Des Pudels Kern (eBook)
240 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98901-5 (ISBN)
Manuela Sanne wuchs in Höxter an der Weser auf. Sie lebt mit Kind, Kegel und zwei Katern in Wuppertal. Dort arbeitete sie 30 Jahre als Buchhändlerin, bevor sie mit dem Schreiben begann. Nach Kinderbüchern und Liebesromanen (Viola Sanden) verbindet sie nun als Autorin humorvoller Nordsee-Krimis drei große Leidenschaften: Schreiben, Katzen - und die Nordseeküste als liebstes Urlaubsziel.
Die Autorin, geboren in Paderborn und aufgewachsen in Höxter an der Weser, lebt mit Kind, Kegel und zwei Katern in Wuppertal. Als Buchhändlerin und Schriftstellerin hat sie ihre liebsten Hobbys zum Beruf gemacht: Lesen und Schreiben. Nach drei Kinderbüchern legte sie sich für ihre Liebesromane bei Piper Digital das offene Pseudonym Viola Sanden zu. Die Humorkrimis um Rosa Fink erscheinen unter ihrem Klarnamen Manuela Sanne.
1
Wettschuld
Der Weckdienst im Hause Fink kannte kein Pardon. Rosa schreckte hoch und sah auf die Uhr. Früh, viel zu früh an einem Sonntag. Vielleicht konnte sie Zeit schinden. Noch fünf Minuten dösen, das musste ihr gegönnt sein. Sie legte sich auf den Rücken, schloss die Augen und versuchte, ganz regelmäßig zu atmen. Mit etwas Glück konnte sie so Tiefschlaf vortäuschen.
Natürlich wurde der Trick durchschaut. Kater Rudi sprang aufs Bett und von dort auf Rosas Bauch. Ohne hinzuschauen wusste sie, welche der beiden Katzen sich auf ihr niedergelassen hatte. Zweifellos Rudi. Der grau getigerte Kater war inzwischen fast ausgewachsen und wog fünf Kilo. Sofort begann er, mit beiden Vorderpfoten rhythmisch zu treteln. Durch ihr luftiges Sommernegligé spürte Rosa den Druck seiner Ballen deutlich, trotz rücksichtsvoll eingezogener Krallen. Gleichzeitig schnurrte Rudi so voller Wonne, dass sein gesamter Körper in vibrierende Schwingung geriet. Hätte nicht bereits das stattliche Gewicht ihn verraten, dann diese Ekstase beim Milchtritt.
Rudis Schwester enterte nun ebenfalls das Bett. Rosa blinzelte und sah die auf sie gerichteten Katzenaugen. Hungrige Raubtieraugen. Schnell schloss sie die Lider. Ruby wartete einen Moment auf die gewünschte Reaktion. Als diese ausblieb, erinnerte sie mit einem lang gezogenen Määäh an die Pflichten als Dosenöffnerin. Wegen dieses eigentümlichen Miauens, das sich wie ein jämmerliches Blöken anhörte, hatte Rosa ihr den Kosenamen Lämmchen gegeben. Nimmersatt hätte auch gepasst, denn Ruby war zwar wohlgenährt, aber permanent hungrig. Sie schlang gierig alles in sich hinein, dessen sie habhaft werden konnte: Brot, Kuchen, Kekse, Käse, Wurst, nichts war vor ihr sicher. Sogar eine Gurke hatte sie schon mal angeknabbert.
Rubys Klagetöne vermischten sich mit dem schnurrenden Dieselmotor zu einem Konzert, das Rosa kapitulieren ließ. Es half alles nichts. Ausschlafen am Wochenende gehörte der Vergangenheit an. Und Aufwachen mit Sebi leider ebenfalls. Dabei waren sie jetzt doch Pensionäre, wie Sebi scherzhaft zu sagen pflegte. Auch heute war seine Seite des Bettes leer, bis auf Ruby, die dort hockte.
