Wenn ich auch nicht bei Dir sein kann (eBook)
134 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7412-6794-9 (ISBN)
1940/1941
den 31.5.40.
Liebe Emma!
Habe Deinen Brief mit Freuden erhalten, besten Dank dafür. Das ist nun Wahrheit geworden, was Du geschrieben hast, wir sind nämlich nicht mehr am alten Platz. Nun heißt es von der Heimat fern geschieden. Die schönste Zeit ist zu Ende. Das macht aber nichts, die Hauptsache ist, daß wir alle noch beisammen sind.
Liebe Emma, sei nur froh, daß Du nicht hier Deine Heimat hast, es ist nämlich ein trauriger Anblick, wenn man so sieht wie die Menschen Ihr Hab und Gut verlassen müssen, und ins Landesinnere flüchten.
Neues gibt es weiter nicht, ich habe zum Andenken Dir ein Bildchen beigelegt, vielleicht kannst Du mir von Dir auch eines schicken, was mich sehr freuen würde.
In der Hoffnung, daß Dich dieses Brieflein gesund und munter erreicht grüßt Dich
Georg
Auf Wiedersehen! Schreibe bald wieder!
Osten, den 30.12.40.
Liebe Emma!
Will Dir nun Antwort geben auf Deinen Brief, welchen ich am 28. erhalten habe, besten Dank dafür. Wie ich daraus sehe bist Du nicht mehr zu Hause. Wie geht es Dir? Bist Du gesund und munter? Ist Dein Bruder Karl bei Dir zu Hause, weil Du fort konntest? Ja und nun zur Antwort. Ich hab schon viel Post bekommen in den
sechzehn Monaten seit ich fort bin, aber noch nie einen solchen Brief welcher mir so viel zum Nachdenken und Überlegen gab wie dieser. Ja, wenn ich abends in meiner Falle liege, kann ich stundenlang nicht einschlafen, gestern war ich um 12 Uhr noch wach.
Soviel ich weiß hab ich im September Dir meinen letzten Brief geschrieben, wartete immer auf Antwort, aber es kam nichts. Woche um Woche verging, und es war immer noch beim Alten. Nun kam auch noch der Urlaub! Nun, was tun? Ich sagte mir, die Emma will nichts mehr von Dir wissen, sonst hätte ich doch Antwort bekommen. Der eigentliche Grund war nämlich meine letzte Verabredung mit Dir. Zuerst kam Deine Schwester, und sagte mir einen schönen Gruß von Dir, und ich soll in einem Jahr wiederkommen. Weiter äußerte sie, meine Emma will einmal alleine bleiben. Wie wir so miteinander redeten kamst Du herein, und brachtest die Hühner in den Stall, wo Du mich fragtest ob ich mir das zu Herzen genommen hatte was Deine Schwester sagte. Emma, das traf mich so tief ins Herz, daß ich mir vorgenommen habe nie und nimmer so einen Gang zu machen. Wie es mir Sonntag darauf ging hab ich Dir ja geschrieben. Nur an Deinem letzten Brief habe ich mich immer aufgehalten, welcher doch ganz anders lautete. Hier stimmt etwas nicht, hier muß etwas dazwischen stehen, sagte ich mir immer wieder!
Ja, und noch etwas spielte mit. Bühler hat doch durch Deine Schwester erfahren, daß wir einander schreiben, ich dachte aber nichts dabei, denn wir waren immer gute Freunde. Leider kam es bald anders! Er war nämlich ein falscher Freund zu mir, wie ich von Hans Heinke erfahren habe, was ich Hans auch glaube. Er sagte nämlich zu Hans, daß zwischen uns beiden nie etwas daraus werde, ich sei schließlich Dir viel zu wenig. Das war natürlich sehr schwer für mich, wenn man so etwas von einem Freund hören muß. Bühler war immer freundlich ins Gesicht, aber sonst das Gegenteil! Ich glaube auch, daß er Deiner Schwester manches vorgelogen hat, und Du hast es ihr geglaubt. Emma, Du darfst es mir glauben, es war ein innerlicher Kampf welcher manche schlaflose Stunde kostete, trotzdem ließ ich nichts merken. Das geschah alles im Westen. In meinem Urlaub darauf besuchte ich Dich trotz alledem, wo ich aber leider nicht viel Glück hatte.
Ja Emma, so ging es mir, ich glaube, daß Dir manches neu ist, leider konnte ich Dir nie etwas davon sagen, denn die Zeit war immer zu kurz. Ich habe es Dir immer geglaubt, daß Du viel Arbeit hast, denn in einem solchen Haus gibt es viel Arbeit, überhaupt wenn die Mutter krank ist. Du wirst nun verstehen daß es so kam, und meine Geduld zu Ende ging obwohl ich immer große Geduld habe. Weißt, als Soldat muß man das haben, und zwar oft nicht wenig!
