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Vom Fischen und von der Liebe (eBook)

Mein irisches Tagebuch (1977-2003)

****

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
400 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2164-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vom Fischen und von der Liebe -  Benoîte Groult
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Jahre der Wunder und Dämonen - unveröffentlichte Tagebuchaufzeichnungen einer der Galionsfiguren des Feminismus  Sechsundzwanzig Sommer lang führte Benoîte Groult in Irland Tagebuch, wo sie mit ihrem Mann, dem Autor Paul Guimard ('Die Dinge des Lebens'), ein Haus besaß. Man begegnet der französischen Schriftstellerin und feministischen Galionsfigur in diesen Aufzeichnungen aus nächster Nähe, sie lassen eine Frau erkennen, die nach etlichen Umwegen und Verletzungen zu sich selbst gefunden hat - eine sehr freie Frau, auch nach heutigen Maßstäben. Unbefangen schreibt Groult über geistiges und sinnliches Begehren, über ihre jahrzehntelange Ménage à trois, an der sich ihr Weltbestseller 'Salz auf unserer Haut' inspirierte. Zu den schönsten, wenngleich wehmütigsten Momenten des Buches gehören die Gedanken der Autorin in Bezug auf das Älterwerden: das als schmerzhaft empfundene Missverhältnis zwischen abnehmender Vitalität und gleichbleibendem Sehnen und Verlangen - wunderbar gespiegelt in den Passagen, die sie in der archaischen Rolle der Jägerin beim Hochseefischen zeigen. 'Dieses Buch ist das Zeugnis einer unabhängigen Frau, die den Herausforderungen des Lebens und des Alters in bewundernswerter Weise die Stirn bietet.' Le Nouvel Observateur 'Eine wunderbare Lektion in Lebensfreude.' Le Figaro Littéraire 'Ihre letzte literarische Geste zeugt von einer außergewöhnlichen Energie und echtem Lebensstil.' L'Express

Benoîte Groult (* 31. Januar 1920 in Paris; ? 20. Juni 2016 in Hyères) war eine französische Journalistin, Feministin und Schriftstellerin. Ihr bekanntestes Werk ist der Roman Salz auf unserer Haut. Die Tochter der in Frankreich bekannten Modedesignerin Nicole Poiret (1887-1967) und des Innenarchitekten André Groult (1884-1966) wuchs in der Pariser Oberschicht auf. Ihr Studium der Literaturwissenschaften beendete sie mit dem Titel 'Professeur de lettres'. Sie arbeitete zunächst als Lehrerin, danach als Journalistin bei dem damals noch öffentlich-rechtlichen Fernsehsender RTF. Zwischen 1962 und 1968 verfasste sie zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Flora (1924-2001) drei Werke. Benoîte Groults erster Roman 'La part des choses' erschien 1972. Im März 1944 heiratete sie den Medizinstudenten Pierre Heuyer, der acht Monate nach der Heirat an Tuberkulose starb. Von 1946 bis 1950 war sie mit dem französischen Journalisten Georges de Caunes verheiratet. Der Ehe entstammen zwei Töchter, die 1946 und 1948 geboren wurden. 1951 heiratete sie den Schriftsteller Paul Guimard (1921-2004), mit dem sie ebenfalls eine Tochter bekam.

Benoîte Groult (* 31. Januar 1920 in Paris; † 20. Juni 2016 in Hyères) war eine französische Journalistin, Feministin und Schriftstellerin. Ihr bekanntestes Werk ist der Roman Salz auf unserer Haut. Die Tochter der in Frankreich bekannten Modedesignerin Nicole Poiret (1887–1967) und des Innenarchitekten André Groult (1884–1966) wuchs in der Pariser Oberschicht auf. Ihr Studium der Literaturwissenschaften beendete sie mit dem Titel "Professeur de lettres". Sie arbeitete zunächst als Lehrerin, danach als Journalistin bei dem damals noch öffentlich-rechtlichen Fernsehsender RTF. Zwischen 1962 und 1968 verfasste sie zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Flora (1924–2001) drei Werke. Benoîte Groults erster Roman "La part des choses" erschien 1972. Im März 1944 heiratete sie den Medizinstudenten Pierre Heuyer, der acht Monate nach der Heirat an Tuberkulose starb. Von 1946 bis 1950 war sie mit dem französischen Journalisten Georges de Caunes verheiratet. Der Ehe entstammen zwei Töchter, die 1946 und 1948 geboren wurden. 1951 heiratete sie den Schriftsteller Paul Guimard (1921–2004), mit dem sie ebenfalls eine Tochter bekam.

