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Der schwarze Falter (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
461 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-0306-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der schwarze Falter - Georgette Heyer
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England, 1750: Elegant und in Schwarz und Silber gekleidet - so kennt man den Herzog von Andover, auch genannt 'der schwarze Falter'. Er ist berühmt und berüchtigt für seine Spielschulden und unzählige skandalöse Liebschaften. Als neues Opfer hat er die bezaubernde Diana Beauleigh erkoren, die er eines Nachts entführen will. Aber dabei stellt sich ihm der mutige Straßenräuber Jack Carr entgegen, der bei dieser Rettungsaktion schwer verwundet wird. Die dankbare Diana pflegt ihren Retter wieder gesund - nicht ahnend, dass es sich in Wirklichkeit um den in Verbannung lebenden Lord John Carstares handelt, der vor Jahren eines Verbrechens bezichtigt wurde, das er nicht begangen hat ...

'Der schwarze Falter' (im Original: 'The Black Moth') ist Georgette Heyers erster Roman, den sie bereits im Alter von siebzehn Jahren schrieb. In diesem spannenden Abenteuerroman lassen sich bereits viele ihrer beliebten Themen erkennen: ein historisches Setting, außergewöhnliche Protagonisten und die zentrale Bedeutung von Freundschaft und Liebe.

'Spielschulden, schöne Frauen, gezinkte Karten und allerlei Ehrenhändel: Wer dem Herzog von Andover folgt, wird keine Minute Langeweile haben.' Norddeutsche Nachrichten

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

I. Im Chequers Inn, Fallowfield


Der Wirt Chadber hatte ein rosiges Gesicht, einen stattlichen Körperbau und ein hochtrabend weltmännisches Gehabe. Seine Welt war der Gasthof, den sein Urgroßvater bereits im Jahre 1667 erworben hatte, als noch ein freundlicher Stuart auf Englands Thron saß und man sich die hannoverischen Kurfürsten nicht einmal träumen ließ.

Mr. Chadber war ein eingefleischter Tory. Kein anderer brachte dem kleinen Deutschen so viel Erbitterung entgegen, und niemand hatte sehnsüchtiger auf die Ankunft des tapferen Charles Edward gehofft als er. Allerdings – wer wollte es ihm schon übelnehmen, dass sein Patriotismus sich darin erschöpfte, auf den Erfolg von Prinz Charlies Feldzug zu trinken? Und wenn ein paar Whigs auf ihrem Weg zur Küste im Chequers einkehrten, nach einer Flasche Rheinwein riefen und Mr. Chadber dazu aufforderten, selbst ein Glas auf die Gesundheit Seiner Majestät zu leeren – wer konnte es ihm da wiederum verübeln, wenn er gehorchte? Was bedeutete eine so lächerliche Geste schon für einen Mann, der zwei Anhängern Seiner Hoheit, des Stuart, tatkräftig zur Seite gestanden war!

Es war Mr. Chadbers heimlicher Stolz, dem er nur vor seinen bewundernden Nachbarn, die seine politische Einstellung teilten, Ausdruck verlieh, dass er ohne Rücksicht auf die ihm drohende Todesstrafe zwei Überlebenden der verhängnisvollen »Fünfundvierziger Schlacht«, die es damals auf der Flucht in das ruhige Nest Fallowfield verschlug, Unterschlupf gewährt hatte. Zwar gab es dafür keine Zeugen, doch das war natürlich kein Grund, das Wort eines ehrbaren Schankwirts zu bezweifeln. Nebenbei bemerkt – es hätte ohnehin niemand daran gedacht, irgendeine Behauptung Mr. Chadbers in Frage zu stellen, dazu genoss der Wirt vom Chequers Inn ein viel zu hohes Ansehen in seinem Heimatort – schließlich konnte er lesen und schreiben und war in jungen Jahren sogar weit nach Norden, bis London gereist, wo er sich zehn Tage aufgehalten und keinen Geringeren erblickt hatte als den berühmten Herzog von Marlborough höchstpersönlich, als der hohe Herr über den Strand nach St. James ritt.

Außerdem war es eine Tatsache, dass Mr. Chadbers selbstgebrautes Ale besser schmeckte als jenes, das sein Konkurrent am anderen Ende des Dorfes verkaufte.

