Maddrax 551 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1321-4 (ISBN)
Nun ist klar, dass dieses einzelne, letzte Parallelwelt-Areal eine größere Gefahr für die Erde darstellt als alle bisherigen zusammen. Doch wie kam es zu den Vorgängen, die nun auf Matts Realität übergreifen, wenn die Archivare nichts damit zu tun haben? Wer ist der fremde Gott, dessen Jünger das Böse in die Welt tragen wollen? Und wie kann man der Bedrohung begegnen?
Der zweite Teil des Doppelbandes nimmt Sie mit auf eine Reise und Rückschau in die Dunkle Vergangenheit ...
Dunkle Vergangenheit
von Sascha Vennemann
Der Komet sah aus wie eine glühende, Funken sprühende Feuerkugel, innen gleißend weiß und an der Spitze von milchigem Orange. Er zog einen langen glitzernden Schweif hinter sich her, dessen Licht in alle Richtungen zerfaserte.
»Wahnsinn!«, gellte es in Matthew Drax' Pilotenhelm. »Das ist das absolut Größte, was ich je gesehen habe!«
Professor Smythes Stimme schraubte sich in schmerzhafte Tonlagen und überschlug sich fast. Wie immer, wenn er euphorisch wurde. Und das wurde er viel zu oft, fand Matthew. Zu oft jedenfalls für einen leitenden Wissenschaftler der US Air Force.
»Dann schauen Sie genau hin«, knurrte Matt. »Es wird wahrscheinlich das absolut Letzte sein, was Sie in Ihrem Leben zu sehen kriegen!«
Die Stimme des Professors übertönte sogar noch die Fluggeräusche des Jets, den Matt so ruhig steuerte, wie es seine zitternden Hände nur zuließen. Smythe war schon unter normalen Umständen ein Unsympath, wie er im Buche stand. Seine hervorquellenden Augen, unter denen immer ein leichter Schatten lag, vermittelten hinter den runden Brillengläsern immer irgendwie den Eindruck, als wolle er seinen Gesprächspartner nichts von dem glauben, was der sagte.
Selten hatte Matthew einen so von sich eingenommenen Mann getroffen. Dass dem Professor der Astrophysik und Doktor der Medizin ihm während dieser wohl einmaligen Beobachtungsmission als Copilot zugeteilt worden war, machte die Sache nicht besser.
»Er ist absolut prächtig!«, schrie Smythe hinter Matt. »Göttlich! Wunderschön...!«
Matt presste die Lippen aufeinander, damit ihm kein unwilliges Knurren entfuhr, und wandte sich den Kontrollen des Jets zu.
Er bildete sich ein, dass die Gravitationskräfte, die sich unter dem Einfluss näher kommenden Kometen veränderten, das Flugzeug bereits zum Zittern brachten. Nicht mehr lange und die Eagle-Staffel würde abdrehen müssen.
Aber wenn der Brocken tatsächlich auf der Erdoberfläche einschlägt, dann... Matt wollte den Gedanken nicht an sich heranlassen. Er konnte sich eh nicht vorstellen, wie es sein würde, wenn die Katastrophe tatsächlich stattfand. Trotz aller Simulationen, die im Fernsehen gezeigt worden waren. Trotz all der Zeitungsartikel, die detailliert nachzeichneten, wie der Komet dem Planeten zusetzen würde. Und das, was von der Menschheit übrig blieb, würde kaum die nächsten Jahre überstehen.
Smythe indessen schien keine Angst vor diesem Szenario zu kennen. Er krakeelte einfach weiter. »Schauen Sie doch! Haben Sie je so etwas Wunderschönes gesehen?«
Matthew Drax sparte sich die Antwort. Sollte er das Mikrofon des Professors einfach stumm schalten? Nein. Spätestens beim De-Briefing auf der Air-Force-Basis in Berlin-Köpenick würde er sich dafür rechtfertigen müssen, warum er einem Berater des Präsidenten das Wort abgedreht hatte.
Matts Blick begann zu verschwimmen, als er den Hals drehte, um nach links aus dem Cockpit zu schauen. Das gleißende Sonnenlicht spiegelte sich auf den Tragflächen von Eagle-3 wider. Irvin Chester flog etwas unterhalb seiner Position parallel zu ihm.