In Deinem Brief schreibst Du, daß Du erfahren hast ich habe nun ein anderes Mädel. Emma, weißt Du das gewiß? Wenn das der Fall wäre hättest Du mir bestimmt nicht mehr geschrieben. Ich hab Dir doch mal persönlich mein Quartier in Sielmingen geschildert. Ich konnte einfach keinen Familienanschluß finden, meinem Schlafkameraden ging es genau so. Jeder fand ein Haus wo er am Abend hin konnte, und ich muß sagen, ich habe prima Menschen kennen gelernt. Sie taten mir alles flicken und waschen, aus Dankbarkeit nahm ich ihnen natürlich manche schwere Arbeit ab, denn der Mann war auch fort. Bühler war auch immer, oder fast immer, dabei, und wenn er nur noch abends kam. Im Frühjahr habe ich ihnen die ganze Saat bestellt. Emma, warum soll ich denen nicht dankbar sein? So kam nun der 15. Mai, wo wir Abschied nahmen, alt und jung weinten. Ich versprach ihnen noch sie mal zu besuchen, und das geschah an der Kirchweih. Als ich ging sagten sie zu mir, ich soll sie doch mal wieder besuchen wenn ich Zeit habe und mein Mädel mitbringen, sie wußten nämlich etwas von uns beiden. Zur Zeit ist ein Mädel von ihnen im R.A.D., wir schreiben immer aneinander aus Freundschaft und Kameradschaft vom letzten Jahr. Ich bekomme auch immer noch von Sielmingen Post, und zum Geburtstag und zu Weihnachten erhielt ich ein Päckchen. Zwischen uns besteht reine Kameradschaft und Freundschaft, welche nicht so schnell wieder zu Ende geht. Ehrlich gesagt, solch gute Menschen hab ich noch nicht viele in meinem Leben getroffen.
Ich hoffe nun, daß Du diesen Brief gesund und munter in Empfang nimmst, und mich nun endlich richtig verstehst! Ich bin nicht derjenige, wo ein Mädel so schnell vergißt wie Du meinst.
Wünsche Dir nun nachträglich gute und gesegnete Feiertage in der Ferne! Wenn Du mir zu diesem Brief etwas zu sagen hast, so schreibe es mir bitte. Bin seit dem 11. diesen Monats in einem Lazarett, auf Kommando. Meine Feldpostnummer 28598 habe ich immer noch. Viele Grüße sendet Dir
Georg Hopfer
Wenn Du natürlich Bühler mehr glaubst kann ich Dir auch nicht helfen.
Auf Wache am 27.1.41.
Liebe Emma!
Habe soeben Deinen rührenden Brief erhalten, besten Dank dafür. Wie ich daraus sehe bist Du immer gesund und munter, was bei mir auch der Fall ist. Wie lange willst Du denn in der Fremde bleiben? Wenn ja Deinem Bruder Karl alles eingeschrieben ist dann geht es ja schon. Aber zu Hause ist es doch immer am schönsten, mir geht es nämlich genau so. Weißt, bei mir sind es schon 19 Monate, daß ich Soldat bin, das heißt 17 Monate im Krieg. Das schönste von allem ist der Urlaub. Da weiß man erst was Heimat heißt, und bei der Begrüßung kommen beinahe vor Freude Tränen. Von Kameraden wirst eingeladen, man besucht Verwandte, überall sieht man glückliche aber ernste Gesichter, denn der Urlaub geht immer schnell zu Ende, und das peinliche Gehen steht wieder vor der Tür. Das wäre alles recht, wenn man wüßte wie lange es noch dauert.
Du fragst mich, ob ich seit im Herbst auch schon zu Hause gewesen sei! Nein Emma, vor März wird es jedenfalls nichts mehr, und wer weiß wo wir bis dahin sind. Ich hab so das Gefühl, daß dieses Mal es länger ansteht. Du würdest gerne wissen wo ich bin. Vom 11.12.-9.1.41. war ich in Warsch…, in einem Pf. Laz. auf Kommando. Nun bin ich wieder bei meiner Einheit, das heißt nur bei Nacht, oder wie heute auf Wache, sonst bin ich hier in K. im Pf. Laz., mit einem Wort bin ich seit 11.12. Stalljodler, aber das geht auch vorbei. Du schreibst, Du würdest mir auch gerne mal ein Päckchen schicken. Oh Emma, mache Dir da nicht unnötig Gedanken. Ich habe was ich brauche, und wenn mir
einmal was fehlt schicken mir es meine Eltern. Du schreibst von Deiner Freundin Rosa, daß sie ein Mädchen habe. Es kann sein, daß ich sie kenne, aber bei Namen nicht, weißt so arg oft war ich nicht in Gerstetten. Ja, wenn der Krieg nicht gekommen wäre. Wie alt ist sie? Und was hat sie für einen Freund? Ja Emma, das ist schon recht, aber der Krieg sollte eben bald ausgehen. Wenn nun das bei uns beiden auch der Fall wäre müßt ich immer denken, hoffentlich kommst wieder nach Hause. Was wäre das für ein Elend für Dich wenn es anders ginge, was man ja nicht hofft, aber so bin ich eben, Emma. Es freut mich wenn ich ein Mädel habe, aber in diesem Fall hätte ich Sorgen. Du schreibst, Du dachtest immer das hat noch lange Zeit. Das Gleiche habe ich auch zu Dir gesagt, aber weißt, wenn man so in der Ferne ist sehnt man sich doch so heimlich danach, und denkt es wäre doch schön. Und warum mir die Geduld ausging habe ich Dir ja geschrieben. Nun habe ich noch eine kleine Frage an Dich, Emma, es ist ja fast eine Schande für mich, wenn ich das erst jetzt frage. Wann hast Du Geburtstag? Wirst Du dann 22? Schreibe mir es bitte!
Wie gefällt es Dir eigentlich auf Deinem Hof, wie viel Hektar zählt er denn? Hat man viel Kühe und Pferde, oder wird das Feld maschinell bebaut? Deinem Schreiben nach muß es nicht weit entfernt von den Feldern entfernt sein. Was ist so im Großen und Ganzen Deine Arbeit? Oh, wie gerne wäre ich im...
Erscheint lt. Verlag | 19.8.2016 |
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Reihe/Serie | Feldpost |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Briefe / Tagebücher |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Drittes Reich • Feldpost • Liebesbriefe • Wehrmacht • Weltkrieg |
ISBN-10 | 3-7412-6794-5 / 3741267945 |
ISBN-13 | 978-3-7412-6794-9 / 9783741267949 |
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