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Böse Seelen (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller | Spannender Thriller bei den Amischen
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
352 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490346-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Böse Seelen -  Linda Castillo
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Wenn das Böse im Verborgenen lauert Der fesselnde Thriller von Spiegel-Bestsellerautorin Linda Castillo führt Polizeichefin Kate Burkholder in eine isolierte und verschwiegene Amisch-Gemeinde im Bundesstaat New York, in der der Schrecken zu Hause ist. Die junge Rachel Esh wird tot im Wald gefunden. Sie war fünfzehn und erfror jämmerlich. Offenbar wollte sie weg von zu Hause. Böse Gerüchte machen die Runde über diese isolierte Amisch-Gemeinde im Bundesstaat New York. Aber niemand will offen sprechen. Deshalb bittet der örtliche Sheriff Kate Burkholder um Hilfe. Allein und auf sich selbst gestellt, soll sie herausfinden, was sich dort wirklich abspielt. Kate gibt sich als trauernde Witwe aus und taucht ein in eine Welt, die voller Verbrechen und Grausamkeit ist. Und in dieser Welt steht ihr der gefährlichste Kampf noch bevor: Sie muss ihr eigenes Leben retten.

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas.

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas. Helga Augustin hat in Frankfurt am Main Neue Philologie studiert. Von 1986 - 1991 studierte sie an der City University of New York und schloss ihr Studium mit einem Magister in Liberal Studies mit dem Schwerpunkt ›Translations‹ ab. Die Übersetzerin lebt in Frankfurt am Main.

Die Geschichte ist flott geschrieben, die Figuren sympathisch. Die Stärke des Buches ist zweifellos die lebendige Schilderung der Kultur der Amischen […].

›Böse Seelen‹ ist ein fesselnder Thriller, dessen Spannung stetig zunimmt und der einen interessanten Einblick in die amische Lebensweise gibt.

Ein weiterer gelungener Teil der Krimireihe.

Castillo gelingt es obendrein, auf allen Ebenen zu unterhalten: Spannung, Atmosphäre, Figuren.

Prolog


Sie wartete bis drei Uhr morgens. Den Versuch, zu schlafen, hatte sie längst aufgegeben. Seit fünf Stunden wälzte sie sich mit angstvoll pochendem Herzen in den schweißnassen Bettlaken. Ihre Gedanken kreisten um alles, was schiefgehen konnte. Als sie schließlich zu aufgewühlt war, um noch länger liegen zu bleiben, schob sie die Decke beiseite, stand auf und zog das Nachthemd aus.

Sie kniete vor dem Bett und holte die ordentlich gefalteten Kleidungsstücke hervor, die sie darunter versteckt hatte: lange Unterwäsche, Jeans, Sweater, zwei Paar Socken, warme Handschuhe, Wollmütze. Sie hatte Wochen gebraucht, um diese paar Sachen zusammenzutragen, und ihre Flucht sogar zweimal verschieben müssen. Zum ersten Mal im Leben hatte sie gestohlen. Und sie hatte Menschen belogen, die sie liebte. Aber jetzt besaß sie genug warme Sachen, um für das kalte Wetter gewappnet zu sein. Alles andere lag in Gottes Hand.

Zitternd zog sie im Dunkeln die Kleider an. Eigentlich brauchte sie auch dicke Winterstiefel, aber dafür hatte das Geld nicht gereicht, und zum Stehlen waren sie zu groß. Also mussten ihre gefütterten Gummistiefel genügen. Sie steckte die Handschuhe in die Tasche und lauschte, um sicherzugehen, dass sonst niemand im Haus wach war. Aber außer dem Rascheln ihrer Kleidung und ihrem schnellen Atem war nichts zu hören.

Zuletzt zog sie ihr Handy unter der Matratze hervor. Sie ließ es nie an, das war zu riskant – Mobiltelefone waren laut Ordnung strikt verboten. Ein Verstoß dagegen würde umgehend hart bestraft. Hoffentlich reichte der Akku für den einen Anruf, den sie unbedingt machen musste.

Sie schob das Handy in die Gesäßtasche und schlich in Strümpfen zur Schlafzimmertür. Als sich diese ohne jedes Knarren öffnen ließ, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Was ein bisschen Schmalz bei so alten Scharnieren bewirkte, war erstaunlich. Und sie machte sich erneut klar, dass es die Achtlosigkeit gegenüber den kleinen Dingen war, die einen in Schwierigkeiten brachte. Und den falschen Leuten zu vertrauen.

