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Die Schwestern von Auschwitz (eBook)

Roman nach einer wahren Geschichte
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
544 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60137-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Schwestern von Auschwitz -  Heather Morris
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Drei Schwestern - ein Versprechen für die Ewigkeit Als Kinder versprechen die Schwestern Cibi, Magda und Livia zusammenzubleiben, egal was passiert. Als Livia 1942 nach Auschwitz deportiert wird, ist Cibi entschlossen, ihr beizustehen. Als schließlich auch Magda in das Vernichtungslager gebracht wird, geben sich die Schwestern ein weiteres Versprechen: dass sie überleben werden. Und ihr Zusammenhalt macht das Unmögliche möglich. Ihr Weg führt sie aus der Hölle des KZ durch das vom Krieg zerrissene Europa bis in eine Heimat, die keine mehr ist. So beschließen die Schwestern, in Israel neu anzufangen und nicht nur zu überleben, sondern zu leben. Die gebürtige Neuseeländerin Heather Morris ist die internationale Bestsellerautorin der beiden Holocaust-Romane »Der Tätowierer von Auschwitz« und »Das Mädchen aus dem Lager«. Nun wendet sie sich der unglaublichen Geschichte dreier Schwestern zu, die gemeinsam das Grauen des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durchstanden haben und sich in Israel ein neues Leben aufbauten. Dafür traf sich die Autorin wiederholt persönlich mit den Zeitzeuginnen Livia Ravek und Magda Gutman sowie deren Nachfahren.

Die gebürtige Neuseeländerin Heather Morris ist eine internationale Bestsellerautorin, die sich leidenschaftlich für Geschichten vom Überleben, der Widerstandsfähigkeit und der Hoffnung einsetzt. Im Jahr 2003, als sie in einem großen öffentlichen Krankenhaus in Melbourne arbeitete, wurde sie einem älteren Herrn vorgestellt, der »vielleicht eine erzählenswerte Geschichte hat«. Der Tag, an dem sie Lale Sokolov traf, veränderte beider Leben. Ihre Freundschaft wuchs und Lale begab sich auf eine Reise der Selbsterkenntnis, indem er ihr die intimsten Details seines Lebens während des Holocausts anvertraute. Aus Lales Geschichte wurde ihr erstes Buch »Der Tätowierer von Auschwitz«, das bei Piper erschien, ebenso wie der Folgeband »Das Mädchen aus dem Lager - der lange Weg der Cecilia Klein«.

Die gebürtige Neuseeländerin Heather Morris ist die internationale Bestsellerautorin der beiden Holocaust-Romane »Der Tätowierer von Auschwitz« und »Das Mädchen aus dem Lager«. Nun wendet sie sich der unglaublichen Geschichte dreier Schwestern zu, die gemeinsam das Grauen des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durchstanden haben und sich in Israel ein neues Leben aufbauten. Dafür traf sich die Autorin wiederholt persönlich mit den Zeitzeuginnen Livia Ravek und Magda Gutman sowie deren Nachfahren.

Kapitel 4


Vranov nad Topľou, Slowakei
März 1942


»Was machst du da, Livi? Bitte nimm die Kerzen vom Fenster weg.«

Chaya wischt sich die mehligen Hände an der Schürze ab, während sie zu Livi tritt. Warum muss sie unbedingt am Fenster hängen? Vor zwei Tagen hat die Hlinka-Garde ihr gesagt, dass sie ihre jüngste Tochter hergeben muss. Heute ist ihr letzter Abend gemeinsam unter einem Dach. Chaya schließt die Augen und schilt sich selbst. Warum musste sie sie zurechtweisen? Warum hat sie die letzten Tage praktisch völlig stumm, in sich selbst versunken, mit Grübeln zugebracht, wo sie doch diese kostbaren Stunden damit hätte verbringen sollen, mit Livi zu reden, Livi zu lieben.

»Nein, Mama, ich muss sie im Fenster lassen. Ich leuchte Cibi den Weg nach Hause.«

»Aber du weißt doch, wir dürfen keine …«

»Das ist mir egal! Was können sie schon machen, etwa mich mitnehmen? Das tun sie morgen sowieso! Wenn das hier für die nächste Zeit mein letzter Abend zu Hause ist, möchte ich Kerzen im Fenster haben.«

Unterdessen ist Cibi beim Haus angekommen, unbemerkt von Mutter und Schwester. Jetzt stürmt sie durch die Haustür und ruft: »Kätzchen, wo bist du?«

Livi quietscht vor Freude und wirft sich Cibi in die Arme. Chaya versucht vergeblich, ihre Tränen zurückzuhalten.

