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Das Haus Zamis 55 (eBook)

Buena Vista Todes-Club

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4119-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 55 - Logan Dee
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Coco Zamis hat ihre Familie aus dem Bann Gorgons befreit. Sofort versuchen die Zamis Asmodis Schwäche auszunutzen und sich mit dem Geheimbund der Umstürzler zu verbünden, dem auch Traudel Medusa angehört.
Coco will von all diesen Intrigen nichts wissen und nimmt deshalb dankbar das Angebot an, ihren Onkel Enrico zurück nach Südamerika zu begleiten.
Doch die Reise wird abenteuerlicher als zunächst geplant. Kurz vor dem Ziel ist Enrico plötzlich verschwunden.
Coco stellt Nachforschungen an, doch Enricos Spur verliert sich in Havanna im sogenannten Buena Vista Todes-Club ...


1. Kapitel


»Madre mia, Mamá!«, stöhnte Roswitha und verdrehte die Augen. Wie sie den Alkoholdunst hasste, der von ihrer Mutter ausging! »Ich gehe doch nur in einen Tanzklub und nicht in ein Bordell!«

»Das ›Inferno‹ ist nichts anderes! Und noch schlimmer!«, gab Maria Diaz zurück und griff abermals nach der Flasche Rum, die auf dem Beistelltisch stand. Sie leerte sie in einem Zug und sprach anschließend mit gesenkter Stimme weiter. »Ich habe mich in der Nachbarschaft umgehört. Man erzählt sich, dass die meisten Mädchen dort gezwungen werden, ihren Körper an reiche Ausländer zu verkaufen – und so manche ist spurlos verschwunden!«

Roswitha seufzte. »Wahrscheinlich, weil sie genug von diesem Dreckloch hatten und sich jemand erbarmt hat, ihnen ein besseres Leben zu bieten. Schade, dass es nur Ammenmärchen sind, die man dir erzählt hat, Mamá. Aber wenigstens werde ich ein paar Dollars dazuverdienen, damit es uns ein wenig besser geht.«

»So, so, du hältst mich für eine alte Märchenerzählerin«, ließ Maria Diaz nicht locker. »Weißt du, wie man das ›Inferno‹ noch nennt? Den Todes-Klub! Verstehst du denn nicht? Keine reichen Amerikaner sind für die verschwundenen Mädchen verantwortlich, sondern, sondern ...«

»Sondern?« Roswitha zog spöttisch die rechte Augenbraue hoch, der sie soeben noch mit Mascara den Feinschliff verpasst hatte. Sie ahnte, was nun kam.

»Dämonen!«, antwortete Maria. Sie flüsterte es fast, als hätte sie Angst, sie könnte sie durch ihre allzu laute Stimme herbeirufen.

Roswitha lachte. »Ja, ja, deine Dämonen! Sie sind dafür verantwortlich, dass dir sämtliche Männer weggerannt sind. Sie sind dafür verantwortlich, dass meine Geschwister bis auf Marco gestorben sind. Und sie sind dafür verantwortlich, dass wir in diesem Slum hausen«, sagte sie verbittert. »Ich bin siebzehn, Mamá, und mir wären Dämonen allemal lieber als das Elend, das wir hier jeden Tag ertragen müssen. Wenn mir ein Dämon im ›Inferno‹ über den Weg läuft, wird mir schon etwas einfallen, damit er mich erhört!«

Maria Diaz schüttelte den Kopf. Ihrer Tochter war nicht zu helfen. Resigniert öffnete sie eine weitere Flasche Rum und schüttete sich ein Glas voll. Die braune Magie würde ihr helfen, ihre Ängste zu vergessen ...

Das »Inferno« lag am Ende einer heruntergekommenen Gasse des Vergnügungsviertels. Bis vor zwei Jahren hatten sich hier nur noch Obdachlose und Ratten ein Stelldichein gegeben. Erst mit der Eröffnung des »Buena Vista Clubs« war wieder Leben in die Gasse eingekehrt. Sündiges Leben. Inzwischen hatte es einen Besitzerwechsel gegeben, und der Laden nannte sich jetzt »Inferno«.

Auch an diesem Abend war die Gasse gefüllt mit Menschen. Reichen wie Armen, Alten wie Jungen. Unterhalb des »Inferno« hatten sich in den letzten Monaten weitere Bars und Etablissements angesiedelt – von der übelsten Spelunke bis zum mondänen Nightclub. Für jeden war etwas dabei, doch das von allen begehrte Objekt lag direkt am oberen Ende der Gasse. Nur wer es sich leisten konnte, durfte überhaupt davon träumen, es betreten zu dürfen. Auch so schon reihte sich Abend für Abend bereits eine Stunde vor der Eröffnung eine Schar von Neugierigen und Möchtegern-Gästen vor dem Eingang. Nur die Hälfte wurde für würdig befunden, eingelassen zu werden. Die andere Hälfte zog enttäuscht ab, trank sich den Frust in einem der anderen Lokale von der Seele und schwor sich, es am nächsten Abend noch einmal zu versuchen.

»Hey, Chica, Lust auf eine Spritztour?«

Roswitha schrak aus ihren Gedanken. Neben ihr hatte ein rotes altes Chevy-Cabrio gehalten. Auf der Rückbank lugten zwei Gitarren und ein riesiger Kontrabass hervor. Die drei Latinos auf der Vorderbank darin schauten sie anzüglich an.

Oder vielmehr aus, dachte Roswitha. Aber es gefiel ihr. Für sie war es ein Zeichen, dass sie fantastisch aussah. Für ihr Vorstellungsgespräch hatte sie ihr engstes und verführerischstes Kleid angezogen. Das Rot des Stoffes korrespondierte auf männerbetörende Art und Weise mit dem Braun ihrer samtenen Haut. Sie warf die schwarzen Locken zurück und lachte.

