordseeküste entführen und sich den Wind um die Nase wehen!



<p>Umgeben von Natur und Tieren wuchs<strong>Marieke Hansen</strong>in einem kleinen Dorf im Oberbergischen Land auf. Nach einem Studium der Umweltwissenschaften begann sie, sich für Wildtiere einzusetzen. Heute ist sie in der Wildtierrettung tätig und kümmert sich um verwaiste Jungtiere. Ihre Liebe zum Meer entstand durch zahlreiche Urlaube in ihrer Kindheit - nun lebt sie selbst nahe der Küste und ist vertraut mit Wind und Wellen.</p>

Umgeben von Natur und Tieren wuchs Marieke Hansen in einem kleinen Dorf im Oberbergischen Land auf. Nach einem Studium der Umweltwissenschaften begann sie, sich für Wildtiere einzusetzen. Heute ist sie in der Wildtierrettung tätig und kümmert sich um verwaiste Jungtiere. Ihre Liebe zum Meer erwachte durch zahlreiche Urlaube in ihrer Kindheit - nun lebt sie selbst nahe der Küste und ist vertraut mit Wind und Wellen.

Kapitel 1


In der Ferne zuckte ein Blitz, kurz darauf krachte es. Der Wind bog die Äste der Weiden in dem Garten, in dem Maje mit ihren Freundinnen die letzten drei Stunden getöpfert hatte. Dicke Wolkenkissen schoben sich zusammen und türmten sich auf, dimmten das Licht und ließen die Möwen tiefer kreisen. Bisher hatten die jungen Frauen sich nicht von dem rauen Wetter abschrecken lassen, ganz im Gegenteil. Verträumt schaute Maje auf, genoss den Wind auf ihrem Gesicht. Wie hatte sie ihre Heimat vermisst! Die Stürme, den Regen, den Wind, das Meer. Diese wechselhafte und raue Stimmung hatte ihr in den letzten Jahren in Köln mit seinem milden Klima gefehlt. Ein dicker Tropfen platschte auf ihre Wange, dann folgte ein zweiter.

»Wir sollten in den Schuppen umziehen!«, rief sie Emma zu, die bereits nach der Töpferscheibe griff und in Richtung des kleinen Bungalows hastete. Auch Janine packte zusammen. Gewissenhaft wie sie war, sortierte sie selbst in der Eile die Werkzeuge und Tonsachen ordentlich in ihre Werkzeugbox.

Maje zögerte, atmete tief ein und vergaß für einen Moment alles andere. Es roch nach Salz, Algen, Torf, diesem einzigartigen Duft Rysums, der nur noch vom vertrauten Stallgeruch des Neßmersieler Hofs überboten wurde. Wieder tropfte es, dieses Mal auf das Tonwerk vor ihr.

»Och nee«, murmelte sie mit einem Blick auf die freche Möwe, die über ihr kreiste. Der Tropfen war kein Regen gewesen …

»Wo bleibst du?«, fragte Emma und bemerkte dann den weißen Flatschen auf dem Tonstück. »Blixem«, rief sie grinsend, »das war meine Vase! Ich habe die ganze Zeit geahnt, dass diese Möwe es faustdick hinter den Ohren hat. Die hat mich eben schon so hinterlistig umkreist, als ich mein Krabbenbrötchen gegessen habe.«

»Du hättest ihr wohl besser etwas abgegeben, das ist schließlich keine humorvolle Lachmöwe, sondern eine todernste friesische Silbermöwe«, scherzte Maje.

»Jepp.« Emma hob das hübsche Tongebilde hoch, das sie kurz zuvor liebevoll geformt hatte. »Aber dass sie sich ausgerechnet an meiner Vase rächen muss, hätte keiner vorhersehen können. Na gut, kann man ja abwischen.« Sie legte ihre Vase in den Korb, in dem Maje die anderen unfertigen Werke des Tages verstaut hatte. Dann hasteten sie zum Bungalow – gerade noch rechtzeitig, bevor der Himmel sich öffnete und ein Sturzregen losbrach. Drinnen empfingen sie die angenehme Wärme des Ofens und das Licht einiger Kerzen, die Janine hervorgezaubert hatte. Viel Platz gab es in dem kleinen Häuschen nicht. An den Wänden drängten sich Regale aneinander, die vollgestopft waren mit Tonblöcken, bunten Glasurdosen, Pinseln, Ausstechformen und einer Menge bizarr geformter Werkzeuge, die man benötigte, um den Ton zu bearbeiten.