Das würde ihr nicht passieren. Sie vertraute niemandem, schon lange nicht mehr. Manchmal traute sie nicht mal sich selbst. Dieses Vorhaben hatte sie wochenlang geplant, jedes Detail tausendmal durchgespielt. Sie hatte sich die unzähligen Dinge vergegenwärtigt, die schiefgehen konnten, und ihren Plan entsprechend angepasst. Auch das Gelingen hatte sie sich ausgemalt und niemals aus den Augen verloren, was es für sie bedeuten würde. Das hatte sie weiterleben lassen, als alles andere verloren war.

Freiheit.

Leise schlich sie hinaus in den Flur, wo nur wenige Meter entfernt hinter drei Schlafzimmertüren die Gefahr lauerte, entdeckt zu werden. Es gab hier weder Fenster noch Licht, doch auf die Dunkelheit war sie vorbereitet, hatte sich jeden Schritt eingeprägt und kannte den Weg so gut wie ihr eigenes Gesicht. Nur drei Schritte, und sie war an der Treppe, umfasste das harte, glatte Geländer. Alle Sinne aufs Äußerste geschärft, schlich sie die Stufen hinab und trat über die vierte hinweg, die wegen eines gelockerten Nagels knarrte.

Unten an der Treppe blieb sie stehen und lauschte erneut. Der petroleumbetriebene Kühlschrank brummte, und die Uhr über dem Ofen tickte, aber beides wurde fast von den Schreien der Angst in ihrem Kopf übertönt. Ihre Knie zitterten, ihre Hände waren schweißnass und flatterten unruhig. Doch Angst konnte sie sich nicht leisten. Angst lenkte ab, und Ablenkung führte zu Fehlern. Lieber Gott, sie durfte das hier jetzt nicht vermasseln. Sie atmete tief ein und langsam aus, um sich zu beruhigen, doch es half nichts. Der kalte Hauch der Panik saß ihr fest im Nacken.

Weiter vorn zeichnete sich im Dunkeln schwach das Rechteck der Küchentür ab. Aber kein flackernder Lichtschein, um diese Zeit war niemand wach. Zu ihrer Rechten fiel trübes Licht durch das vordere Fenster ins Wohnzimmer. Sogar der Dreiviertelmond war Teil ihrer sorgfältigen Planung gewesen, nur dass der Himmel bedeckt sein könnte, hatte sie nicht bedacht. Aber das würde sie jetzt nicht aufhalten.

Sie überquerte den Holzboden geräuschlos wie ein Gespenst. Weiter durch die Küche, wo die Kälte des Linoleums sogar durch zwei Paar Socken drang. Dann stand sie im Vorraum. Hier war es noch kälter, denn er wurde nie beheizt, und durch den Spalt unter der Außentür wehte eisige Luft herein. Ihr Mantel – nicht dick genug, aber einen besseren hatte sie nicht – hing am Haken. Die Stiefel standen neben dem Flechtteppich, wo sie sie nach dem Ausmisten der Ställe hingestellt hatte. Sie schlüpfte hinein, konnte sogar den Pferdemist noch riechen. Dann zog sie den Mantel an, machte ihn mit zittrigen Fingern zu, nahm die Handschuhe aus der Tasche und streifte sie über. Jetzt schwitzte sie. Beim Griff nach dem Türknauf grinste die Angst sie höhnisch an, bedeutete ihr, sie schaffe das nie. Als sie auch diese Tür geräuschlos öffnete, lächelte sie nicht.

Draußen schneite es heftig, für einen kurzen Moment packte sie blankes Entsetzen. Damit hätte sie rechnen müssen. Bestimmt würde sie Fußspuren hinterlassen. Doch als sie die Verandatreppe hinunterging, wurde ihr klar, dass der viele Schnee ihre Spuren zudecken würde. Auch die schlechte Sicht wäre von Vorteil. Falls zufällig jemand aufwachte und aus dem Fenster schaute, würde man sie nicht sehen können. Noch ein Geschenk Gottes.

Sie kicherte hysterisch, rannte über den verschneiten Hof, mühsam mit den Gummistiefeln, aber vollkommen lautlos. Atemwölkchen vor ihrem Mund. Schneeflocken piekten ihr ins Gesicht wie spitze kleine Schnäbel. Am Schuppen vorbei, unter der Wäscheleine hindurch. Die Umrisse der großen Scheune zwanzig Meter weiter links. Sie bog nach rechts ab, machte wohlweislich einen Bogen um die Pferde, die in Erwartung von Futter laut wiehern würden. Vorbei an dem Eisenpfosten, der die Gartengrenze markierte, und dem Ahornbaum am Rande des Hofs.

