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The Shape of Water (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
432 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45267-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Shape of Water -  Guillermo Del Toro,  Daniel Kraus
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Ein unglaubliches Geheimnis und eine unmögliche Liebe, die alle Grenzen überschreitet Der Mystery-Erfolg von SPIEGEL-Bestseller-Autor Guillermo del Toro Ein geheimes US-Militärlabor 1963: Im streng gesicherten Labortrakt F-1 wird eine Kreatur aus dem Amazonas gefangen gehalten, deren Erforschung einen Durchbruch im Wettrüsten des Kalten Krieges liefern soll. Doch eines Nachts entdeckt die Reinigungskraft Elisa das Wesen, das halb Mann und halb Amphibie ist. Die stumme junge Frau tut etwas, woran noch kein Wissenschaftler gedacht hat: Sie bringt dem Wasserwesen die Gebärdensprache bei und beginnt so entgegen aller Regeln eine vorsichtige, geheime Freundschaft mit ihm. Als sie erfährt, dass das »Projekt« schon bald auf dem Seziertisch enden soll, muss Elisa alles riskieren, um ihren Freund zu retten... Die ungewöhnlichste Liebesgeschichte des Jahres: Daniel Kraus und Guillermo del Toro erzählen ein ebenso unheimliches wie anrührendes Märchen für Erwachsene. Das neue Meisterwerk von Kultregisseur Guillermo del Toro und die Romanvorlage zum preisgekrönten Blockbuster 'Shape Of Water - Das Flüstern des Wassers': nominiert für 13 Oscars!

Guillermo del Toro wurde 1964 in Guadalajara, Mexiko, geboren, wo er auch die Filmschule besuchte. Heute zählt Del Toro, der mit Werken wie Pans Labyrinth und Hellboy Filmgeschichte schrieb, zu den bekanntesten Regisseuren der Welt. Daniel Kraus arbeitet als Autor und Filmemacher in Chicago. Er schrieb zahlreiche preisgekrönte Bücher, die in 15 Sprachen übersetzt wurden.

Guillermo del Toro wurde 1964 in Guadalajara, Mexiko, geboren, wo er auch die Filmschule besuchte. Heute zählt Del Toro, der mit Werken wie Pans Labyrinth und Hellboy Filmgeschichte schrieb, zu den bekanntesten Regisseuren der Welt. Daniel Kraus arbeitet als Autor und Filmemacher in Chicago. Er schrieb zahlreiche preisgekrönte Bücher, die in 15 Sprachen übersetzt wurden.

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Als Strickland ihnen auch noch Bonbons anbietet, bekommt die grässliche Szene eine ekelhaft süßliche Note. Elisa hat den Appetit auf Bonbons in einer Zeit verloren, in der die meisten anderen Kinder dafür alles tun würden. Sogar die süßen Kuchen, die Giles ihr im Dixie Doug’s aufdrängt, bekommt sie nur mit Mühe und Not herunter. In ihrer Erinnerung an den Ursprung ihrer Abneigung sieht sie alles aus kauernder Perspektive und blickt zu den erwachsenen Gorgonen auf, die ebenso unergründlich sind wie Strickland. In den Augen dieser Aufsichtspersonen war Elisa nicht behindert, sondern dumm und aufsässig. Das Waisenhaus trug den schönen Namen Baltimores Heim der kleinen Wanderer, aber jene, die dort lebten, nannten es nur »Heim«. Der Name entbehrte nicht einer gewissen Ironie, angesichts dessen, was Heim in Märchen bedeutet: Sicherheit, Geborgenheit, Gemütlichkeit, Freude, Schaukel, Sandkästen, Umarmungen.

Die älteren Kinder kannten Nebengebäude, in denen noch Gegenstände standen, auf denen der frühere Name des Heims zu finden war: Fenzlers Schule für Schwachsinnige und Zurückgebliebene. Zu der Zeit, als Elisa dort eintraf, wurden Kinder, deren Akten sie einst als mongoloid, verrückt oder zurückgeblieben ausgewiesen hatten, jetzt unter retardiert, langsam oder verwahrlost eingeordnet. Anders als in den jüdischen und katholischen Waisenhäusern ein Stück die Straße entlang bestand die Mission dieses Heims darin, einen am Leben zu erhalten, notdürftig jedenfalls, damit man, wenn man mit achtzehn in die Welt entlassen wurde, einen untergeordneten Arbeitsplatz fand, an dem man den Überlegenen dienen konnte.

Die Kinder dort hätten sich ebenso zusammentun können wie die Mitglieder der Putzkolonne in Occam. Stattdessen ließ die Knappheit an Lebensmitteln und Zuneigung Grausamkeit entstehen, und jedes Kind kannte die Schwachstellen seiner Rivalen ganz genau. Du wurdest ins Heim geschickt, weil deine Eltern im Armenhaus gelandet sind? Dann bist du die Brotlose Betty. Du kamst nach dem Tod deiner Eltern ins Heim? Da nennt man dich Toten-Tom. Du bist Immigrant? Hallo, Rote Rosa und Harold der Hunne. Elisa hatte die wirklichen Namen einiger Kinder erst an dem Tag erfahren, an dem sie vor die Tür gesetzt wurden.

