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Frozen - Tod im Eis -  Jens Schumacher

Frozen - Tod im Eis (eBook)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
360 Seiten
Mantikore-Verlag
978-3-96188-151-2 (ISBN)
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Während einer Forschungsexpedition in die Antarktis verschwindet der Anthropologe Donald Wilkins, auf mysteriöse Weise. Kurzentschlossen macht sich sein Sohn Henry gemeinsam mit einem Rettungsteam auf die Suche. Schon bald stoßen sie auf Hinweise, dass Dr. Wilkins im ewigen Eis eine phänomenale Entdeckung gemacht hat: Inmitten eines auf keiner Karte verzeichneten Gebirgsmassivs liegt eine gigantische Ruinenstadt, die Millionen Jahre alt sein muss - älter als jede menschliche Zivilisation! Doch vorzeitliche Bauwerke sind nicht das Einzige, das unter dem Eis begraben liegt und auf seine Befreiung wartet ...

PROLOG


NEUGUINEA, 19. JANUAR 2013

Dumpf hallten die Trommeln durch den nächtlichen Dschungel. Die Schläge hätten der Herzschlag einer gigantischen urzeitlichen Kreatur sein können, doch dafür war ihr Rhythmus zu schnell, zu hektisch. Selbst die Affen in den Baumkronen, die durch den ungewohnten Lärm aus ihrem Schlummer hochschraken und verwirrte Kreischlaute ausstießen, schienen zu spüren, dass diese Geräusche im tropischen Regenwald nicht an der Tagesordnung waren.

Sie kündeten von etwas Außergewöhnlichem.

Die Trommelschläge kamen von einer runden Lichtung in der Nähe eines Bachlaufs. Sie war so groß, dass es den umstehenden Urwaldriesen trotz ihrer weit ausladenden Äste nicht gelungen war, ein geschlossenes Blätterdach darüber zu bilden. Myriaden von Sternen blitzten vom schwarzen Himmel herab auf das, was sich tief unter ihnen im Schutze des Dschungels abspielte.

Das flackernde Licht von Fackeln, in einem weiten Kreis in die Erde gerammt, erhellte rund drei Dutzend kleinwüchsige, fast nackte Männer. Ihre dunkle Haut war beinahe vollständig mit einer dicken Schicht pflanzlicher Farbe bedeckt, lediglich Tönung und Muster unterschieden sich. Die meisten hatten ihre Gesichter gelb, die Oberkörper leuchtend rot bemalt, bei anderen war die rechte Körperhälfte braun, die linke weiß gefärbt. Jeder trug einen prächtigen Kopfschmuck aus langen, senkrecht in die Höhe ragenden Federn. Die meisten hatten ihr Haar darüber hinaus mit grünem Moos bedeckt, was den Eindruck erweckte, auf ihren breiten Schädeln wüchse Gras.

Vor zehn der Eingeborenen standen bauchige Trommeln auf dem Boden. Konzentriert und absolut synchron schlugen sie mit den Händen auf die braunen Tierfelle ein.

Alle Anwesenden hielten respektvollen Abstand zu einem steinernen Gebilde, das sich in der Mitte der Lichtung erhob. Es erinnerte an eine Stufenpyramide, war allerdings viel flacher, eine Art aus Fels gehauene Bühne. Stufen führten auf allen Seiten zu einem Quadrat von rund drei Metern Kantenlänge hinauf. In dessen Zentrum befand sich ein hüfthoher steinerner Würfel, dessen Seiten, genau wie die senkrechten Flächen der Stufen ringsum, mit primitiven Reliefs verziert waren. Trotz der dicken Schicht aus Moos und Flechten, die sie überwuchert hatten, waren die eingemeißelten Szenen noch deutlich zu erkennen.

