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Plünderer (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
420 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7521-0116-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Plünderer -  Klotz Van Ziegelstein
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Kann es ein Student mit Datengöttern und Wildmenschen aufnehmen?
Es ist eine Frage, die sich Jimmy King bislang nicht gestellt hat. Bislang hatte er auch ein gemütliches Dasein in den Universitätscontainern. Das ändert sich jedoch, als er durch seine Abschlussprüfung rasselt.
Nun muss der Studienkredit abbezahlt werden und zwar schnell. Die digitale Unterwelt verspricht das schnelle Geld. Aber Jimmy ist nicht als Einziger auf der Jagd. Und er ist bei Weitem nicht der tödlichste Jäger...
Der Auftakt der Neobarbaren-Serie entführt in ein fremdes Berlin, wo der Klimawandel und Nationalstaaten nur noch graue Erinnerung sind. Alles ist hyper-optimiert und hyper-reguliert. Eigentlich dürfte es keine Konflikte mehr geben. Eigentlich gibt es auch keine. Zumindest offiziell...
Steckt genug Barbar in dir, um es mit dem 30. Jahrhundert aufzunehmen?
Stürz dich in den Kampf und beweis es!


Wer ist Klotz Van Ziegelstein? Es ist eine Frage, die sich so mancher Netzwanderer gestellt hat, nachdem ihn eine missglückte Google-Suche im modrigen Keller des Internets ausgesetzt hat. <br><br> Er selbst bezeichnet sich als Propheten. Viele sehen ihn als Ketzer. Manche behaupten gar, er hätte die ausrangierten Fahrzeuge des Abgasskandals in Afrika verschwinden lassen. <br><br> Sicher ist, dass er seinen diabolischen Aktivitäten mit Schutzmaske und gebührendem Abstand nachgeht.

Wer ist Klotz Van Ziegelstein? Es ist eine Frage, die sich so mancher Netzwanderer gestellt hat, nachdem ihn eine missglückte Google-Suche im modrigen Keller des Internets ausgesetzt hat.

Er selbst bezeichnet sich als Propheten. Viele sehen ihn als Ketzer. Manche behaupten gar, er hätte die ausrangierten Fahrzeuge des Abgasskandals in Afrika verschwinden lassen.

Sicher ist, dass er seinen diabolischen Aktivitäten mit Schutzmaske und gebührendem Abstand nachgeht.

Zwölf Prozent


Kein Stamm ohne Regeln. Und keine Regel ohne das Schwert, das sie durchsetzte. Auch in den Bastionen von Tugend und Technologie war noch immer Blut die verlässlichste Tinte.

Die Armmuskeln des Gefangenen begehrten auf. »Keine Spielchen mehr«, sagte Terbish und verstärkte seinen Griff. »Ihre Götter haben Sie nicht aufgegeben, Kristjan. Es ist nicht weise, von der Gnade zu fliehen.«

Der Ellbogen des Gefangenen drückte gegen seine Jacke. Verzweifelt. Schwach. »Geht das nicht in deinen Schädel? Sie sind nicht meine Götter.«

»Unsterblich und allwissend«, erwiderte Terbish. »Mit Gewalt über alle Seelen, die waren und sind. Ist das nicht die Beschreibung eines Gottes?« Seine Stiefel pflügten durch Pfützen, kappten Rinnsale. Die Überbleibsel des Kunstschauers, der auf diese Nacht angesetzt gewesen war.

Ein Schnauben prallte an seine Jacke, doch die Handgelenke gaben den Kampf gegen den Strick auf.

»Höchstens eines falschen.«

Terbishs Blick wanderte über die vierrädrigen Maschinen, die sich in Reih und Glied zur Ruhe gelegt hatten. Aus den Windschutzscheiben sprangen ihn seine Züge gleich einem Raubtier an. »Falsch oder nicht, die Geisterherren hätten weit grössere Opfer von Ihnen verlangen können. Nach der Therapie sind Sie ein geläuterter Mann. Frei, einen neuen Pfad einzuschlagen.«

Der Vorhang zerfranster Strähnen geriet in Bewegung, ein trotziges Augenpaar funkelte auf.

»Du weisst so gut wie ich, dass mich keine Therapie erwartet, Kopfsammler. Die werden mein Hirn durch ’nen Fleischwolf drehen.«

»Ich weiss nur, dass unsere gemeinsame Reise hier endet.«

Terbish prüfte einmal mehr die Umgebung. Mehr aus Gewohnheit denn wirklichem Erfordernis. Kristjan hatte keine Verbündeten mehr. Nicht in dieser und in keiner anderen Welt.