Chester und sein Copilot Hank Williams hatten in den vergangenen Minuten fassungslos geschwiegen, nachdem klar wurde, dass die von der ISS auf den Kometen abgefeuerten Atomraketen so gut wie keine Wirkung gezeigt hatten. Weder hatte der Gesteinsbrocken seinen Kurs geändert noch war er in viele kleinere Teile zersprungen.
Die Hiobsbotschaft war per Funk gekommen, nachdem die Staffel ihre Beobachtungs- und Messergebnisse an die Zentrale weitergeleitet hatte. »Sie wissen, was Sie zu tun haben«, lautete der letzte Spruch, den sie von den Kollegen am Boden empfangen hatten. »Viel Glück, und möge Gott uns beistehen.«
Matthew Drax hatte nie an ein höheres Wesen geglaubt, aber in diesem Augenblick wünschte er sich, er täte es. Die Aussicht darauf, dass sich plötzlich die riesige Hand Gottes aus den Wolken schob, nach dem Kometen griff und ihn in die Sonne schleuderte, weil er es nicht zulassen konnte, dass seine Schöpfung von so einem Ding ruiniert wurde... das war fast schon wieder witzig.
Aber nur fast. Denn hier ging es um das Überleben der Menschheit – oder deren Ende.
Nein, vielleicht nicht ganz, dachte Matt. Im Jahr 2013 war eine bemannte Mars-Mission von der Erde aufgebrochen und hatte den Roten Planeten einige Monate später auch erreicht. Doch der Funkkontakt zu den Astronauten war plötzlich abgebrochen. Warum, das wusste niemand. Vielleicht technische Probleme, vielleicht eine Katastrophe.
Eigentlich hatte die NASA eine Sonde losschicken wollen, doch als man den Kometen auf Kollisionskurs entdeckte, waren die Gelder nur noch in dessen Abwehr geflossen.
Wenn die Astronauten noch leben, sind sie vielleicht bald die letzten Menschen, sinnierte Matt.
Dann rief er sich zur Ordnung. Er musste auf den Boden der Tatsachen zurückkehren – im wahrsten Sinne des Wortes. Hier gab es nichts weiter für sie zu tun.
Auf dem Radar sah Matt, dass die Maschine von Jennifer Jensen und Professor David McKenzie etwas zurückgefallen war, aber dem Kurs folgte, den Eagle-1 vorgab. Er stellte sich vor, wie der besonnen wirkende Astrophysiker die hereinkommenden Werte studierte: nüchtern, introvertiert – das genaue Gegenteil von Smythe, der sich inzwischen kaum noch die Mühe machte, ganze Sätze zu formulieren.
»Eagle-1 an Staffel«, funkte Commander Matthew Drax die anderen beiden Maschinen an. »Kurs null neun sieben. Sinkgeschwindigkeit sechzig Fuß pro Sekunde. Unser Job ist erledigt. Wir fliegen zurück zur Basis.«
»Roger«, kam es zweimal aus den Helmlautsprechern. Jensens und Chesters Stimmen klangen gepresst und niedergeschlagen.
»Kommt gar nicht in Frage, Commander!«, protestierte Professor Dr. Smythe. »Sie beschleunigen und steigen! Ich bin noch lange nicht fertig mit meinen Messungen! Und vergessen Sie nicht, dass ich die wissenschaftliche Leitung der Mission innehabe!«
Jetzt wurde es Matthew doch zu bunt. »Das können Sie vergessen, Smythe!«, blaffte er in das Helmmikrofon. Er hatte den Kanal nicht gewechselt; alle konnten hören, was er sagte. »Wenn der Komet einschlägt, haben wir am Boden bessere Chancen zu überleben. Und ich für meinen Teil würde das Unvermeidliche gerne noch etwas hinauszögern!«
»Feigling!« Smythes leise geknurrtes Wort traf Matt wie ein Schlag in den Magen. »Wir erleben hier das vielleicht größte Ereignis der Menschheitsgeschichte mit, und Sie wollen den Schwanz ein-«
»Der Komet wird langsamer!«, schrie plötzlich Dave McKenzie über Funk.