Die Motive waren in höchstem Maße fremdartig, die Art der Darstellung ähnelte keinem bekannten Kulturkreis der Erde. Fast alle Abbildungen zeigten Menschen, Hunderte von ihnen, winzig klein wie Ameisen. Sie schienen eine Gruppe gigantisch großer Geschöpfe zu verehren, möglicherweise Drachen oder Dinosaurier, wenngleich einige dafür eindeutig zu viele Arme, Augen und sogar Köpfe besaßen. Die Menschlein knieten, lagen zu Füßen der Kreaturen auf dem Boden oder warfen sich scheinbar willenlos in deren riesenhafte aufgerissene Schlünde.

Das Knirschen brechender Äste mischte sich jetzt in den auf- und abschwellenden Rhythmus der Trommeln. Zwischen den Farnbüschen, die die Lichtung wie eine grüne Mauer umgaben, entstand Bewegung. Kreischend erhoben sich zwei rote Paradiesvögel aus ihrem Versteck im Blattwerk und taumelten schlaftrunken über die Köpfe der Versammelten davon.

Sekunden später traten fünf Männer aus dem Dickicht. Vier von ihnen hatten tiefschwarz bemalte, mit hellen Knochenmustern verzierte Körper, was sie auf den ersten Blick wie Skelette aussehen ließ. Sie trugen lange Speere, und die wachsamen Blicke, die sie in alle Richtungen warfen, machten unmissverständlich klar, dass sie die Leibgarde für das fünfte Mitglied der kleinen Gruppe darstellten.

Dieser Mann wirkte in der nächtlichen Szenerie wie ein Gespenst, ein Wesen aus einer anderen Welt. Sein Körper, nackt bis auf einen winzigen Lendenschurz, erstrahlte in leuchtendem Weiß. Über seinen Kopf war eine übergroße Maske gestülpt, an deren Seiten lange, spitz zulaufende Zungen baumelten. Sie erinnerten an die Tentakel eines Seesterns und wippten bei jedem Schritt unkontrolliert auf und ab. Mit ausgestreckten Armen trug er einen Gegenstand vor sich her, der vollständig in grüne Palmblätter eingewickelt war.

Kaum hatten die Neuankömmlinge die Lichtung betreten, beschleunigte sich der Rhythmus der Trommeln. Der hektische, stolpernde Takt erinnerte an den panischen Herzschlag eines verletzten Buschhirschs, bevor er von den Klauen eines Jaguars in Stücke gerissen wird. Die Umstehenden stimmten einen dumpfen Sprechgesang an, eine Abfolge kehliger Laute, deren Bedeutung außer ihnen niemand auf der Welt mehr verstand. Synchron wiegten sie ihre Körper vor und zurück.

Der Schamane schritt über den feuchten Waldboden auf das Podest zu. Während sich seine Bewacher im Kreis darum postierten, stieg er die Stufen hinauf und legte seine Last auf dem steinernen Würfel ab. Dann begann er, den Gegenstand aus seiner Umhüllung zu wickeln.

Als das letzte Palmblatt fiel, sank der Schamane ehrfürchtig auf die Knie. Wie auf ein geheimes Kommando verstummten Gesang und Trommeln. Stille erfüllte die stickig-schwüle Luft. Lediglich ein kollektives scharfes Einatmen war zu vernehmen, als sich die Augen der Anwesenden auf das richteten, was der Schamane gebracht hatte.

Das Idol bestand aus schwarzem, glänzend poliertem Stein. Es war ungefähr so groß wie ein menschlicher Kopf und stellte ein Wesen dar, das mit angezogenen Beinen auf einem quadratischen Sockel hockte. Die Flanken des Steinblocks waren mit einer Vielzahl verschnörkelter Symbole überzogen. Bei manchen schien es sich um Schriftzeichen zu handeln, andere hatten Ähnlichkeit mit geografischen Markierungen oder astronomischen Symbolen.