Im Großen und Ganzen war er ein sehr bedeutender Mann, und niemand war sich dieses Umstandes stärker bewusst als der ehrenwerte Mr. Chadber selbst.

Leute »vornehmen Geblüts«, die er, wie er beteuerte, auf den ersten Blick erkennen konnte, behandelte er mit fast kriecherisch wirkender Höflichkeit, an Schreiber und Gehilfen jedoch, oder Menschen, die keinen wohlhabenden Eindruck machten, verschwendete er keinen einzigen Beweis seiner Ehrerbietung.

So kam es auch, dass ein kleiner, grüngekleideter Rechtsgelehrter, der eines Tages der Postkutsche entstieg und die Schankstube des Chequers betrat, hochnäsig und mit kaum verhohlener Geringschätzung begrüßt wurde.

Offensichtlich war der Fremde nervös und ziemlich aufgeregt. Er verärgerte Mr. Chadber gleich zu Beginn, als er ihm zu verstehen gab, er sei gekommen, um sich hier mit einem Herrn zu treffen, der möglicherweise ein wenig schäbig gekleidet, recht knapp bei Kasse und sogar von etwas anstößigem Ruf sein könnte. Mr. Chadber betonte daraufhin unmissverständlich, Gäste, auf die eine solche Beschreibung passte, seien in seinem Etablissement völlig unbekannt.

Der Rechtsgelehrte hatte etwas Geheimnisvolles an sich und erweckte beinahe den Anschein, als wolle er den Wirt auf die Probe stellen. Mr. Chadber zügelte daher seinen Unmut und setzte eine zurückhaltend hochmütige Miene auf.

Als der Neuankömmling offen zu fragen wagte, ob er in letzter Zeit mit Straßenräubern in Berührung gekommen wäre, wies er ihn streng zurecht und schien ernsthaft beleidigt.

Der kleine Mann legte plötzlich seine Nervosität ab. Er musterte Mr. Chadber nachdenklich, während er eine Prise Schnupftabak an seine feine Nase hielt.

»Vielleicht logiert hier bei Ihnen ein gewisser – äh – Sir – Anthony – Ferndale?«, fragte er zögernd.

Der leicht gekränkte Ausdruck Mr. Chadbers verschwand. Gewiss sei das der Fall – besagter Herr sei erst gestern eingetroffen, um hier seinen Anwalt zu erwarten.

Der kleine Rechtsgelehrte nickte.

»Das bin ich. Wenn Sie nun die Freundlichkeit hätten, Sir Anthony meine Ankunft zu melden.«

Mr. Chadber verbeugte sich besonders tief und bat ihn, doch nicht im zugigen Gastzimmer zu bleiben. Sir Anthony würde es ihm niemals verzeihen, wenn er seinem Anwalt erlaubte, sich in dieser Stube nur eine Minute länger als notwendig aufzuhalten. Ob er ihm nicht in Sir Anthonys Privatsalon folgen wolle?

Ein kaum merkliches Lächeln überzog das hagere Gesicht des Anwalts mit Fältchen, als er hinter dem Hausherrn den Gang entlangschritt.

Er wurde in ein niedriges, freundliches Gemach geführt, dessen Fenster den Blick auf die ruhige Straße freigaben, und blieb allein zurück, während sich Mr. Chadber auf die Suche nach Sir Anthony machte.

Plafond und Wände dieses Raumes waren in Eiche getäfelt. Blaue Vorhänge hingen vor den Fenstern, blaue Kissen säumten die hohe Lehne der Sitzbank vor dem Kamin. Auf dem weißen Tischtuch des Mitteltisches standen Gedecke für zwei Personen, ein kleinerer Tisch mit Stuhl und Schemel war an den Kamin gerückt.

Der Anwalt sah sich schweigend um und sann dabei über den plötzlichen Umschwung im Verhalten des Wirtes nach. Offenbar war Sir Anthony im Chequers ein hochgeschätzter Gast.

Dennoch fühlte sich der kleine Mann ganz offensichtlich nicht wohl in seiner Haut und begann mit tief auf die Brust gesenktem Kopf und am Rücken verschränkten Händen unruhig auf und ab zu gehen. Er befand sich auf der Suche nach dem entehrten Sohn eines Earl und machte sich Sorgen über das, was er unter Umständen antreffen mochte.

