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Teuflische List (eBook)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
450 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2610-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Teuflische List -  Hilary Norman
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Abigail Allan hütet ein dunkles Geheimnis: Als Dreizehnjährige ist sie für den Tod ihrer Eltern und ihres Freundes verantwortlich gewesen. Es war zwar ein Unfall, aber die schrecklichen Ereignisse haben sie geprägt. Schuldgefühle sind ihr ständiger Begleiter bis zu dem Tag, als sie den Fotografen Silas Graves kennen lernt. Silas weiß um ihre Vergangenheit, und er hat seine eigenen Geheimnisse. Er ist der Meinung, dass ihn alle, denen er bisher seine Liebe schenkte, betrogen haben. Abigail scheint anders zu sein als seine bisherigen Partnerinnen.

Sie würde ihn niemals betrügen.

Und falls doch, würde sie sich in tödliche Gefahr begeben ...



Hilary Norman, geboren und aufgewachsen in London, war nach einer Karriere als Schauspielerin zunächst in der Mode- und Fernsehbranche tätig. Ihr erster Roman erschien 1986; seitdem hat sie zehn weitere Bücher geschrieben, die in siebzehn Sprachen übersetzt wurden.

7.


Als Silas achtzehn war und Jules dreizehn, starben Patricia und Graham bei einem Skiurlaub in Andorra in einer Lawine, als sie die abgegrenzten Pisten verlassen hatten, um durch den hohen, jungfräulichen Schnee zu fahren.

»Das wär’s dann«, sagte Silas zu Jules. »Wir sind auf uns allein gestellt.«

Es gab niemand anders. Keine Onkel oder Tanten. Ihre einzige überlebende Großmutter – Paul Graves’ Mutter, die genau wie Patricia nie herausgefunden hatte, was mit ihrem Sohn nach dessen Verschwinden geschehen war – litt an Demenz und lebte in einem Pflegeheim, während Grahams Eltern längst gestorben waren.

Zum Glück, ging es Silas durch den Kopf.

Damit war nun er das Familienoberhaupt.

»Dir wird nichts geschehen«, tröstete er seine Schwester. »Ich kümmere mich um dich.«

»Ich weiß«, sagte Jules und weinte in seinen Armen.

Silas kümmerte sich um alles. Er ließ die Leichen nach Hause fliegen und wies den Bestatter an, seine Mutter ihren Wünschen gemäß beizusetzen, während sein Stiefvater – der keine diesbezüglichen Anweisungen hinterlassen hatte – kremiert werden solle. Falls jemand in Grahams Namen Einwände erheben wolle, stehe es dem Betreffenden frei, eigene Arrangements zu treffen.

»Sollten sie nicht nebeneinander bestattet werden?«, fragte die entsetzte Jules ihren Bruder.

»Nein«, erwiderte Silas mit kalter Stimme.

»Aber es kommt mir so … so …« Jules’ Stimme geriet ins Wanken, und der Schmerz war ihr deutlich anzusehen.

»Sag schon. Wie kommt es dir vor?«, hakte Silas nach.

»Unfreundlich«, sagte Jules. »Irgendwie nicht richtig.«

Silas weigerte sich mehr als eine Woche lang, mit Jules zu sprechen. Er verstand sich gut darauf, seine weichherzige Schwester leiden zu lassen. Er wusste, dass er sie bestrafen konnte, indem er ihr die kalte Schulter zeigte, und dass es nicht lange dauern würde, bis sie ihn anflehte, ihr zu verzeihen – was er natürlich tun würde, denn er liebte sie. Außerdem war sie jetzt alles, was er noch hatte.

In diesem Fall wurde das Pardon am darauf folgenden Sonntag gewährt, nachdem Jules ihm seinen heiß geliebten Schweinebraten in Apfelsoße zubereitet hatte. Auch wenn die Kruste nicht annähernd so kross und schmackhaft gewesen war wie bei Patricias Schweinebraten, war das Essen nicht übel, und Silas erkannte die Mühe durchaus an, die Jules sich gemacht hatte – besonders angesichts der Trauer, die sie litt.

»Du wirst mich nie wieder so enttäuschen, nicht wahr, Jules?«, fragte er nach dem Essen.

»Wieder?« Sie wirkte verzweifelt.