Auf dem Rücken des Geschöpfs lagen gefaltete, fledermausartige Schwingen. Anstelle eines Kopfes saß ein überdimensionaler Seestern auf seinem Hals, in dessen Zentrum ein fremdartiges, sonderbar flaches Gesicht eingearbeitet war. Von der restlichen Physiognomie war kaum etwas zu erkennen, denn die Auswüchse an den Seiten des Sternschädels hingen weit über Schultern, Brust und Rücken herab und verbargen große Teile des Körpers.

Die Eingeborenen reagierten euphorisch auf den Anblick des Götzenbilds. Ein vielstimmiger Schrei stieg aus den Kehlen der Männer auf, die Trommler begannen von Neuem, auf ihre Instrumente einzuhämmern, wilder und kräftiger als zuvor.

Der Schamane erhob sich und begann, den steinernen Altar mit wiegenden Schritten zu umrunden. Dabei gab er halb gesungene, halb gemurmelte Wortfolgen von sich, die von den Umstehenden aufgegriffen und im Chor wiederholt wurden. Er streckte die Hände zum Nachthimmel empor, kreisend, lockend, so als wollte er die Sterne selbst einladen, zu ihm und seinen Gefolgsleuten herabzusteigen.

Während die Anrufungen des Schamanen immer gellender, seine Gesten intensiver wurden, beschleunigte sich der Rhythmus der Trommeln. Nicht weit entfernt stieß ein Jaguar, der sich durch den Tumult auf seiner nächtlichen Pirsch gestört fühlte, ein irritiertes Knurren aus. Niemand achtete darauf.

Die Kultanhänger hatten ihre Positionen um die steinerne Bühne verlassen und umkreisten sie jetzt in einem taumelnden Tanz. Auch die Leibwächter des maskierten Priesters beteiligten sich am Ritual. Die Speere senkrecht in die Höhe gereckt, hüpften sie singend und knurrend an der Seite ihrer Kameraden einher.

Das Geschrei des Schamanen erreichte einen schrillen Höhepunkt. Die Trommler entlockten ihren Instrumenten ein letztes, infernalisches Stakkato, dann brachen sie abrupt ab. Der Maskierte fiel vor dem Götzenbild auf den Stein und reckte flehend die Arme gen Himmel. Sein Körper wurde von Zuckungen geschüttelt, tierhafte Laute drangen unter seiner klobigen Maske hervor.

In diesem Moment brüllte eine Stimme irgendwo zwischen den Büschen: »ZUGRIFF!«

Einen Wimpernschlag später flammten rings um die Lichtung grelle Scheinwerfer auf. Geblendet rissen die Tänzer die Hände vor die Augen, verwirrte Rufe wurden laut.

Da peitschte ein Schuss über die Lichtung. Auf der weiß bemalten Brust des Priesters explodierte eine leuchtend rote Blume, und mit einem erstickten Schrei sackte er in sich zusammen.

Bevor die Kultanhänger reagieren konnten, sprangen fünfzehn Männer in grün-braun gescheckten Militäruniformen aus dem Buschwerk hervor. Ohne zu zögern, rissen sie schwarz glänzende MPs in den Anschlag, dann wurde die Lichtung erhellt vom zuckenden Mündungsfeuer der automatischen Waffen. Schreie gellten, Körper stürzten, irgendwo wurden Befehle in englischer Sprache gebrüllt.

Binnen Sekunden war von der rund vierzigköpfigen Gruppe der Kultanhänger nur noch eine knappe Handvoll auf den Beinen, unter ihnen einer der Speerträger. Einen Ausdruck maßloser Verwirrung auf dem Gesicht, starrte er zu dem toten Schamanen auf dem...

Erscheint lt. Verlag 16.11.2021
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Arktis • Cthulhu • Deep • FROZEN • Geheimnis • Götter • Grusel • Hohlbein • Horror • Jens • Jugendbuch • Lovecraft • Roman • Schumacher • Spannung • versunkene Kulturen
ISBN-10 3-96188-151-0 / 3961881510
ISBN-13 978-3-96188-151-2 / 9783961881512
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