The Beautiful (eBook)
432 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60092-7 (ISBN)
Renée Ahdieh besuchte die University of North Carolina in Chapel Hill. In ihrer Freizeit tanzt sie gerne Salsa, sammelt Schuhe und begeistert sich für alle Arten von Curry, gerettete Straßenhunde und College-Basketball. Die ersten Jahre ihres Lebens verbrachte sie in einem Wolkenkratzer in Südkorea, was möglicherweise der Grund dafür ist, dass sie den Kopf gern in den Wolken hat. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und ihrem kleinen Hund in Charlotte, North Carolina. Zu ihren Werken gehören die »Samurai«-Dilogie sowie der New-York-Times-Bestseller »Zorn und Morgenröte« und »Rache und Rosenblüte«.
Renée Ahdieh besuchte die University of North Carolina in Chapel Hill. In ihrer Freizeit tanzt sie gerne Salsa und sammelt Schuhe. Ihre Interessen umfassen außerdem alle Arten von Curry, gerettete Straßenhunde und College-Basketball. Die ersten Jahre ihres Lebens verbrachte sie in einem Wolkenkratzer in Südkorea – das ist möglicherweise der Grund dafür, dass sie mit ihrem Kopf gern in den Wolken schwebt. Renée Ahdieh lebt mit ihrem Ehemann und ihrem kleinen Hund in Charlotte, North Carolina. Sie ist Autorin der »Flame in the Mist«-Reihe sowie des New-York-Times-Bestsellers »Zorn und Morgenröte« und seines Nachfolgers, »Rache und Rosenblüte«.
Eine Kontraststudie
Dreiundzwanzig Passagiere entstiegen der Aramis, und alle hatten einen einfachen Koffer dabei, der ihre weltlichen Besitztümer enthielt. Nach einem Blick in die Frachtliste des Schiffes gestattete ihnen der Beamte im Zollamt, amerikanischen Boden zu betreten. Eine Stunde später setzten sich sieben Mädchen in eine bescheidene Equipage und fuhren durch die dunklen Straßen zum Ursulinenkonvent. Die Zukunft der anderen erwartete sie an den Docks.
Der offene Wagen holperte über das Kopfsteinpflaster. Um sie herum waren die Zweige der Bäume schwer von strahlend bunten Blüten. Zikaden und Schnellkäfer summten im Schatten und flüsterten von einer verfluchten Geschichte. Die tropische Brise strich durch die Äste einer Lebens-Eiche auf einem kleinen Platz. Die Wärme ihrer Umarmung fühlte sich auf Celines Haut seltsam an, insbesondere im Kontrast zum leicht kühlen Spätjanuarabend.
Aber sie wusste, dass sie sich nicht beschweren durfte. Vor ihrem Haus in Paris lag wahrscheinlich Schnee auf den Gehwegen, und es hätte noch Wochen gedauert, bevor sie das bequeme Musselinkleid, das sie nun trug, in Erwägung gezogen hätte. Celine erinnerte sich noch gut daran, wie sie es letzten Juni aus Stoffresten angefertigt hatte, die sie von einem eleganten Nachmittagskleid für eine reiche Dame, deren Salons berüchtigt waren, übrig behalten hatte. Damals hatte sich Celine ausgemalt, eines Tages selbst eine dieser Zusammenkünfte zu besuchen und sich unter die schicksten Mitglieder der Pariser Gesellschaft zu mischen. Sie würde sie mit ihrer Liebe zu Shakespeare und Voltaire beeindrucken. Sie würde genau dieses Kleid tragen, dessen dunkler Aubergineton einen wunderschönen Kontrast zu ihrer hellen Haut bildete und dessen Überrock mit reichlich Rüschen und Bändern verziert war. Und sie würde ihre schwarzen Locken auf dem Kopf auftürmen, so wie es der neuesten Mode entsprach.
