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The Walking Dead 8 (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018
400 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-21718-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Walking Dead 8 - Jay Bonansinga, Robert Kirkman
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Vier Jahre hat sie sich durch die Apokalypse gekämpft. Sie hat Dinge getan, die sie sich nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen hätte ausmalen können. Und doch hat sie überlebt - ja mehr noch, sie hat für sich und ihre Leute einen sicheren Platz geschaffen. Hoch über den von Untoten bevölkerten Straßen Atlantas hat sie auf den Dächern der Stadt eine neue Heimat gefunden. Und doch kann Lilly Caul Woodbury nicht vergessen. Zusammen mit wenigen Gefährten beschließt sie zurückzukehren, doch zwischen ihr und Woodbury wartet mehr als nur eine tödliche Gefahr auf sie ...

Jay Bonansinga studierte Filmwissenschaften am Columbia College in Chicago und zählt heute zu den vielseitigsten Thriller- und Horrorautoren der Gegenwart. Gemeinsam mit The Walking Dead-Erfinder Robert Kirkman arbeitet er an den Romanen zur Erfolgsserie. Jay Bonansinga lebt mit seiner Familie in Evanston, Illinois.

Kapitel Eins

Auf den ersten Blick erscheinen die Gestalten, die durch diese perfekt eingerichteten Gemäuer wandeln, wie Gutsherren, Anwohner eines eleganten alten Gehöfts, die inmitten ihrer mit Eiche vertäfelten Flure und pompös ausgestatteten Säle schlendern. Ab und zu stoßen sie sich gegenseitig an, und immer wieder hebt einer sein teigig bleiches Gesicht, um einen knurrenden Urschrei auszustoßen, aber dennoch wirken sie im Großen und Ganzen in diesen düsteren Räumen und tadellosen Gemächern nicht fehl am Platz. Einer ist soeben aus Versehen rückwärts über einen skandinavischen Divan gestolpert, wobei ihm die klebrigen purpurnen Eingeweide in schimmernden Fäden aus dem Bauch hängend zu Boden gefallen sind. Der ehemalige Automechaniker – noch immer in ein zerfetztes Arbeitshemd mit dem aufgestickten Namen FRED auf der Brusttasche gekleidet – fläzt sich kurz träge hin, als ob er eine Pause von seinem ziellosen Umherwandern braucht. Er lässt den Kopf hängen, und zähflüssiger schwarzer Speichel fließt aus seinem Maul. Neben ihm befindet sich eine schlichte Art-déco-Stehlampe – von einem Generator gespeist – , welche die Szene in ein weiches, diffuses Licht taucht. Es flackert kaum merklich, als würde eine Motte auf der Glühbirne tanzen. Weitere Kadaver tummeln sich im Speisesaal, dessen Wände mit Onyxmarmor dekoriert sind, und weiß lackierte Raumteiler mit schwarzer chinesischer Kalligrafie bieten einen hübschen Kontrast zu den dunklen Wänden. Ein großer Hepplewhite-Spiegel in einem Rahmen aus glänzendem Teak- und Kirschholz spiegelt eine Gruppe Untoter wider, die sich an einem Bücherregal aus Walnuss vorbeidrängen, in welchem künstliche Buchrückenfassaden aneinandergereiht sind. Diese falschen Bücher weisen Titel auf, die heutzutage niemand mehr liest, denn das Lesen fiktiver Probleme ist zu einem Luxus degradiert worden: Wer die Nachtigall stört, Die Schatzinsel, Krieg und Frieden und Gesammelte Werke von Edgar Allan Poe. Hinter ihnen spiegeln sich in allen Himmelsrichtungen unzählige weitere feinst ausgestattete und doch erschwingliche Räumlichkeiten in Form eines Labyrinths wider, durch das Dutzende weitere Untote wie Laborratten stolpern und schlurfen … bis der erste Schuss ertönt.

Er kommt aus einer dunklen Ecke unter einem Notausgangschild auf der gegenüberliegenden Seite und stammt von einer kleinkalibrigen Waffe. Der Knall wird durch einen Schalldämpfer abgeschwächt, klingt aber trotzdem wie ein Hammer, der auf Metall trifft. Der Schädel des Beißers auf dem Divan wird nach hinten geworfen, und die Fontäne, die aus seinem Hinterkopf spritzt, lässt ein Jackson-Pollock-Gemälde auf den Designervorhängen hinter ihm zurück. Die Kreatur sinkt augenblicklich vom Divan auf den wunderbaren, handgewebten Bjork-Läufer.