Ihr Spitzname lautete »Stille«, aber die Hausmütter bezeichneten sie als »22«. Zahlen brachten Ordnung in die chaotische Welt der ungewollten Kinder, und jedem Kind war eine zugewiesen. Jeder Gegenstand, der ihnen überlassen wurde, trug diese Nummer, sodass man sofort erkennen konnte, ob etwas, das ihnen gehörte, andernorts auftauchte, wo es nicht hingehörte. Geächtete Kinder wie Stille waren am schlimmsten dran. Ihre Widersacher mussten nur ihre Bettdecke unter der Jacke verstecken, sie in den Schlamm werfen und darauf warten, bis die »22« auf dem Schild entdeckt und Stille bestraft wurde.

Die Bestrafung konnte von jeder Hausmutter ausgeführt werden, allerdings übernahm die Oberin das häufig selbst. Ihr gehörte das Heim nicht, aber es war alles, was sie hatte. Schon im Alter von drei Jahren hatte Elisa gespürt, dass die Oberin die ungezogene Brut im Heim als Widerspiegelung ihres instabilen Geistes betrachtete und diese daher unter Kontrolle behalten musste, um nicht den Verstand zu verlieren. Das funktionierte aber nicht. Zuweilen lachte sie so laut, dass die Kleinsten zu weinen anfingen, dann wieder schluchzte sie so heftig, dass die Kinder noch mehr verwirrt waren. Sie hatte immer einen Rohrstock für die Rückseite von Armen und Beinen dabei, ein Lineal für die Fingerknöchel und eine Flasche Rizinusöl, das sie einem unter Zwang einflößte.

Heimtückischerweise hatte die Oberin auch immer Bonbons dabei. Da sie sich so sehr am Flehen und Weinen ergötzte, schlug sie Stille mit Vorliebe. Sie bezeichnete sie als unbelehrbares kleines Monster und bezichtigte sie, geheimniskrämerisch zu sein und etwas auszuhecken. Noch schlimmer waren die anderen Tage, an denen die Oberin, die ihr Haar immer zu wüsten Zöpfen flocht, Elisa in eine Ecke drängte und fragte, ob sie mit Puppen spielen wolle. Elisa fürchtete sich vor der Frage, ob eines der bösen kleinen Mädchen ins Bett gemacht habe, und tat so, als wisse sie nichts. Dann kamen die Bonbons ins Spiel. Es sei völlig in Ordnung, ihr Geheimnisse anzuvertrauen, sagte die Oberin. Nenn mir einfach ein Kind, damit ich es belehren kann. Elisa spürte, dass es eine Falle war. Und es war eine Falle. Ähnlich ging es ihr bei Mr. Strickland, der mit seiner Zellophantüte knisterte. Auf die eine oder andere Weise waren die Süßigkeiten, die man ihr anbot, Gift.

Elisa wurde älter. Zwölf, dreizehn, vierzehn. Sie saß allein an Wasserspendern, fernab der anderen Mädchen, und hörte, wie sie über das Trinken von Alkohol sprachen. Das Wasser in ihrem Glas schmeckte nach Seife. Sie bekam Berichte über Tanzkurse mit und musste die Hände fest um ihren Eisbecher legen, um nicht mit den Fäusten um sich zu schlagen. Auch über das Küssen sprachen die Mädchen. Eine sagte: »Bei ihm fühle ich mich wie jemand.« Elisa dachte monatelang darüber nach. Wie fühlte es sich an, sich wie jemand zu fühlen und auf einmal nicht mehr nur in der eigenen, sondern auch in der Welt eines anderen zu existieren?

Einer der Orte, zu denen sie den anderen Mädchen hinterherlief, war das Arcade Cinema Marquee. Sie hatte noch nie zuvor ein Kino betreten. Nach dem Ticketkauf wartete sie eine Weile darauf, dass man sie aufforderte zu gehen. Sie verbrachte fünf Minuten damit, sich einen Platz auszusuchen, als würde davon ihr weiteres Schicksal abhängen. Vielleicht war dem auch so: Es lief Die Wildnis ruft, und auch wenn Giles und sie sich Jahre später beim Fernsehen darüber amüsierten, wie unfassbar schmalzig der Film war, hatte sie das religiöse Erlebnis, das ihr auf einer Kirchenbank verwehrt geblieben war. Dies war der Ort, an dem die Fantasie das wahre Leben erdrückte, an dem es zu dunkel war, um Narben zu erkennen, und an dem das Schweigen nicht nur akzeptiert, sondern von Angestellten mit Taschenlampen sogar erzwungen wurde. Während dieser zwei Stunden und acht Minuten fühlte sie sich vollkommen.

