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Mord auf dem Landgut (eBook)

Ein Weihnachtskrimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
256 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-2869-0 (ISBN)

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Mord auf dem Landgut -  Cyril Hare
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Markshire, England. Das Landgut von Lord Warbeck ist prächtig hergerichtet für das wohl letzte Weihnachtsfest des im Sterben liegenden Hausherren. Für diesen festlichen Anlass hat der Lord noch einmal alle eingeladen, die ihm nahestehen. Starker Schneefall sorgt dafür, dass niemand der illustren Gesellschaft das Landgut verlassen kann. Dieser Umstand wird besonders brenzlig, als der Sohn des Lords am Weihnachtsabend tot zusammenbricht - vergiftet mit Zyankali. Wer ist dafür verantwortlich? Der sich übergangen fühlende Vetter? Die junge Geliebte? Oder doch der Butler? Eins steht jedenfalls fest: Verdächtige gibt es viele. Und: Dieses Weihnachten wird mörderisch.



<p><strong>Cyril Hare</strong> wurde im Jahr 1900 in Mickleham, Grafschaft Surrey, als Alfred Alexander Gordon Clark geboren. Er studierte Jura am New College zu Oxford und wurde 1924 Anwalt. Daneben pflegte Clark seine schriftstellerischen Ambitionen und verfasste unter dem Pseudonym Cyril Hare neun Kriminalromane. Wie Agatha Christie und Dorothy L. Sayers zählt er zu den Vertretern des »Goldenen Zeitalters« des Detektivromans. Er starb 1985 mit nur 58 Jahren.</p>

Cyril Hare wurde im Jahre 1900 in Mickleham, Grafschaft Surrey, als Alfred Alexander Gordon Clark geboren. Er studierte Jura am New College zu Oxford und wurde 1924 Anwalt. Daneben pflegte Clark seine schriftstellerischen Ambitionen und verfasste unter dem Pseudonym Cyril Hare neun Kriminalromane. Wie Agatha Christie oder Dorothy L. Sayers zählt er zu den Vertretern des "Goldenen Zeitalters" des Detektivromans. Er starb 1958 mit nur 58 Jahren.

Kapitel 1


Der Butler und der Professor


Warbeck Hall steht in dem Ruf, das älteste bewohnte Herrenhaus in Markshire zu sein. Der Urkundenraum im nordöstlichen Flügel ist vermutlich der älteste Teil des Gebäudes; mit Sicherheit aber der kälteste. Dr. Wenzeslaus Bottwink, Doktor der Philosophie der Universität Heidelberg, Ehrendoktor der Literatur der Universität Oxford, ehemals Professor für Neue Geschichte an der Universität Prag, Mitglied eines halben Dutzends gelehrter Gesellschaften von Leyden bis Chicago, spürte, wie ihm die Kälte bis auf die Knochen drang. Er beugte sich über die Seiten eines Stapels verblichener Manuskripte und hielt gelegentlich im Lesen inne, um einzelne Passagen in seine schräge, fremdländische Schreibschrift zu transkribieren. Er war Kälte gewohnt. In seiner Studentenunterkunft in Heidelberg war es kalt gewesen, noch kälter gar im Winter 1917 in Prag, am kältesten jedoch in den Konzentrationslagern des sogenannten Dritten Reichs. Er war sich der Kälte bewusst, aber solange seine Finger nicht zu steif wurden, um einen Stift zu halten, ließ er nicht zu, dass die Kälte ihn in seiner Konzentration beeinträchtigte. Sie war nicht mehr als ein ermüdender Begleitumstand seiner Arbeit. Das wahre Hindernis, das ihm im Augenblick Sorgen bereitete, stellte die furchtbare Handschrift dar, mit der der dritte Viscount Warbeck die vertraulichen Briefe kommentiert hatte, die ihm einst Lord Bute während der ersten drei Jahre der Regentschaft König Georgs III. hatte zukommen lassen. Diese Randnotizen! Diese unleserlichen, verstümmelten Bemerkungen zwischen den Zeilen! Dr. Bottwink hatte inzwischen eine persönliche Antipathie gegen diesen Adligen des 18. Jahrhunderts entwickelt. Dass jener Mann, ein Empfänger solch bedeutsamer Informationen und Hüter von Staatsgeheimnissen, die für nachfolgende Generationen von derart unschätzbarem Wert waren, genügend Pflichtgefühl besessen hatte, diese Geheimnisse für die Nachwelt zu bewahren, sich dann jedoch dazu entschieden hatte, die allerwertvollsten Vertraulichkeiten in einem unleserlichen Gekritzel zu hinterlassen – das war doch unerträglich! Der Viscount allein war schuld daran, dass die Forschungen zu den Warbeck-Dokumenten mehr als doppelt so viel Zeit in Anspruch genommen hatten als ursprünglich vorgesehen. Und dabei galt Zeit doch als so kostbar für einen älteren Gelehrten, um dessen Gesundheit es nicht mehr zum Besten bestellt war! Es wäre seine Schuld, wenn die Forschungsarbeit, die sich mit der Entwicklung der englischen Verfassung von 1750 bis 1784 befasste, beim Tod des Autors unvollendet bliebe. In zorniger Fassungslosigkeit starrte Dr. Bottwink auf die Hieroglyphen vor ihm und stieß über zwei Jahrhunderte hinweg Verwünschungen auf Lord Warbeck und dessen unzureichenden Federkiel aus.

