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DIE INSEL DER SCHLANGEN (eBook)

Der Thriller-Klassiker!

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
CCXI Seiten
BookRix (Verlag)
978-3-7487-3053-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

DIE INSEL DER SCHLANGEN - Robert L. Fish
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Die brasilianische Metropole Rio de Janeiro und der Staat São Paulo sind die Schauplätze einer fesselnden Handlung. Die einfallsreiche Arbeitsweise des Kommissars José da Silva ist zwar besonders erfolgreich, hat aber auch äußerst gefahrvolle Überraschungen und völlig unerwartete Entwicklungen zur Folge. So gelangt da Silva schließlich auf die geheimnisumwobene und gefürchtete Insel der Schlangen, wo ein dramatisches Finale zum Ziel der Ermittlungen kommt... Robert L. Fish (* 21. August 1912 in Cleveland, Ohio; ? 23. Februar 1981 in Trumbull, Connecticut) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er ist vor allem als Autor von Kriminal-Romanen international bekannt geworden. Einige seiner Romane und Kurzgeschichten erschienen unter dem Pseudonym Robert L. Pike. Der Roman Die Insel der Schlangen erschien erstmals im Jahr 1963; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte ein Jahr später. Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers des Action-Krimis in seiner Reihe APEX CRIME.

  Zweites Kapitel


 

 

Wer in Rio de Janeiro eines gewaltsamen Todes stirbt, muss damit rechnen, im Instituto Medico-Legal in der Rua dos Invalidos zu landen. Er wird entweder von einem der überbeschäftigten Ambulanzwagen eingeliefert oder von einem höchst unwilligen Taxifahrer, der sich einerseits Sorgen macht, dass die fleckige Polsterung seines Wagens noch mehr Flecken bekommen könnte, andererseits aber durch die Drohungen des begleitenden Polizeibeamten eingeschüchtert ist. Das Opfer einer Messerstecherei in einer Hafenbar, verzweifelte Selbstmörder und 'die verstümmelten Opfer der Verkehrsunfälle finden alle den Weg ins Instituto Medico-Legal.

Sind die Papiere in Ordnung, wird der Tote nicht lange festgehalten. Eine Carteira de identidade, ein Führerschein oder eine Arbeitserlaubnis mit Foto und Daumenabdruck - mögen die Papiere auch noch so schmutzig oder zerfetzt sein -erfüllen ihren Zweck, und sobald alle Einzelheiten zu den Akten genommen sind, darf der Tote das riesige Gebäude verlassen. Er wird einem trauernden Freund oder weinenden Verwandten übergeben. Diejenigen allerdings, die ohne Papiere im Institut landen, müssen tagelang warten. Gewiss, sie warten in einem Raum mit Klimaanlage und liegen in einem sauberen Stahlfach - aber sie warten.

Sie warten auf Kommissar José da Silva.

 

Kommissar José da Silva vom Nationalen Zweigbüro von Interpol hielt mit seinem roten Sportwagen, einem Jaguar, hinter einem Ambulanzfahrzeug im schmalen Hof des Instituto Medico-Legal und stieg aus. Er war groß und von einer trügerischen Schlankheit, Ende Dreißig, und sein dunkelfarbiges, pockennarbiges Gesicht hatte einen melancholischen Zug. Ein dicker Schnurrbart erinnerte unwillkürlich an einen Guerillero. Wenn er sich amüsierte, konnte über sein abweisendes Gesicht gelegentlich auch ein koboldhaftes Lächeln gleiten, es konnte aber ebenso gut noch abweisender werden, wenn der Kommissar wütend war. Die Unterwelt von Rio hatte großen Respekt davor.       

Im Augenblick stand auf der Stirn von Kommissar da Silva eine steile Falte. Zu den vielen Pflichten seines Büros gehörte auch die zeitraubende Tätigkeit, alle Leichen in Augenschein zu nehmen, die nicht zu identifizieren waren. Viele ausländische Verbrecher, die auf den Fahndungslisten von Interpol standen, waren auf diese Weise gefunden worden. Die steile Falte auf der Stirn des Kommissars galt allerdings nicht seiner Aufgabe als vielmehr dem Zeitpunkt. Kommissar da Silva war nämlich mit dem Sicherheitsoffizier der amerikanischen Botschaft zum Mittagessen verabredet, und wenn er sich im Leichenschauhaus zu lange aufhielt, würde er zu spät kommen.

