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Weisheit unter der Sonne -  C. M. Herzog

Weisheit unter der Sonne (eBook)

Drama in fünf Akten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
80 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-0426-9 (ISBN)
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Dieses Werk ist die zweite überarbeitete Auflage des 2011 im Verlag Die Blaue Eule erschienenen gleichnamigen Dramas. Mitten im Rom unserer Zeit treffen einander vier Meister des Altertums, namentlich Hermes Trismegistos aus Ägypten, König Salomon aus Israel, Seneca, der Lehrer Neros, und Marcus Aurelius, der Philosoph auf dem Kaiserthron. Auf der sonnigen Piazza di Spagna beginnt ein Diskurs über die wesentlichen Werte und den Sinn des Daseins. Einig sind sich die Meister darin, dass es eine nächste Welt gibt, in der die Seele weiterlebt, sobald sie von den Fesseln des Körpers befreit ist. Der Weg zur Weisheit ist der Stolz der Antike, wie die englischen Freimaurer in einem alten Lied singen: Antiquity's pride we have on our side, it makes each man just in his station. In diesem Werk wird die Weisheit unter der Sonne anhand der Lehren dieser vier Meister in Reimen tradiert.

C. M. Herzog, geboren in St. Pölten, Austria; Studium begonnen Spanisch, abgeschlossen Englisch, Französisch an der Universität Wien; Italienisch, Neugriechisch; Studien der Antike: Latein, Altgriechisch; Studien der chinesischen Sprache und Kultur; Arabisch, Hebräisch; ehemals Autor für das Wiener Journal (06/1993-06/94); Beiträge für die Literaturzeitschrift etcetera 67/2017, "Nezha und das tosende Meer", etcetera 71/2018, "Meine arabische Quelle aus dem Qur'an"; etcetera 72/2018, "Der Götterschmied" (Lyrik). Ab urbe condita (Autor: Titus Livius, Latein, Ed. C. M. Herzog), Libri XXXIX-XLI, XLII-XLV, XLVI-CXL; Herodoti Historiae (Autor: Herodotus Halicarnasseus, Altgriechisch, Ed. C. M. Herzog); Cornelii Taciti Annalium libri I-VI, XI-XVI (Autor: Cornelius Tacitus, Latein, Ed. C. M. Herzog); Vetus Testamentum Graece, Libri Salomonis: pars I (Autor: LXX interpretes, Altgriechisch, Ed. C. M. Herzog); Biblia sacra vulgatae editionis, Salomonis libri duo: Liber sapientiae. Ecclesiasticus (Valentinus Loch, Latein, Ed. C. M. Herzog).

AKT I


Szene 1 – Seneca und Salomon auf der Spanischen

Treppe. Seneca trägt eine Toga wie ein römischer

Bürger, Salomon trägt einen weißen Überwurf mit

goldenem Schal.

Seneca:

Wie wandelte sich seit zweitausend Jahren

die kaiserliche Stadt, mein liebes Rom!

Einst wurden Wagenrennen hier gefahren,

und heute forschen sie nach dem Genom.

Wie einst im Colosseum wilde Kämpfe

mit Löwen um des Gladiators Leben

die plebs erfreuten! Doch die Freude dämpfe,

auch wenn der Mensch nun frei in seinem Streben,

so findet er doch allerlei Vergnügen

in Brot und Spielen, wie in alten Zeiten,

lässt sich vom Schein des Äußeren gern trügen,

verleiten von den Oberflächlichkeiten.

Wie war die Suche nach dem Sinn im Leben

zu meiner Zeit geachtet und geadelt,

obwohl ich Nero, trotz dem kindlichen Streben,

recht oft ermahnt und häufig auch getadelt.

Wie konnte Nero solcherart geraten,

den ich doch selbst so kundig unterwiesen.

Er war verflucht. Er hat selbst Gott verraten.

Bei Iuppiter! Wie meine Tränen fließen!

Salomon:

Mein Freund! Wie hat die Erde sich gewandelt,

doch gibt es Neues nicht unter der Sonne.

Welch Eitelkeit, um die sich alles handelt

und trügerische Gier nach Lust und Wonne.

Ist doch das Greifen nach dem Augenblick

nicht mehr als Haschen nach dem kühlen Wind;

das Kommende bringt diesen nicht zurück,

denn er huscht fort und ist dabei geschwind.