Es klopfte diskret an der Tür, und ohne eine Antwort abzuwarten, betrat ein Diener den Raum. Es handelte sich um einen leicht untersetzten älteren Mann mit dem neutralen Gesichtsausdruck, der für Butler in guten Häusern typisch ist.

»Ich bringe Ihnen Ihren Tee, Sir«, sagte er und stellte ein Tablett auf dem Tisch in der Mitte des Archivs ab.

»Danke, Briggs«, sagte Dr. Bottwink. »Das ist sehr nett von Ihnen. Sie hätten sich aber keine Umstände zu machen brauchen.«

»Das sind keine Umstände, Sir. Ich nehme selbst gern um diese Zeit eine Tasse Tee, außerdem ist es von der Anrichtekammer nur eine Treppe nach oben.«

Dr. Bottwink nickte ernst. Er war hinreichend vertraut mit den englischen Sitten, um zu wissen, dass ein Butler selbst heutzutage für gewöhnlich keine Gründe anführte, warum er einem Gast des Hauses Tee servierte. Aber gerade weil er nicht ganz der Definition eines Gasts entsprach, hielt Briggs es für notwendig zu erläutern, warum es ihm keinerlei Umstände bereitete, eine Treppe nach oben zu nehmen. Dr. Bottwink genoss diesen feinen gesellschaftlichen Unterschied mit einem gewissen hintersinnigen Humor.

»Nichtsdestotrotz ist es sehr freundlich von Ihnen, Briggs«, beharrte er in seinem sorgsam gewählten Englisch. »Obwohl wir ja direkte Nachbarn sind. Wir beide sind nämlich die einzigen Bewohner des ursprünglichen Gebäudes von Warbeck Hall.«

»Ganz recht, Sir. Dieser Teil des Hauses wurde tatsächlich von Perkin Warbeck persönlich in Auftrag gegeben, und zwar im Jahr …«

»Nein, nein, Briggs!« Dr. Bottwink war gerade dabei, sich etwas von dem Tee einzuschenken, hielt dann aber inne, um den Butler zu verbessern. »Derlei Dinge können Sie Besuchern und Touristen erzählen, aber bitte nicht mir. Tatsache ist, Perkin Warbeck ist ein Mythos – ich meine natürlich nicht im historischen Sinne, aber in Bezug auf Lord Warbecks Familie. Es besteht keinerlei Zusammenhang. Dieser Zweig der Warbecks hat einen ganz anderen Ursprung, zudem einen sehr viel respektableren Ursprung, das versichere ich Ihnen. Das steht alles in den Dokumenten dort oben.« Er nickte in Richtung eines Eichenschranks an der Wand hinter ihm.

»Gewiss, Sir«, erwiderte Briggs geschmeidig, »aber so sagen wir es jedenfalls immer in Markshire.«

Was für eine Antwort sich Dr. Bottwink auch immer überlegt haben mochte, er besann sich eines Besseren. Stattdessen murmelte er leise vor sich hin: »So sagen wir es jedenfalls in Markshire …«, und nahm einen Schluck Tee. Laut sagte er dann: »Der Tee tut sehr gut, Briggs. Er wärmt einem das Herz.« Ein wenig stolz sah er den Butler an, weil er wissen wollte, ob dieser zu würdigen wusste, wie gut er die englischen Redensarten beherrschte.

Briggs ließ sich zu der Andeutung eines Lächelns hinreißen.