»Kommt, wir machen es uns richtig gemütlich!«, rief Janine und deutete auf die Kissen, die in einer Ecke auf dem Boden lagen. »Tee ist schon aufgesetzt. Nicht, dass wir uns alle eine Erkältung holen.«

Wie auf ein Stichwort öffnete Emma eine Schublade und fischte eine Flasche heraus. »Schaut mal, den Rum habe ich für den Notfall versteckt. Und das hier ist eindeutig ein Notfall. Tee mit Rum, das stärkt und wärmt! Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen?«

»Ich habe heute nichts mehr vor«, sagte Maje gedankenverloren. In Köln hatte sie nur Kaffee getrunken – Café au Lait, Caffè Latte, Latte Macchiato, Espresso … alle erdenklichen Spezialitäten, die man sich nur wünschen konnte, aber keine Kaffeevariante reichte an einen echten Friesentee heran. Außerdem war Köln Vergangenheit – Kreaktivum hatte Arbeitsplätze abgebaut, und obwohl sie das Standbein der Abteilung für Inneneinrichtung war, hatte man ihr verkündet, dass ihre Anstellung beendet war. Als einzige ledige Unter-Dreißigjährige des Teams hatte ihr Arbeitgeber sie am einfachsten vor die Tür setzen können.

»Rum? Daar kummst d’ van d’ Wall in d’ Sloot«, meinte Emma lachend, die immer dann in Platt verfiel, wenn sie entweder tiefenentspannt oder besonders aufgeregt war. Heute war Ersteres der Fall – nichts konnte sie aus der Fassung bringen, weder Möwe noch Regenschauer. »Ich habe zwar heute Abend einen Termin zum Frisieren eines Pudels in Pewsum, aber das ist lange hin«, fügte sie etwas ernster hinzu. »Die Kundin kann leider immer nur spätabends. Aber das mit den nervigen Arbeitszeiten kennst du ja.«

Janine seufzte. »Allerdings. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt ausgeschlafen habe. Meist bin ich schon auf den Beinen, bevor der Gartenrotschwanz sein Morgenlied anstimmt.«

Janine hatte nach dem Schulabschluss den Schein zur Wattwanderführerin gemacht und begleitete fast jeden Morgen Touristen nach Baltrum oder Norderney. Emma schaute sie belustigt an. »Dafür ist dein Ruf legendär. Niemand kann Priele so gut lesen und seinen Weg durch Seenebel so sicher finden wie du.«

Janine lächelte, und ein rosiger Schimmer trat auf ihre Wangen. »Und egal wie oft ich die Strecken laufe, der Zauber des Watts geht nie verloren.«

Kurz darauf hockten sie gemeinsam in ihrer Kissenecke, drei dampfende Tassen vor sich. Der Regen trommelte mit einer Heftigkeit aufs Dach, als wollte er den Bungalow in einen Schweizer Käse verwandeln. Maje trank einen Schluck. Der Rum brannte in der Kehle, aber hinterließ ein wohlig warmes Gefühl im Bauch.

»Dat regent, dat ’t gütt«, seufzte Emma, die Augen geschlossen. »Der Tee ist richtig gut.« Sie lehnte ihren Kopf an Majes Schulter. »Schön, dass du wieder hier bist, ich habe dich richtig vermisst, Sonnenschein.«

Maje lächelte. Sie hatte vergessen, wie schön es war, mit Freunden zusammen zu sein, mit denen sie schon als Kind im Sandkasten gebuddelt hatte. Nichts gegen ihre Kollegen bei Kreaktivum in Köln, aber mit Janine und Emma fühlte sich einfach alles eine Nummer entspannter an. Auch wenn sie es sich nicht ausgesucht hatte, sich eine Auszeit zu nehmen, konnte sie die Situation vielleicht nutzen, um etwas zu entschleunigen. Im letzten Jahr war es so stressig gewesen, dass sie fast jede Nacht von Albträumen geplagt worden war, die ihre wenige Schlafzeit noch verkürzten.