Ihr nächster Film hieß Wenn der Postmann zweimal klingelt und war ein fleischeslustiger Streifen voller Sex und Gewalt, eine Sinnlosigkeit, auf die sie nichts in der Bibliothek des Heims, keiner der Erwachsenen und auch keines der belauschten Gespräche der anderen Mädchen vorbereitet hatte. Der Zweite Weltkrieg war erst vor Kurzem zu Ende gegangen, und auf den Straßen von Baltimore wimmelte es von schneidigen Soldaten, die sie auf dem Heimweg mit anderen Augen sah und bei denen sie sich einbildete, sie würden sie ebenfalls anders anschauen. Ihre versuchten Interaktionen scheiterten jedoch. Junge Männer hatten offenbar wenig Geduld für Flirtversuche mit den Fingern.

Ihrer eigenen Schätzung nach schlich sie sich während der letzten drei Jahre im Heim ungefähr einhundertfünfzig Mal ins Kino. Das war, bevor es mit dem Arcade bergab ging, lange bevor der Putz von der Decke fiel und Mr. Arzounian aus lauter Verzweiflung rund um die Uhr Filme zeigte. Hier fand ihre eigentliche Erziehung statt. Cary Grant und Ingrid Bergman, die einander die Luft nehmen in Berüchtigt. Olivia de Havilland, die in Die Schlangengrube vor den anderen verrückten Frauen wegkriecht. Montgomery Clift, der in Panik am roten Fluss durch Staubwolken marschiert. Als sie sich gerade in Du lebst noch 105 Minuten schleichen wollte, wurde sie schließlich von einem Saalordner erwischt, aber das war nicht weiter tragisch, denn es geschah vierzehn Tage vor dem Datum, das das Heim als ihren achtzehnten Geburtstag festgelegt hatte. Dann würde man sie rauswerfen und sie wäre gezwungen, sich eine Unterkunft und eine Stelle zu suchen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das war einerseits furchterregend, andererseits aber auch aufregend, denn dann würde sie ein Ticket kaufen und Menschen treffen, denen sie die Luft nahm, an denen sie verzweifelte oder mit denen sie durch Staubwolken marschierte.

Die Oberin rauchte bei Elisas Entlassungsgespräch und ging in ihrem Büro auf und ab, offensichtlich erzürnt, dass Elisa überlebt hatte. Eine ansässige Frauengruppe stellte den jungen Leuten, die aus dem Heim entlassen wurden, Geld für eine Monatsmiete sowie einen Koffer voll gebrauchter Kleidung zur Verfügung, und Elisa trug das, was ihr am besten gefiel: ein flaschengrünes Wollkleid mit Taschen. Nun brauchte sie nur noch einen Schal, um ihre Narben zu verbergen. Sie schrieb auf ihre ohnehin schon überfüllte mentale Merkliste: Schal kaufen.

»Weihnachten wirst du eine Hure sein«, versicherte ihr die Oberin.

Elisa erschauderte und stellte fasziniert fest, dass ihr die Drohung keine Angst einjagte. Warum auch? Sie hatte genug Hollywoodfilme gesehen, um zu wissen, dass alle Prostituierten ein Herz aus Gold hatten und früher oder später von Clark Gable, Clive Brook oder Leslie Howard bemerkt wurden. Diese Gedanken waren es wohl auch, die sie später an diesem Tag nicht etwa in ein Frauenheim, sondern an den Ort führten, der ihr der liebste auf der Welt war: das Arcade Cinema Marquee. Sie konnte es sich eigentlich nicht leisten, sich Johanna von Orleans mit Ingrid Bergman anzusehen, wollte aber nichts mehr, als sich zwischen den Tausenden Schauspielern zu verlieren, die auf dem Poster angepriesen wurden – ähnlich wie das größere Baltimore, dem sie jetzt angehörte, allerdings auf die sichere Leinwand beschränkt.

Sie kam sich so verantwortungslos vor, als sie die vierzig Cent aus dem Portemonnaie holte, dass sie den Kopf hängen ließ, und so fiel ihr das...

Erscheint lt. Verlag 26.2.2018
Übersetzer Kerstin Fricke
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Besondere Kinder • Bestseller-Autor • Buch Film • Buch Verfilmung • die bibliothek der besonderen kinder • Die Insel der besonderen Kinder • Film-Buch • Filmpreis • Forschungseinrichtung • Geheimdienst • Geheimlabor • goldener Löwe • Guillermo del Toro • Hellboy • Horror • Horror Bücher • Horror-Thriller • Mystery • Mystery-Thriller • Mystik • Oscars 2018 • Pan's Labyrinth • Ransom Riggs • Regisseur • Romantik • shape of water buch • Spiegel-Bestseller-Autor • Wettrüsten • wissenschaftliche Experimente
ISBN-10 3-426-45267-7 / 3426452677
ISBN-13 978-3-426-45267-7 / 9783426452677
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