Die Chroniken von Nyúmel (eBook)
340 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7531-8025-0 (ISBN)
Stefanie Gerken wurde am 04.12.1989 in Hamburg geboren. Seit ihrer Kindheit ist sie von der künstlerischen Arbeit fasziniert. Anfänglich hatte sie sich der Malerei verschworen, wechselte jedoch zur Fotografie und zur Schreiberei. Als T.E. Lind, schreibt sie hauptsächlich historische Romane, Fantasy und Sci-Fi. Als Hanna Swillerman besuchte sie die erotische Seite der Literatur, während sie mit Lee Walker die Abgründe der Menschheit in ihren Psychothrillern wiedergibt.
Kapitel 1
Harte Erde
Die Kälte peitschte in seine Augen und ließ sie tränen, während der Wind seine Wangen aufblähte. Schreiend hielt er sich an den beiden Stacheln fest, die spitz aus dem Kopf des Tieres hervorragten.
Tamris umklammerte mit all der Kraft, die in seinen Beinen steckte, den schuppigen Hals, während er dem mächtigen Tier so viel Lebensenergie übrigließ, damit es gerade noch fliegen konnte und ihre Landung weicher wurde.
Sein Herz sprang ihm beinahe aus der Brust, als sie dennoch viel zu hart auf dem Erdboden aufprallten und eine riesige Staubwolke hinter sich herzogen.
In der Zeit, als die Staubwolke sich langsam legte, spuckte der junge Elf lachend Staub und Grasbüschel aus.
Er wollte gerade das Tier lähmen und betrachten, doch die Hufe von den Pferden seiner Gefährten ließ ihn aufhorchen.
Schlitternd hielten sie neben ihm an.
Die Krieger glitten aus ihren Sätteln und stellten sich um ihn und das Tier auf. Jeder war bereit den Drachen zu besiegen. Tamris ließ ihnen ihren Spaß. Lachend glitt er ebenfalls von dem schuppigen Rücken herunter und ließ seinen Gefährten den Rest ihrer Arbeit erledigen. Ein Teil von ihnen trat mutig vor und beendete das Leben dieses Drachen.
Schlagartig verflog die Anspannung, die jeden dieser Elfen erfasst hatte. Kurz sah er sich um, bis er sie entdeckte. Glücklich lief er seiner Ziehmutter entgegen.
»Hast du das gesehen?«
Lyria funkelte ihn mit ihren violetten Augen wütend an.
Sie hatte ihn gesehen. Und sie hatte ihn jeden einzelnen Augenblick lang verflucht, während er auf dem Drachen durch die Lüfte flog.
»Habe ich.«
»Das war so aufregend! Hast du gesehen, wie ich von dem Felsen gesprungen bin?«
»Ich stand neben dir...«
»Und wie ich dann auf dem Flügel ausgerutscht bin? Beinahe wäre ich gestürzt.«
»…Auch das habe ich gesehen.«
»Und dann, als er mich fast gebissen hätte?«
Eine behandschuhte Hand legte sich auf seine Schulter und unterbrach ihn. Als er sich zu dem Besitzer der Hand herumdrehte, wurde er milde von seinem Ziehonkel Listus angelächelt. Während er das strahlende Gesicht von Tamris musterte, schüttelte er langsam mit seinem Kopf.
»Mein lieber Junge. Wenn dir deine eigenen Schuppen lieb sind, solltest du lieber deinen Mund halten.«
»Aber, warum? Das war so toll! Wo finden wir den nächsten Drachen?«
Listus deutete mit seinem Zeigefinger auf seine Schwester, die Tamris noch immer finster anfunkelte.
»Dort steht einer. Und dieser hier schnaubt auch noch sehr ansehnlich.«
»Du solltest ihn nicht auch noch dazu ermutigen, Listus. Dieser Alleingang war dumm und gefährlich von ihm.«
Lyria musste mit ansehen, wie ihr Schützling ihre Befehle ignorierte, ihre Autorität in Frage stellte und schlichtweg seinen gesunden Elfenverstand ignorierte.