»Bleib doch etwas länger bei uns. Irland läuft dir nicht weg«, schlug Emma vor, und Janine schob hinterher: »Ich denke ohnehin, du solltest nicht jetzt im Frühling auswandern, wo es in Irland wunderschön ist, sondern im Winter. Wenn du Irland nämlich von seiner unangenehmen Seite erlebst, dunkel, kalt und mit monatelangem Nieselregen, dann weißt du erst, ob du da wirklich langfristig leben möchtest. Irisches Wetter kann ganz schön unangenehm sein.«

»Woher weißt du das denn?«, fragte Emma mit zusammengekniffenen Augen. »Du bist doch noch nie aus Ostfriesland herausgekommen.«

Janine ignorierte den Seitenhieb. »Aber ich lese viel und gucke jede Menge Dokus.«

Wie auf ein Stichwort hoben die beiden Freundinnen ihre Tassen und riefen im Singsang: »In Oostfreesland is t am besten, aver Freesland geit der nix.« Dann stießen sie an, dass es klirrte, und fuhren fort: »War sünt woll de Wichter mojer, war de Jungens woll so fix?«

Emma kicherte, Janine untersuchte ihre Tasse, die nun oben eine Kerbe aufwies.

»Das ist alles nicht so einfach.« Maje seufzte. »Ich brauche einen neuen Job und möchte mir etwas aufbauen, das Bestand hat.« Liebevoll strich sie Emma über die Haare, die sich eng an sie kuschelte. »Ich habe so viel Energie in Kreaktivum gesteckt, unzählige Überstunden und Botengänge gemacht, weil ich Karriere machen wollte. Dabei habe ich Köln überhaupt nicht gemocht. Jetzt kommt mir das Ganze wie eine Zeitverschwendung vor.« Ohne darüber nachzudenken, griff sie nach einem der Ornamentroller und spielte damit. Der Roller trug ein verschlungenes Blumenmuster, in das winzige Herzchen eingebunden waren. Damit hatte sie in Schulzeiten einen Teller verziert, der ihre Kunstlehrerin begeistert hatte.

Draußen donnerte es ohrenbetäubend. Das Gewitter hatte sie mit voller Stärke erreicht und brachte den Boden zum Beben. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als es laut krachte. Irgendwo in der Nähe musste ein Baum vom Blitz getroffen worden sein. Der Bungalow stand inmitten eines Wäldchens, ein paar Kilometer außerhalb von Rysum.

Gerade als sie sich vorbeugte, um nach der Kluntjeszange zu greifen, schwang unerwartet die Tür auf und ein großer dicker Schatten flog auf sie zu. Ehe sie reagieren konnten, stand ein riesiger Hund zwischen ihnen und schüttelte sich. Die Freundinnen schrien auf, Janine versteckte sich hinter einem besonders großen Kissen, und Maje verschüttete ihren Tee.

»Was …?« Emma riss die Augen auf, sie war über und über mit Schlamm bedeckt. Maje sprang hoch. Das nahm der Berner Sennenhund zum Anlass, um schwanzwedelnd zu ihr herüberzutrotten. Freundlich rieb er seinen riesigen Kopf an ihrer Jeans und schaffte es binnen weniger Sekunden, auch sie komplett einzusauen. Aber der Hund war so vertrauensselig, dass Maje lachen musste. Er schaute sie nun so unschuldig und gleichzeitig erwartungsvoll an, als wäre er geradewegs in einen Delikatessenladen für treue Haustiere getapst.

»Na, du bist mir aber einer«, sagte sie schmunzelnd, während sie seinen feuchten Nacken streichelte. Der Hund trug bestimmt ein Halsband mit einem Anhänger, der seinen Besitzer auswies. »Wo kommst du denn her?« Berner Sennenhunde kannte sie vor allem aus den Alpen – hier ins flache Ostfriesland passten sie so gut wie eine Fischschule in die Sahara.

Wieder ging die Tür auf, wehten Regen und Wind herein, und die Silhouette eines Mannes erschien im Türrahmen.

»Urs?«, fragte eine tiefe Stimme. Ihr warmer Klang...

Erscheint lt. Verlag 31.3.2023
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Familienroman • Feel-Good-Romane • Ferien auf dem Bauernhof • Ferienroman • Friesen • Friesenpferde • Krumhörn • Liebe • Nordsee • Pferdehof • Pferdezucht • Reiten • Reiterhof • Rettung • Sommerroman
ISBN-10 3-7517-4229-8 / 3751742298
ISBN-13 978-3-7517-4229-0 / 9783751742290
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