»So viel Geld habt ihr nicht, dass ihr mich bezahlen könnt«, spottete sie. »Selbst wenn ihr alle drei zusammenwerft!«

Der Mann am Steuer grinste zurück. Er hatte schwarze, nach hinten gekämmte Haare, ein trotz seiner jungen Jahre markantes Gesicht und ein blendendes Lächeln. Er gefiel ihr. Unter anderen Umständen wäre sie vielleicht auf sein Angebot eingegangen. »Nun zeig uns mal nicht die kalte Schulter«, gab er zurück. »So abgebrüht, wie du tust, bist du doch gar nicht. Ich wette, du tanzt hier irgendwo. Verrat uns den Schuppen, damit wir dich bewundern können. Vielleicht spielen wir sogar die Rumba dazu!«

»Ihr könnt es ja versuchen. Ich tanze im ›Inferno‹«, entgegnete Roswitha vorlaut. Ein bisschen zu vorlaut, wie sie sogleich dachte. Schließlich stand ihr das Vorstellungsgespräch noch bevor. »Hasta la vista, boys!«, sagte sie rasch und sah zu, dass sie in der Menge verschwand.

Ihr entging, dass der Fahrer des Chevys noch einmal anerkennend durch die Zähne pfiff. »Eine verdammt scharfe Braut, Leute!«

»Vergiss sie, Diego. Die wird nicht mehr lange so hochnäsig herumlaufen. Du hast gehört, dass sie im ›Inferno‹ tanzt!«

»Schade um sie«, sagte der junge Mann am Steuer kichernd. »Ich hätte sie gern näher kennengelernt.«

Roswitha war mittlerweile so weit in die Gasse eingedrungen, dass sie das »Inferno« bereits sehen konnte. Es war noch zu früh, als dass sich eine Schlange davor gebildet hatte. Wie ein Palast nahm es die gesamte Breite der Gasse ein. Der pittoreske Bau überragte alle angrenzenden Gebäude um mehrere Stockwerke. Noch waren die vielen Fenster verdunkelt, doch mit Einbruch der Dunkelheit würden sie funkeln wie Diamanten, mit irisierenden Lichtern, schattenhaften Gestalten und Obszönitäten, die sich im Hause abspielten. Viele Menschen kämpften sich nur deshalb bis ans obere Ende dieser Gasse, um das allabendliche Schauspiel zu bestaunen, das sich ihnen hinter den Fenstern als Illusion einer Welt offenbarte, die ihnen niemals zugänglich sein würde.

Schließlich stand sie direkt vor dem Eingang. Es war nicht das erste Mal. Natürlich hatte auch sie wie so viele andere schon mal versucht, ins »Inferno« eingelassen zu werden. Er war ihr nicht gelungen. Das hatte aber nur ihren Ehrgeiz beflügelt, es wieder und wieder zu versuchen.

Vergeblich. Sie kannte dieses Tor. Es glich einem Eingang zur Hölle.

Die stählernen Türflügel waren mit dämonischen Fratzen und Symbolen verziert. Ihr Anblick löste bei ihr auch jetzt wieder diese Mischung aus Schauder und Erwartung aus. Sie spürte die Gänsehaut, die sich an ihren Armen bildete, während sich in ihrem Unterleib eine angenehme Wärme breitmachte.

Welche Hölle auch immer sich hinter der Pforte verbarg, sie würde nicht nur Schrecken, sondern auch eine Menge Spaß bereithalten.

Sie, Roswitha, würde es herausfinden.

Während sie noch unschlüssig davorstand, öffnete sich eines der Fenster über der Pforte. Ein runzeliger, verwachsener Männerkopf schaute heraus.

»Was willst du? Scher dich weg!«

»Señor Cardoso hat mich herbestellt«, entgegnete Roswitha und stellte sich in Position. Sie hatte nicht vor, sich von diesem Widerling einschüchtern zu lassen.

Er blickte sie mit spöttischem Interesse an. »Warte, ich mach dir auf! Oder besser: Nimm den Seiteneingang.«

Das Fenster wurde wieder zugeworfen. Einen Moment lang stand Roswitha unschlüssig herum. Sie schaute über die Schulter zurück. Gott sei Dank, niemand hatte mitbekommen, wie abfällig der Kerl sie betrachtet hatte.

Trotzig wandte sie sich um und ging an der Front des Hauses vorbei. Seitlich befand sich ein kleiner Pfad, gerade mal breit genug, dass zwei Leute nebeneinander gehen konnten. Er war weder gepflastert noch sonst wie befestigt. Die hohen Absätze ihrer Stiletto-Pumps versanken in Matsch. Kurzerhand zog sie sie aus und lief barfuß weiter.

Es sah immer weniger danach aus, dass man sie wie eine Königin empfangen würde.

Eher wie Aschenputtel.

Sie rutschte aus und fiel der Länge nach hin. Als sie sich wieder aufraffte, war ihr rotes Kleid braun gesprenkelt.

Sie war den Tränen nahe.

Da hörte sie das Lachen.

Ihre Augen klärten sich, und sie erkannte vor sich das Männlein vom Fenster. Von Nahem war es noch hässlicher. Seine linke Gesichtshälfte schien völlig schief zu sitzen – wie ein Mond, den man von der Seite betrachtete. Der Zwerg reichte ihr nur bis zu den Hüften.

»Nun komm schon rein!«, rief er ihr zu. »Oder willst du dort draußen in Schönheit sterben.« Er kicherte wie über einen besonders guten...

Erscheint lt. Verlag 22.11.2022
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-4119-4 / 3751741194
ISBN-13 978-3-7517-4119-4 / 9783751741194
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