»Du hast meine Entscheidung in Bezug auf Graham infrage gestellt«, sagte Silas.

»Doch nur, weil ich gedacht habe, es hätte Mami nicht gefallen.«

»Mami ist aber nicht mehr hier«, sagte Silas mit deutlich sanfterer Stimme. »Es gibt nur noch dich und mich, Jules, und ich muss wissen, ob du auf meiner Seite stehst.«

»Immer!«, antwortete Jules leidenschaftlich.

Sie umarmte ihn und weinte vor Erleichterung, dass er ihr vergeben hatte. Einen Augenblick lang, als er ihre Umarmung erwiderte, glaubte Silas beinahe, er hätte ihre Mutter wieder. Ihre echte Mutter, die Prä-Graham-der-Fremde-Mutter.

»Würde es dir etwas ausmachen …«, seine Gefühle schnürten ihm die Kehle zu, »heute Nacht in einem Bett mit mir zu schlafen?«

Nur eine Woche nach ihrem Tod hatte er Patricias und Grahams Schlafzimmer für sich beansprucht, hatte die Habseligkeiten seines Stiefvaters zusammengepackt, in einem der beiden Gästezimmer verstaut und seine eigenen Sachen aus seinem alten Zimmer herübergeschafft. In seinen Augen war es vollkommen richtig, wieder in dem Bett zu liegen, in dem er und seine Mutter so wunderbar zufrieden gewesen waren, bevor Graham in ihr Leben getreten war, zumal er sich einsam gefühlt und keine Nacht gut geschlafen hatte.

»Natürlich macht es mir nichts aus«, sagte Jules nun, »wenn du dich dann besser fühlst.«

»Gut«, sagte Silas und löste sich aus ihrer Umarmung.

Jules sah Tränen in seinen Augen. Sie streckte die Hand aus und streichelte ihm zärtlich über die Wange.

»Armer Silas«, sagte sie.

Eines Nachts wachte er auf und lag im Bett seiner Mutter, nur wenige Zentimeter von seiner Schwester entfernt, und hatte eine Erektion.

Eklig.

Patricias Stimme hallte so klar und deutlich in seinem Kopf wider, dass sie genauso gut neben seinem Bett hätte stehen können.

Silas atmete tief durch, rutschte vorsichtig von dem Federbett herunter, schnappte sich seinen Bademantel und schaffte es ins Bad.

Er war noch immer hart.

Lächerlich.

Während Silas im Badezimmer hockte, unter einem Handtuch masturbierte und sich wünschte, er hätte daran gedacht, das Türschloss reparieren zu lassen, sagte er sich, dass seine Mutter nun fort war. Und selbst wenn nicht – er war jetzt ein Mann, ein Mann, verdammt noch mal, und alle Männer wichsten dann und wann; daran war nichts verkehrt. Doch er war immer noch wütend auf sich selbst, weil er sein Verlangen nicht hatte beherrschen können. Und er schämte sich und hatte Angst, dass Jules aufwachen und ihn hören könnte – oder schlimmer noch, dass sie hereinkommen, ihn sehen und genauso angewidert sein könnte wie ihre Mutter damals, und dass sie ihn vielleicht sogar auslachte.

Aber nicht einmal das war seine größte Furcht, erkannte Silas. Seine größte Furcht war, dass Jules vielleicht nicht mehr bei ihm schlafen wollte, wenn sie erfuhr, was er hier tat, und er wollte nicht mehr alleine schlafen.

Er spritzte ins Handtuch und schlug die freie Hand vor den Mund, um den unwillkürlichen Schrei zu ersticken.

Nie mehr, sagte er sich und hängte das Handtuch wieder über die Stange, wobei er darauf vertraute, dass Jules dieses Badezimmer nur selten benutzte. Deshalb konnte er das Handtuch morgen früh in die Waschmaschine werfen, ohne dass sie etwas davon bemerkte.

Es war ohnehin nicht richtig, in diesem Bett einen Steifen zu bekommen, und ganz bestimmt nicht unmittelbar neben der kleinen Schwester. Was immer Patricia und Graham in den drei Jahren in diesem Bett, diesem Schlafzimmer getrieben hatten, wenn sie zusammen gewesen waren – es war für die perfekte Liebe bestimmt. Jene Art von Liebe, die Silas mit seiner Mutter geteilt hatte, bevor er gekommen war. Jene Art von Liebe, die er nun mit Jules teilte.