Obwohl sie nun wieder miteinander verheiratet waren und am Wattenmeer zusammenlebten, bekam sie ihren Mann selten zu Gesicht. Nicht nur im Schlafzimmer. Es kam ihr so vor, als hätten sie in Wuppertal trotz Scheidung und getrennter Wohnungen mehr gemeinsame Zeit verbracht. Der Pensionär war erstaunlich diszipliniert und mit Feuereifer bei der Sache. Er stand morgens vor ihr auf und ging meistens nach ihr zu Bett. Weder seinen Job bei der Polizei noch seine spätere Tätigkeit als Privatermittler hatte er auch nur annähernd so ernst genommen wie seine Rolle als Inhaber der Pension Zum Jadebusen. Die Detektei Fink existierte zu Rosas Bedauern seit ihrem Umzug lediglich als Schild, das er an der Tür zum Büro befestigt hatte. Dezent von innen, damit es garantiert niemand entdeckte.
Schatz, wenn hier alles erst mal rund läuft und es zeitlich passt, melde ich die Detektei eventuell als Nebengewerbe an, hatte Sebi in Aussicht gestellt. Was im Klartext hieß, dass die Detektei ebenfalls Vergangenheit war. Rosa seufzte bedauernd, während sie die Näpfe mit Katzenfutter füllte. Nach zwei Fällen war ihre Karriere als Hobbydetektivin schon beendet. Aber andererseits – man konnte nie wissen. Bei Bedarf würde sie ohne Sebi tätig werden. Wer brauchte schon einen Gewerbeschein? Sie war einsatzbereit.
Von Sebis ungewohnter Arbeitswut einmal abgesehen, liebte Rosa ihr neues Leben in Dangast. Nach der spontanen Entscheidung, zusammen hierherzuziehen, hatten sie Sebis fünfzigsten Geburtstag Anfang dieses Jahres noch groß in Wuppertal gefeiert und dabei direkt das Hochzeitsgeschenk eingelöst, den Gutschein für eine Schwebebahnfahrt im altehrwürdigen Kaiserwagen. Die folgenden drei Monate waren mit Umzugsvorbereitungen wie im Flug vergangen.
Entgegen den düsteren Prognosen ihrer Eltern und Schwiegereltern empfand sie kein bisschen Heimweh. Zwischen Bergischem Land und Jadebusen lagen schließlich keine Welten, sondern nur drei Fahrstunden. Sie konnte Familie und Freunde besuchen, wenn sie wollte, und problemlos Besuch aus Wuppertal über Nacht unterbringen. Im Anbau der früheren Zimmerwirtin Wiebke Janssen, in den sie nun mit Sebi eingezogen war, gab es zwar kein Gästezimmer, aber sie besaßen schließlich eine Pension. Sebi plante die offizielle Neueröffnung erst für Ende August. Bis dahin modernisierte er zusammen mit den zwei Angestellten Agnes und Beeke-Luise, die er beide von Wiebke übernommen hatte, die Pensionsräume. Rosa packte natürlich auch mit an. Hinzu kamen die vielen freiwilligen Hilfskräfte aus dem Freundes- und Familienkreis, die Sebi statt zahlender Urlaubsgäste akquirierte. Über Pfingsten war die Pension voll gewesen bis unters Dach: Eltern und Schwiegereltern, dazu Sebis elfjährige Tochter Frieda. Sogar Wiebke hatte bereits von ihrer lebenslangen Option auf freie Unterkunft Gebrauch gemacht. Christi Himmelfahrt war sie mit Bernd aus Wuppertal angereist, um bis Pfingstmontag im Hafenzimmer zu nächtigen und ihnen mit gut gemeinten Tipps auf die Nerven zu gehen. Glücklicherweise hatten sich Bernd und Wiebke dann nach Bremerhaven und von dort aus auf ihre erste Kreuzfahrt begeben.
Rein rechnerisch war Sebis Herangehensweise unklug. Von seiner üppigen Erbschaft war zwar auch nach dem Kauf der Pension einiges übrig, sodass sie sich den Ausfall der Hauptsaison leisten konnten, aber das finanzielle Polster schmolz zusehends dahin. Für die Arbeiten hätte Rosa lieber Profis engagiert, die das Ganze effizient über die Bühne brachten. Dann wären sie längst fertig und könnten die Sommermonate mitnehmen. Sebi zeigte sich jedoch uneinsichtig. Er wollte die Renovierung auf Biegen und Brechen selbst durchziehen. Selbst ist der Mann, hatte er allen Ernstes getönt. Er, der immer behauptet hatte, zwei linke Hände zu haben, gehörte nun in den umliegenden Heimwerkermärkten zur Stammkundschaft.
