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Parceval - Spiel mit dem Feuer (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
544 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-26033-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Parceval - Spiel mit dem Feuer - Chris Landow
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Geiselnahme in der Elbphilharmonie. Ein einzelner Mann ist die letzte Hoffnung: Ralf Parceval!
Ralf Parceval hat fünfzehn Menschenleben auf dem Gewissen. Nach deutscher Rechtsauffassung ist er ein Mörder. Nach seiner eigenen Rechtsauffassung ist er ein Versager. Denn er hat die falschen Männer erwischt.
In der Hamburger Elbphilharmonie findet ein Benefizkonzert statt. Viele hochrangige Politiker sind angereist. Kaum haben sich die Türen hinter den Gästen geschlossen, fallen Schüsse im Gebäude. Eine Gruppe von IS-Terroristen hat alle Besucher in ihre Gewalt gebracht, stellt Forderungen. Nur ein Mann ist unentdeckt geblieben und kann sich noch frei im Gebäude bewegen. Er ist die letzte Hoffnung für die Geiseln: Ex-Bundespolizist Ralf Parceval ...

Alle Bände der Reihe:
PARCEVAL - Seine Jagd beginnt
PARCEVAL - Auf der Flucht
PARCEVAL - Spiel mit dem Feuer

Chris Landow ist das Pseudonym eines erfolgreichen deutschen Bestsellerautors, dessen Romane sich über eine Million Mal verkauft haben und in ein Dutzend Sprachen übersetzt wurden. Mit »Parceval« legt er die actiongeladene Thrillerreihe um Ex-Bundespolizist Ralf Parceval vor.

1


Donnerstag, 10. Dezember

07:18 Uhr

Störungen beim wichtigsten Arbeitsschritt im Krematorium Hamburg-Öjendorf waren äußerst selten. Der wichtigste Arbeitsschritt bestand in der Kremation des Verstorbenen: maximal eineinhalb Stunden im Verbrennungsofen bei 1200 Grad Celsius, bis nur noch Asche, Reste von Zähnen und Implantate übrig waren.

Der Störungsalarm, der bei dieser ersten Verbrennung des Tages plötzlich anschlug, verursachte daher bei allen Mitarbeitern eine mehrere Sekunden währende Überraschungspause. Dann fand sich das gesamte Team vor Einäscherungsanlage 3 ein, zusammen mit Teamleiter Henry Schuback. Der Sarg des Verstorbenen stand auf der Zuführeinrichtung vor den noch verschlossenen Türen des Ofens. Er war leicht schräg, als hätte der Krematoriumsmitarbeiter, der ihn dort abgestellt hatte, es eilig gehabt; oder als sei die Zuführeinrichtung angefahren und hätte dann mit einem Ruck wieder angehalten. Auf dem kleinen Instrumentenpanel blinkte eine rote Lampe. Der akustische Teil des Alarms war ein melodisches Pingen ähnlich dem, das ein Auto von sich gab, wenn man den Anschnallgurt vergessen hatte. Melodisch, aber nervig, wenn es sich in Sekundenabständen wiederholte.

»Schalt mal den Lärm ab«, befahl Schuback, ohne die Augen vom Sarg zu nehmen. Einer seiner Mitarbeiter stellte den Alarm aus. Die blinkende rote Lampe erlosch.

»Das Förderband streikt«, sagte einer der Mitarbeiter.

»Sicherung rausgeflogen?«, fragte Schuback.

Eine kurze Untersuchung ergab, dass die Sicherung noch intakt war und dass die Automatik der Zuführeinrichtung das Band ohne äußerlich erkennbaren Grund abgeschaltet hatte. Henry Schuback betrachtete das Instrumentenpanel, das außer den Schaltern für die Bewegung des Bandes, einem Ziffernfeld wie auf einem Tastentelefon, einem Not-Aus-Knopf und einem kleinen LCD-Monitor keine Bedienungselemente aufwies. Er bückte sich, um den Fehlercode auf dem Monitor ablesen zu können.

»Code 47«, sagte er, als er sich wieder aufrichtete.

»Und was bedeutet das?«, fragte einer der Mitarbeiter. Ein anderer kicherte nervös und sagte: »Code 47? Was sind dann die anderen sechsundvierzig Fehler, die das Ding haben kann? Das muss doch nur vorwärts- und rückwärtsfahren!«

Schuback dachte angestrengt nach. Ihm war peinlich, dass seine Mitarbeiter ihn so ratlos sahen, aber tatsächlich hatte er keine Ahnung, was mit der Zuführeinrichtung los war. Er leitete das Krematoriumsteam in Öjendorf seit vielen Jahren, zuvor war er im Krematorium Ohlsdorf angestellt gewesen, und in all den Jahren war es stets wichtiger gewesen, den Hinterbliebenen mitfühlend und den Verstorbenen respektvoll zu begegnen, als die technischen Eigenheiten der hochmodernen Verbrennungsanlagen im Kopf zu behalten. Verärgert stellte er fest, dass er anscheinend den Biss verloren hatte.

Sein Handy klingelte. Er fischte es aus der Tasche. Der Betriebsleiter war dran. Schuback seufzte innerlich.

»Was ist bei euch da drüben los?«, fragte der Betriebsleiter.

»Zuführeinrichtung 3 streikt«, erwiderte Schuback. »Wir haben’s schon im Griff.«

»Weswegen streikt das Ding denn?« Schuback wollte gerade etwas technisch Klingendes von sich geben, als der Betriebsleiter fortfuhr: »Habt ihr aus Versehen einen zweiten Schamottestein auf den Sarg gelegt?« Man konnte hören, dass er grinste.

»Haha«, machte Schuback. Der Schamottestein, rund und handtellergroß, wurde auf den Sarg gelegt, damit die Asche des Verstorbenen identifiziert werden konnte. Er trug eine eindeutige Identifikationsnummer und verbrannte nicht mit. Selbst wenn man fünfzig Stück davon auf den Sarg gelegt hätte, hätten sie das Gewicht von Sarg und Leichnam nicht so stark erhöht, dass die Zuführanlage ein Problem bekam.

»Dann schaut mal nach, was da los ist«, sagte der Betriebsleiter. »Zum Glück ist zurzeit ja nicht viel los.«

Schuback nickte. Bis Weihnachten waren es noch drei Wochen. Erfahrungsgemäß würde dann ziemlich viel los sein. Depressive, die Selbstmord begingen. Ganz gewöhnliche Menschen, die nach einer Weihnachtsfeier betrunken mit dem Auto gegen einen Baum fuhren. Frauen in prekären Situationen, die von ihrem Ehepartner totgeschlagen wurden, weil der Weihnachtsbaum schief stand. Jetzt jedoch herrschte noch eine Art adventliche Stille in den Hamburger Krematorien.

»Ich gebe Bescheid«, sagte Schuback und steckte das Handy weg. Er blickte sich um. Die Bemerkung des Betriebsleiters hatte ihn auf etwas aufmerksam gemacht, was ihm vorher nicht aufgefallen war. Der Schamottestein fehlte tatsächlich. Schuback fand ihn an einer der Wände, wohin er gerollt sein musste. Wenn der Ruck, mit dem das Band zum Stillstand gekommen war, so heftig ausgefallen war, dass das Teil herunterfiel, hätte der Sarg viel schräger auf dem Band stehen müssen. Schuback legte den Stein nachdenklich auf den Sarg zurück.

»Na gut«, sagte er. »Wo ist das Manual?«

Die Bedienungsanleitung lag in einem in der Wand eingelassenen Kästchen, zusammen mit einem Wartungsheft, einem Kugelschreiber, einer Taschenlampe, Ersatzbatterien und einer Telefonliste mit den Nummern der Führungskräfte und der Notrufnummern. Schuback blätterte in der Bedienungsanleitung, die ihn unangenehm an das unübersichtliche Manual seiner heimischen Fußbodenheizung erinnerte.

»Fehlercode 47«, sagte er und las vor: »›Abweichung zu den eingegebenen Gewichtsparametern‹.« Er blickte auf.

Einer seiner Mitarbeiter checkte bereits ein Datenblatt auf einem Clipboard, das er mit sich herumtrug. »105 Kilogramm – fünfunddreißig der Sarg, siebzig der Leichnam. Ist einfachste Machart, der Sarg.«

Schuback spähte auf den LCD-Monitor. »Ist richtig eingegeben«, sagte er. »Das heißt, entweder ist die Anlage einfach nur kaputt und gibt irgendeinen Fehlercode aus, oder der Sarg ist deutlich schwerer.«

»Ich habe den Sarg gestern Abend selbst hierhergefahren und gewogen«, sagte der Mann mit dem Clipboard. »Er ist nicht schwerer.«

Schuback merkte, wie seine in jahrelanger Routine eingerosteten Denkprozesse langsam wieder anliefen. »Ist keiner dabei gewesen, als der Sarg hätte reinfahren sollen?«, fragte er.

Der Mann mit dem Clipboard zuckte mit den Schultern. »Die Anlage war auf Timer gestellt. Braucht ja keiner von uns dabei zu sein; das geht doch alles automatisch. Ich wäre benachrichtigt worden, wenn der Ofen sich abschaltet, dann wäre ich gekommen.« Der Mann klopfte auf den Funkmeldeempfänger an seinem Gürtel.

Schuback pflichtete ihm bei. Die Arbeit eines Krematoriumsangestellten setzte erst wieder ein, wenn sich der Ofen ausreichend abgekühlt hatte. Dann wurden die Überreste der Aschenwanne entnommen, Implantate entfernt und der Rest in die Knochenmühle verbracht.

Er klopfte sanft auf den Sarg.

»Wer ist das überhaupt?«, fragte er.

»Anlieferung aus der Krankenstube in der Seewartenstraße. Ein Obdachloser. Name wurde mit Karl Ort angegeben. Alter 49 Jahre. Todesursache Unterkühlung und mehrere Infektionen. Der Arzt hat das bei der zweiten Leichenschau bestätigt.«

»Wann war die?«

»Gestern Abend, die letzte Schau vor Betriebsschluss. Ich hab den Sarg danach wieder ordnungsgemäß verschlossen und bin gegangen. Willst du damit irgendwas andeuten, Henry? Ich mach meine Arbeit sorgfältig!«

»Brauchst nicht gleich ’n Brass zu kriegen«, brummte Schuback. »Ich frag ja nur.«

»Ich denke, die Anlage spinnt«, sagte der Mann mit dem Clipboard.

»Und ich denke«, sagte Schuback, »dass wir mal bei Karl Ort reinschauen sollten.«

Die Männer verdrehten die Augen. Schuback ignorierte es. Seit der Betriebsleiter seine ironische Bemerkung mit dem zweiten Schamottestein gemacht hatte, war die Ahnung in ihm gewachsen, dass der Sarg mit dem Verstorbenen tatsächlich viel schwerer war als eingegeben und dass die Anlage keineswegs einen Defekt hatte, sondern auf eine tatsächliche Unregelmäßigkeit reagierte. Aber um das zu prüfen, musste er den Sarg öffnen lassen.

Zwei Mann rückten mit Akkuschraubern an. An den Gesichtern der Männer konnte man erkennen, dass sie sie mit aller Kraft nach unten drücken mussten, damit die Bits nicht abrutschten und die Schraubenköpfe ausfransten. Die anderen Teammitglieder wechselten erstaunte Blicke: Normalerweise waren die Schrauben in einem Sarg leichtgängig. Schuback beobachtete die Arbeit. Er hatte nicht den Eindruck, dass sich die Schrauben im Holz festgefressen hatten. Es wirkte eher so, als übe etwas im Inneren des Sargs starken Druck auf den Deckel aus, sodass die Schrauben verkanteten.

»Macht mal langsamer«, sagte er. Er erinnerte sich plötzlich an die Geschichten, die altgediente Kollegen zum Besten gegeben hatten – von früheren Zeiten, als es noch keine zuverlässigen Kühleinrichtungen gegeben hatte und in heißen Sommern die Verwesungsprozesse im Inneren des Sargs zu Gasen geführt hatten, die die Körper aufblähten, bis sie Sargdeckel absprengten. Aber in der kurzen Zeit konnte das hier nicht der Fall sein, oder?

»Drückt den Deckel runter«, sagte er trotzdem und lehnte sich selbst mit dem Oberkörper mit auf den Sarg.

Die letzten Schrauben wurden herausgedreht. Schuback spürte den Druck, der von innen gegen den Sargdeckel wirkte. Vorsichtig ließen die Männer ab, bis der Deckel plötzlich verrutschte und herunterpolterte. Sie sprangen alle zurück.

Ein Arm mit einer blassen Hand klappte herunter und baumelte neben dem Sarg. Die Fingernägel waren manikürt, die Haut matt vom Puder. Der Tote...

Erscheint lt. Verlag 18.1.2021
Reihe/Serie Ralf Parceval
Ralf Parceval
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte action • Afghanistan • auf der Flucht • Bestsellerautor • Deutscher Thriller • eBooks • Geiselnahme • IS-Terroristen • Jack Reacher • Lee Child • Linus Geschke • Politthriller • Rache • Seine Jagd beginnt • Selbstjustiz • Stirb Langsam • Tannenstein • Thriller
ISBN-10 3-641-26033-7 / 3641260337
ISBN-13 978-3-641-26033-0 / 9783641260330
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