VORWORT


Als letztes literarisches Projekt wollte meine Mutter ihr irisches Tagebuch veröffentlichen. In Irland hatte sie mit ihrem Mann Paul Guimard mehr als zwanzig Sommer verbracht, in dem Haus, das sie in Kerry hatten bauen lassen. Ihre Fischereilogbücher und die persönlichen Tagebücher, die sie stets parallel führte, sollten miteinander verflochten werden. Dafür wollte sie eine Struktur schaffen, Passagen auswählen, kombinieren und collagieren. Ein technisch anspruchsvolles Unterfangen, das sie wegen ihrer Alzheimererkrankung nicht mehr ausführen konnte.

Sie hatte oft darüber gesprochen, mit uns – ihren Töchtern –, aber auch mit ihren Verlegern und ihren Freunden. 2015, ein Jahr vor ihrem Tod, erschien es mir wie eine Selbstverständlichkeit, ja sogar eine Pflicht, es an ihrer Stelle zu tun. Ich habe mich also in die Arbeit gestürzt und zunächst ihre Tagebücher von 1977 bis 2003 gelesen, die vom Frühling und Sommer in Irland handeln. Es sind sehr viele, da meine Mutter ununterbrochen schrieb. Sie führte ihr reguläres Tagebuch und ein weiteres, intimeres – »nicht um Anstößiges bereinigtes«, wie sie selbst sagte –, dazu die Log­bücher, in denen sie akribisch notierte: »500 Gramm Felsengarnelen, ein 650 Gramm schwerer Hummer und 5 Samtkrabben, 8 Kilo mittelgroße Lippfische, 3 Lachse, einer 2 Kilo schwer …«

Paul und Benoîte, meine Eltern, waren seit jeher passionierte Fischer. Bei Mama hatte es bereits in der Kindheit angefangen, in Concarneau, wo ihre Großeltern väterlicherseits ein Haus und ein Boot besaßen. Ihr Großvater führte sie in die Kunst des Fischens ein, später trugen meine Eltern ihr Wissen dann an meine Schwestern und mich heran. Zuerst in Kercanic, dann in Doëlan, wo wir die Ferien verbrachten. Immer drehte sich alles um das Boot und ums Fischen. Während der Springflut jagten wir Garnelen, Venus- und Teppichmuscheln und – jeden Abend! – legten wir Schleppnetze und Fangkörbe aus, die wir am nächsten Tag bei Sonnenaufgang wieder heraufholten, damit die gefangenen Fische nicht von den anderen gefressen wurden, die der Falle zu ihrem Glück entgangen waren. Das machten wir für unser Leben gern, bis wir vierzehn, fünfzehn wurden und nach interessanteren Fischen Ausschau hielten, die nun ihrerseits Fallen legten und uns zu ködern versuchten. Die Wahl zwischen Aufstehen im Morgengrauen oder Tanzen bis Mitternacht fiel uns nicht schwer. Zum Leidwesen unserer Eltern! Als Ausgleich stellten wir ihnen fleißige Gratishelfer zur Verfügung – unsere Verehrer –, um diese verdammten Netze zu reinigen, die oft heillos verheddert und voller Algen und Krabben waren, die sich nur herauslösen ließen, indem man sie zerquetschte.