Mehr Schüsse ertönen, aber aus verschiedenen Ecken – hauptsächlich Kaliber .38 und kleiner. Die Kugeln bohren sich durch die Köpfe mindestens eines halben Dutzends weiterer Untoter. Schädel zerplatzen, Kadaver krachen zu Boden. Das feine Mobiliar wird von unreinen Spinalflüssigkeiten, Gallensekret und Blut verunstaltet.

Der Tumult erregt die restlichen fünfzehn Beißer, die sich torkelnd zur Quelle der Schüsse umdrehen. Sie scheinen völlig perplex von der Tatsache, dass ihre Brüder sich einfach hingelegt haben. Ranzige Mäuler klaffen offen, und knirschende Stimmbänder stoßen merkwürdige Töne aus den toten Kehlen ihrer Hälse aus. Plötzlich treten Menschen aus den Schatten hervor, erscheinen hinter schmucklosen orientalischen Raumteilern sowie Kabinetten mit Glastüren für Nippes und bauen sich hinter den Monstern auf.

Eine korpulente schwarze Frau mit einem Kopftuch und einer farbenfrohen afrikanischen Bluse rammt einen Schürhaken in die Schläfe des Beißers vor ihr, während ein Bodybuilder mit olivfarbener Haut in Unterhemd und mit einer bunten Glasperlenkette um den Hals eine Machete durch die Luft sausen lässt. Mit der Effizienz eines Gärtners, der Unkraut jätet, öffnet er die Schädeldecken dreier Untoter. Hinter ihm nähert sich die Frau, die den ersten Schuss abgefeuert hat. Dünn, wettergegerbt, kastanienbraunes Haar, das in einem Pferdeschwanz streng nach hinten gebunden ist, grüne katzenähnliche Augen. Sie hält ihre Ruger-Kaliber-.22-Pistole im klassischen Weaver-Stand – breitbeinig und die zweite Hand zwecks größerer Stabilität unter den Griff gelegt. Sie trägt ein Georgia-Tech-T-Shirt, eine schwarze Röhrenjeans und Kampfstiefel. In der Waffe steckt ein fast volles Magazin mit zehn Kugeln, von denen nur eine bereits verschossen ist. Gekonnt fertigt sie weitere neun Kreaturen ab, eine nach der anderen, ohne zwischen den einzelnen Schüssen innezuhalten.

Weitere Menschen erscheinen hinter ihr. Erst ein älterer, glatzköpfiger Mann mit Nickelbrille, dann ein bulliger Typ mit Bart und beachtlicher Wampe in Jeans, gefolgt von einem Teenager mit Sommersprossen im ernsten Gesicht. Zusammen nehmen sie die restlichen Beißer ins Visier.

Innerhalb weniger Sekunden löst sich die Beißerplage im Parterre der riesigen Ikea-Filiale von Atlanta in beißendem blauem Rauch auf, und die Stille, die dem Gemetzel folgt, ist ohrenbetäubend. Die Bewohner des skandinavischen Möbelgeschäfts stehen einen Augenblick schockiert da, überrumpelt von der plötzlich herrschenden Stille (abgesehen von einem leisen, entfernten Tropfen), und starren einander erwartungsvoll an. Bald schon richten sich alle Augen fragend auf die Frau mit dem kastanienbraunen Haar. Sie ist die Anführerin, und von ihr erwarten sie Befehle, was als Nächstes zu tun ist.

Lilly Caul steckt ihre Pistole langsam ins Halfter. Sie vernimmt schwaches Stöhnen aus der Richtung, aus der auch das Tropfen kommt – ein Beweis dafür, dass es nach wie vor immer Eindringlinge gibt. Lilly legt einen Zeigefinger auf die Lippen. Die anderen geben keinen Ton von sich. Sie wissen, dass sie sich noch nicht entspannen können. Ihre Aufgabe ist keineswegs erledigt. Lilly zeigt nacheinander auf Tommy, Boone, Stankowski und Norma und gibt ihnen zu verstehen, dass sie ihr Versteck hinter dem Raumteiler verlassen sollen.

Dann weist sie den Bodybuilder Musolino an, ihr zu folgen.