Eine leer gefegte Strasse schlang sich um den Parkplatz. Die angrenzenden Hausfassaden waren ein Wall, dessen Fenster sich zu schwarzen Schiessscharten gewandelt hatten. Lediglich ein Türrahmen war mit Edelsteinlampen verziert. Darüber luden strahlende Buchstaben zu einem Gelage im Fellatio-Corsair ein.

Das Ende des Parkplatzes rückte immer näher. Und mit ihm das Glastor der Zitadelle. Die Bruchstücke Natur zwischen den Trakten erweckten einen Eindruck von Beschaulichkeit. Doch hinter den Sträuchern patrouillierten Hunde, während von den Bäumen aus Vogelgeschwader die Eingänge im Blick behielten. Ein Zeichen, dass die Anlage zu gleichen Teilen Gefängnis und Heilanstalt war.

Die Wachdrohnen schwenkten ihre Kameraaugen wesentlich ungerührter auf die frische Bewegungsquelle, als es menschliche Beobachter getan hätten. Die Schürfwunden in Kristjans Gesicht waren realitätsecht, die Fetzen in seinem Gewand ebenfalls. So realitätsecht, wie es nur die Realität sein konnte. Jedem wäre klar gewesen, dass er nicht von einem Kostümball kam. Andererseits hätte sein Erscheinungsbild wohl derart viele Fragen aufgeworfen, dass die Schockpistole in Terbishs Faust niemandem aufgefallen wäre.

Der Gefangene verkürzte seine Schritte, um das Unvermeidliche hinauszuzögern. Seine Augen waren auf den Haupteingang fixiert, über dem eine Leuchttafel Resozialisierung ankündigte. Schweissflecken hatten sich auf dem Untergewand gebildet.

Terbish suchte die Angst des Entführten zu dämpfen. »Die Monde hinter diesen Wänden werden nicht mehr als ein Staubkorn in der ewigen Steppe sein, die Sie vor sich haben.« Kristjan stiess ein Lachen aus, das zwischen Wut und Verzweiflung schwankte. »Philosophie? Aus dem Mund eines Wilden?« Sein Rücken krümmte sich.

»Wahrlich, der Barbar ist des Barbaren Löschung. Die Neun haben um die Trollkrone geweteifert, als sie euresgleichen zurückriefen.«

»Denken Sie, die obersten Geister würden sich solche Spässe erlauben?«

»Was verstehst du schon von unserer Gesellschaft?«

»Ich verstehe, dass Sie heute Nacht mit dem Kopf auf den Schultern schlafen werden.«

Der Mann erbleichte, aber sein Gang nahm das alte Tempo auf. Offenbar hatten die Worte für eine neue Perspektive gesorgt.

Bei ihrem Eintreten erschallte eine heitere Tonfolge. Der Auftakt zu einem Frontalangriff von Harmonie und Eintracht auf alle Sinne. Tropfenförmige Lampen fluteten den Raum mit warmem Orange, falsches Gras federte unter ihren Schuhen. Hinter dem Empfangstresen rauschten Bilder lächelnder Menschen über die Wand. Jedes Gesicht, das aus den Fleischkliniken in die Welt entlassen worden war, schien Berücksichtigung gefunden zu haben. Lavendelgeruch drängte sich der Nase auf.

Kristjan zog eine Grimasse und hätte wahrscheinlich auf der Stelle kehrtgemacht, wenn ihn Terbish nicht weiter in den Raum bugsiert hätte. Der Tresen war unbesetzt. Aus dem Flur eilte jedoch ein Mann in Weiss heran, begleitet von einer Metalldrohne. Es war ein ihm unbekanntes Modell, doch Terbish nahm von den Poren entlang der Greifarme Notiz. Er ahnte, dass sich in den Löchern Nadeln verbargen.

»Ich möchte einen neuen Patienten melden: Kristjan Enginnsson. Er wird seine Therapie noch heute antreten.«

»Ist das so?«, entfuhr es dem Betreuer. »Er sieht aber eher wie ein Fall fürs Krankenhaus aus.« Etwas in dem Pergamentgesicht rührte an Terbishs Erinnerungen. Sie standen sich nicht zum ersten Mal gegenüber.

Ein weisser Ärmel schob sich vor die Nase. »Und was ist das für ein Gestank?« »Maschinenöl«, antwortete Terbish. »Kristjan hatte ursprünglich eine lange Reise geplant und sich dazu in den Eingeweiden eines Shuttles verkrochen.« Seine Erklärung scheiterte daran, die Skepsis aus der Gelehrtenmiene zu vertreiben. Terbish grub sein Gedächtnis auf der Suche nach einem Namen um.