Dabei ging es nicht um Sex. Nicht jetzt, jedenfalls. Vielleicht eines Tages, in den kommenden Jahren, mit der richtigen Frau, einer Ehefrau vielleicht, die ihn liebte, wirklich liebte.

Doch erst einmal herrschte kein Mangel an Freundinnen. Viele der Mädchen lernte Silas über John Bromley kennen, einen Typen von seiner Schule, der schon so etwas wie eine Legende war, was Frauen betraf. Wenngleich Silas sich sagte, dass er es nicht nötig habe, an Frauen zu nehmen, was John Bromley übrig ließ, nahm er sie doch, denn er war ein ziemlich fauler Hund, was das Anbaggern betraf. Manchmal glaubte Silas, er hätte sich die Mühe ganz gespart, wäre John Bromley nicht gewesen. Jedenfalls hatte er nur Interesse an den wirklich gut aussehenden Mädchen – oder an denen, die ihm interessant genug erschienen, dass er ein Foto von ihnen machen wollte.

Ein paar von ihnen gefiel es, fotografiert zu werden; andere fanden es ein wenig seltsam. Denn auch wenn keine glühende Leidenschaft in Silas brannte, die fantastische oder zumindest ungewöhnlich schöne Fotos hervorgebracht hätte, so war er bisweilen doch geradezu besessen, wenn es darum ging, das Bild so hinzubekommen, wie er es haben wollte. Deshalb spielte er mit dem Hintergrund oder ließ ihn gänzlich weg, sodass die Mädchen aussahen, als würden sie fliegen oder schweben – coole Bilder und eine gute Übung fürs College, wo er dann Fotografie ernsthaft studierte.

Was den Sex betraf, ging Silas davon aus, ihn mehr genießen zu können, wenn er sich besser darauf verstand. Doch war er sich seiner Begabung zum Beischlaf nicht sicher. Bromley behauptete (nicht dass Silas ihm wirklich geglaubt hätte), er könne es so lange hinauszögern, bis die Mädels vor Lust schrien. In Silas’ Fall ging das Ganze ein wenig schneller. Nicht dass er irgendwelche ernsthaften Beschwerden zu hören bekommen hätte … nur dieser Rotschopf, Sonia Irgendwas, die er eines Sonntags getroffen hatte, als er mit John ins Spaniard gegangen war … Ihm selbst hatte sie zwar nicht sonderlich gut gefallen, doch John hatte offensichtlich ein Auge auf sie geworfen, und Silas hatte Lust auf einen kleinen Wettbewerb.

Sonia-der-Rotschopf war gut fünf Jahre älter als er, besaß einen tollen Körper und hatte es faustdick hinter den Ohren. Als Silas mit in ihr Apartment am Parliament Hill gegangen war, wurde er plötzlich unglaublich geil, und als er sie beim Strippen fotografierte (was ihr nicht das Geringste ausmachte), wurde er so hart wie noch nie. Als sie es dann miteinander trieben, schaffte Silas es nicht, auf sie zu warten; ja, er bemühte sich nicht einmal darum.

»Du selbstsüchtiger Bastard«, hatte Sonia geschimpft, weil er vor ihr gekommen war. Silas hatte schon darüber nachgedacht, einfach zu gehen, hatte dann aber nachgegeben und es ihr stattdessen mit der Hand besorgt – vor allem deshalb, weil er sich denken konnte, dass Sonia ihn vor Bromley oder einer ihrer Freundinnen zum Gespött machen würde, wenn er es nicht tat.

Nicht dass es ihn...

Erscheint lt. Verlag 16.11.2021
Reihe/Serie Hilary Norman Thriller
Hilary Norman Thriller
Übersetzer Rainer Schumacher
Sprache deutsch
Original-Titel GUILT
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Adam Fawley • Cara Hunter • Catherine Sheperd • Domestic Crime • Entführung • Familiendrama • Karen Rose • Spannung • Vermisstenfall
ISBN-10 3-8412-2610-8 / 3841226108
ISBN-13 978-3-8412-2610-5 / 9783841226105
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