Diese Leidenschaft fürs Fischen blieb meinen Eltern bis zum Schluss erhalten, aber es tat einem fast leid, mit anzusehen, wie sehr sie sich im hohen Alter veraus­gaben mussten, um ihr nachzugehen. Vor allem Paul: »Aufs Meer hinauszufahren verlangt ihm mittlerweile eine übermenschliche Anstrengung ab«, schreibt Mama. »Sein Körper sträubt sich dagegen. Irland ist ein mühsames Land. Um dort zu überleben, muss man jung oder verrückt oder besoffen oder bekloppt sein – oder alles auf einmal!« Mama hingegen blieb unermüdlich, sie konnte nie genug bekommen und mutete sich – und anderen – viel zu. Sie verfügte über eine Lebenskraft, auch über einen Schneid, der Paul fehlte. Wenn ich ihre Texte lese, staune ich über die ungeheure Energie, die sie immer und überall aufbrachte, angefangen bei ihren vier Häusern – Paris, Hyères, Doëlan und Bunavalla in Irland – und ihren drei Gärten. Jedes Haus sollte makellos sauber, schön und wohnlich sein. Mama konnte alles und machte alles: heimwerken, streichen, herrliche Sträuße binden und köstliche Gerichte kochen, den gesamten Papierkram erledigen. Und schreiben, natürlich: Romane, Vorträge, Artikel, lange Briefe an ihre Töchter und an ihre Freunde. Außerdem das Tagebuch, das sie von dreizehn oder vierzehn an ein Leben lang führte. Die Fischerei nicht zu vergessen! Paul gab sich wie gewohnt mit dem Chefposten zufrieden: an Bord wie zu Hause. Man nannte ihn nicht ohne Grund den ­»Pascha«. Das kam Mama durchaus zupass, denn sie packte gern selbst mit beiden Händen an: »Allem Anschein zum Trotz bin ich nicht pflichtbewusst, sondern hedonistisch. Weil ich an so vielen Dingen Gefallen finde, muss ich mich nie zwingen, sie zu tun.«

Schließlich, und vor allem, die Liebe – zu Paul, aber auch zu Kurt, ihrem amerikanischen Geliebten, den sie 1945 kennengelernt und in den sechziger Jahren wiedergefunden hatte. Er hatte sie zu ihrem Roman Salz auf unserer Haut inspiriert, der 1988[1] erschien und in dem aus Kurt, dem amerikanischen Piloten, Gauvain wurde, ein bretonischer Hochseefischer. Kurt kam oft nach Irland und in unsere anderen Häuser, während Pauls Abwesenheit, aber mit dessen Einverständnis. Sartre und Beauvoir lassen grüßen …

In diesem Tagebuch habe ich nichts entdeckt, was das Bild, das ich mir von meiner Mutter gemacht hatte, erschüttert hätte. Ich wusste über ihren Lebenswandel Bescheid, und wir hatten früh begonnen, so offen wie liebevoll miteinander zu reden. Meine Schwestern und ich mochten Kurt sehr, auch wenn unsere Liebe Paul galt, bei ihm waren wir aufgewachsen, und wir bewunderten ihn.

Die unbändige Lebenslust hatte Mama von ihrer eigenen Mutter geerbt. Nicole Groult war eine Vorreiterin der Emanzipation, verdiente mit ihrem Modehaus viel Geld, war mit sämtlichen Künstlern ihrer Zeit befreundet, mit denen sie rege Korrespondenz unterhielt (ja, auch sie), und sie verführte leidenschaftlich gern, Männer wie Frauen, was ihrer glücklichen Ehe, die erst durch den Tod ein Ende fand, keinen Abbruch tat.