Mit schweren Schritten stieg er die vertrauten Stufen zwischen den weißen Pfeilern hinauf und stieß die schwere Bronzetür auf. Der penetrante Geruch nach Formalin und Karbol drang aus den Kellerräumen herauf. Stirnrunzelnd blickte er noch einmal auf seine Armbanduhr, dann ging er die breite Marmortreppe hinab, die zu dem im Kellergeschoss befindlichen Leichenschauhaus führte.

Erst wenn sie tot sind, machen wir uns Sorgen um diese Leute, dachte er grimmig. Solange sie leben, lassen wir sie ruhig zum Teufel gehen - aber sobald sie tot sind, werden sie zu Zahlen in der Statistik, und heutzutage bringt man nur noch Statistiken Respekt entgegen. Trübsinnig schüttelte er den Kopf und stieß die Stahltür zu dem Raum auf, in dem die Leichen aufbewahrt werden.

Der beißende Formalin-Geruch schlug ihm nun mit voller Wucht entgegen, und der Kommissar rümpfte die Nase. Der Leichenwärter - ein kleines Männchen mit leuchtenden Augen, dem seine Arbeit offensichtlich Spaß machte - ging sofort auf den Kommissar zu. Von der Straße drang gedämpft das Tosen des Verkehrs herunter, und da Silva fragte sich manchmal, ob dieser Zwerg jemals sein Reich verließ oder ob er am Abend einfach in einer stillen Ecke verschwand und dort einschlief. Die scharfen Augen des Leichenwärters bemerkten den seltsamen Ausdruck auf da Silvas Gesicht, und sekundenlang lächelten sie sich wie in gegenseitigem Verständnis an.

»Gáveastrand«, sagte da Silva schließlich barsch und drehte sich um.

»Gewiss, Kommissar.«

Der Zwerg schlurfte in seinen großen Filzschuhen zu den glänzenden Stahlschränken, die an der gekachelten Wand standen, und zog ein Fach heraus. Ein kräftiger, nackter Arm schaute krumm unter dem Laken hervor.

Da Silva hob den Arm an, er war steif. Die schwielige Handfläche und die Fingernägel waren voller Sand. Der Bizeps war schlaff, die darauf befindliche Tätowierung wirkte zerknittert, und die Schrift war nicht zu entziffern. Da Silva glättete die Haut: Mamae! Jeder hat eine Mutter, dachte er. Die Mutter von diesem Mann hier kann glücklich sein, dass sie ihren Liebling nicht sieht. Am Unterarm befanden sich mehrere kleine Narben, und da Silva studierte sie nachdenklich. Sie waren alt und längst ausgeheilt. Verbrennungen? Nein. Injektionen? Nein. Er runzelte die Stirn und zog das Laken von dem Leichnam.

Das breite Gesicht wirkte ruhig, die dunklen Augen waren weit geöffnet. Das war überraschend, denn der Oberkörper war mit Schnitten und getrocknetem Blut bedeckt. Da Silva hielt unwillkürlich den Atem an. Er hatte den Tod in vielen Varianten gesehen, aber selten so brutal wie hier. Jemand hatte dem Mann Schnitte beigebracht, nicht tief und nicht, um zu töten. Und dann hatte man diesen Mann geschlagen. Und trotz dieser offensichtlichen Quälerei verriet das breite Gesicht nichts von den ausgestandenen Qualen. Da Silva nickte nachdenklich, dann fuhr er mit der Untersuchung des Toten fort.

Außer einer sandverkrusteten Hose trug der Mann keine Kleidung. Unterhalb der Taille waren keine Verletzungen zu entdecken. Die bloßen Füße, die rechtwinklig abstanden, waren unversehrt. Da Silva hob den anderen Arm in die Höhe: die gleichen eigenartigen, längst verheilten Narben.

»Sind noch andere Kleidungsstücke vorhanden?«

»Ja.« Der Leichenwärter schlurfte zu einem Schubfach und kehrte mit einem blutigen Bündel zurück. »Sie wurden in seiner Nähe gefunden und separat eingeliefert.«

Da Silva breitete sie aus und begann mit der Durchsuchung. Er fuhr mit der Hand in eine Jackentasche, doch seine Finger kamen sofort auf der anderen Seite wieder heraus. Beide Taschen und das Futter waren aufgeschnitten, der Kragen abgerissen. Das Hemd war wertlos, die Schuhe ebenfalls zerschnitten, die innere Sohle herausgerissen.