Vor sechs Jahren hatte Lord John Carstares, ältester Sohn des Earl of Wyncham, seinen Bruder, Sir Richard, zu einem Kartenspielabend begleitet und war als ehrloser Mann zurückgekehrt.

John Carstares ein Falschspieler – das war so unvorstellbar, ja geradezu lächerlich, dass anfangs niemand dem Gerücht Glauben schenkte, das sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Aber er hatte die Geschichte geradezu trotzig und ohne Scham selbst bestätigt, bevor er fortritt – ins Ausland, nach Frankreich, wie man munkelte. Seinem Bruder Richard blieb es überlassen, so hieß es allgemein, die Frau zur Gemahlin zu nehmen, die sie beide liebten. Seither hatte man nichts mehr von Lord John gehört, und der empörte Earl verbot, seinen Namen in Wyncham zu erwähnen, wobei er schwor, er wolle den verlorenen Sohn enterben. Richard heiratete die schöne Lady Lavinia und führte sie nach Hause in das Herrenhaus, das nun ohne Lord Johns faszinierende Gegenwart seltsam verlassen wirkte. Richard schien weit davon entfernt zu sein, ein strahlender junger Ehemann zu sein. Von den Flitterwochen hatte er vielmehr eine unerklärliche Schwermut mitgebracht und war schweigsam und unglücklich.

Sechs Jahre gingen ohne irgendeine Nachricht von Lord John vorüber, bis Richards Kutsche vor zwei Monaten auf der Rückfahrt von London nach Wyncham überfallen wurde – von einem Wegelagerer, der sich als niemand anderer entpuppte als der missratene Peer.

Man kann sich Richards Gefühle ausmalen. Lord John dagegen zeigte sich lediglich von der grotesken Situation beeindruckt, und zwar derart, dass er in schallendes Gelächter ausbrach, was Richard wiederum die Kehle zuschnürte und ihm nur umso stärkeren Schmerz zufügte.

Auf sein Drängen hin nannte John dem Bruder das Chequers Inn »für den Eintritt eines unvorhergesehenen Ereignisses« und sagte ihm, er solle nach »Sir Anthony Ferndale« fragen, falls er jemals seiner Hilfe bedürfe. Dann gab er nach einem herzlichen Händedruck seinem Pferd die Sporen und verschwand in der Dunkelheit ...

Der Anwalt verhielt den Schritt und lauschte. Vom Gang her näherte sich das Klacken hoher Absätze auf den Holzdielen, begleitet vom leisen Rascheln starrer Seide.

Der kleine Mann griff sich plötzlich an seine Krawatte. Angenommen, der gutmütige Lord John war gar nicht mehr gutmütig? Angenommen – aber er wagte es nicht, irgendwelche Vermutungen anzustellen. Nervös zog er eine Pergamentrolle aus der Tasche und drehte sie zwischen den Fingern.

Eine Hand umfasste mit festem Griff den Türknauf und drehte ihn energisch herum. Die Tür öffnete sich, um eine bemerkenswerte Gestalt einzulassen, und fiel mit einem Schnappen wieder ins Schloss.

Der Anwalt stand verblüfft einem schlanken, großen Herrn gegenüber, der sich tief vor ihm verneigte, wobei er mit einer Hand anmutig seinen eleganten Dreispitz schwenkte und mit der anderen graziös Spazierstock und das parfümierte Taschentuch festhielt. Er war nach neuester französischer Mode gekleidet – langschößiger, mit Silberborte verbrämter Rock von zartestem Lila, weiße Beinkleider und Strümpfe, dazu eine Weste aus...

Erscheint lt. Verlag 27.8.2021
Reihe/Serie Liebe, Gerüchte und Skandale - Die unvergesslichen Regency Liebesromane von Georgette
Übersetzer Hanna Lux
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel The Black Moth
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ball • Beziehung • Biedermeier • Bridgerton • Charmant • England • Entführung • feine Gesellschaft • Georgette Heyer • Herrenhaus • High Society • Historische Liebesromane • Hof • Julia Quinn • Lady • Liebesromane • Liebhaber • London • Lord • Regency • Romance • Romantik • Skandal • Sophia Farago • Spielschulden • Tee • Teegesellschaft • Trennung • witzig
ISBN-10 3-7517-0306-3 / 3751703063
ISBN-13 978-3-7517-0306-2 / 9783751703062
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