Schmunzelnd erinnerte sich Celine an das siebzehnjährige Mädchen, das sie gewesen war. An die Dinge, von denen dieses Mädchen geträumt hatte. All das, was sie sich ersehnte: die Aufnahme in die Gemeinschaft der eleganten jungen Frauen, denen sie Kleider anpasste, die nur wenige Tage später weggeworfen wurden. Die Gelegenheit, sich in einen attraktiven jungen Mann zu verlieben, der ihr mit Gedichten und Versprechungen das Herz raubte.
Nun rümpfte sie bei diesem Gedanken die Nase.
Nach mehreren Wochen auf See, die es tief vergraben in einem Holzkoffer verbracht hatte, spiegelte das zerknitterte Kleid, das Celine nun trug, die deutliche Wende wider, die ihr Leben erfahren hatte. Es eignete sich nicht für eine Sonntagsmesse und erst recht nicht für einen Salon. Bei diesem Gedanken setzte sich Celine auf dem Holzsitz etwas anders hin, wobei sich das Korsett gegen ihre Rippen presste. Das Fischbein bohrte sich in ihre Brüste, als sie tief Luft holte.
Wobei sie einen derart köstlichen Duft einatmete, dass sie kurz abgelenkt war.
Sie schaute sich auf dem Platz nach der Ursache dafür um. An der Ecke der Lebens-Eiche gegenüber befand sich eine offene Bäckerei, die Celine an ihre Lieblingsboulangerie am Boulevard de Montparnasse erinnerte. Der Geruch von frischem Teig und langsam schmelzendem Zucker waberte zwischen den wächsernen Magnolienblättern hindurch zu ihr herüber. In der Nähe wurden die Fensterläden vor einem Balkon lautstark zugeknallt, und ein Spalier mit einer üppig wuchernden rosafarbenen Bougainvillea bebte, und die Blüten zitterten, als würden sie sich fürchten. Möglicherweise taten sie es aber auch aus Vorfreude.
Das hätte ein wunderschöner Anblick sein sollen, aber die entzückende Szene schien von etwas Unheilvollem unterlegt zu sein. Als hätte sich ein bleicher Finger zwischen einem Vorhang gezeigt und würde sie in einen dunklen Abgrund locken wollen.
Sie wusste, dass es weise wäre, die Warnung zu beherzigen. Dennoch war Celine wie verzaubert. Als sie die sechs anderen Mädchen im Wagen musterte – vier auf der einen und drei auf der anderen Seite –, sah Celine sich weit aufgerissenen Augen und beklommenen Mienen gegenüber. Oder war es Aufregung? Wie bei der Bougainvillea ließ es sich auch hier schwer sagen.
Der Wagen hielt an einer geschäftigen Straßenecke, und das kräftige Zugpferd warf die Mähne in den Nacken. Menschen in allen nur denkbaren Kleidungsstilen – von den Reichen mit ihren goldenen Uhrenketten bis hin zu den Bescheidenen mit ihren verschlissenen Leinengewändern – überquerten die Decatur Street mit entschlossenen, eiligen Schritten, als wären sie auf einer Mission. Es kam ihr ungewöhnlich vor für eine Tageszeit, die eher von Abschlüssen denn Anfängen geprägt war.
Da Pippa am nächsten zum Fahrer saß, beugte sie sich vor und sprach ihn an. »Geschieht heute Abend etwas Bemerkenswertes, das die versammelte Menschenmenge erklären würde?«
»Die Parade«, antwortete der barsche Mann, ohne sich umzudrehen.
»Wie bitte?«
Er räusperte sich. »In der Nähe der Canal Street fängt die Parade an. Aufgrund des Karnevals.«
»Eine Karnevalsparade!«, rief Pippa aus und drehte sich zu Celine um.
Antonia – die junge Frau, die links neben Celine saß – schaute sich aufgeregt mit großen, strahlenden braunen Augen um, die an die Augen einer Eule erinnerten. »Um carnaval?«, fragte sie auf Portugiesisch und deutete in die Richtung, aus der ferne Feiergeräusche zu hören waren.
Celine nickte lächelnd.
»Jammerschade, dass wir sie nicht sehen können«, sagte Pippa.