Im Anbau war Sebi ebenfalls nicht untätig gewesen. Nach Entfernung einer Wand gingen Küche und Wohnbereich nun ineinander über. Rosa hatte alles nach ihrem Geschmack eingerichtet, natürlich nicht, ohne Sebi gelegentlich nach seiner Meinung zu fragen. Von ihm waren keine Einwände gekommen. Inspiriert vom gediegenen Landhaus-Stil der Katzenzüchterin Monika Müller hatte Rosa sich für weiß getünchte Wände, helle Dielen und skandinavische Möbel entschieden. Maritime Bilder und Deko in Blautönen sorgten für Farbtupfer. Im Wohnzimmer war eine ganze Wand Rosas Büchern vorbehalten, die in dem deckenhohen beleuchteten Regal gut zur Geltung kamen. Neben einem großen blauen Sofa mit blau-weiß gestreiften Kissen stand der Kratzbaum aus Naturholz. Er fügte sich harmonisch ein, aber leider zogen Sofa und Kissen Katzenhaare geradezu magisch an. Bei der nächsten Gelegenheit wollte Rosa Monika unbedingt das Geheimnis ihres komplett haarfreien Züchterinnenhaushalts entlocken. Auf wundersame Weise haftete an Monikas Heimtextilien nie auch nur ein einziges Katzenhaar – und an ihrer eleganten Kleidung auch nicht.
»Moin, mein Schatz! Du bist ja schon auf. Ich wollte dir Frühstück ans Bett bringen.«
Rosa zuckte beim Klang von Sebis Stimme zusammen. Er musste sich bemüht haben, leise zu sein, denn sie hatte ihn nicht hereinkommen gehört. In einer farbbeklecksten Malerlatzhose tauchte er plötzlich im Wohnzimmer auf – mit einer Brötchentüte, die er nun auf dem Tisch ablegte.
»Bekomme ich ein Begrüßungsküsschen?«, fragte er gut gelaunt.
Sie reckte sich zu ihm hoch. Doch der Kuss fiel flüchtig aus, was daran lag, dass Sebi neuerdings aufs Rasieren verzichtete und die sprießenden Bartstoppeln an ihrer Wange kratzten. Schneller als üblich löste Rosa ihre Lippen von seinen. Sebis Miene verriet, dass er sich mehr Leidenschaftlichkeit erhofft hatte. In dieser Hinsicht musste sie ihn jedoch enttäuschen.
»Das mit dem Frühstück im Bett ist lieb gemeint von dir, aber ich muss doch meine Wettschuld einlösen. Heute ist der 23. Juni. Gorch-Fock-Lauf. Schon vergessen?«
Ungläubig schaute Sebi sie an, bevor er sagte: »Nein, aber ich habe das für einen Scherz gehalten. Wie lange ist diese Wette jetzt her?« Er dachte kurz nach. »Ein dreiviertel Jahr, und du warst reichlich angeheitert. Soweit ich weiß, bist du genau einmal...
Erscheint lt. Verlag | 30.6.2022 |
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Reihe/Serie | Ein Fall für Rosa Fink |
Ein Fall für Rosa Fink | |
Ein Fall für Rosa Fink | Ein Fall für Rosa Fink |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Cosy Krimi • Cozy Crime • Dangast • Frauenkrimi • heiterer Krimi • Hobbyermittler • humorvolle Krimis • Hund • Katzenkrimi • Krimi mit Hund • Krimi mit Katzen • Kriminalroman • Krimödie • Küstenkrimi • Lustige Bücher • Mamma Carlotta • Nordseekrimi • Pudel • Regionale Krimis • Wattenmeer • Wuppertal |
ISBN-10 | 3-492-98901-2 / 3492989012 |
ISBN-13 | 978-3-492-98901-5 / 9783492989015 |
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