»Selten habe ich einen Krieger mit solch einem Todeswunsch gesehen.«
Sie hat recht, wenn sie ihn tadelt und bestraft.
»So, wie Tamris sich benommen hat, sollte er so schnell keinem Drachen mehr entgegentreten.«
Tamris starrte schweigend auf den Erdboden. Die harte Stimme von Prinz Lorenonn lag noch immer in seinen Ohren. Er kannte Lyria mittlerweile so gut, dass er wusste, dass sie ihm böse war. Auch wenn er vielleicht ihrem Tadel entkommen konnte, hatte der Prinz eben dafür gesorgt, dass sein nächster Drache wohl noch etwas auf ihn warten musste.
Sie würde ihn zurücklassen.
Schon wieder.
In ein paar Jahren, würde es darum gehen, welchen Platz Tamris in der Gesellschaft der Elfen annehmen würde. Er wusste, dass er ein guter Krieger war, der dazu auch noch eine seltene Gabe besaß. Allerdings war ihm auch bewusst, dass der Prinz nicht immer gut auf ihn zu sprechen war. Wenn er den Rest seines Lebens nicht damit verbringen wollte, in einer dunklen Kammer Zwiebeln zu schälen, musste er diesen Zustand ändern.
Schuldbewusst versuchte er sein nächstes Abenteuer zu retten.
»Es tut mir leid.«
»Das weiß ich, Tamris. Dir tut dein Benehmen immer leid, wenn dein Abenteuer vorbei ist.«
Lyria sah kurz hinter seinen Rücken, anschließend wieder zu ihm. Jetzt folgte offensichtlich seine Strafe.
»Du wirst dem Wirt im nächsten Dorf deine Dienste anbieten, während wir den nächsten Auftrag übernehmen. Du wirst ihm gehorchen und seinen Befehlen folgen.«
»Versprochen.«
»Gut. Und nun solltest du dich nützlich machen. Die Menschen im Dorf freuen sich bestimmt über dieses Fleisch.«
»Welches Dorf meinst du eigentlich?«
»Es liegt einen kurzen Ritt von hier entfernt. Ich werde dir den Weg zeigen.«
Erleichtert atmete Tamris aus. Seine Strafe war nicht halb so schlimm, wie er angenommen hatte. Voller Freude, sah er sich bereits als der ehrenwerte Elf, der den hungernden Menschen so viel Fleisch schenkte.
Seine Gedanken wurden jäh von Lorenonn unterbrochen.
»Lyria?«
»Verzeiht mir, mein Prinz. Dies ist noch immer der Befehl der Königin. Ich werde ihm folgen und Tamris nicht alleine lassen.«
»Du wirfst uns zurück. Wenn wir nicht schnell genug handeln, sind die Drachen wieder fort.«
»Sie werden wiederkommen. Und wenn es nicht dieser Drache ist, wird es ein anderer an einem anderen Ort sein.
Doch Tamris muss lernen, was es bedeutet, auch an andere Menschen und Elfen zu denken. Er soll den Bewohnern von dem Drachen erzählen. Und ich werde ihn begleiten.«
»Also, nimmst du diesen Rückschlag in Kauf?«
»Das muss ich, mein Prinz.«
Tamris konnte beobachten, wie Prinz Lorenonn missbilligend die Zähne zusammenbiss. Er war verärgert. Schon wieder.
»Ich werde mich beeilen.«
»Bis morgen zum Sonnenuntergang, werden wir warten. Ansonsten werden wir ohne euch beide losziehen.«
Lyrias Bruder Listus, warf ihr einen Blick mit hochgezogenen Augenbrauen zu. Tamris verstand nicht weshalb, doch plötzlich lenkte Lyria ein.
»Wir können auch weiterziehen, mein Prinz. Wenn dies Euer Wunsch ist.«
»Das wäre mein Wunsch. Doch mein Wunsch wiegt nichts, im Vergleich zu einem Befehl meiner Mutter.«
»Dann hätte ich einen Vorschlag, mein Prinz. Fugl und ich könnten Tamris und Lyria begleiten. Wir könnten den Kadaver gleich zu den Menschen bringen. Anschließend würden wir nur einen schnellen Ritt benötigen, um wieder zu Euch aufzuschließen. Vier Pferde, sollten das Gewicht von diesem Jungdrachen zwingen.«
Der Prinz warf Listus einen fragenden Blick zu. Während er sprach, deutete er mit seiner Hand in den Himmel.