Seneca:

Du großer König, weisester von allen,

der Israel in alter Zeit regierte!

So findet diese Erde dein Gefallen,

die den nicht kennen will, der sie verzierte?

Salomon:

Es ist nur Äußeres und nichts als Leere,

was mir in dieser Stadt den Blick verstellt:

Wenn ich den Blick jedoch nach innen kehre,

so ist nicht viel verändert in der Welt.

Zwar geben sie ins Haar nicht mehr das Öl,

auch sind die Römer nicht mehr weiß gewandet,

doch machen sie aus ihrem Leid kein Hehl,

dass sie gar mancherorts bereits gestrandet.

Sie finden keinen Sinn. Das Glück vergeht.

So suchen sie, und oftmals ganz von Sinnen,

um das zu finden, was ewiglich besteht,

und können doch dem Unglück nicht entrinnen.

Wie arme Vöglein in des Fängers Netz

geraten, das bestreut mit bunten Federn,

bestimmt auf Erden ein ehernes Gesetz

dass Unglücks Fangstricke die Menschen ködern

den Fischen gleich, die hin zur Rute jagen,

die aus dem Wasser, ihrem Element

mit einem Widerhaken tief im Magen

für immer von dem kühlen Nass getrennt.

Seneca:

Mein weiser König, wie die Fische fängt

Fortuna hier auf Erden ihre Weisen;

denn wie das Schicksal auch ihr Leben lenkt,

das eine Gottheit Menschenkindern verheißen,

so stehen sie im reißenden Strome fest

und unbeirrt von all des Daseins Leiden.

Und wenn die Gottheit sie nicht leben läßt,

verstehen sie, von dieser Welt zu scheiden.

Im Hier und Jetzt schon dienen sie dem Gott

an jenem Platz, der ihnen zugewiesen,

doch sind die Weisen auf der Stelle tot,

wenn diese sich von Gott entfernen müssen.

Salomon:

Es ist nicht so, wie deine Schule lehrt,

als letzte Flucht dem Weisen eine Grube;

es ist der Tod in seinem Sinn verkehrt,

vor diesem sind der Greis und auch der Bube

ganz gleich, wie unsre Ahnen uns belehren.

Und keiner lobt dort Gott, in jenen Tiefen

der Erde, die die Rückkehr uns verwehren.

Mir scheint, als ob die Toten ewig schliefen.

Seneca:

Auch hier, mein König, magst du Recht behalten,

es mag ein Schlaf sein, der des Traums entbehrt.

Doch will die Gottheit hier allmächtig walten,

so mag es sein, dass man nur wiederkehrt

in jene Welt, die heller als die Sonne

die Augen blendet, dass wir sie nicht sehen;

dort drüben ist des Menschen ferne Krone

im Licht, wenn wir nur zu den Göttern flehen.

Wir selbst, sind wir nur Schläfers Traumgestalten,

der sich gemütlich auf dem Bett hinstreckt?

Und sind wir nicht Beweis für jenes Walten

der Gottheit, die in jedem Wesen steckt?

Das Dasein ist ein trügerischer Schein,

was uns Fortuna, unser Schicksal sendet

an Gutem und an Glück, gehört allein

der Göttin, die uns gütig zugewendet.

Doch dann entreißt sie aus des Lebens Mitte

das Teuerste, was wir auf Erden haben.

Der Weise ist bedacht auf seine Schritte:

Er hält nicht fest, was uns die Götter gaben.

Salomon:

So herrscht auf dieser Treppe reges Treiben

von Jung und Alt, für Neues aufgeschlossen;

so unstet ist das Glück, es will nicht bleiben,

bedenkt, ihr Römer, dies gar unverdrossen.

Ein Mann in seinen stolzen Jugendjahren

erlebt die Liebe und erliegt dem Zauber,

doch jämmerlich muss der Arme später erfahren,

der Schriftzug der Liebe ist weder gerade noch sauber.

Ich hatte in meinem Königreich Tausend Frauen,

doch fand ich nicht eine, die meine Seele teilte.

Den Tempel der Freundschaft mächtig zu bauen

gelang mit einem Mann, der bei mir weilte.

Ich suchte im ganzen Reich. Dann fand ich den Freund.