»Habe ich da den leichten Schritt meiner ältesten Enkelin auf der Schwelle gehört?«, flötet Izák mit seiner typischen humorvollen Wärme.

Mit Cibi und Livi liegen sich nun auch Chaya und Isák im Arm.

»Mama, ich habe von der Straßenecke an dein Essen gerochen. Ich musste viel zu lange mein eigenes Essen verdrücken – ich sterbe vor Hunger.«

»Und doch bist du da und lebst noch«, witzelt Izák.

Chaya lässt Livi von Magdas Einweisung ins Krankenhaus erzählen und berichtet beschwichtigend von Dr. Kyselýs guter Prognose. Als Livi fertig ist, nickt Chaya Izák zu.

»Livi«, sagt er, »komm und hilf mir Feuerholz reintragen. Es gibt eine kalte Nacht, und wir wollen die Küche warm halten.«

»Muss ich? Cibi ist eben erst gekommen, und ich möchte nichts von ihren Abenteuern verpassen«, mault Livi.

»Dafür haben wir noch jede Menge Zeit. Jetzt komm, geh dem alten Mann zur Hand.«

Sobald Izák und Livi die Küchentür hinter sich zugemacht haben, wendet sich Cibi an ihre Mutter. »Also, was ist hier los?«

»Komm.« Chaya geht voraus ins Schlafzimmer und schließt hinter ihnen die Tür.

»Du machst mir Angst, Mama. Bitte.«

Chaya holt tief Luft. »Deine Schwester muss für die Deutschen arbeiten, die Hlinka waren da.« Chaya kann Cibi nicht ins Gesicht sehen, dann zwingt sie sich doch dazu. »Sie wurde für morgen zur Synagoge beordert. Ich weiß nicht, wo sie sie hinbringen, aber wir hoffen, dass es nicht lange dauert und dass … dass …« Chaya lässt sich aufs Bett fallen, aber Cibi bleibt stehen, den Blick starr auf die Stelle gerichtet, an der ihre Mutter eben noch stand.

»Aber das geht nicht. Sie ist noch ein Kind – was soll sie denn für die Deutschen tun?« Cibi redet mehr mit sich selbst als mit ihrer Mutter. »Kann Onkel Ivan uns nicht helfen?«

Chaya schluchzt in ihre Hände. »Niemand kann uns helfen, Cibi. Ich … ich konnte sie nicht aufhalten. Ich konnte nicht mal …«

Cibi setzt sich neben ihre Mutter und nimmt ihr die Hände aus dem Gesicht. »Mutter, ich habe versprochen, auf meine Schwestern aufzupassen. Hast du das vergessen?«

 

Die Mellers sitzen um den mit Kerzen geschmückten Tisch und teilen ein Mahl, und alle fragen sich, wann sie das wohl wieder tun werden. Sie beten für Magda; für den verstorbenen Vater; und für Izáks selige Frau, ihre Großmutter. Sie versuchen, miteinander zu spaßen wie immer, aber was vor ihnen liegt, wirft einen düsteren Schatten auf ihre Runde.

Als die Teller leer sind, greift Chaya nach Livis Hand. Cibi reicht eine Hand Izák neben ihr und die andere ihrer Mutter. Livi nimmt die Hand ihres Großvaters, den Blick über den Tisch auf Cibi gerichtet. Der Familienkreis hält zusammen. Cibi erwidert Livis intensiven Blick. Chaya sieht nicht auf, Tränen rinnen ihr über die Wangen, die sie nicht zu verbergen versucht. Erst als Chaya ihr Schluchzen nicht mehr zurückhalten kann, sehen die Mädchen zu ihrer Mutter. Izák löst den Kreis und umarmt sie.

»Ich decke ab«, erklärt Livi ruhig und steht auf.

Als sie einen Teller hochhebt, nimmt Cibi ihn ihr aus der Hand. »Lass nur, Kätzchen, ich mache das. Mach du dich ruhig schon fürs Bett fertig.«

Ohne einen Einwand von Chaya oder Izák verlässt Livi leise die Küche.