»Was?«, blaffte Smythe.
»Vor wenigen Sekunden waren es noch fünfzig Kilometer pro Sekunde«, berichtete der Astrophysiker atemlos. »Jetzt ist es nur noch die Hälfte!«
»Reden Sie keinen Unsinn, Mann!«, fuhr Smythe ihn an. »Die Erdatmosphäre kann ihn gar nicht stark abbrem...« Er verstummte und tippte hektisch auf seinen Instrumenten herum. »Verdammt noch mal!«, murmelte er. »Sie haben recht, McKenzie. Die Geschwindigkeit schrumpft fast exponentiell. Melden Sie das sofort der Zentrale, Commander!«
Matt versuchte eine Funkverbindung zur Basis herzustellen, hörte aber nur Rauschen. »Negativ. Kein Kontakt. Irgendetwas stört die Frequenzen«, sagte er. »Jensen? Chester? Wie ist es bei euch?«
»Ich komme auch nicht durch«, antwortete Jennifer Jensen in Eagle-2.
»Hier ist ebenfalls alles tot, Commander«, ließ sich Hank Williams' dunkler Bass vernehmen.
»Wahrscheinlich wegen der Strahlung«, schaltete sich Dave McKenzie ein. »Meine Messungen zeigen hohe Werte. Woraus auch immer der Kern besteht – er strahlt wie eine Röntgen-.«
»Nicht nur das!«, unterbrach Jacob Smythe seinen Kollegen. »Floyd hat den Kurs geändert!«
»Er hat was?« Jensen nahm Matt die Worte aus dem Mund.
Floyd hatte sich als Bezeichnung für den Kometen eingebürgert. Ein schottischer Hobbyastronom namens Archer Floyd hatte ihn bei einem Karibik-Urlaub, zu dem er sein Teleskop mitgenommen hatte, entdeckt. Und damit die Welt in einen nie gekannten Aufruhr versetzt.
Er bremst ab?, fuhr es Matt durch den Kopf. Er ändert den Kurs? Das klang ja fast so, als hätte Floyd einen eigenen Willen...
»Ist das gesichert?«, rief er. Matt war versucht, den Jet zu wenden.
»Bestätigt!«, meldete sich McKenzie. »Durch die verringerte Geschwindigkeit und die Abweichung vom ursprünglichen Kurs ergibt sich ein neuer Einschlagsort. Lassen Sie mich das kurz durchrechnen...«
»Bemühen Sie sich nicht«, kommentierte Smythe gönnerhaft. »Ich habe das Ergebnis schon. Floyd hat Kurs auf das östliche Afrika genommen. Und ich würde inzwischen auch nicht mehr von einem Einschlag sprechen.« Smythes Stimme klang ehrlich verblüfft. Die unerwarteten Ereignisse hatten...
Erscheint lt. Verlag | 2.3.2021 |
---|---|
Reihe/Serie | Maddrax |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • 2265 • Abenteuer • action • Alien • Bestseller • brandon-morris • Cliff Allister • Cliff-Allister • Deutsch • Dr Who • eBook • E-Book • eBooks • Endzeit • ex vitro • ex-vitro • Fantasy • Fortsetzungsroman • heliosphere • Horror • Horror-Thriller • Kindle • Kurzgeschichten • Military • Multiversum • Perry Rhodan • Perry-Rhodan • Post-Apokalypse • Raumfahrt • Raumflug • Raumschiff • Raumstation • RaumZeit • Rekrut • rhen-dark • Rhen Dark • Romane • Roman-Heft • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci-fi • Sci Fi • SciFi • Space-opera • spannend • Star Trek • Star-Trek • Star Wars • Star-Wars • Techno • Thariot • Thriller • timothy-zahn • Timothy Zahn • tom-schnellhardt • Transport • troopers • Weltall • Weltraum-Abenteuer • Zyklus |
ISBN-10 | 3-7517-1321-2 / 3751713212 |
ISBN-13 | 978-3-7517-1321-4 / 9783751713214 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich