Mordseeluft (eBook)
317 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-8605-9 (ISBN)
Eine perfekt gegarte Leiche in der Strandsauna? Nicht gerade das, was Caro Falk sich von ihrer Kur auf der Insel Borkum erwartet hat. Eigentlich wollte die schlagfertige Kölnerin vor allem eins: möglichst großen Abstand gewinnen zu ihrem ebenso reichen wie untreuen Gatten. Trotzdem ist sie empört, als die örtliche Polizei den Fall einfach zu den Akten legen will. Notgedrungen beginnt Caro selbst zu ermitteln und erfährt dabei unerwartet Hilfe von Jan Akkermann, dem Türsteher von Borkums einziger Disko. Zwischen Kurklinik und Watt kommen die beiden pikanten Geheimnissen auf die Spur - und schon bald müssen Polizei und Mörder sich verdammt warm anziehen ...
Emmi Johannsen ist das Pseudonym von Christine Drews. Mit ihren Romanen, Thrillern und Krimis konnte sie bereits etliche Leser im In- und Ausland begeistern. Doch mit Mordseeluft erfüllt sie sich einen besonderen Traum: Inspiriert von ihrer liebsten Urlaubsinsel schreibt sie nun als Emmi Johannsen eine humorvolle Krimireihe um Caro Falk und Jan Ackermann, die gemeinsam auf Borkum Verbrecher jagen.
Emmi Johannsen ist das Pseudonym von Christine Drews. Mit ihren Romanen, Thrillern und Krimis konnte sie bereits etliche Leser im In- und Ausland begeistern. Doch mit Mordseeluft erfüllt sie sich einen besonderen Traum: Inspiriert von ihrer liebsten Urlaubsinsel schreibt sie nun als Emmi Johannsen eine humorvolle Krimireihe um Caro Falk und Jan Ackermann, die gemeinsam auf Borkum Verbrecher jagen.
2
Caro konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal neun Stunden am Stück geschlafen hatte. Voller Energie stand sie in ihren Sportsachen am Treffpunkt vor der Kurklinik, von wo aus die Walkinggruppe starten wollte. Sie hatte Justus nach dem Frühstück zur Kinderbetreuung gebracht, die heute als Erstes den Strand erkunden wollte. Auch wenn er anfangs immer ein wenig schüchtern war, hatte Justus zum Glück schnell Anschluss gefunden. Er war neugierig und aufgeschlossen und hatte daher nie Probleme, neue Freunde zu finden, was Caro als Segen empfand.
»Moin! Ich bin Eva Lannes, die Sporttherapeutin, bitte einfach Eva sagen«, stellte sich eine drahtige blonde Frau um die fünfzig gut gelaunt vor. »Wir gehen nicht spazieren, wir walken. Die richtige Armbewegung ist dabei genauso wichtig wie das richtige Tempo. Als Grundregel könnt ihr euch merken: Wenn ihr Probleme habt, euch zu unterhalten, seid ihr zu schnell.«
»Wir haben nie Probleme zu quatschen!«, sagte eine etwas molligere Frau, und alle lachten Beifall.
Nachdem sich Caro und die anderen miteinander bekannt gemacht hatten, marschierte die Gruppe Richtung Strand. Es war immer noch recht frisch und windig, aber heute fand Caro es herrlich. Der Strand war fast menschenleer, nur einige Jogger und Walker waren unterwegs. Die Luft war zwar kalt, aber dabei so klar, wie sie es in Berlin niemals war. Schon von Weitem konnte sie die Seehunde sehen, die nebeneinander aufgereiht im Sand lagen und dösten. Die Seehundbank, die immer näher an den Strand heranwuchs, gehörte zum Naturschutzgebiet. Betreten war strengstens verboten, worauf mehrere Warnschilder hinwiesen. Wenn es ein vorwitziger Schwimmer trotzdem wagte, die kurze Strecke zur Bank zu schwimmen, um den Tieren ganz nahe zu sein, durfte er sich auf eine saftige Strafe gefasst machen. Und praktisch jeder wurde dabei erwischt, da die Rettungsschwimmer von der DLRG-Station am Strand auch immer einen Blick auf die Seehundbank hatten. Vor einigen Jahren war sie fast ausgestorben gewesen, die Seehundstaupe hatte die meisten Tiere dahingerafft. Zum Glück konnte sich der Bestand erholen, und heute lagen mehr Seehunde vor Borkum als je zuvor.
Nahe der Wasserkante, wo der Sand einigermaßen fest war, marschierte die Gruppe Richtung Seehundbank, ließ diese links liegen und überquerte eine wüstenähnliche Fläche, die zum nächsten Strandabschnitt führte, der allgemein als der Wellenstrand bezeichnet wurde. Hier schlugen die Wellen der Nordsee ungebrochen an Land, und es gab wirklich Strand, so weit das Auge reichte. Teilweise konnte Caro gar nicht das Ende sehen, überall war nur Sand, Sand, Sand, unterbrochen von kleinen Miniaturdünen, auf denen etwas Dünengras wuchs.
Für einen Moment war Caro überwältigt von der Schönheit der Natur. Seitdem Nils und Hinnerk sich verkracht hatten, waren sie nicht mehr nach Borkum gefahren und auch davor nur höchst selten hier gewesen. Sobald seine Firma richtig lief, hatte Nils sich ein Appartement auf Mallorca gekauft, und so schön Caro die spanische Insel fand, sie hatte nicht das Gefühl, dass sie mit Borkum mithalten konnte. Gut, die Wassertemperaturen waren am Mittelmeer zwar ein Vorteil, aber diese endlosen Strände gab es dort nicht. Caro konnte sich an der schier grenzenlosen Weite nicht sattsehen. Sie hatte sofort das Gefühl, einen klareren Kopf zu bekommen, freier atmen und abzuschalten zu können. Dieses Gefühl hatte sie im Beach Club von Palma nie gehabt.
Plötzlich schien etwas ihre endlose Sicht zu stören. Irritiert fokussierte sie ihren Blick auf einen kleinen Sandhügel. Da war er wieder, der Mann mit der grünen Kappe. Er lag hinter einer der kleinen Dünen. Und dieses Mal war es eindeutig, dass er jemanden beobachtete. Duckte er sich weg, als Caro sich in seine Richtung drehte? Sie war sich nicht sicher.
War das ein Spanner? Aber was gab es hier bitte zu spannen? Zwölf Frauen, alle in langen Sporthosen und langarmigen Laufoberteilen, walkten am Strand entlang. Keine zeigte mehr Haut als notwendig, im Gegenteil, dank des frischen Windes hatte ein Großteil auch noch eine Fleecejacke an und eine Mütze auf dem Kopf. Und auch die anderen Frauen und Männer, die am Strand entlang joggten oder walkten, waren alle warm eingepackt. Selbst so ein dauererigierter Typ wie ihr Exmann würde nicht auf die Idee kommen, hier zu spannen.
Wie aus dem Nichts bekam sie ein ungutes Gefühl. Hatte es der Typ etwa auf sie abgesehen? Verfolgte er sie womöglich? Gestern Abend war er ihr schon aufgefallen, auch da war er eindeutig in ihrer Nähe gewesen und hatte sich irgendwie merkwürdig verhalten. Vielleicht war er von Nils auf sie angesetzt worden, vielleicht sollte er versuchen, etwas über sie herauszufinden, was ihr beim Sorgerechtsprozess schaden konnte. Dass das Nils’ Art war, wusste sie genau. Schließlich hatte sie früher selbst für ihn als eine Art Privatdetektivin gearbeitet.
Nils war einer der größten Versicherungsmakler des Landes, er hatte fast zwanzig Angestellte, die bundesweit für ihn tätig waren, und sich auf die Nischen fokussiert, die von den großen Versicherungen nicht abgedeckt wurden. So war er zum Experten für Juwelierversicherungen geworden und hatte sich auf extrem wertvolle Uhren spezialisiert. Als einer seiner Kunden, ziemlich zeitnah nach dem Abschluss der Versicherung, eine hunderttausend Euro teure Uhr als gestohlen meldete, bat Nils Caro, sich den Kunden doch mal etwas genauer anzuschauen. Vermutlich war das ein reiner Jux gewesen, sie hatte nachher nie mit ihm darüber gesprochen, wie er überhaupt auf die Idee gekommen war. Vielleicht wollte er sie auch einfach nur beschäftigen, damit er seinen Beschäftigungen in Ruhe nachgehen konnte. Jedenfalls hatte Caro da zum ersten Mal gemerkt, dass sie eine gewisse detektivische Begabung besaß. Es hatte ihr Spaß gemacht, den vermeintlich reichen Geschäftsmann zu beschatten, dessen Geschäfte schon lange nicht mehr so gut liefen, wie sie schnell herausfand. Sie beobachtete ihn, achtete genau darauf, welche Uhr er trug, wenn er sich mit seinen Freunden in der Bar oder in einem Restaurant traf, hielt sich unauffällig in seiner Nähe auf und belauschte seine Gespräche. In ihren teuren Klamotten und mit ihrem rausgeputzten Äußeren war es ein Leichtes gewesen, sich an der Bar in Hörweite des Geschäftsmanns zu platzieren, und es hatte nicht lange gedauert, bis sie herausgefunden hatte, dass er die Uhr verkauft hatte und zum Versicherungsbetrüger mutiert war.