Cibi stellt den Teller zurück auf den Tisch. »Ich gehe mit ihr«, flüstert sie. »Sie ist das Nesthäkchen, sie kann nicht allein gehen.«

»Was sagst du da?« Izák verzieht verwirrt das Gesicht.

»Ich gehe morgen mit Livi. Ich passe auf sie auf, und dann bringe ich sie euch zurück. Ihr wird nichts passieren, solange ich atme.«

»Aber auf ihrer Liste steht nur ihr Name; vielleicht lassen sie dich gar nicht mit.« Chaya schnieft.

»Sie können mich nicht aufhalten, Mama, das weißt du. Was Cibi will, bekommt sie. Du passt auf Magda auf, bis wir zurück sind.« Cibi hebt das Kinn. Der Entschluss ist gefasst. Im Kerzenlicht leuchtet ihr rötliches Haar, und ihre großen grünen Augen blinken.

»Das können wir nicht von dir verlangen«, sagt Izák, der ruhig zur Schlafzimmertür hinüberblickt.

»Das braucht ihr auch nicht, ich gehe von selbst. Jetzt werden wir zwei Taschen packen müssen.«

Chaya steht auf und umarmt ihre Große; in ihre dicken Haare flüstert sie: »Danke, danke!«

»Habe ich etwas verpasst?« Livi steht an der Schlafzimmertür, doch sie traut sich nicht, näher zu kommen, denn die Spannung in der Luft ist spürbar. Izák führt sie sanft an den Tisch zurück und auf ihren Stuhl.

»Kätzchen, weißt du was, ich gehe morgen mit dir!« Cibi zwinkert ihrer Schwester zu. »Du dachtest doch nicht, dass ich dir den Spaß allein überlassen würde, oder?«

»Was heißt das? Sie haben doch gar nicht deinen Namen, nur meinen.« Livi blickt genauso verwirrt wie kurz zuvor noch Izák. Sie spürt, wie der Mut sie verlässt: Sie kämpft mit den Worten, schnieft, um jetzt nicht zu weinen.

»Lass das meine Sorge sein. Du musst nur wissen, dass wir das jetzt gemeinsam durchstehen. Wer soll dich sonst herumkommandieren, wenn du ungezogen bist?«

Livi sieht zu Mutter und Großvater. »Habt ihr ihr gesagt, dass sie mitkommen soll?«

»Nein, nein, Kätzchen, keiner hat das von mir verlangt – ich will es selbst. Ich bestehe darauf – weißt du noch unser Versprechen an Vater, dass wir immer zusammenbleiben? Magda ist krank, daran können wir nichts ändern, aber du und ich werden dieses Versprechen halten, und bald werden wir wieder zurück sein.«

»Mama?«

Chaya legt ihre Hände um Livis Gesicht. »Deine Schwester geht mit dir, Livi. Verstehst du? Du brauchst das nicht allein zu schaffen.«

»Wenn nur Menachem hier wäre, er wüsste, was zu tun ist, wie er seine Töchter schützen könnte«, bringt Izák mit tränenerstickter Stimme heraus.

Chayas, Cibis und Livis Blick liegt auf dem alten Mann, der jetzt zu weinen beginnt. Er fühlt sich so schuldig, machtlos, weil er diese Mädchen nicht schützen kann.

Die drei Frauen umarmen ihn.

»Großvater, du bist der einzige Vater, an den ich mich erinnern kann – du hast mich mein ganzes Leben lang beschützt, und ich weiß, dass du für Cibi und mich da bist, selbst wenn wir nicht mehr alle zusammen sind. Bitte, wein nicht«, bettelt Livi, »du musst hierbleiben und auf Mama aufpassen und auf Magda.«

»Wenn Menachem noch bei uns wäre, könnte er auch nichts tun, was du nicht getan hast, Vater«, ergänzt...

Erscheint lt. Verlag 28.7.2022
Übersetzer Elsbeth Ranke
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Augenzeugenbericht • Auschwitz • Das Mädchen aus dem Lager • Der Tätowierer von Auschwitz • historischer Roman 20. Jahrhundert • Holocaust • Holocaust Überlebende • Judenverfolgung • Jüdinnen • Konzentrationslager • KZ • mutige Frauen • Nationalsozialismus • Schwesterngeschichte • Starke Frauen • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-492-60137-5 / 3492601375
ISBN-13 978-3-492-60137-5 / 9783492601375
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