»So ist es, Sir«, sagte er. »Es ist sehr kalt. Es liegt Schnee in der Luft. Der Wettervorhersage nach zu urteilen, dürfen wir mit einer weißen Weihnacht rechnen.«

»Ach, Weihnachten!« Dr. Bottwink stellte die Tasse ab. »Haben wir es schon so spät im Jahr? An einem Ort wie diesem kommt einem jegliches Zeitgefühl abhanden. Ist wirklich bald Weihnachten?«

»Übermorgen, Sir.«

»Ich hatte ja keine Ahnung. Ich bin viel länger mit dieser Sache hier beschäftigt als beabsichtigt. Lord Warbecks Gastfreundschaft habe ich über Gebühr in Anspruch genommen. Womöglich kommt es ihm ungelegen, mich um diese Zeit hier zu beherbergen. Ich sollte ihn besser fragen.«

»Ich war so frei, Sir, das Thema zur Sprache zu bringen, als ich Seiner Lordschaft den Tee brachte, und er äußerte den Wunsch, dass Sie während der Feiertage sein Gast sein sollen, wenn es Ihnen auskommt.«

»Das ist sehr freundlich von ihm. Ich werde die Gelegenheit wahrnehmen, mich persönlich bei ihm zu bedanken, wenn er imstande ist, mich zu empfangen. Wie geht es ihm übrigens heute?«

»Seiner Lordschaft geht es besser, haben Sie vielen Dank, Sir. Er ist auf, aber noch nicht unten.«

»›Auf, aber noch nicht unten‹«, wiederholte Dr. Bottwink nachdenklich. »›Auf, aber noch nicht unten!‹ Das Englische ist eine so ausdrucksstarke Sprache!«

»Gewiss, Sir.«

»Übrigens, Briggs, Sie sprachen soeben von den Feiertagen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Feierlichkeiten unter den gegebenen Umständen rein symbolischer Art sein werden?«

»Verzeihung, Sir?«

»Ich meine, es wird doch wohl keinen Festschmaus geben, keinen – keinen …«, ungeduldig schnipste er mit den Fingern, da ihm der passende Ausdruck nicht einfiel, »– keinen ausgelassenen Spaß?«

»Ich vermag nicht genau zu sagen, welcher Art die Feierlichkeiten sein werden, Sir, aber ich denke, man darf vermuten, dass Weihnachten in aller Stille begangen wird. Seine Lordschaft hat lediglich ein paar Familienmitglieder eingeladen.«

»Oh! Es werden Gäste erwartet? Wer wird es sein?«

»Sir Julius trifft noch heute Abend ein, Sir, und morgen …«

»Sir Julius?«

»Sir Julius Warbeck, Sir.«

»Aber er ist doch Schatzkanzler der gegenwärtigen Regierung, nicht wahr?«

»Ganz genau, Sir.«

»Ich glaubte, meinen Gesprächen mit Lord Warbeck entnommen zu haben, dass dessen politische Ansichten gänzlich anderer Art sind.«

»Seine politischen Ansichten, Sir? Meines Wissens kommt Sir Julius nur in seiner Eigenschaft als Lord Warbecks Vetter ersten Grades hierher.«

Dr. Bottwink seufzte.

»Nach all den Jahren«, sprach er, »habe ich manchmal das Gefühl, dass ich England wohl nie verstehen werde. Nie.«

»Brauchen Sie mich dann noch, Sir?«

»Bitte um Verzeihung, Briggs. Mit meiner schnöden kontinentalen Neugierde halte ich Sie nur von Ihrer Arbeit ab.«

»Keineswegs, Sir.«

»Falls Sie es ertragen können, noch einen Augenblick in dieser Kälte zu verweilen, würde es mich freuen, wenn Sie mir noch etwas sagen könnten, das für mich von einer gewissen Bedeutung ist. Welche Rolle fällt mir hier im Haus während der Weihnachtsfeierlichkeiten zu?«

»Sir?«

»Es wäre doch sicher gut, wenn ich mich möglichst nicht blicken ließe, nicht wahr? Lord Warbeck war schon so liebenswürdig, mich während meines Aufenthalts hier als Gast zu betrachten, aber ich darf natürlich nicht erwarten, auf derselben Stufe wie die Mitglieder seiner Familie zu stehen – insbesondere, da Seine Lordschaft ›auf ist, aber noch nicht unten‹. Das ist eine ziemlich heikle Situation, was, Briggs?«

Der Butler hüstelte.

»Meinen Sie das mit Blick auf die Mahlzeiten, Sir?«, fragte er.

»Nun ja, ich denke, die Mahlzeiten sind entscheidend. Während der anderen Zeiten kann ich mich hier oben ganz gut selbst beschäftigen....

Erscheint lt. Verlag 30.9.2022
Übersetzer Dr. Holger Hanowell
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel An English Murder
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • barnaby • detektivroman • Dorothy Sayers • Goldenes Zeitalter Detektivroman • Krimis • Landhaus • Landhauskrimi • Weihnachten • Weihnachtskrimi
ISBN-10 3-7517-2869-4 / 3751728694
ISBN-13 978-3-7517-2869-0 / 9783751728690
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