Der Leichenwärter lächelte. »Sie werden kaum etwas finden, Kommissar. Die Beamten vom Morddezernat haben bereits alles gründlich durchsucht und auch nichts gefunden.«

»Das glaube ich gern«, erwiderte da Silva kühl. Er wandte sich wieder dem Leichnam zu und durchsuchte die Hosentaschen. Zum Schluss fuhr er noch mit zwei Fingern in die Uhrentasche, zögerte kurz und zog einen Zettel heraus.

»Da haben die Herren vom Morddezernat aber wirklich gründlich gesucht!«, brummte er verächtlich und hielt den Zettel unter das grelle Licht einer Wandlampe. Er studierte das Gekritzel auf beiden Seiten des zerknitterten Zettels, dann faltete er ihn sorgfältig zusammen und steckte ihn in die Brieftasche. Der Zwerg betrachtete den Kommissar verwirrt.

»Haben Sie ihn identifiziert?«

Da Silva starrte ihn schweigend an, sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske.

»Nein«, sagte er schließlich und ging zur Tür. Er hörte, wie der Leichenwärter den Toten in das Stahlfach zurückgleiten ließ, und verließ den Raum.

Der Kommissar hielt den Atem an, bis er die Haupthalle erreicht hatte und in den Büroflügel einbog.

Der Kriminaldirektor erhob sich lächelnd, als er seinen Besucher erkannte.

»Hallo, Kommissar«, sagte er und streckte die Hand aus. »Nun, ist er ein Kunde von Ihnen?«

»Ich weiß nicht, bin noch nicht sicher«, erwiderte da Silva. Er schüttelte dem Direktor die Hand und sank in einen Sessel, dann griff er in die Tasche und holte eine Zigarette heraus. Er zündete sie an, blickte sich nach einem Aschenbecher um und warf das Zündholz schließlich auf den Fußboden. »Wahrscheinlich betrifft der Fall das Morddezernat. Ich bezweifle, dass der Mann Ausländer ist. Er hat eine Tätowierung auf dem Oberarm, aber deshalb könnte er natürlich auch aus Portugal stammen. Jedenfalls haben wir im Augenblick niemanden auf der Fahndungsliste, auf den die Beschreibung passen würde. Seine Kleidung stammt aus Brasilien, aber trotzdem...« Er betrachtete stirnrunzelnd seine Zigarette, als könne sie ihm die Antwort geben. »Trotzdem möchte ich mir die Sache noch etwas näher anschauen.«

Der Kriminaldirektor zog die Brauen hoch, denn das war ungewöhnlich. »Darf ich fragen, warum?«

Da Silva starrte weiter auf die Zigarette. »Ich fand da nämlich in seiner Hosentasche einen Zettel.«

»Einen Zettel? Den unsere Leute übersehen haben?«

»Ganz recht. Und noch etwas...«

Der Direktor räusperte sich. »Moment! Sollten wir diesen Zettel nicht sofort an das Morddezernat weitergeben, Kommissar?«

»Sobald ich sicher bin, dass Interpol nicht betroffen ist, werde ich ihn gern übergeben«, erwiderte da Silva kühl. Der Direktor wollte widersprechen, doch der Kommissar tat so, als habe er es nicht bemerkt. »Ich kann nur nicht verstehen, warum so wenig Blut vorhanden war.«

»Wenig Blut? Mir kam er blutig genug vor.«

Da Silva schüttelte den Kopf. »Nicht bei diesen Verletzungen.«

Der Direktor schüttelte lächelnd den Kopf. »Das ist doch ein medizinisches Problem, oder? Untersucht Interpol vielleicht neuerdings einen Fall nur, weil die Leiche nicht blutig genug ist?...

Erscheint lt. Verlag 27.2.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Abenteuer • action • Apex-Verlag • Brasilien • Crime • Detektiv • eBook • E-Book • Erotik • erotisch • Geheimnis • Hard-boiled • Hard Boiled • Klassiker • klassisch • Krimi • Mord • Morde • Noir • Polizei • Pulp • Pulps • Rio de Janeiro • Roman • Romane • Spannung • Thriller • Unterhaltung • Verbrechen
ISBN-10 3-7487-3053-5 / 3748730535
ISBN-13 978-3-7487-3053-8 / 9783748730538
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