Die starke Neigung meiner Mutter zum Keltischen stammte vermutlich von ihrem »Geburtsvater«, um einen Begriff von Françoise Dolto zu verwenden. In der Familie war es ein offenes Geheimnis, dass ihr Patenonkel Léon Yeatman ihr biologischer Vater war, alle wussten Bescheid. Er starb, als sie zwölf Jahre alt war. Mama erinnerte sich lebhaft an ihn und an die schönen Geschenke, die er ihr zu Weihnachten und zum Geburtstag machte. Léon war Jude und stammte aus Irland: »Und darum ist Ihre Tochter stumm!« Später sollte ich zu meinem Entzücken erfahren, dass er mit Proust befreundet war. Auf den Fotos scheint er Mama zu ähneln, und ein wenig sogar mir.

2013 schrieb sie in ihr Tagebuch: »Dem Buch des Psychiaters Serge Tisseron verdanke ich die Erkenntnis, dass Familiengeheimnisse nur dann schädlich sind, wenn der Geheimnisträger darunter leidet. Wahrscheinlich konnte ich mit Nicoles Geheimnis, was meine Geburt betrifft, so gut umgehen, weil es ihr gelungen ist, nur das Positive zu behalten. Und mir wird bewusst, dass die Geburt von Séverine in meinem ­Roman Salz des Lebens eine Art Hommage an meine Mutter ist, auch daran, wie viel Lust es ihr bereitet ­haben muss, mich mit Léon Yeatman zu zeugen, ohne Pater [André Groult] oder unsere Beziehung zu ge­fährden. Ob es wirklich so schlimm ist, Dinge zu verschweigen? Tja …«

Tatsächlich betrachtete Mama sowohl Léon als auch André als »wahren Vater«. Der eine wurde ihr vorgegeben, den anderen wählte sie. So verhält es sich auch mit ihrer Wahlheimat Irland und der Bretagne als ihrem Geburtsland.

Irland … Paul und Mama haben das Land 1976 entdeckt, weil ihre Schwester Flora in zweiter Ehe mit Bernard Ledwidge verheiratet war, halb Engländer, halb Ire, außerdem Diplomat und Schriftsteller. Meine Eltern verliebten sich auf Anhieb in die »Insel der Heiligen und Verrückten«: eine Landschaft von unerhörter Schönheit, magisches Licht und eine märchenhafte Ausbeute in diesen Meeresparadiesen, weil die Iren keine Schalentiere essen. Damals wurden in der Bretagne die Fische bereits weniger und die Touristen zahlreicher. Im Jahr darauf erkundeten sie ganz Kerry und Connemara im Wohnmobil, im Gepäck ein Schlauchboot, einen Fangkorb, ein Schleppnetz und einen Bodenkescher, auf der Suche nach einem Haus mit unverbaubarer Aussicht und in Reichweite nie versiegender Fischgründe. Und sie waren verrückt genug, ihren Traum zu verwirklichen!

Viele ihrer berühmten Freunde – François Mitterrand, Elisabeth und Robert Badinter, Eric Tabarly – und andere, weniger bekannte oder inzwischen etwas in Vergessenheit geratene, kamen zu Besuch, um die herrliche Landschaft zu entdecken und über die Hummer, Muscheln, Garnelen und vielfältigen Sorten Fisch zu staunen, die sie gierig verschlangen. Natürlich waren auch Flora und Bernard oft zu Gast.

Ihre Töchter ebenfalls – Constance, Lison und ich –, mit unseren damaligen Ehemännern und unseren Töchtern – Pauline, Clémentine und Violette. Und Kurt, der amerikanische Geliebte.

Irland, das Land, in dem »stets ein Unwetter heraufzieht« und das Mama so liebte, trotz oder gerade wegen des Regens, der...

Erscheint lt. Verlag 26.7.2019
Übersetzer Patricia Klobusiczky
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Briefe / Tagebücher
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Älterwerden • Autobiografisch • Beziehung • Emanzipation • Erotik • Feminismus • Fischer • Frankreich • Hochseefischerei • Irland • Liebe • Salz auf unserer Haut • Sinnlichkeit • Weibliche Emanzipation
ISBN-10 3-8437-2164-5 / 3843721645
ISBN-13 978-3-8437-2164-6 / 9783843721646
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