Sie erreichte den Zaun, kletterte geschickt wie eine Turnerin darüber und landete auf der anderen Seite auf den Füßen. Durch den Schneeschleier hindurch sah sie am Ende der Weide die gesprenkelt wirkende Wand aus Bäumen, und ein tiefes Gefühl von Freiheit durchströmte sie. Sie lief los. Gefrorene Grasbüschel knirschten unter ihren Füßen, der Wind schlug ihr ins Gesicht, brannte in ihren Augen und zerrte an Mantel und Mütze. Aber sie wusste genau, wo das Schlupfloch des Wildpfades war, der in den Wald führte und den sie über viele Wochen lang passierbar gemacht hatte. Die Mistkerle hätten besser aufpassen sollen, womit sie sich nachmittags beschäftigte …

Der Wald schluckte sie, nahm sie in sich auf. Nach ein paar Metern wurde auch der Wind schwächer, durchdrang die Baumreihen nicht mehr. Um sie herum klirrte Schneegraupel, aber sonst herrschte himmlische Stille. Sie rannte hundert Meter, wich einem umgefallenen Baumstamm aus.

Auf der Lichtung blieb sie stehen, beugte sich vornüber und stützte die Hände auf die Knie, verschnaufte einen Moment. Sie hatte Zeit. Nur noch zwei Meilen, da vorne am See vorbei, dann am Hochsitz rechts und noch eine Meile bis zur Straße. Den gefährlichsten Teil ihres Plans hatte sie geschafft.

Euphorie überkam sie, und sie lachte laut auf, was in der Dunkelheit inmitten des Schnees irrsinnig klang. »Ich hab’s geschafft«, sagte sie keuchend. »Ich hab’s geschafft. Ich hab’s geschafft

Sie richtete sich auf, wischte sich mit dem Ärmel über die Nase und blickte zurück. Niemand folgte ihr, kein Mensch weit und breit.

»Ich hab gewonnen«, flüsterte sie. »Ihr Mistkerle.«

Etwas langsamer lief sie nun den Pfad entlang, fand schnell ihren Rhythmus. Schnee traktierte ihre Wangen, tat ihren Augen weh, doch das machte ihr nichts aus. Zwischen Bäumen hindurch, von Hochstimmung angetrieben und dem Ziel so nahe, dass sie den süßen Duft der Freiheit schon roch. Ein neues Leben. Eine Zukunft.

Sie erreichte den See, eine weiße Fläche zu ihrer Rechten. Wie Diamanten glitzerte der Schnee auf dem Eis. Der Pfad führte weitere fünfzig Meter am Ufer entlang. Auf der anderen Seite noch eine Baumreihe. Obwohl ihre Muskeln schmerzten und ihre Lungen brannten, lief sie schneller. Einen Fuß vor den anderen. Rannte jetzt, der Schmerz kein Problem. Weiter, beeil dich.

Auf einmal Fußspuren. Sie blieb wie angewurzelt stehen, starrte sie keuchend an, bestürzt und ungläubig. Alarmglocken schrillten in ihrem Kopf, Panik ergriff sie.

Unmöglich, dachte sie.

Ihr Blick folgte den Spuren nach links, in den Wald. Noch nicht vom Schnee bedeckt. Frisch. Aber wer war mitten in der Nacht hier draußen? Im Grunde kannte sie die Antwort schon, pures Adrenalin flutete jetzt durch ihren Körper.

Tausend Möglichkeiten schossen ihr durch den Kopf. Weiter und noch schneller den Pfad entlangrennen, ihnen davonlaufen. Den Weg verlassen und im Wald verschwinden, sie im Gewirr der Bäume abschütteln. Oder über den See laufen und ihnen im Wald auf der anderen Seite entkommen. Doch Letzteres war sicher keine gute Idee. Denn trotz der Kälte heute Nacht war es vergangene Woche fast zehn Grad gewesen, und sie könnte nicht sicher sein, dass das Eis sie trug.

Eine Gestalt trat aus dem Wald heraus auf den Pfad. Ein bleiches Phantom mit dunklen Löchern, da wo die Augen waren. Hut und Drillichjacke voller Schnee. Und dann erkannte sie ihn. Eigentlich hätte sie erleichtert sein müssen, doch ihr Herz raste noch immer, und ihre Beine zitterten wie Espenlaub.

»Du hast mich zu Tode erschreckt!«, stieß sie aus.

Ein vertrautes Grinsen. »Tut mir leid.«

»Was machst du hier?«

»Ich konnte...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2017
Reihe/Serie Kate Burkholder ermittelt
Kate Burkholder ermittelt
Übersetzer Helga Augustin
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Amische • Flucht • Geheimnis • Gemeinde • Gerücht • Glauben • Pennsylvania • Trauer • undercover • USA • Verschwiegenheit • Vertrauen • Witwe
ISBN-10 3-10-490346-8 / 3104903468
ISBN-13 978-3-10-490346-0 / 9783104903460
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