»Du willst die Gruppe trennen. Zu solchen Zeiten?«
»Dieser Drache war kräftig und alleine. Er wird seine Kontrahenten bereits verjagt oder gefressen haben.
Wer weiß das schon. Zumindest haben wir kein Nest gefunden. Ich denke nicht, dass in diesem Ort eine weitere Gefahr lauert.«
Lorenonn überdachte diesen Einwand und nickte schließlich.
»Ihr habt meine Erlaubnis. Wir werden hier unser Lager aufschlagen und auf eure Rückkehr warten.«
»Vielen Dank, mein Prinz.«
Tamris half schweigend dabei, den Drachen an die vier Pferde zu binden. Er spürte bei jedem seiner Handgriffe den wachsamen Blick von Lorenonn auf seinem Rücken. Insgeheim war er sich sicher, dass der Elfenprinz sogar seine Knoten kontrollierte.
Sie verabschiedeten sich angemessen von dem Prinzen, seiner Gemahlin und ihrer Wache, bestiegen ihre Pferde und ritten los.
Ihr Ritt war schweigsam, bis Tamris im Sonnenuntergang nicht mehr an sich halten konnte.
»Warum hasst er mich?«
Lyria zuckte zusammen, als sie ihn hörten.
»Wer soll dich hassen, Tamris?«
»Der Prinz.«
»Er hasst dich nicht. Das kann er gar nicht.«
»Das klingt genauso unglaubhaft, wie deine Ausrede, dass die anderen Kinder zu beschäftigt waren, um mit mir befreundet zu sein.«
»Tamris, darüber haben wir doch mittlerweile gesprochen. Deine Zwillingsbürde ist gefährlich.«
»Das weiß ich ja. Aber, für den Prinzen ist sie doch dienlich. Ich habe den letzten Drachen quasi alleine besiegt.
Und ich bekomme nicht einmal etwas Anerkennung dafür. Im Gegenteil, ich werde bestraft und ausgeschlossen. Und das von ihm. Was hat dieser verzogene Prinz jemals getan, dass ihm jeder so hinterher kriecht?«
Lyria griff in seine Zügel hinein und brachte sein Pferd zum Stehen. Aufgebracht wollte Tamris eine Antwort verlangen, doch als er ihre Wut erkannte, verstummte er.
»Sag das niemals wieder, hast du mich verstanden? Der Prinz hat genug für uns und ganz Nyúmel getan. Du hast nicht das Recht, so über ihn zu sprechen!«
»Jeder sagt mir, dass er so toll ist. Und keiner sagt, warum das so ist. Was soll ich denn glauben? Und nein, kein Mensch oder Elf hat meinen Respekt verdient, der mich so behandelt. Ich habe ihm nie etwas getan. Und ich verlange von ihm, dass er mich anders behandelt.«
Listus lachte hart auf.
»Wie soll er dich denn behandeln? Wie das verzogene Gör, das du gerade bist? Oder wie einen, von seinem Blut?
Du bist nur ein Elf, er ein Prinz. Dein Prinz, um genauer zu sein. Wenn du ihn nicht respektierst und achtest, solltest du überlegen wegzuziehen. Er ist nun einmal der einzige Erbe der Sonnlunds. Und wegen dir, wird er sich nicht ändern.«
Tamris wusste zwar, dass Listus recht hatte, dennoch hasste er es, ständig zu hören, was er nicht konnte...
Erscheint lt. Verlag | 19.2.2021 |
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Reihe/Serie | Die Chroniken von Nyúmel |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Abenteuer • Drachen • Drachenjäger • Elfen • Erotik • Königsfamilien • Liebe • Magie • Nyúmel • Priesterin |
ISBN-10 | 3-7531-8025-4 / 3753180254 |
ISBN-13 | 978-3-7531-8025-0 / 9783753180250 |
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Größe: 702 KB
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