»Und woher der plötzliche Sinneswandel?«

»Ich habe ihm geholfen, seine Prioritäten zu überdenken.«

Die zweifelnden Augen sprangen von Terbishs Pistole zum Loch, das in der Jacke des Gefangenen klaffte. Die Ränder waren verkohlt.

Obwohl sich der Seelenheiler um einen gelassenen Auftritt bemühte, waren Terbish die Vorkehrungen der Drohne nicht entgangen. In den Poren der rechten Handfläche hatte es zu funkeln begonnen. Seine Identität mochte den Anwesenden ein Rätsel sein. Seine Herkunft jedoch nicht. Selbst nach all den Jahren schleppte er einen Rest Aussenwelt mit sich herum. Einen Abdruck der Wildnis, gegen den die beste Seife und das sauberste Hemd nichts ausrichten konnten.

»Überprüfe die Klinikaufzeichnungen, Gerhard, wenn du mir nicht glaubst. Kristjan sollte auf heute angekündigt worden sein.«

Nun war er auf den richtigen Namen gestossen. Der Ärmel senkte sich langsam.

»Sind wir uns schon einmal begegnet?«

»Begegnet man dir nicht in jeder Sozialanstalt?«

Der rechte Mundwinkel des Mannes krümmte sich aufwärts. »Es gibt eben keinen besseren Korrektologen als mich auf dem Erdball. Dreihundert Jahre Berufserfahrung holt man so schnell nicht ein.«

Terbish liess die Pistole in die Schlaufen seines Wehrgehänges gleiten.

»So scheint es.«

Gerhard wandte den Kopf nach hinten, wie wenn die Leere über dem Tresen nach ihm gerufen hätte. Er lauschte mehrere Herzschläge konzentriert. Dann nickte er.

»Kristjan wurde tatsächlich als Prioritätseintritt gemeldet. Von der Schlossherrin persönlich.« Die Drohnenarme zuckten.

»Sechzehn Monate Intensivtherapie.«

Auf die Feststellung folgte Stille. Der Rasen knisterte, als der Heiler sein Gewicht von einem Fuss auf den anderen verlagerte. Das Chromantlitz der Drohne tat sich leichter damit, den darin tobenden Konflikt zu unterdrücken. Pflichtbewusstsein drängte darauf, den Patienten in Gewahrsam zu nehmen. Angst dagegen auf möglichst grossen Abstand zu Terbish.

Er erleichterte ihnen die Entscheidung. Ein kurzer Handgriff und der Strick glitt von Kristjans Handgelenken. »Meine Aufgabe ist erledigt«, sagte Terbish im Wegdrehen. »Gute Nacht.« Er konnte beinahe spüren, wie die Anspannung aus der Lobby entwich.

Nun, da auch die letzte trügerische Barriere gegen die Behandlung gefallen war, kehrte die Furcht des Regelbrechers zurück. »Warte! Du kannst mich nicht hier zurücklassen!« »Sie werden überleben«, antwortete Terbish, ohne seine Schritte zu verlangsamen. Die Drohne breitete ihre Arme aus.

»Nein! Ich …«

Die Türautomatik würgte seinen Protest ab. Feuchte Nachtluft ersetzte den Lavendelgeruch. Sofern an diesem Ort überhaupt von Nachtluft die Rede sein konnte.

Ein schwarzer Pfeil stiess aus dem Himmel herab. Im nächsten Herzschlag spürte Terbish den vertrauten Druck auf seiner Schulter. Er schaute zum Falken. Sein Gefieder liess sich nicht von dem eines echten Vogels unterscheiden. Denn es war echt. So echt wie der Rest des Tiers, herangezüchtet unter den falschen Sonnen dieser Welt und durch Maschinenhexerei umgestaltet.

»Ich könnte mich an Nächte wie diese gewöhnen.«

Der Vogel legte den Kopf schief, erwiderte aber nichts. Auf dem Rückweg fiel Terbish auf, dass die Hunde am Rand des Parkplatzes ausharrten. Ihre Augen folgten ihm. Jemand wollte sicherstellen, dass er die Anlage verliess.

Der Transporter hatte sein Nahen unlängst registriert und auch seine Absichten korrekt eingeschätzt. Noch bevor sich sein Fuss ein letztes Mal gesenkt hatte,...

Erscheint lt. Verlag 23.6.2020
Reihe/Serie Neobarbaren
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Automatisierung • Barbaren • Berlin • Cyber • Cyberpunk • Digitalisierung • Dschinn • Dystopie • Hacker • High-Tech • KI • Steampunk • Verschwörung • Virtual Reality
ISBN-10 3-7521-0116-4 / 3752101164
ISBN-13 978-3-7521-0116-4 / 9783752101164
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