Es würde sie also überhaupt nicht wundern, wenn Nils nun irgendeinen zwielichtigen Typen aus seinem Bekanntenkreis auf sie angesetzt hatte. Nur – wozu? Glaubte er vielleicht, sie würde sich auf Borkum einen Kurschatten zulegen? Oder hier heimlich Geschäfte machen? Die er bei den Unterhaltsverhandlungen als Argument auf den Tisch bringen konnte? Das war absurd.
Vielleicht wurde sie auch langsam paranoid, dachte sie. Vielleicht war der Kerl mit der grünen Kappe einfach ein Naturliebhaber, der die zahllosen Seevögel beobachten wollte und den sie nacheinander als Kiffer, Spanner und Schnüffler beschimpft hatte. Wenn auch nur in Gedanken. Alles auf Borkum fühlte sich so sehr nach heiler Welt an, dass es irrwitzig war, einen Mann zu verdächtigen, nur weil sie ihm zufälligerweise zweimal über den Weg gelaufen war und er sich etwas merkwürdig verhalten hatte. Nur weil ihr die vermeintlich heile Welt, in der sie jahrelang glaubte zu leben, um die Ohren geflogen war, hieß das doch nicht, dass es sie auf Borkum nicht geben konnte.
Oder?
Sie drehte sich noch einmal zu ihm um und stellte erleichtert fest, dass er verschwunden war. Vermutlich hatte sie sich wirklich alles nur eingebildet.
Aber ein ungutes Gefühl blieb.
Nachdem sie geduscht und sich umgezogen hatte, stand sie pünktlich um zehn Uhr bei Dr. Schäfer im Behandlungsraum, der genauso aussah wie in jeder anderen Klinik auch. Bis auf den grauen Linoleumboden war alles in Weiß gehalten, der Schreibtischstuhl aus schwarzem Leder bildete die einzige Ausnahme. Als Caro den Raum betrat, studierte Dr. Schäfer gerade eine Patientenakte. Erneut wurde sie von seiner Optik fast erschlagen, obwohl sie ihn nach dem Auftritt gestern im Flur eigentlich nicht leiden konnte.
»Moin, Frau Falk! Sie sehen blendend aus!«, sagte er mit diesem unnachahmlichen Lächeln, und Caro konnte sich nur knapp ein »… und Sie erst!« verkneifen. Er legte die Akte zur Seite und ging auf sie zu. In der weißen Hose und dem schmal geschnittenen weißen Hemd kam sein trainierter Oberkörper besonders gut zur Geltung, fand Caro, die Mühe hatte, sich Dr. Schäfer nicht spontan nackt vorzustellen. Mit beiden Händen nahm er ihre Rechte und drückte sie fest.
»Ich war schon walken«, sagte Caro. »Danach sieht man ja automatisch etwas frischer aus.«
Er nickte und bat sie, Platz zu nehmen. Nach einem ausführlichen Anamnese-Gespräch sah er sie warm an.
»Bevor ich Sie gleich untersuche, möchte ich natürlich noch wissen, warum Sie hier sind. Sie haben keinerlei Vorerkrankungen und machen auf den ersten Blick einen gesunden Eindruck. Dennoch sind Sie ja nicht grundlos hier.«
War das wirklich derselbe Mann, der gestern die arme Lara einfach so fertiggemacht hatte? Es war erstaunlich, wie einfühlsam und warmherzig Dr. Schäfer sein konnte. Der Mann hat offenbar zwei Gesichter, dachte sie und versuchte, nicht mehr auf sein figurbetontes Hemd zu starren, durch das sich seine muskulöse Brust deutlich abzeichnete.
»Ich lebe gerade in Scheidung«, erklärte Caro. »Die Trennung von meinem Noch-Ehemann war und ist nicht einfach. Ich habe keinen Job, keine Wohnung und befinde mich...
Erscheint lt. Verlag | 27.3.2020 |
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Reihe/Serie | Borkum-Krimireihe | Borkum-Krimireihe |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller | |
Schlagworte | 20. - 21. Jahrhundert • Ermittlerduo • Hobbydetektive • Krimis • Küstenkrimi • Ostfriesen • Ostfriesland • regional • skurrile Todesfälle |
ISBN-10 | 3-7325-8605-7 / 3732586057 |
ISBN-13 | 978-3-7325-8605-9 / 9783732586059 |
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