»Keine Sorge, Mädel«, erwiderte der Fahrer, dem die Worte mit leicht irischem Akzent über die Zunge kamen. »Es gibt den ganzen Monat lang noch mehr als genug Karnevalsparaden und -feiern. Sie werden bestimmt noch eine zu sehen bekommen. Und warten Sie erst mal den Maskenball zu Mardi Gras ab. Das ist der große Höhepunkt.«
»Eine Freundin in Edinburgh hat mir schon von der Karnevalszeit hier erzählt«, warf Anabel – eine flinke Rothaarige mit attraktiven Sommersprossen auf der Nase – ein. »Die ganze Stadt New Orleans feiert vor Beginn der Fastenzeit wochenlang mit unzähligen Soireen, Bällen und Kostümfesten.«
»Feste!«, wiederholten die Zwillinge aus Deutschland, sobald sie das Wort erkannten, und eine klatschte vor Freude in die Hände.
Ihre strahlenden Gesichter fesselten Celine. Etwas hinter ihrem Herzen bewegte sich bei diesem Anblick; eine Emotion, die sie sich seit den Ereignissen dieser schicksalhaften Nacht versagt hatte: Hoffnung.
Sie trafen in einer feiernden Stadt ein. Einer Stadt, in der über Wochen ein buntes Treiben herrschen würde. Die Menschen auf den Straßen waren von derselben Vorfreude erfüllt, die sie auch in ihren Schicksalsgenossinnen sah. Vielleicht hatten ihre Mienen ja nichts mit Verzagtheit zu tun. Möglicherweise wurde die Bougainvillea nur wachgerüttelt, statt vor Furcht zu zittern.
Eventuell musste Celine keine Angst vor dem haben, was morgen geschehen würde.
Während sie darauf warteten, dass die vorbeiziehenden Fußgänger die Straße verließen, begann sich ein Hochgefühl in ihr breit zu machen. Celine beugte sich vor und versuchte, einen Efeustrang zu erwischen, der von einem verzierten gusseisernen Geländer herabhing. Das Geräusch von Schritten zu ihrer Linken lenkte sie jedoch ab, und die Menge teilte sich, um den Wagen hindurchzulassen.
Nein.
Man machte nicht ihnen den Weg frei.
Sondern etwas ganz anderem.
Dort im bernsteinfarbenen Licht einer Gaslaterne stand eine einsame Gestalt und machte sich daran, die Decatur Street zu überqueren, wobei sie den Panamahut so tief ins Gesicht gezogen hatte, dass ihre Gesichtszüge nicht zu erkennen waren.
Ohne zu zögern, zollte ihr Fahrer dem Mann sofort Hochachtung und neigte den Kopf in seine Richtung, als wollte er sich verbeugen … oder aber den Blick abwenden.
Der Mann überquerte die Straße und bewegte sich vom Licht in den Schatten und zurück ins Licht, glitt förmlich von einer Straßenecke zur anderen. Er bewegte sich … seltsam. Als wäre um ihn herum nicht etwa Luft, sondern Wasser. Oder vielleicht Rauch. Seine polierten Schuhe klapperten in einem schnellen Tempo über die Pflastersteine. Er war groß. Breite Schultern. Trotz des Abendlichts konnte Celine erkennen, dass sein Anzug aus dem besten Material bestand und von geübter Hand...
Erscheint lt. Verlag | 31.3.2022 |
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Reihe/Serie | Der Hof der Löwen |
Der Hof der Löwen | Der Hof der Löwen |
Übersetzer | Anna Wichmann |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Fantasy Romance Bücher • historische Fantasy • Liebesroman Fantasy • New Orleans • Paranormal Romance • Romantasy Bücher • Romantasy Bücher Reihe • Romantische Fantasy • Stephenie Meyer • Tracy Wolff • Urban Fantasy • vampir bücher • Vampir Bücher Reihe • Vampire Romance • Vampir fantasy • Vampirromane |
ISBN-10 | 3-492-60092-1 / 3492600921 |
ISBN-13 | 978-3-492-60092-7 / 9783492600927 |
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