Zu meinem Tempel war er der erste Stein;

wir waren ein Leben lang treulich vereint,

und trotz meinem Thron war ich nie wieder allein.

Salomon ab.

Szene 2 – Seneca geht ums Eck und kauft sich eine

Pizza über die Gasse. Er kehrt zur Spanischen Treppe

zurück und setzt sich ganz unten hin.

Seneca:

Wie brennt die Sonne, ach, so hell herab

auf diesen Platz, an dem die Engel rasten.

Wie dunkel war es in dem engen Grab

und hier die Weite ohne alle Lasten.

Dies also war des Menschen Werk und Wille,

den Göttern lieb auf freiem Grund zu wohnen.

Doch fehlt den Römern trotzdem jene Stille,

getanes Tagwerk reichlich zu belohnen

in sich versenkt, fernab dem bunten Treiben

den Quell zu spüren, der sich aus der Tiefe

ergießt, in Gegenwart des Herrn zu bleiben,

als ob der Körper tief und traumlos schliefe.

Der Geist jedoch will immer aufwärts steigen

und findet in der Höhe seinesgleichen.

Dort mag sich eine leise Ahnung zeigen,

wie es einst sein wird in den Geisterreichen.

Doch hier ein Fuhrwerk, nicht vom Pferd gezogen,

das lärmt und im Geschwätz der Masse verhallt.

Die Götter haben wahrlich nicht gelogen,

ihr Ebenbild in menschlicher Gestalt.

Dort ist ein Vogel, der auf Eisenschwingen

gar seinen Weg durch Tausend Wolken findet;

vor diesem Brunnen hört man Kinder singen,

die Menschen, die die Menschlichkeit verbindet.

So viele Leute sitzen auf der Stiege

mit schwarzen Sonnengläsern auf der Nase,

die Heiterkeit ist wahrlich keine Lüge

auf dieser frequentierten Einkaufsstraße,

die zum El Greco führt, dem Stadtcafé;

und gegenüber auf dem weiten Platz

gibt es ein Teehaus, und da trinkt man Tee.

Die ewige Stadt birgt wahrlich einen Schatz!

Wie hoch die Bauten hin zum Himmel streben,

doch die Fassaden fügen sich harmonisch

zu einem Ganzen. Hier lässt sich gut leben.

Doch dies ist nur geliehen, so lakonisch

betrachte ich den eitlen Ruhm der Welt.

Der wahre Schatz, den Weise sich erwerben,

wird nicht vor Menschenmengen ausgestellt.

Die Meister wissen, dass die Menschen sterben

und alles Glück auf Erden nur vergänglich.

Was auch Fortuna gibt, wenn sie gewogen,

so ist dem Menschen doch bekannt hinlänglich,

dass diese Göttin feindlich und verlogen.

Szene 3 – Marcus Aurelius tritt hinzu und beginnt ein

Gespräch mit Seneca. Marcus Aurelius trägt einen

purpurfarbenen Mantel und einen Smaragdring.

Marcus Aurelius:

Wie wahr, du edler Lehrer, deine Worte,

die du für diese eitle Leere findest.

Ich war auf Erden wohl an manchem Orte

und sah das Treiben, das du hier ergründest.

Vor langer Zeit erbauten starke Krieger

weitausgedehnte, starke Königreiche,

sie schlugen jeden Feind, die stolzen Sieger,

und ihre Völker wünschten sich das gleiche,

was niemals neu erfunden auf der Erde,

dass einer lebe, dass ein andrer sterbe,

sie beteten, dass ihnen Wohltat werde,

und trachteten, was einer sich erwerbe,

zu teilen und zu stehlen, zeugten Kinder,

sie starben an den Seuchen, häuften Schätze,

sie hungerten, dann wieder ein Erfinder,

der Segen brachte, Treue zum Gesetze,

des Krieges Waffen klirrten in den Schlachten,

das Königreich zerfiel, vom Feind belagert,

bis neue Königreiche Wohlstand brachten,

obwohl so mancher Bettler, abgemagert,

am Tor der Stadt sein karges Brot erhalten

in seiner Not. So geht zu allen...

Erscheint lt. Verlag 13.9.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
ISBN-10 3-7568-0426-7 / 3756804267
ISBN-13 978-3-7568-0426-9 / 9783756804269
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