Der große Mann mit der olivfarbenen Haut folgt Lilly, als sie um eine Reihe großer Schränke voller unechter Glaswaren und Kitsch schleicht. Trotz der Tatsache, dass sie die meiste Zeit im zweiten Stock verbringt, genauer gesagt im Selbstbedienungsrestaurant und dem Schlafzimmersegment, kennt sie so gut wie jeden Quadratzentimeter im Parterre, denn sie hat sich den Flurplan eingehämmert und ist schon oft den Korridor entlanggelaufen, wobei sie sich jede Eigenheit, jede Nische, jede mögliche Ressource gemerkt hat, die ausgeschlachtet werden könnte. Ironischerweise ist es das beste Wort für das, was sie und die anderen getan haben – sie haben das riesige Möbelgeschäft im Norden Atlantas ausgeschlachtet. Jetzt muss sie wieder einmal die Drecksarbeit verrichten, um ihre gemeinsame Sicherheit in diesem riesigen Tempel der Konsumgesellschaft zu gewährleisten.

Mit einer Reihe von Gesten führt sie Musolino durch einen schmalen Servicekorridor, an dessen Ende eine Stahltür ohne Aufschrift auf sie wartet. Sie ist mit einem dicken Balken gesichert. Vorsichtig lockert Lilly ihn und hebt ihn dann aus seiner Halterung, ehe sie langsam die Hand auf die Klinke legt und die Tür einen Spalt breit öffnet.

Regen und Wind begrüßen sie unsanft. Die Ruinen Atlantas ragen in der Ferne gen Himmel und erinnern an uralte Maya-Tempel, schwarz und verlassen. Die Wolken hängen tief über dem Ikea-Parkplatz, der mit menschlichen Überresten und Glasscherben übersät ist. Regenschwaden werden über den pockigen Asphalt gefegt. Musolino will eine Barrikade aus Stacheldraht um das Gebäude errichten, aber Lilly hat sich dagegen ausgesprochen, obwohl sie während der letzten drei Monate des Öfteren überfallen worden waren. Sie vertritt noch immer die Meinung, dass eine Barrikade mehr Aufmerksamkeit erregen als nützen würde.

Jetzt bemerkt Lilly die zerborstenen Bretter vor den riesigen Schaufenstern an der südlichen Ecke des Gebäudes. So haben die Beißer es also in den Laden geschafft.

Sie blickt Musolino an und nickt ihm kurz zu, ehe sie das leere Magazin aus ihrer Ruger auswirft, um ein neues aus ihrem Gürtel zu ziehen und es einzuschieben. »Dann wollen wir mal los und dem Spuk ein Ende setzen«, sagt sie.

Zwei völlig verdreckte und ausgemergelte Männer in blutverschmierten Klamotten kauern hinter einem Dienstboteneingang. Beide halten einen Revolver in der Hand. Die Waffen sehen aus, als ob sie bereits im Zweiten Weltkrieg im Einsatz gewesen wären. Die Männer zittern wie Espenlaub und starren mit den typisch wirren Blicken von Junkies vor sich hin. Der Jüngere, mit dunklen Augenringen von zu vielen schlaflosen Nächten und dem erbarmungslosen Stress, flüstert heiser: »Und jetzt? Was zum Teufel sollen wir jetzt tun?«

»Du nutzloser Idiot«, zischt ihn der ältere Junkie an. »Wir hätten reingehen und sie ausschalten sollen, während sie mit den Beißern beschäftigt waren!«

»Da waren aber mehr, als ich dachte, und sie waren auch besser bewaffnet als angenommen.«

»Mann! Mehr … als … DU … dachtest?«

»Ollie hat doch gemeint, es wären nur …«

»Was zum Teufel soll Ollie überhaupt wissen? Der Junge hat ein Gehirn von der Größe einer Ameise.«

»Sollen wir uns vom Acker machen?«

Der ältere Junkie will schon antworten, als er das unverwechselbare Klicken eines Hahns, der...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2018
Reihe/Serie The Walking Dead-Romane
The Walking Dead-Romane
Übersetzer Wally Anker
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Robert Kirkman's The Walking Dead 8 - Return to Woodbury
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte eBooks • Horror • Lilly Caul • Postapokalypse • TV-Serie • Untote • Woodbury • Zombies
ISBN-10 3-641-21718-0 / 3641217180
ISBN-13 978-3-641-21718-1 / 9783641217181
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